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Veröffentlicht am 01.08.2020

Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher.

Marriage on Madison Avenue
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Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben ...

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben habe (ich bin so gut, halleluja 😊). Während mich "Passion on Park Avenue" mit den eher farblosen Protagonisten, dem konstruierten Handlungsverlauf und den oberflächlichen Gefühlen nicht überzeugen konnte und die Fortsetzung "Love on Lexington Avenue" um Welten besser war und alles bot, was man sich von einer unterhaltsamen Liebesgeschichte wünscht, schließt "Marriage on Madison Avenue" die Reihe mit einer lockeren, unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Geschichte ab.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in einem Hochzeitskleid zu sehen, die in ein Taxi einsteigt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erster Satz: "Von diesem Augenblick hatte Audrey Tate Dutzende von Malen geträumt."


Auch der letzte Teil der Reihe beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem für alle neuen Leser kurz der Hintergrund der Trilogie erläutert wird, während alle, die schon die ersten Teile kennen, sich noch mal in Erinnerung rufen können, auf was die Reihe fußt: Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Nachdem Claire, Audrey und Naomi vom selben Mann hintergangen und betrogen wurden, haben sie sich geschworen, sich gegenseitig vor weiteren Herzensbrechern zu beschützen. In "Passion on Park Avenue" hat Braydens ehemalige Geliebte Naomi im stilvollen Architekten Oliver schon ihren Traummann gefunden. Auch Braydens Witwe Claire hat der Liebe eine zweite Chance gegeben und ist nun mit dem Innendesigner Scott verheiratet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Mann für die dritte im Bunde: Braydens Freundin, die Influencerin Audrey Tate. Dass sie diesen schon die ganze Zeit direkt vor der Nase hatte, bemerkt sie erst, als sie durch eine gefakte Verlobung mit ihrem besten Freund Clarke, Gefühle für ihn entdeckt. Doch wie sollen sie aus der Verlobungssache wieder herauskommen, ohne ihre Freundschaft zu zerstören?


"Ob ich weiß, was ich da tue? Nicht wirklich. Will ich aufhören, mit ihm zu schlafen? Nein. Will ich die Hochzeit abblasen? Nein. Was hat das zu bedeuten? Keine Ahnung."


Tatsächlich schaffte es dieser letzte Band endlich, eine größere gefühlsmäßige Nähe zur Handlung und den Protagonisten zu vermitteln und während ich bei den ersten zwei Bänden das Geschehen noch mit ein wenig mehr Abstand betrachtet habe, konnte ich hier sehr mit Audrey und Clarke mitfiebern. Die Autorin baut die sich entwickelnde neue Spannung zwischen den beiden Freunden sehr langsam und authentisch auf und nimmt sich viel Zeit, für die neuen Gefühle. Zwar plätschert die Handlung dadurch etwas gemächlich vor sich hin, durch die Hochzeitsvorbereitungen der gefakten Verlobung ist jedoch ein klarer roter Faden zu sehen, der die einzelnen Szenen, in denen Clarke und Audrey zusammentreffen, verbindet. Zwischen die Gefühle mischen sich immer wieder Hochzeitsvorbereitungen, High-Society-Events und der Instagram-Alltag einer Influencerin mitten in New York, was für ein witziges, spritziges, romantisches Flair sorgt. Gepaart mit dem Sex-and-the-City-Touch, der ja schon dem ersten Teil anhaftete, mit Glamour, Luxus und High-Society-Events in der Stadt der endlosen Möglichkeiten und einer spaßigen Lovestory, liest sich diese Selbstfindungsgeschichte sehr schnell und locker weg und machte definitiv süchtig. Dafür sorgten auch Lauren Laynes flüssiger Schreibstil und ihre treffenden Beschreibungen, mit denen sie das Setting lebendig werden ließ. Man merkt der ganzen Reihe an, dass die Autorin selbst seit Jahren in Manhattan wohnt und deshalb die Licht- sowie die Schattenseiten der spannenden Stadt New York treffend einzufangen weiß.


"Das war kein Theater. Nicht ich war die Frau, die er brauchte. Wahrscheinlich war ich es nie. Clarke hat mich nie auf diese Weise geküsst."
"Auf welche Weise?", platzte Audrey unwillkürlich heraus.
"Als folgte er einem inneren Drang und glaubte, sterben zu müssen, wenn er es nicht täte. Als sei ich das Einzige, was zählt, das Einzige, was er sieht."


Dabei ist der dritte Teil aber leider wieder etwas oberflächlicher als der zweite Band und mit vielen NYC-Upper-Class-Klischees sowie viel unnötiges Drama (kupplerische Mutter, eifersüchtige Exfreundin, gemeine Internet-Klatschbasen) recht vorhersehbar. Über die "Probleme" der Reichen und Schönen muss man manchmal die Augen verdrehen, aber da sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, geht das klar. Für das prickelndere Leseerlebnis sorgte auch die stimmige Chemie zwischen Audrey und Tate, von denen man schon im ersten Teil hoffte, dass sie irgendwann zusammen kommen würden.


"Er ist immerhin Clarke, nicht wahr?" Sie sagte das mit einem wissenden Lächeln, einem gemeinsamen Einverständnis zwischen zwei Frauen, die den gleichen Mann liebten. Audrey zögerte, als Elizabeth davonging. Sie machte den Mund auf, um ihr zu versichern, dass ihre Ehe mit Clarke nicht so sein würde, dass sie nicht verliebt in ihren besten Freund war. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Denn tief im Herzen wusste sie bereits, dass es eine Lüge war..."


Dadurch dass beide Protagonisten als personaler Er-Erzähler abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen, erhalten wir einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt der beiden lebendigen Personen. Audrey ist so liebenswürdig, dass man sie einfach mögen muss und Clarke ist ein klarer Fall von Playboy mit weichem Herz. Zwar kommen auch in der Charakterentwicklung einige Klischees zum Tragen und im letzten Drittel ging mir alles ein bisschen schnell aber dennoch kann die Geschichte durch eine durchaus realistische Liebesgeschichte punkten. Anders als in anderen Büchern des Genres bleibt die Autorin aber bei einer sehr "harmlosen" Beschreibung ihrer Beziehung und konzentriert sich eher auf Gefühle als auf Leidenschaft.


"Brayden war niemals mein Märchenprinz. Das war er von uns allen nicht. Er war die böse Hexe, der Troll, der Wolf im Schafspelz, aber nie der Prinz. Scott ist mein Prinz. Oliver ist Naomis Prinz. Und Clarke ist deiner"; schloss Claire sanft. Audrey wischte sich die Augen ab und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann bekannte sie sich zu der Wahrheit, von der sie schon Gott weiß wie lange davonlief. Sie holte tief Luft: "Ich glaube, ich bin in Clarke verliebt."
Naomi seufzte und nahm sie in die Arme, tätschelte ihren Kopf: "Ach Süße. Natürlich bist du das."


Auch Naomi und Oliver, Claire und Scott und ein paar Nebencharaktere kommen natürlich wieder vor und in einigen kleinen Andeutungen werden den beiden Vorgängergeschichten noch mal ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Insgesamt ist "Marriage on Madison Avenue" also ein sehr schöner Abschluss der Reihe.



Fazit:


Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher. "Marriage on Madison Avenue" ist eine typische Friends-to-Lovers-Geschichte, die mitreißt und der man den Verlauf auch vollkommen abnimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Spannend, mitreißend, emotional!

Light Up the Sky
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Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit ...

Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit dem heftigsten Cliffhanger aller Zeiten endete. Da ich ein großer Fan der Autorin bin, war es keine Frage, dass ich in "Light Up the Sky" die Geschichte von Autumn, Weston und Connor weiterverfolgen musste. Leider komme ich hier zu einem ähnlichen Schluss wie vor ein paar Wochen zu "All in": Wenn man die Geschichte nach ihrem Grad der emotionalen Zerstörung, der Happy End-Schönheit, der Protagonisten-Fuckability oder dem Schreibstil beurteilt, bekommt sie ganz klar 5 Sterne. Nimmt man jedoch eine Variable, nämlich das Leserherz, aus der Gleichung heraus und betrachtet die Geschichte mit ein wenig Abstand, lassen sich einige Baustellen entdecken, die es mir leider nicht erlauben, eine uneingeschränkte Leseempfehlung auszusprechen.


"Sie liebt meine Seele, hatte er gesagt. Und meine Seele bist du." Ich vertrieb den Gedanken. Es gab kein Autumn und ich, kein irgendwie geartetes wie, Fantasie oder nicht. Ich war erledigt. Wenn ich ihr vorher schon nichts hatte bieten können, dann jetzt erst recht nicht. Nicht einmal mehr schöne Worte."


Das Cover ist wieder ein üblicher LYX-Traum mit dem dominanten Titel in gravierten Großbuchstaben und den glitzernden Lichtpunkten auf dem dunkel-lila Grund. Die Farb- und Lichtakzente haben mir schon beim ersten Teil sehr gut gefallen und während dieser mit dem hellen Hintergrund wenig zu fröhlich und glamourös für diese teilweise eher schwermütige Geschichte wirkte, passt diese Explosion auf dunklem Grund schon viel besser und kann die Dramatik mit den starken Akzenten besser einfangen. Denn hinter diesen hübschen Cover-Gestaltungen verbirgt sich eine alles andere als harmlose Geschichte. Geteilt in 5 Teile, einen Prolog und einen Epilog, umfasst die Geschichte 34 Kapitel, die entweder aus Westons oder aus Autumns Sicht erzählt sind. Zu Beginn folgt eine kurze Playlist und ein heftiger Prolog, der mit in die Wüste Syriens mitnimmt und zu Ende führt, was uns der Cliffhanger des letzten Teils verschwiegen hat. Besonders schön ist jedoch, dass ganz am Ende noch Westons Gedichte in englischer (also Original-)Fassung eingefügt worden sind, die eine ganz andere Magie entfalten als die deutschen Übersetzungen (auch wenn man an jener nichts aussetzen kann). Das war eine wunderbare Idee des Verlags, die einiges hermacht!


"Du bist unübertrefflich. Es liegt Poesie in der Linie deines Halses, in der Rundung deiner Brüste und der Kurve deines Mundes. Das Ganze ist ein perfektes Gedicht und ich will jeden einzelnen Vers kennen." Aber es war nicht genug. Nicht annähernd genug für die Frau, die mich mit wenigen Sätzen auszog, mein Herz entblößte, sodass es nackt, pulsierend und voller Worte vor ihr lag. Worte, die ich für tot und verloren gehalten hatte, die aber noch da waren. Vergraben und blass, aber noch da."


Denn allein Westons Gedichte und natürlich Emma Scotts Schreibstil sind zwei unschlagbare Gründe, diese Geschichte zu lesen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: sie schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. Sie erschafft durch die Mischung von drei zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, einer wunderschöner und doch hässlicher Stadt und herzzerreißend traurigen und anrührend süßen Momenten einen ambivalenten Mix voller Kontraste, Wahrheit und Tiefgründigkeit. Der sensible Schreibstil, viele Gefühle und "der anbetungswürdigste Charakter ever" stehen sonst aber leider einer eher mittelmäßigen Protagonisten und einem überhasteten Schlussteil gegenüber, die meine Bewertung leider herunterziehen. Warum ich das Buch also mochte, es bei Weitem aber nicht Emma Scotts bestes Werk ist, erfährt ihr jetzt:


Erster Satz: "Meine Lungen füllten sich, und plötzlich war ich wach, und das Chaos stürmte auf mich ein."


Nach dem heftigen Ende des ersten Teils, in dem ein Einsatz von Connor und Weston in Syrien schrecklich schief geht und beide schwer verwundet werden, war ich ein bisschen nervös vor dem Weiterlesen, da ich mir nicht sicher war, ob wir uns von einem der beiden trennen müssen. Zum Glück gibt es sowohl mit Connor als auch mit Weston ein Wiedersehen, doch die beiden kommen seelisch und körperlich stark beeinträchtigt aus ihrem Einsatz zurück. So geht es nach dem heftigen, herzzerreißenden Prolog in Syrien und der kurzen Sequenz im Krankenhaus vor allem um die Folgen des Einsatzes auf das Leben von Connor, Weston und deren Beziehung zu Autumn. Connor leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat ein zertrümmerter Ellbogen und starke Schuldgefühle angesichts seiner Verantwortung für Westons Verlust. Denn dieser hat sich nur seines Freundes wegen bei der Army eingeschrieben und dann ausgerechnet bei dem Versuch, Connor vor einer Granate zu retten, eine schwere Rückenmarksverletzung erhalten. Die Folgen der Lähmung und Westons schwerer, steiniger Weg, damit umzugehen sind gut recherchiert, sehr glaubhaft und unverblümt direkt geschildert. Auch wenn sich die Autorin wirklich tiefgreifend mit den Themen befasst hat und die zuvor noch etwas ziellose Story Substanz bekommt, konnte ich ein kleines Stirnrunzeln angesichts der dahinter steckenden Ideologie der Heldenverehrung der Kriegsveteranen nicht ganz unterdrücken. Denn allgemein stehe ich der ganzen amerikanischen Soldaten-Verherrlichung, der Dankbarkeit gegenüber Veteranen und dem stark übersteigerten Patriotismus sehr kritisch gegenüber.


"Ich konnte es so deutlich sehen: ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen, das die Augen zukniff, während sie ihre Wünsche ins Universum pustete. Wünsche, die Dinge verbessern sollen und ihrer Familie helfen. Vor meinen Augen verwandelte sich das kleine Mädchen in eine Frau, und ihr poetisches Herz wünschte sich jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte. Jemanden, der ihrer würdig ist."


Haben wir den emotional sehr schweren Einstieg, der verschiedene Themen anspricht, hinter uns gelassen, geht es dann zwar stimmungstechnisch stetig bergauf, was die Qualität der Geschichte angeht jedoch eher bergab. Wo sich die Autorin zuvor sehr einfühlsam mit Westons Schicksal und den Folgen des Einsatzes beschäftigt hatte, stehen plötzlich unwichtige Probleme im Vordergrund, wichtige Entwicklungen werden ins Off verdrängt und alles geht recht schnell, um dem Leser eine süße, schöne Geschichte zu präsentieren. Kaum kommen sich Weston und Autumn ein bisschen näher, geht alles plötzlich ganz flott und wir rasen dank großer Zeitsprüngen auf ein Happy End zu, welches ich wenige Seiten zuvor noch gar nicht gesehen hatte. Die Dreiecksgeschichte, die ja das Herzstück des ersten Bandes war, löst sich wie aus dem Nichts in Luft auf. Connors Gefühle für Autumn scheinen einfach nicht mehr existent und wie um eine genauere Auseinandersetzung mit ihm zu vermeiden, verschwindet er einfach für ein Großteil der Handlung komplett von der Bildfläche. Als er dann wieder auftaucht ist er überraschenderweise plötzlich geläutert und hat eine neue große Liebe am Start (die ich übrigens auch schon vorhergesehen hatte), was ich einfach nur schade fand. Statt sich seiner anzunehmen, den Leser an seiner Entwicklung teilhaben zu lassen und ihn in die Geschichte mit einzubeziehen, finden alle wichtigen Schritte im Off statt und er wird zu einem unwichtigen Randprotagonisten degradiert.


