Sehr starke Protagonisten
Into the FireDer Klappentext:
Anne Ashburn ist Firefighterin mit Leib und Seele. Kein Feuer ist ihr zu gefährlich, kein Risiko zu hoch. Doch bei einem Einsatz unterschätzt sie die Gefahr und kommt fast ums Leben. Nur ...
Der Klappentext:
Anne Ashburn ist Firefighterin mit Leib und Seele. Kein Feuer ist ihr zu gefährlich, kein Risiko zu hoch. Doch bei einem Einsatz unterschätzt sie die Gefahr und kommt fast ums Leben. Nur eine extreme Rettungsaktion von Danny Maguire, dem Bad Boy des Fire Departments, bewahrt sie vor dem sicheren Tod. Verletzt an Körper und Seele hat Anne danach nur noch ein Ziel: den Brandstifter zu finden, der für das Feuer verantwortlich ist, das ihr Leben so drastisch veränderte. Immer wieder trifft sie während ihrer Ermittlungen auf ihre alte Einheit – und Danny! Dabei lodern auch längst vergessene Gefühle wieder auf …
Das Cover:
Vielleicht das Einzige, was ich an diesem Buch ein wenig bemängeln würde. Irgendwie ist mir das Cover zu schlicht gehalten und die goldenen Schwünge darauf wirken für mich wie „da mal eben so draufgesetzt, damit es nicht so leer aussieht.“ Ich hätte es jetzt im ersten Moment auf jeden Fall nicht dem LYX-Verlag zugeordnet. Auch wenn das Ebook-Cover mit dem halbnackten Feuerwehrmann sehr klischeehaft und wenig originell ist, mag ich das Cover fast noch lieber.
Der Schreibstil:
J. R. Ward schreibt sehr schön flüssig und fesselt einen mit ihrem Worten förmlich an die Seiten. Schön fand ich auch, dass die Figuren innerhalb ihrer Perspektiven erkennbar waren. Es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Mehr als ein paar Stunden hat es nicht gedauert.
Meine Meinung:
Zu Anfang war ich etwas verwirrt, muss ich sagen. Man ist nämlich sofort in der Handlung drin und hört davon, dass Anne einen Tag vorher eine Nacht mit Danny verbracht hat. Ich fand es irgendwie merkwürdig, dass diese dem Leser nicht in einem Prolog oder ähnlichem erzählt wurde. Nicht, dass die Geschichte nicht auch so funktionieren würde, aber man fühlte sich als Leser eines Liebesromans dann doch ein wenig beraubt.
[Jetzt hinterher habe ich herausgefunden, dass es eine Novella namens „Into the Heat“ gibt, die diesen Teil vorweg erzählt. Allerdings wurde vielfach bemängelt, dass danach noch Seiten aus diesem Buch folgen. Es überlappt sich also quasi und dafür ist der Preis von 4,99€ meiner Meinung nach schon recht happig. Immerhin lesen wir von Liebesnächten zur Genüge und dieses Buch lässt sich wie gesagt auch lesen, ohne die Novella vorweg gelesen zu haben. So gesehen würde ich sie euch nicht unbedingt anraten.]
Bis auf die kleine Irritation war die Anfangsszene aber der Hammer. Es ist ernst, actionreich, folgenschwer und versetzt einen als Leser gleich in das Setting der Feuerwehr, das realistisch gefährlich dargestellt wird.
Zu den Beschreibungen über die Feuerwehrarbeit kann ich nur sagen, dass es auf mich alles sehr authentisch wirkte, eben weil stets die Gefahr überall lauerte. Auch der beinahe militärische Befehlston und die Gruppendynamik fand ich gut dargestellt. Wie es tatsächlich im realen Leben aussieht, weiß ich jedoch nicht und kann somit kein richtiges Urteil darüber fällen.
Schnell werden Anne und Danny uns in dieser ersten Szene als Hauptprotagonisten vorgestellt und schon da merkte ich, welches Band die beiden verbindet. Sie verstehen sich ohne Worte, weil sie sich gegenseitig in und auswendig kennen. Es war wirklich schön, das mitzuerleben.
Die Geschichte setzt dann ein paar Monate später wieder ein. Praktisch dort, wo der Alltag wieder bei beiden einkehrt, was ich sehr gut fand, da ein Mensch im realen Leben auch Zeit braucht, um etwas zu verarbeiten und die wurde den beiden hier gegeben.
Wenn ich jetzt beide Charaktere einzeln beschreiben würde, würde ich mich ziemlich oft wiederholen, denn sie sind sich in ihrem Wesen ziemlich ähnlich. Nicht nur Gegensätze ziehen sich an. Nicht-Gegensätze haben dafür aber wohl andere Probleme. Sie prallen bildlich gesehen manchmal einfach voneinander ab.
