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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2020

Ausflug in die Donaumonarchie

Von Friedensfurien und dalmatinischen Küstenrehen
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Dieses Buch umfasst ca 60 Begriffe, die in der späten Habsburgermonarchie (also der Zeit vom Ausgleich 1867 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918) gebräuchlich waren.
Die Autorin erläutert jeweils, ...

Dieses Buch umfasst ca 60 Begriffe, die in der späten Habsburgermonarchie (also der Zeit vom Ausgleich 1867 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918) gebräuchlich waren.
Die Autorin erläutert jeweils, wie sie entstanden sind und verwendet wurden und lässt dabei auch viele allgemeine Informationen zu Lebensweise und Politik der entsprechenden Epoche einfließen.
Manche Themenkomplexe werden immer wieder angesprochen, so insbesondere die Multi-Nationalität, welche sich in Ausdrücken wie Böhmisches Viertel, Krumpirii oder Portone dei Gnocchi zeigt. Doch auch Wörter im Zusammenhang mit dem Militär –etwa Blumenteufel, Flaschengrüner oder Komisswitz – finden sich häufig, ebenso wie solche, die sich auf die Lebensumstände während des Weltkriegs beziehen - von der Bin-gesund-Karte bis zum Maiskirchner.
Die Ausführungen sind großteils interessant und lassen vergangene Zeiten wiederauferstehen.
Für meinen Geschmack liegt der Schwerpunkt jedoch ein bisschen zu sehr auf Krieg und Politik, ein paar mehr Begriffe aus dem „normalen“ Leben wären schön gewesen.
Für k. u. k. – Fans nichtsdestotrotz empfehlenswert.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Harmlos-humorvoller Ausflug in die Medizingeschichte

Effi liest
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Dieser Roman führt in die laut Vorwort prüdeste Phase der deutschen Geschichte und behandelt auch eine bedeutende, wenngleich nicht gerade ruhmreiche Episode der Medizingeschichte.
Alles beginnt damit, ...

Dieser Roman führt in die laut Vorwort prüdeste Phase der deutschen Geschichte und behandelt auch eine bedeutende, wenngleich nicht gerade ruhmreiche Episode der Medizingeschichte.
Alles beginnt damit, dass die 18jährige Elena (genannt Effi) von Burow in der Nähe ihres Pensionats ein Buch zum Thema „Physiologie des Genusses“ findet, das sofort ihr Interesse weckt. Ihr Versuch, seiner habhaft zu werden, misslingt und führt zu ihrem Schulverweis. Auf der Fahrt nach Hause lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der bald eine Stelle bei dem wegen seiner Ansichten zur Behandlung weiblicher Triebhaftigkeit berühmten Dr Fließ antreten wird.
In den nächsten Monaten kreisen Effis Gedanken einerseits um ihr Streben nach mehr Wissen, andererseits um ihre wechselhaften Gefühlen Max gegenüber. Und dann wird sie auch noch von einem seltsamen Schnupfen geplagt.

Erzählt wird dies abwechselnd von Effi in Ich-Form sowie durch Briefe, die Max an seinen Bruder Ben schreibt. Obwohl letzterer nie „persönlich“ auftritt, kann man ihn doch als einen der Helden dieses Romans bezeichnen.
Effi ist eine sympathische Hauptfigur, sie wirkt vielleicht etwas zu naiv und in ihren Gedanken und Handlungen widersprüchlich. Doch sie schildert ihre Erlebnisse jedenfalls flott und mit einigem Humor. Auch die übrigen Protagonisten sind lebendig und nachvollziehbar gezeichnet.

Der historische Hintergrund ist sicher interessant. Die damaligen Meinungen zur Hysterie (die natürlich nur Frauen betraf) sowie deren Zusammenhang mit der Nasenschleimhaut wirken aus heutiger Sicht reichlich bizarr. Ein Teil der Handlung basiert außerdem auf einem wahren und lange Zeit vertuschten Medizinskandal im Umfeld von Sigmund Freud.