„Mehr. Das war ein Wort. Da war mehr zwischen Weston und mir. Mehr Gefühle, die keinen Sinn ergaben, mehr Elektrizität, mehr Feuerwerk und mehr Verlangen. Reines, ungefiltertes Verlangen.“


Auch Westons und Connors Freundschaft - ein weiterer wichtiger Punkt des Auftaktbandes - tritt stark in den Hintergrund und statt sich endlich mit ihren Differenzen und ihrem teilweise toxischen Verhältnis zu befassen, bekommen sie genau eine Seite, um sich zu versöhnen. Als dann Autumn ebenfalls feststellt, dass sie Connor eigentlich gar nicht vermisst, erscheint dann die Problematik des ersten Bandes komplett belanglos. Es drängte sich mir irgendwann also der Gedanke auf, dass sowohl von Umfang als auch Stimmung Band 1 und Band 2 nicht ganz zusammenpassen und man den ersten Teil als lange Vorbereitung für den zweiten nicht unbedingt gebraucht hätte. Denn die Dreiecksgeschichte spielt hier keine Rolle mehr und das Lügenkonstrukt trägt nichts zur Handlung bei sondern steht eher wie ein in die Länge gezogener Fremdkörper im Weg. Mir hätte es besser gefallen, wenn sich die Autorin entweder komplett auf ihre Nachkriegsproblematik und Westons Weg aus dem Abgrund fokussiert hätte, ohne auf die störenden Altlasten aus dem ersten Teil genauer einzugehen (einfach weil sie angesichts der Vorkommnisse keine große Rolle mehr zu spielen scheinen). Ansonsten hätte sie alternativ tatsächlich die Dreiecksgeschichte und Autumns Verletztheit angesichts der Lügen, die ihr aufgetischt wurden, richtig angehen und weiterentwickeln können, um den ersten Band ernstzunehmend fortzusetzen. Das Zwischending, das wir hier präsentiert bekommen und in dem zuerst die wesentlichen, substantiellen Probleme abgearbeitet werden, um danach in extrem verkürzter Form zu den belanglosen Dynamiken des ersten Teils zurückzukehren, empfand ich als nicht sehr befriedigend.


"Ich habe Ihr Herz gesehen und Ihre Worte gehört, Wes. Sie werden das überleben. Sie sind ein Dichter in der Rüstung eines Kriegers. Sie kommen aus diesem Wald heraus, aber zuerst müssen Sie den ersten Schritt tun."


Auch was die Protagonisten angeht, was ich mit dieser Teillösung nicht ganz zufrieden. Autumn bekommt hier zwar ein bisschen mehr Profil, aber dennoch blieb sie mir einfach zu blass und wurde gerade in der ersten Hälfte der Geschichte mehr zu einem Hilfscharakter. Trotz dass ich viele Gemeinsamkeiten mit ihr habe (Ausgehmuffel, Faible für Second-Hand-Chic, Workaholic, Studium mit Stipendium, immer überarbeitet, ehemaliges Landei), konnte ich sie nicht wirklich als Charakter greifen, weshalb mir ihre Seite der Geschichte schwer zugänglich blieb. Auch hier dreht sich fast alles um ihre Gefühle und ihr Verhalten gegenüber Weston und sie als Person bleibt ein bisschen auf der Strecke. Ihr allein bleibt nur die Suche nach einem sinnvollen und erfüllenden Thema für ihr Projekt, mit dem ich mich identifizieren konnte. Von Connor will ich hier gar nicht erst anfangen, denn wie gesagt verschwindet er noch PTBS-geschädigt von der Bildfläche, um 200 Seiten später geheilt, gut gelaunt und überglücklich wieder aufzutauchen. Was sich die Autorin dabei gedacht hat, weiß ich wirklich nicht.


"Was ist mit Ihrer Liebe? Wo soll Ihre Liebe jetzt hin?"
"Sie wird in mein Studium fließen. In mein Harvard-Projekt."
Edmond schüttelte den Kopf. "Aber Sie haben so ein romantisches Herz, so viel Liebe zu geben..."
"Es ist nicht mehr wichtig."
"Nicht wichtig?" Edmond hätte nicht entsetzter gucken können, wenn ich in den Kuchenteig gespuckt hätte. "Ma chère, es ist das Wichtigste von allem..."


Der große Lichtblick, der die Schwäche der beiden anderen Protagonisten wieder ausbügelt ist Weston Turner, der auch in der Fortsetzung zu den anbetungswürdigsten Charakteren gehört, von denen ich je gelesen habe. Er besitzt eine poetisch Tiefgründigkeit und gequälte Intensität, die Connor definitiv fehlt und das zeigt sich nicht nur darin, dass er wundervolle Gedichte schreibt. Nein, die Art und Weise, wie er seine Gefühle reflektiert, die Folgen seines Verhaltens auslotet und sein eigenes Glück hinter das der Menschen, die er liebt zurückstellt, ist einfach hinreißend, auch wenn er mich mit seinen masochistischen, aufopferungsvollen Zügen in den Wahnsinn trieb. Auch Paul, der Lebensgefährte von Wes´ Mutter, Autumns Chef und Wes´ Literaturprofessor Mr. Ondiwuje bilden drei sympathische Ausnahmen in dem Meer aus entweder blassen oder anstrengenden Nebencharakteren. Denn sowohl Wes´ als auch Connors Eltern sind stereotype und teilweise nervige Störfaktoren, die leider keine nennenswerte Entwicklung durchmachen und die Handlung keineswegs voranbringen.


"Meiner Ansicht nach war das immer das Problem mit Ihrer Rüstung. Sie muss so stark sein, dass der Schmerz, ihr unglaubliches Gewicht zu tragen, größer ist als der, vor dem sie sie schützen kann."


Auch das Ende wirkt in die Länge gezogen und überstrapaziert. Denn nach einer sehr vorhersehbaren "Wendung" und dem darauffolgenden Prä-Happy-End-Breakdown folgt eine ganze Reihe strahlender Happy-Ends. Ich sage es nur ungern, aber hier hätte ein etwas weniger zuckersüßes oder ein offeneres Ende besser gepasst.



Fazit:


"Light Up the Sky" versucht, wichtige Themen anzusprechen, neue Tiefe zu erreichen und danach an die Dreiecksgeschichte des ersten Teils anzuknüpfen, was leider nur mäßig gut gelingt. Zwar ist auch diese Fortsetzung spannend, mitreißend und emotional, Schwächen bei den Protagonisten und der Storyline trüben aber den Gesamteindruck ein.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Spannend, mitreißend, emotional!

Light Up the Sky
0

Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit ...

Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit dem heftigsten Cliffhanger aller Zeiten endete. Da ich ein großer Fan der Autorin bin, war es keine Frage, dass ich in "Light Up the Sky" die Geschichte von Autumn, Weston und Connor weiterverfolgen musste. Leider komme ich hier zu einem ähnlichen Schluss wie vor ein paar Wochen zu "All in": Wenn man die Geschichte nach ihrem Grad der emotionalen Zerstörung, der Happy End-Schönheit, der Protagonisten-Fuckability oder dem Schreibstil beurteilt, bekommt sie ganz klar 5 Sterne. Nimmt man jedoch eine Variable, nämlich das Leserherz, aus der Gleichung heraus und betrachtet die Geschichte mit ein wenig Abstand, lassen sich einige Baustellen entdecken, die es mir leider nicht erlauben, eine uneingeschränkte Leseempfehlung auszusprechen.