So sind beide Protagonisten sehr willensstark und wollen sich immer wieder beweisen. Dadurch gefährden sie nicht selten sich selbst.
Nach dem Unfall arbeitet Anne als Brandschutzermittlerin. Das empfand ich als eine super spannende Perspektive, weil sie so ähnlich wie in einem Krimi Zeugen befragte und nach Hinweisen suchte und gleichzeitig immer irgendwie in Kontakt mit der Feuerwache stand, auf der Danny noch arbeitet. Sie agierte verbissen und stürzte sich mit voller Motivation in ihren Fall. Das passte sehr gut zu dem Bild, dass mir von ihr vermittelt wurde und bot zusätzlich Nährboden für sie, sich mit ihrer jetzigen Lebenssituation auseinanderzusetzen. Das fand ich sehr schön gemacht, weil man die Entwicklung super nachvollziehen konnte. Es wirkte fast psychologisch. So fährt die taffe Anne ihre Wände immer weiter runter und lässt Danny mehr und mehr ein, der schon lange davor steht und immer wieder anklopft.
Danny ist auf psychologischer Ebene wohl etwas anders als Anne. Er hat einiges noch nicht verarbeitet und sperrt sich gegen vieles, anstatt nach vorn zu sehen.
In den Szenen, in denen sie zusammen vorkamen, war es einfach wunderbar zu sehen, wie sich beide gegenseitig in die richtige Richtung schubsten. Sie gingen quasi jedes Mal mit neuen Denkanstößen nach Hause.
Die ganze Beziehung, der Aufbau, die tiefere Ebene und auch die Eingliederung in die Handlung, zwischen Anne und Danny war einfach unheimlich gut gemacht. Sie entwickelte sich genau im richtigen Tempo, sodass einem nicht langweilig wurde und man Fortschritte sah.
Aufgepeppt wird die Liebesgeschichte von gleich zwei weiteren Ebenen. Zum einen sind das die Erzählperspektiven. Wir lesen aus der Sicht von Anne und von Danny, was aufgrund der Tiefe der Story und der Probleme in der Psyche beider Protagonisten einfach nur angemessen ist, aber auch aus der von Annes Bruder Tom und weiteren Personen. Tom ist dabei der Einzige, dessen Perspektive öfters auftaucht. Durch sie lernen wir Anne noch von einer anderen Seite kennen: ihrer familiären. Denn auch dort ist nicht alles Friede Freude Eierkuchen. Während Danny vornehmlich wegen der Toten mit sich kämpft, führt Anne einen Kampf gegen ihre Eltern. Durch Tom bekommen wir diese Perspektive super mit. Das Besondere: Tom ist nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck, sondern wird durch ihm eigene Szenen zu einem greifbaren Charakter. Das fand ich super, sodass ich mir auch noch ein Buch über ihn vorstellen kann. Da die Geschichte sonst sehr in die Tiefe geht und Dannys und Annes Probleme betrachtet, bleibt in ihren Perspektiven einfach nicht mehr so viel Platz, um andere Protagonisten noch großartig zu charakterisieren. Durch die Perspektivwechsel bekommen diese Nebenprotagonisten jedoch ihren Platz und können zu greifbaren Figuren werden. Das fand ich super interessant und sehr gut gelungen und habe ich so tatsächlich auch noch nirgendwo in diesem Genre gelesen.
Die zweite Ebene neben der Liebesgeschichte dieses Buches ist der spannende Fall um die Brände in den Lagerhäusern. Diese hat dazu beigetragen, dass ich noch mehr an die Seiten gefesselt war als ohnehin schon. Es ist eine richtige Spurensuche, mit Gefahr, Bedrohung, fiesen Menschen, Mord und was sonst noch dazugehört. Gerade das Finale auf dieser Ebene hat mich total überrascht, weil ich sowas niemals in solch einem Buch erwartet hätte. Aber es war wirklich genial und hat die Geschichte unheimlich aufgelockert. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass viele nicht so begeistert von einer Geschichte wären, die sich vornehmlich nur mit dem Innenleben der Protagonisten beschäftigt und in dem tatsächlich gar nicht so viel Erotik vorkommt.
Fazit:
„Into the Fire“ hat mich wirklich überrascht. Der Schreibstil war super. Locker und flüssig. Es war mega spannend, konnte mit viel Tiefe, Action und Pepp überzeugen und hat die Problematik um das Feuerwehrmann/frau sein super dargestellt. So wirkte es sehr authentisch und hat die unterschiedlichsten Gefühle bei mir als Leser geweckt. Ich kann es nur loben und empfehlen!
5 von 5 Sterne von mir.