Man hätte aus dem Thema aber mehr machen können.
Alles in allem wirkt der Inhalt zu weichgespült. Eigentlich muss Effi keine echten Widerstände überwinden – im Gegenteil: Sowohl ihr Vater als auch ihre Tante wirken weitaus aufgeschlossener und verständnisvoller als es zu dieser Zeit wohl üblich war. Ein paar Mal kommt zwar ein bisschen Spannung auf, auch das allerdings nur in sehr reduziertem Ausmaß. Das Meiste ist vorhersehbar.

Insgesamt also eine eher seichte, aber doch unterhaltsame Lektüre.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Die Nachteile der Staatenbildung

Die Mühlen der Zivilisation
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Das jahrhundertealte Narrativ, wonach die Erfindung des Ackerbaus automatisch zu Sesshaftigkeit und diese wiederum zur Entstehung von Staaten geführt habe, was der Beginn eines wunderbaren Weges hin zu ...

Das jahrhundertealte Narrativ, wonach die Erfindung des Ackerbaus automatisch zu Sesshaftigkeit und diese wiederum zur Entstehung von Staaten geführt habe, was der Beginn eines wunderbaren Weges hin zu immer größerem Fortschritt gewesen sei, wird in den letzten Jahren zunehmend hinterfragt. Auch James Scott reiht sich hier in diese Liste ein.
Dabei zeigt sich insbesondere, wie vielfältig und überraschend facettenreich die Lebens- und Wirtschaftsweisen der Menschen in den letzten ca 14.000 Jahren waren. Es handelte sich bei den verschiedenen Formen des Lebensunterhalts in aller Regel nicht um ein „entweder – oder“, sondern dieselben Personen und Gruppen wechselten je nach Verfügbarkeit bzw Bequemlichkeit etwa zwischen Jagen, Sammeln, Sammeln vom Meeresfrüchten, Wanderfeldbau, Weidewirtschaft etc.
Das Aufkommen der ersten Staaten, welche zunächst nur einen winzigen Anteil der Weltbevölkerung umfassten, wird dann erwartungsgemäß nicht gerade als Erfolgsgeschichte geschildert. Das Leben dort sei sowohl anstrengender als auch unfreier gewesen – „Ohne Sklaverei kein Staat“ - , sodass es nicht verwundert, dass deren Bewohner immer wieder dazu neigten, einfach davonzulaufen – „Die Chinesische Mauer wurde ebenso sehr zu dem Zweck erbaut, chinesische Steuerzahler drinnen zu halten, wie dazu, Barbaren draußen zu halten“.

Der Großteil dieser Ausführungen ist heutzutage nicht wirklich neu.
Zwei faszinierende Punkte möchte ich aber doch noch hervorheben: Zum einen wird die Bedeutung des Getreides betont (im englischen Originaltitel „Against the Grain“ kommt dies noch besser zum Ausdruck als im deutschen), welches aus Sicht eines frühen Staates als Besteuerungsgrundlage bedeutende Vorteile gegenüber allen anderen Feldfrüchten hatte. Dies ist ein selten bedachter Aspekt.
Zum anderen gibt es erhellende Betrachtungen über das Verhältnis der Staaten zu den in ihrer Nachbarschaft lebenden „Barbaren“, deren Lebensweise ohne die Staaten oftmals gar nicht möglich gewesen wäre und die daher ihr „goldenes Zeitalter“ erlebten.

Der Inhalt dürfte sehr gut recherchiert sein, ist zweifellos interessant und regt immer wieder zum Nachdenken an. Der Text ist allerdings eher trocken und mit teilweise unnötigen Fremdwörtern gespickt.
Auch wird das Bestreben des Autors, so gar kein gutes Haar an der Idee der Staatlichkeit zu lassen, mit der Zeit doch eintönig und wirkt übertrieben.
Als (etwas einseitige) Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes aber nichtsdestotrotz lesenswert.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Gelungener Auftakt mit einem interessanten Ermittler-Duo

Steirerblut
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Die Verfilmung dieses Krimis (als „Landkrimi“) hat mir richtig gut gefallen. Die Lektüre des Buches gestaltet sich zwar nicht ganz so unterhaltsam, da der Erzählstil etwas holprig ist, es ist aber nichtsdestotrotz ...