"Sie liebt meine Seele, hatte er gesagt. Und meine Seele bist du." Ich vertrieb den Gedanken. Es gab kein Autumn und ich, kein irgendwie geartetes wie, Fantasie oder nicht. Ich war erledigt. Wenn ich ihr vorher schon nichts hatte bieten können, dann jetzt erst recht nicht. Nicht einmal mehr schöne Worte."


Das Cover ist wieder ein üblicher LYX-Traum mit dem dominanten Titel in gravierten Großbuchstaben und den glitzernden Lichtpunkten auf dem dunkel-lila Grund. Die Farb- und Lichtakzente haben mir schon beim ersten Teil sehr gut gefallen und während dieser mit dem hellen Hintergrund wenig zu fröhlich und glamourös für diese teilweise eher schwermütige Geschichte wirkte, passt diese Explosion auf dunklem Grund schon viel besser und kann die Dramatik mit den starken Akzenten besser einfangen. Denn hinter diesen hübschen Cover-Gestaltungen verbirgt sich eine alles andere als harmlose Geschichte. Geteilt in 5 Teile, einen Prolog und einen Epilog, umfasst die Geschichte 34 Kapitel, die entweder aus Westons oder aus Autumns Sicht erzählt sind. Zu Beginn folgt eine kurze Playlist und ein heftiger Prolog, der mit in die Wüste Syriens mitnimmt und zu Ende führt, was uns der Cliffhanger des letzten Teils verschwiegen hat. Besonders schön ist jedoch, dass ganz am Ende noch Westons Gedichte in englischer (also Original-)Fassung eingefügt worden sind, die eine ganz andere Magie entfalten als die deutschen Übersetzungen (auch wenn man an jener nichts aussetzen kann). Das war eine wunderbare Idee des Verlags, die einiges hermacht!


"Du bist unübertrefflich. Es liegt Poesie in der Linie deines Halses, in der Rundung deiner Brüste und der Kurve deines Mundes. Das Ganze ist ein perfektes Gedicht und ich will jeden einzelnen Vers kennen." Aber es war nicht genug. Nicht annähernd genug für die Frau, die mich mit wenigen Sätzen auszog, mein Herz entblößte, sodass es nackt, pulsierend und voller Worte vor ihr lag. Worte, die ich für tot und verloren gehalten hatte, die aber noch da waren. Vergraben und blass, aber noch da."


Denn allein Westons Gedichte und natürlich Emma Scotts Schreibstil sind zwei unschlagbare Gründe, diese Geschichte zu lesen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: sie schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. Sie erschafft durch die Mischung von drei zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, einer wunderschöner und doch hässlicher Stadt und herzzerreißend traurigen und anrührend süßen Momenten einen ambivalenten Mix voller Kontraste, Wahrheit und Tiefgründigkeit. Der sensible Schreibstil, viele Gefühle und "der anbetungswürdigste Charakter ever" stehen sonst aber leider einer eher mittelmäßigen Protagonisten und einem überhasteten Schlussteil gegenüber, die meine Bewertung leider herunterziehen. Warum ich das Buch also mochte, es bei Weitem aber nicht Emma Scotts bestes Werk ist, erfährt ihr jetzt:


Erster Satz: "Meine Lungen füllten sich, und plötzlich war ich wach, und das Chaos stürmte auf mich ein."


Nach dem heftigen Ende des ersten Teils, in dem ein Einsatz von Connor und Weston in Syrien schrecklich schief geht und beide schwer verwundet werden, war ich ein bisschen nervös vor dem Weiterlesen, da ich mir nicht sicher war, ob wir uns von einem der beiden trennen müssen. Zum Glück gibt es sowohl mit Connor als auch mit Weston ein Wiedersehen, doch die beiden kommen seelisch und körperlich stark beeinträchtigt aus ihrem Einsatz zurück. So geht es nach dem heftigen, herzzerreißenden Prolog in Syrien und der kurzen Sequenz im Krankenhaus vor allem um die Folgen des Einsatzes auf das Leben von Connor, Weston und deren Beziehung zu Autumn. Connor leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat ein zertrümmerter Ellbogen und starke Schuldgefühle angesichts seiner Verantwortung für Westons Verlust. Denn dieser hat sich nur seines Freundes wegen bei der Army eingeschrieben und dann ausgerechnet bei dem Versuch, Connor vor einer Granate zu retten, eine schwere Rückenmarksverletzung erhalten. Die Folgen der Lähmung und Westons schwerer, steiniger Weg, damit umzugehen sind gut recherchiert, sehr glaubhaft und unverblümt direkt geschildert. Auch wenn sich die Autorin wirklich tiefgreifend mit den Themen befasst hat und die zuvor noch etwas ziellose Story Substanz bekommt, konnte ich ein kleines Stirnrunzeln angesichts der dahinter steckenden Ideologie der Heldenverehrung der Kriegsveteranen nicht ganz unterdrücken. Denn allgemein stehe ich der ganzen amerikanischen Soldaten-Verherrlichung, der Dankbarkeit gegenüber Veteranen und dem stark übersteigerten Patriotismus sehr kritisch gegenüber.


"Ich konnte es so deutlich sehen: ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen, das die Augen zukniff, während sie ihre Wünsche ins Universum pustete. Wünsche, die Dinge verbessern sollen und ihrer Familie helfen. Vor meinen Augen verwandelte sich das kleine Mädchen in eine Frau, und ihr poetisches Herz wünschte sich jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte. Jemanden, der ihrer würdig ist."


Haben wir den emotional sehr schweren Einstieg, der verschiedene Themen anspricht, hinter uns gelassen, geht es dann zwar stimmungstechnisch stetig bergauf, was die Qualität der Geschichte angeht jedoch eher bergab. Wo sich die Autorin zuvor sehr einfühlsam mit Westons Schicksal und den Folgen des Einsatzes beschäftigt hatte, stehen plötzlich unwichtige Probleme im Vordergrund, wichtige Entwicklungen werden ins Off verdrängt und alles geht recht schnell, um dem Leser eine süße, schöne Geschichte zu präsentieren. Kaum kommen sich Weston und Autumn ein bisschen näher, geht alles plötzlich ganz flott und wir rasen dank großer Zeitsprüngen auf ein Happy End zu, welches ich wenige Seiten zuvor noch gar nicht gesehen hatte. Die Dreiecksgeschichte, die ja das Herzstück des ersten Bandes war, löst sich wie aus dem Nichts in Luft auf. Connors Gefühle für Autumn scheinen einfach nicht mehr existent und wie um eine genauere Auseinandersetzung mit ihm zu vermeiden, verschwindet er einfach für ein Großteil der Handlung komplett von der Bildfläche. Als er dann wieder auftaucht ist er überraschenderweise plötzlich geläutert und hat eine neue große Liebe am Start (die ich übrigens auch schon vorhergesehen hatte), was ich einfach nur schade fand. Statt sich seiner anzunehmen, den Leser an seiner Entwicklung teilhaben zu lassen und ihn in die Geschichte mit einzubeziehen, finden alle wichtigen Schritte im Off statt und er wird zu einem unwichtigen Randprotagonisten degradiert.


„Mehr. Das war ein Wort. Da war mehr zwischen Weston und mir. Mehr Gefühle, die keinen Sinn ergaben, mehr Elektrizität, mehr Feuerwerk und mehr Verlangen. Reines, ungefiltertes Verlangen.“


Auch Westons und Connors Freundschaft - ein weiterer wichtiger Punkt des Auftaktbandes - tritt stark in den Hintergrund und statt sich endlich mit ihren Differenzen und ihrem teilweise toxischen Verhältnis zu befassen, bekommen sie genau eine Seite, um sich zu versöhnen. Als dann Autumn ebenfalls feststellt, dass sie Connor eigentlich gar nicht vermisst, erscheint dann die Problematik des ersten Bandes komplett belanglos. Es drängte sich mir irgendwann also der Gedanke auf, dass sowohl von Umfang als auch Stimmung Band 1 und Band 2 nicht ganz zusammenpassen und man den ersten Teil als lange Vorbereitung für den zweiten nicht unbedingt gebraucht hätte. Denn die Dreiecksgeschichte spielt hier keine Rolle mehr und das Lügenkonstrukt trägt nichts zur Handlung bei sondern steht eher wie ein in die Länge gezogener Fremdkörper im Weg. Mir hätte es besser gefallen, wenn sich die Autorin entweder komplett auf ihre Nachkriegsproblematik und Westons Weg aus dem Abgrund fokussiert hätte, ohne auf die störenden Altlasten aus dem ersten Teil genauer einzugehen (einfach weil sie angesichts der Vorkommnisse keine große Rolle mehr zu spielen scheinen). Ansonsten hätte sie alternativ tatsächlich die Dreiecksgeschichte und Autumns Verletztheit angesichts der Lügen, die ihr aufgetischt wurden, richtig angehen und weiterentwickeln können, um den ersten Band ernstzunehmend fortzusetzen. Das Zwischending, das wir hier präsentiert bekommen und in dem zuerst die wesentlichen, substantiellen Probleme abgearbeitet werden, um danach in extrem verkürzter Form zu den belanglosen Dynamiken des ersten Teils zurückzukehren, empfand ich als nicht sehr befriedigend.


"Ich habe Ihr Herz gesehen und Ihre Worte gehört, Wes. Sie werden das überleben. Sie sind ein Dichter in der Rüstung eines Kriegers. Sie kommen aus diesem Wald heraus, aber zuerst müssen Sie den ersten Schritt tun."


Auch was die Protagonisten angeht, was ich mit dieser Teillösung nicht ganz zufrieden. Autumn bekommt hier zwar ein bisschen mehr Profil, aber dennoch blieb sie mir einfach zu blass und wurde gerade in der ersten Hälfte der Geschichte mehr zu einem Hilfscharakter. Trotz dass ich viele Gemeinsamkeiten mit ihr habe (Ausgehmuffel, Faible für Second-Hand-Chic, Workaholic, Studium mit Stipendium, immer überarbeitet, ehemaliges Landei), konnte ich sie nicht wirklich als Charakter greifen, weshalb mir ihre Seite der Geschichte schwer zugänglich blieb. Auch hier dreht sich fast alles um ihre Gefühle und ihr Verhalten gegenüber Weston und sie als Person bleibt ein bisschen auf der Strecke. Ihr allein bleibt nur die Suche nach einem sinnvollen und erfüllenden Thema für ihr Projekt, mit dem ich mich identifizieren konnte. Von Connor will ich hier gar nicht erst anfangen, denn wie gesagt verschwindet er noch PTBS-geschädigt von der Bildfläche, um 200 Seiten später geheilt, gut gelaunt und überglücklich wieder aufzutauchen. Was sich die Autorin dabei gedacht hat, weiß ich wirklich nicht.


"Was ist mit Ihrer Liebe? Wo soll Ihre Liebe jetzt hin?"
"Sie wird in mein Studium fließen. In mein Harvard-Projekt."
Edmond schüttelte den Kopf. "Aber Sie haben so ein romantisches Herz, so viel Liebe zu geben..."
"Es ist nicht mehr wichtig."
"Nicht wichtig?" Edmond hätte nicht entsetzter gucken können, wenn ich in den Kuchenteig gespuckt hätte. "Ma chère, es ist das Wichtigste von allem..."


Der große Lichtblick, der die Schwäche der beiden anderen Protagonisten wieder ausbügelt ist Weston Turner, der auch in der Fortsetzung zu den anbetungswürdigsten Charakteren gehört, von denen ich je gelesen habe. Er besitzt eine poetisch Tiefgründigkeit und gequälte Intensität, die Connor definitiv fehlt und das zeigt sich nicht nur darin, dass er wundervolle Gedichte schreibt. Nein, die Art und Weise, wie er seine Gefühle reflektiert, die Folgen seines Verhaltens auslotet und sein eigenes Glück hinter das der Menschen, die er liebt zurückstellt, ist einfach hinreißend, auch wenn er mich mit seinen masochistischen, aufopferungsvollen Zügen in den Wahnsinn trieb. Auch Paul, der Lebensgefährte von Wes´ Mutter, Autumns Chef und Wes´ Literaturprofessor Mr. Ondiwuje bilden drei sympathische Ausnahmen in dem Meer aus entweder blassen oder anstrengenden Nebencharakteren. Denn sowohl Wes´ als auch Connors Eltern sind stereotype und teilweise nervige Störfaktoren, die leider keine nennenswerte Entwicklung durchmachen und die Handlung keineswegs voranbringen.


"Meiner Ansicht nach war das immer das Problem mit Ihrer Rüstung. Sie muss so stark sein, dass der Schmerz, ihr unglaubliches Gewicht zu tragen, größer ist als der, vor dem sie sie schützen kann."


Auch das Ende wirkt in die Länge gezogen und überstrapaziert. Denn nach einer sehr vorhersehbaren "Wendung" und dem darauffolgenden Prä-Happy-End-Breakdown folgt eine ganze Reihe strahlender Happy-Ends. Ich sage es nur ungern, aber hier hätte ein etwas weniger zuckersüßes oder ein offeneres Ende besser gepasst.



Fazit:


"Light Up the Sky" versucht, wichtige Themen anzusprechen, neue Tiefe zu erreichen und danach an die Dreiecksgeschichte des ersten Teils anzuknüpfen, was leider nur mäßig gut gelingt. Zwar ist auch diese Fortsetzung spannend, mitreißend und emotional, Schwächen bei den Protagonisten und der Storyline trüben aber den Gesamteindruck ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Spannend, mitreißend, emotional!

Light Up the Sky
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Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit ...

Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit dem heftigsten Cliffhanger aller Zeiten endete. Da ich ein großer Fan der Autorin bin, war es keine Frage, dass ich in "Light Up the Sky" die Geschichte von Autumn, Weston und Connor weiterverfolgen musste. Leider komme ich hier zu einem ähnlichen Schluss wie vor ein paar Wochen zu "All in": Wenn man die Geschichte nach ihrem Grad der emotionalen Zerstörung, der Happy End-Schönheit, der Protagonisten-Fuckability oder dem Schreibstil beurteilt, bekommt sie ganz klar 5 Sterne. Nimmt man jedoch eine Variable, nämlich das Leserherz, aus der Gleichung heraus und betrachtet die Geschichte mit ein wenig Abstand, lassen sich einige Baustellen entdecken, die es mir leider nicht erlauben, eine uneingeschränkte Leseempfehlung auszusprechen.