Die Verfilmung dieses Krimis (als „Landkrimi“) hat mir richtig gut gefallen. Die Lektüre des Buches gestaltet sich zwar nicht ganz so unterhaltsam, da der Erzählstil etwas holprig ist, es ist aber nichtsdestotrotz lesenswert:
Abteilungsinspektorin Sandra Mohr vom LKA Steiermark hat mit einigen Problemen zu kämpfen – sowohl privat als auch beruflich. Ihr Kollege Chefinspektor Sascha Bergmann erweist sich als eine schwierige Persönlichkeit, die ihr einige Rätsel aufgibt. Und dann führt der Fall um eine ermordete Journalistin sie auch noch in ihren Herkunftsort, wo Konflikte mit ihrer Mutter und vor allem ihrem Halbbruder wieder akut werden und sie sich außerdem mit ihrem Jugendfreund auseinandersetzen muss.

Die Kulisse, vor der diese Geschehnisse angesiedelt ist, ist durchaus interessant. Typisches Lokalkolorit ist hier jedoch weniger vorhanden als bei den meisten anderen Regionalkrimis und wenn, dann wird das Dorfleben zu negativ dargestellt.
Dafür kann die Aufklärung des Verbrechens mit etwas Spannung aufwarten, die Ermittlungsarbeiten gehen in verschiedene Richtungen und es gibt überraschende Wendungen (auch für diejenigen, welche den Film schon kennen).
Die Protagonisten sind allerdings teilweise nicht ganz überzeugend bzw etwas widersprüchlich gezeichnet. Da es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, ist freilich anzunehmen, dass in den weiteren Teilen einiges klarer wird. Über manche Nebendarsteller hätte ich aber doch gern mehr erfahren.

Insgesamt hätte die Geschichte vielleicht ein paar zusätzliche Seiten benötigt, um sich richtig entfalten zu können. Nichtsdestotrotz ein gelungener Auftakt.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Banale Geschichte mitreißend erzählt

Jenseits des Nils
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Seinen Ausgang nimmt dieser Roman im idyllischen Surrey des Jahres 1881. Die Schwestern Grace und Ada und ihre Freundinnen verleben einen wunderbaren Sommer, in dem sich alles um große Gefühle und erste ...

Seinen Ausgang nimmt dieser Roman im idyllischen Surrey des Jahres 1881. Die Schwestern Grace und Ada und ihre Freundinnen verleben einen wunderbaren Sommer, in dem sich alles um große Gefühle und erste Liebesbeziehungen dreht. Objekte ihrer Begierden sind die jungen Kadetten der nahen Militärakademie.
Doch irgendwann ist Schluss mit lustig. Die Burschen müssen in den Krieg und für die Mädchen beginnt eine lange Zeit des Wartens, in der sie nur gelegentliche Briefe über das Schicksal ihrer Lieben auf dem Laufenden halten.

Der Inhalt als solches ist eigentlich ziemlich banal. Über weite Strecken liest er sich wie ein typischer Liebesroman, bei dem hinsichtlich der Zusammenstellung der Paare auch keine Überraschungen zu erwarten sind. Die Handlung während des Krieges ist dann schon etwas dramatischer, richtig viel Spannung kommt jedoch nicht auf.
Außerdem nimmt die in der Inhaltsangabe angekündigte Reise von Grace in den Sudan nur wenig Raum ein. Was aber vielleicht ohnehin besser ist, wirkt ihr ganzer Ablauf doch sehr unrealistisch.

Dass ich dieses Buch dennoch positiv bewerte, liegt am Erzählstil. Es gelingt der Autorin, ihre etwas klischeehaften Protagonisten zum Leben zu erwecken und vor allem auch das Drumherum der Handlung farbenfroh und mitreißend zu schildern. Sogar Nebensächlichkeiten werden so interessant und es ist doch schön, in die Geschichte einzutauchen.

Fazit: Große Literatur oder eine besonders ausgefeilte Konstruktion der Handlung darf man hier nicht erwarten. Als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch aber durchaus geeignet.

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