"Sie liebt meine Seele, hatte er gesagt. Und meine Seele bist du." Ich vertrieb den Gedanken. Es gab kein Autumn und ich, kein irgendwie geartetes wie, Fantasie oder nicht. Ich war erledigt. Wenn ich ihr vorher schon nichts hatte bieten können, dann jetzt erst recht nicht. Nicht einmal mehr schöne Worte."


Das Cover ist wieder ein üblicher LYX-Traum mit dem dominanten Titel in gravierten Großbuchstaben und den glitzernden Lichtpunkten auf dem dunkel-lila Grund. Die Farb- und Lichtakzente haben mir schon beim ersten Teil sehr gut gefallen und während dieser mit dem hellen Hintergrund wenig zu fröhlich und glamourös für diese teilweise eher schwermütige Geschichte wirkte, passt diese Explosion auf dunklem Grund schon viel besser und kann die Dramatik mit den starken Akzenten besser einfangen. Denn hinter diesen hübschen Cover-Gestaltungen verbirgt sich eine alles andere als harmlose Geschichte. Geteilt in 5 Teile, einen Prolog und einen Epilog, umfasst die Geschichte 34 Kapitel, die entweder aus Westons oder aus Autumns Sicht erzählt sind. Zu Beginn folgt eine kurze Playlist und ein heftiger Prolog, der mit in die Wüste Syriens mitnimmt und zu Ende führt, was uns der Cliffhanger des letzten Teils verschwiegen hat. Besonders schön ist jedoch, dass ganz am Ende noch Westons Gedichte in englischer (also Original-)Fassung eingefügt worden sind, die eine ganz andere Magie entfalten als die deutschen Übersetzungen (auch wenn man an jener nichts aussetzen kann). Das war eine wunderbare Idee des Verlags, die einiges hermacht!


"Du bist unübertrefflich. Es liegt Poesie in der Linie deines Halses, in der Rundung deiner Brüste und der Kurve deines Mundes. Das Ganze ist ein perfektes Gedicht und ich will jeden einzelnen Vers kennen." Aber es war nicht genug. Nicht annähernd genug für die Frau, die mich mit wenigen Sätzen auszog, mein Herz entblößte, sodass es nackt, pulsierend und voller Worte vor ihr lag. Worte, die ich für tot und verloren gehalten hatte, die aber noch da waren. Vergraben und blass, aber noch da."


Denn allein Westons Gedichte und natürlich Emma Scotts Schreibstil sind zwei unschlagbare Gründe, diese Geschichte zu lesen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: sie schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. Sie erschafft durch die Mischung von drei zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, einer wunderschöner und doch hässlicher Stadt und herzzerreißend traurigen und anrührend süßen Momenten einen ambivalenten Mix voller Kontraste, Wahrheit und Tiefgründigkeit. Der sensible Schreibstil, viele Gefühle und "der anbetungswürdigste Charakter ever" stehen sonst aber leider einer eher mittelmäßigen Protagonisten und einem überhasteten Schlussteil gegenüber, die meine Bewertung leider herunterziehen. Warum ich das Buch also mochte, es bei Weitem aber nicht Emma Scotts bestes Werk ist, erfährt ihr jetzt:


Erster Satz: "Meine Lungen füllten sich, und plötzlich war ich wach, und das Chaos stürmte auf mich ein."


Nach dem heftigen Ende des ersten Teils, in dem ein Einsatz von Connor und Weston in Syrien schrecklich schief geht und beide schwer verwundet werden, war ich ein bisschen nervös vor dem Weiterlesen, da ich mir nicht sicher war, ob wir uns von einem der beiden trennen müssen. Zum Glück gibt es sowohl mit Connor als auch mit Weston ein Wiedersehen, doch die beiden kommen seelisch und körperlich stark beeinträchtigt aus ihrem Einsatz zurück. So geht es nach dem heftigen, herzzerreißenden Prolog in Syrien und der kurzen Sequenz im Krankenhaus vor allem um die Folgen des Einsatzes auf das Leben von Connor, Weston und deren Beziehung zu Autumn. Connor leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat ein zertrümmerter Ellbogen und starke Schuldgefühle angesichts seiner Verantwortung für Westons Verlust. Denn dieser hat sich nur seines Freundes wegen bei der Army eingeschrieben und dann ausgerechnet bei dem Versuch, Connor vor einer Granate zu retten, eine schwere Rückenmarksverletzung erhalten. Die Folgen der Lähmung und Westons schwerer, steiniger Weg, damit umzugehen sind gut recherchiert, sehr glaubhaft und unverblümt direkt geschildert. Auch wenn sich die Autorin wirklich tiefgreifend mit den Themen befasst hat und die zuvor noch etwas ziellose Story Substanz bekommt, konnte ich ein kleines Stirnrunzeln angesichts der dahinter steckenden Ideologie der Heldenverehrung der Kriegsveteranen nicht ganz unterdrücken. Denn allgemein stehe ich der ganzen amerikanischen Soldaten-Verherrlichung, der Dankbarkeit gegenüber Veteranen und dem stark übersteigerten Patriotismus sehr kritisch gegenüber.


"Ich konnte es so deutlich sehen: ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen, das die Augen zukniff, während sie ihre Wünsche ins Universum pustete. Wünsche, die Dinge verbessern sollen und ihrer Familie helfen. Vor meinen Augen verwandelte sich das kleine Mädchen in eine Frau, und ihr poetisches Herz wünschte sich jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte. Jemanden, der ihrer würdig ist."


Haben wir den emotional sehr schweren Einstieg, der verschiedene Themen anspricht, hinter uns gelassen, geht es dann zwar stimmungstechnisch stetig bergauf, was die Qualität der Geschichte angeht jedoch eher bergab. Wo sich die Autorin zuvor sehr einfühlsam mit Westons Schicksal und den Folgen des Einsatzes beschäftigt hatte, stehen plötzlich unwichtige Probleme im Vordergrund, wichtige Entwicklungen werden ins Off verdrängt und alles geht recht schnell, um dem Leser eine süße, schöne Geschichte zu präsentieren. Kaum kommen sich Weston und Autumn ein bisschen näher, geht alles plötzlich ganz flott und wir rasen dank großer Zeitsprüngen auf ein Happy End zu, welches ich wenige Seiten zuvor noch gar nicht gesehen hatte. Die Dreiecksgeschichte, die ja das Herzstück des ersten Bandes war, löst sich wie aus dem Nichts in Luft auf. Connors Gefühle für Autumn scheinen einfach nicht mehr existent und wie um eine genauere Auseinandersetzung mit ihm zu vermeiden, verschwindet er einfach für ein Großteil der Handlung komplett von der Bildfläche. Als er dann wieder auftaucht ist er überraschenderweise plötzlich geläutert und hat eine neue große Liebe am Start (die ich übrigens auch schon vorhergesehen hatte), was ich einfach nur schade fand. Statt sich seiner anzunehmen, den Leser an seiner Entwicklung teilhaben zu lassen und ihn in die Geschichte mit einzubeziehen, finden alle wichtigen Schritte im Off statt und er wird zu einem unwichtigen Randprotagonisten degradiert.


„Mehr. Das war ein Wort. Da war mehr zwischen Weston und mir. Mehr Gefühle, die keinen Sinn ergaben, mehr Elektrizität, mehr Feuerwerk und mehr Verlangen. Reines, ungefiltertes Verlangen.“


Auch Westons und Connors Freundschaft - ein weiterer wichtiger Punkt des Auftaktbandes - tritt stark in den Hintergrund und statt sich endlich mit ihren Differenzen und ihrem teilweise toxischen Verhältnis zu befassen, bekommen sie genau eine Seite, um sich zu versöhnen. Als dann Autumn ebenfalls feststellt, dass sie Connor eigentlich gar nicht vermisst, erscheint dann die Problematik des ersten Bandes komplett belanglos. Es drängte sich mir irgendwann also der Gedanke auf, dass sowohl von Umfang als auch Stimmung Band 1 und Band 2 nicht ganz zusammenpassen und man den ersten Teil als lange Vorbereitung für den zweiten nicht unbedingt gebraucht hätte. Denn die Dreiecksgeschichte spielt hier keine Rolle mehr und das Lügenkonstrukt trägt nichts zur Handlung bei sondern steht eher wie ein in die Länge gezogener Fremdkörper im Weg. Mir hätte es besser gefallen, wenn sich die Autorin entweder komplett auf ihre Nachkriegsproblematik und Westons Weg aus dem Abgrund fokussiert hätte, ohne auf die störenden Altlasten aus dem ersten Teil genauer einzugehen (einfach weil sie angesichts der Vorkommnisse keine große Rolle mehr zu spielen scheinen). Ansonsten hätte sie alternativ tatsächlich die Dreiecksgeschichte und Autumns Verletztheit angesichts der Lügen, die ihr aufgetischt wurden, richtig angehen und weiterentwickeln können, um den ersten Band ernstzunehmend fortzusetzen. Das Zwischending, das wir hier präsentiert bekommen und in dem zuerst die wesentlichen, substantiellen Probleme abgearbeitet werden, um danach in extrem verkürzter Form zu den belanglosen Dynamiken des ersten Teils zurückzukehren, empfand ich als nicht sehr befriedigend.


"Ich habe Ihr Herz gesehen und Ihre Worte gehört, Wes. Sie werden das überleben. Sie sind ein Dichter in der Rüstung eines Kriegers. Sie kommen aus diesem Wald heraus, aber zuerst müssen Sie den ersten Schritt tun."


Auch was die Protagonisten angeht, was ich mit dieser Teillösung nicht ganz zufrieden. Autumn bekommt hier zwar ein bisschen mehr Profil, aber dennoch blieb sie mir einfach zu blass und wurde gerade in der ersten Hälfte der Geschichte mehr zu einem Hilfscharakter. Trotz dass ich viele Gemeinsamkeiten mit ihr habe (Ausgehmuffel, Faible für Second-Hand-Chic, Workaholic, Studium mit Stipendium, immer überarbeitet, ehemaliges Landei), konnte ich sie nicht wirklich als Charakter greifen, weshalb mir ihre Seite der Geschichte schwer zugänglich blieb. Auch hier dreht sich fast alles um ihre Gefühle und ihr Verhalten gegenüber Weston und sie als Person bleibt ein bisschen auf der Strecke. Ihr allein bleibt nur die Suche nach einem sinnvollen und erfüllenden Thema für ihr Projekt, mit dem ich mich identifizieren konnte. Von Connor will ich hier gar nicht erst anfangen, denn wie gesagt verschwindet er noch PTBS-geschädigt von der Bildfläche, um 200 Seiten später geheilt, gut gelaunt und überglücklich wieder aufzutauchen. Was sich die Autorin dabei gedacht hat, weiß ich wirklich nicht.


"Was ist mit Ihrer Liebe? Wo soll Ihre Liebe jetzt hin?"
"Sie wird in mein Studium fließen. In mein Harvard-Projekt."
Edmond schüttelte den Kopf. "Aber Sie haben so ein romantisches Herz, so viel Liebe zu geben..."
"Es ist nicht mehr wichtig."
"Nicht wichtig?" Edmond hätte nicht entsetzter gucken können, wenn ich in den Kuchenteig gespuckt hätte. "Ma chère, es ist das Wichtigste von allem..."


Der große Lichtblick, der die Schwäche der beiden anderen Protagonisten wieder ausbügelt ist Weston Turner, der auch in der Fortsetzung zu den anbetungswürdigsten Charakteren gehört, von denen ich je gelesen habe. Er besitzt eine poetisch Tiefgründigkeit und gequälte Intensität, die Connor definitiv fehlt und das zeigt sich nicht nur darin, dass er wundervolle Gedichte schreibt. Nein, die Art und Weise, wie er seine Gefühle reflektiert, die Folgen seines Verhaltens auslotet und sein eigenes Glück hinter das der Menschen, die er liebt zurückstellt, ist einfach hinreißend, auch wenn er mich mit seinen masochistischen, aufopferungsvollen Zügen in den Wahnsinn trieb. Auch Paul, der Lebensgefährte von Wes´ Mutter, Autumns Chef und Wes´ Literaturprofessor Mr. Ondiwuje bilden drei sympathische Ausnahmen in dem Meer aus entweder blassen oder anstrengenden Nebencharakteren. Denn sowohl Wes´ als auch Connors Eltern sind stereotype und teilweise nervige Störfaktoren, die leider keine nennenswerte Entwicklung durchmachen und die Handlung keineswegs voranbringen.


"Meiner Ansicht nach war das immer das Problem mit Ihrer Rüstung. Sie muss so stark sein, dass der Schmerz, ihr unglaubliches Gewicht zu tragen, größer ist als der, vor dem sie sie schützen kann."


Auch das Ende wirkt in die Länge gezogen und überstrapaziert. Denn nach einer sehr vorhersehbaren "Wendung" und dem darauffolgenden Prä-Happy-End-Breakdown folgt eine ganze Reihe strahlender Happy-Ends. Ich sage es nur ungern, aber hier hätte ein etwas weniger zuckersüßes oder ein offeneres Ende besser gepasst.



Fazit:


"Light Up the Sky" versucht, wichtige Themen anzusprechen, neue Tiefe zu erreichen und danach an die Dreiecksgeschichte des ersten Teils anzuknüpfen, was leider nur mäßig gut gelingt. Zwar ist auch diese Fortsetzung spannend, mitreißend und emotional, Schwächen bei den Protagonisten und der Storyline trüben aber den Gesamteindruck ein.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Rockstar-Romanze mal ganz anders...

Never Let Me Down
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Auch wenn die Geschichte einige Schwächen hatte, hat mir sehr gut gefallen, dass sie sich anders als das Genre häufig vorgibt, vor allem auf eine zerbrechliche Vater-Tochter-Beziehung konzentriert und ...

Auch wenn die Geschichte einige Schwächen hatte, hat mir sehr gut gefallen, dass sie sich anders als das Genre häufig vorgibt, vor allem auf eine zerbrechliche Vater-Tochter-Beziehung konzentriert und eine zarte Liebesgeschichte nur am Rande vorkommt. Wer glühende Leidenschaft sucht, wird hier enttäuscht werden. Wir erhalten aber eine einfühlsame Charakterstudie und eine ganz andere Version der typischen Rockstar-Romanzen.


"Gute Nacht", flüstere ich. Er streicht mir über die Haare. "Gute Nacht, meine Liebste." Ich liege noch eine Weile wach und frage mich, ob es wohl möglich ist, vor Glück zu sterben. Doch stattdessen schlafe ich ein."


Das Cover ist mal wieder ein typischer LYX-Traum in Weiß mit rosa-lila Akzenten und einem großen Titel. Die zarten Blattstrukturen und der helle Hintergrund lassen an einen verregneten Herbsttag denken und erscheinen gleichzeitig edel und spritzig. Auch wenn mir die Gestaltung wirklich gefällt, bin ich ein bisschen enttäuscht, dass sich der Verlag hier nicht ein bisschen mehr von der Originalausgabe hat inspirieren lassen, auf dem man ein Mädchen mit Gitarre vor Notenblättern sieht. Im Vergleich dazu, ist dieses Cover hier sehr nichtssagend und könnte auch zu jedem beliebigen anderen Roman gehören. Ebenso ist es mit dem Titel. "Never Let Me Down" passt zwar grundsätzlich zu einer verkorksten Vater-Tochter-Beziehung (und man könnte munkeln, dass er eine Anspielung auf den Song von David Bowie ist). Warum der Originaltitel "The Accidentals" jedoch nicht beibehalten wurde, wenn sich der Verlag schon für einen englischen Titel entscheidet, ist mir nicht ganz klar. Denn "The Accidentals" passt in zweierlei Hinsicht wunderbar zur Story. Auf der einen Seite wird hier der Musikbezug sofort klar, da "Accidentals" für Versetzungszeichen steht, auf der anderen Seite ist Rachels Leben stark von Zufällen geprägt. Schön ist jedoch, dass der Verlag die englischen Songtexte nicht übersetzt hat und die abgedruckte Musik so ihr Originalflair behält.


Erster Satz: "Als ich in der dritten Klasse war, fand ich heraus, dass der Mann aus dem Autoradio, der "Wild City" sang, derselbe war, der meiner Mutter jeden Monat einen Scheck schickte."


Als wir die junge Rachel kennenlernen, steht sie am Tiefpunkt ihres Lebens. Schlimm genug, dass ihre Mutter überraschend verstorben ist und sie deshalb die letzten Wochen bis zu ihrem 18. Geburtstag in einem kirchlichen Kinderheim verbringen muss - da taucht kurz vor ihren Abschlussprüfungen auch noch ihr Vater auf. Freddy Ricks, der berühmte Rockstar, den sie noch nie getroffen hat. Auch wenn er für sie im Grunde ein Fremder ist, zieht sie seine Gesellschaft dem Heim vor und kommt mit ihm nach LA, wo sie in eine komplett neue Welt aufgenommen wird. Doch bleibt er auch bei ihr, wenn sie nach Clairborne aufs Internat geht? Kann sie auf seine Unterstützung zählen, wo er sie doch 18 Jahre im Stich gelassen hat? Es beginnt eine Zeit voller Verwirrung, Musik, Trauer, Hoffnung und neuer Liebe...


"Dein Leben ist jetzt ein Märchen", fährt Aurora fort. "Die Mutter stirbt, und du wirst zu deinem Vater geschickt, der in einem fernen Land König ist." "Und jeden Moment kommen die Trolle und Drachen an", füge ich hinzu. "Das kann schon sein", bestätigt Aurora und dreht sich im Bett um. "Und böse Stiefmütter. So eine habe ich auch." Sie schweigt einen Augenblick. "Aber Märchen gehen immer gut aus, Rachel, das kann ich dir garantieren."
Ich lache in der Dunkelheit und hoffe, dass sie recht hat."


Anders als erwartet - das fasst meinen Eindruck zu dieser Geschichte relativ treffend zusammen. Nach dem Klapptext hatte ich eine College-Liebesgeschichte mit einem Rockstar-Thema erwartet. Anders als der Klapptext impliziert, sind die Protagonisten aber noch auf der High-School und der Love Interest Jake taucht erst nach 150 Seiten auf. Das ist jedoch keinesfalls ein Problem, denn hier steht weniger die Liebesgeschichte im Vordergrund, sondern viel mehr die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Freddy und Rachel, die sich erstmal kennenlernen müssen. Hier geht es vorrangig um Verlust, Entwurzelung, Träume, Familie, Heimat und Trauerbewältigung und es ist sehr herzergreifend mit anzusehen, wie die beiden ungleichen Verwandten um gegenseitiges Vertrauen ringen und versuchen, eine gemeinsame Basis aufzubauen. Die zarte Liebesgeschichte ist mehr ein nettes Plus am Rande, die Rachels hoffnungsvoller Blick nach vorne versinnbildlicht. Auch der Schreibstil ist anders als erwartet: statt wie so oft leidenschaftlich zu sein, führt uns Sarina Bowen eher kühl und distanziert in Rachels Innenleben ein und bringt uns ihre Gedanken und Gefühle einfühlsam aber nicht intensiv nahe.


"Du bist wie eine doppelte Verneinung. Was vorher negativ war, wird positiv."
"Jedenfalls irgendwann. Und was ist das Problem mit doppelten Verneinungen?"
"Sie sind verirrend."


Eine wichtige Säule, auf der die Geschichte neben der Vater-Tochter-Beziehung steht, ist die Entwicklung der Protagonistin selbst. Gerade weil sie mit ihrer zurückhaltenden, ernsten Art, die sie gerne mal selbst als "Braves-Mädchen-Komplex" bezeichnet, nicht die typische vorlaute Draufgänger-Protagonistin des Genres ist, hat sie mir gut gefallen. Ihre Unsicherheit, ihr freundliches Entgegenkommen und ihre Unfähigkeit, ihre Emotionen auszudrücken, lässt sie zwar ab und ab etwas rückgradlos erscheinen, dennoch beeindruckt sie mit ihrem reifen Umgang der Situation. Leider erhält außer Rachel keiner der total liebeswerten Nebenfiguren wirkliche Tiefe. Freddys Motive und Innenleben blieben mir bis zum Ende ein Rätsel, Jake profiliert sich in seinen Emails zu Beginn mehr als in allen weiteren Szenen, Rachels Kindheitsfreund Haze taucht nur ab und zu als Verursacher eines Konflikts auf und auch Rachels Freundin Aurora scheint nur eine nette Randfigur zu sein. Was die Protagonisten angeht, wäre also weitaus mehr drin gewesen!


"In Spanien sagen wir: "No hay mal que por bien no venga." Aus jedem Übel entsteht noch irgendetwas Gutes."


Die Handlung des Buches erstreckt sich über fast ein Jahr hinweg und auch wenn wir dadurch genügend Zeit bekommen, um Rachels Entwicklung beizuwohnen, ist die große Zeitspanne einer meiner Hauptkritikpunkte. Denn nach einem beeindruckenden Beginn verliert sich die Geschichte in einem leider recht ereignislosen Mittelteil, der durch große zeitliche Sprünge gekennzeichnet ist, die ich immer wieder als Bruch empfunden habe. Statt einen angefangenen Konflikt zu Ende zu erzählen, springen wir plötzlich mehrere Wochen in der Handlung nach vorne und übergehen somit Lösung, die ins Off verbannt wird. Das empfand ich als sehr schade, da so viele Szenen mit Potential wegfallen und spannende Themen nur kurz angerissen werden. Auch die Auflösung am Ende geht sehr schnell, was zur Folge hat, dass wir die Protagonisten fast mitten im Geschehen verlassen müssen und sich das typische "Das-Buch-ist-jetzt-zu-Ende"-Gefühl nicht einstellt. Hier hätte ich mir eine intensivere Auseinandersetzung und mehr emotionale Tiefe gewünscht.



Fazit:


Rockstar-Romanze mal ganz anders: "Never Let Me Down" ist mehr eine einfühlsame Charakterstudie eines Mädchens, das sich nach dem Tod ihrer Mutter neu orientieren muss, als ein Liebesroman. Trotz Schwächen in Mittelteil und Ende überzeugten mich Rachels Entwicklung, ihre Beziehung zu ihrem Vater und die zarte neue Liebe zu Jake.

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