Heikles, aber wichtiges Thema.
„Vivere militare est- Leben heißt zu kämpfen“ ✨
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In diesem Buch geht es um Joyce, die nur ihre kleine Schwester beschützen möchte und deswegen alles in Kauf nimmt- selbst den körperlichen Missbrauch. ...
„Vivere militare est- Leben heißt zu kämpfen“ ✨
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In diesem Buch geht es um Joyce, die nur ihre kleine Schwester beschützen möchte und deswegen alles in Kauf nimmt- selbst den körperlichen Missbrauch. Eigentlich hält sie sich von Männern fern, aber eines Tages trifft sie auf Ace, der durch sie hindurchzuschauen scheint. Wer ist er und wird er ihr helfen können, aus dem Albtraum zu erwachen?✨
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Das Buch wird hauptsächlich aus Joyce und Aces Sicht erzählt. Vereinzelt kommen ein, zwei Szenen vor, in der wir jemand anderes begleiten, aber nur, um das Gesamtbild der Geschichte verstehen zu können. Ich persönlich liebe es, wenn ich aus der Sicht der beiden Protagonisten lesen darf. Dieser Perspektivwechsel ist der Autorin sehr gut gelungen. Eigentlich lese ich kein NA, weil ich reine Liebesgeschichten nicht mag. Aber dieser Roman verspricht, tiefgründig zu sein und erfüllt dieses Versprechen. Es geht nämlich um Missbrauch- körperlichen und psychischen. Joyce wird nämlich von ihrem Adoptivvater missbraucht- nein, nicht sexuell. James findet seinen Frieden, indem er Joyce körperlich nach seinem Geschmack schmückt. Wie genau dieses Schmücken aussieht, erfährt ihr im Buch. Ich persönlich war nach der Szene baff, wie genau die Autorin die Hintergründe beschreibt und warum und wie James sich sein Kunstwerk vorstellt. Ich war einfach von den Menschen echt angeekelt, weil es leider tatsächlich solche Menschen gibt, die missbrauchen. Das Buch fängt mitten in einer sehr traumatisierenden Szene an, die einen sprachlos zurücklässt. So brutal hatte ich mir das Buch dann doch nicht vorgestellt. An diesem Tag wird Joyces Leben geprägt und ihr Wille gebrochen. Nun lässt sie alles mit sich geschehen, damit es ihrer kleinen Schwester gut geht. Nebenberuflich kellnert sie und trifft währenddessen auf Ace, der durch sie hindurchzuschauen scheint. Durch verschiedene Umstände landet sie letztendlich bei ihm und lernt, Menschen zu vertrauen, selbstbewusster zu werden und körperliche Nähe zu ertragen. Ich fand Joyces Reise nach jahrelangem Missbrauch als ein Mensch angesehen und respektiert zu werden, sehr interessant.
Es ist nicht einfach von heute auf morgen den jahrelangen Missbrauch in den Hintergrund zu stellen und zu leben. Die ständige Angst, dass das Glück endet und einem das gewohnte widerfährt, ist immer da. Auch das anfängliche Unglauben, dass ein Mann anders sein kann, zumal sie ja nur schlechte Erfahrungen mit ihrem Adoptivvater gemacht hat. Besonders vor den wütenden Männern hat sie Angst. Das widersprüchliche ist, dass sie ausgerechnet Ace mögen lernt, der selber Aggressionsprobleme hat. Denn er hat auch eine düstere Vergangenheit hinter sich. Das ist auch einer der Gründe, warum er Joyce versteht. Sie steht an einer Stelle, die er vor einigen Jahren hinter sich gelassen hat. Dennoch lernen wir ihn zu vertrauen und lieben, weil er seine Wut nicht gegen Joyce, sondern gegen das, was mit ihr geschehen ist, hegt. Weil er trotz allem seine Menschlichkeit nicht verloren hat. Weil er Respekt kennt. Weil er lieben weiß.
Wir begleiten zwei gebrochene Protagonisten, die viel stärker sind, als sie glauben. Zwei gebrochene Charaktere, die zusammen einen kompletten Menschen ergeben. Die dunkle Zeiten hinter sich gelassen haben und nun gemeinsam auf eine neue Zukunft hoffen, die strahlend sein wird. Doch bis dahin ist es ein langer Weg für Joyce. Immer wieder passiert etwas, das ihre Fortschritte wettmacht und sie wieder zurückstößt. Bis auf den aller letzten Rückfall sind alle anderen vollkommen verständlich und nachvollziehbar. Den letzten verstehe ich nicht, weil Ace ihr eigentlich helfen wollte und Joyce es als eine Art Vertrauensbruch angesehen hat. Neben den ernsten Momenten gibt es auch ganz lustige und lockere Szenen. So der Spieleabend. Es gibt viele emotionale Szenen, die mich echt berührt haben. Beispielsweise am Ende eine. Da sorgte Aces Flehen und Sorgen für Gänsehaut bei mir. Auch die Nebencharaktere sind super beschrieben. Der mysteriöse Devron und der lustige Chazz. Ich habe beide in mein Herz geschlossen, wobei es bei Devron bisschen gedauert, aber dann einen tiefen Platz in meinem Herzen gefunden hat. Von den beiden würde ich gerne mehr lesen wollen. Natürlich fehlen die Wendungen und Überraschungshiglights nicht. Von denen gibt es einige, die die Spannung steigern lassen.
Wie ihr seht, bin ich von der Geschichte überzeugt. Mein einziger Kritikpunkt wäre der Schreibstil. Er war mir dann doch zu jungenhaft, da die Gedanken direkt im Stil erfasst wurden und nicht wie sonst als gesondert dargestellt sind. So liest man oft „verdammte Scheiße, ich...“. Auch an Wörter wie „Baby“, „Schatz“ und „Süße“ musste ich mich gewöhnen, weil ich erstaunlicherweise noch kein Buch mit solchen Anreden gelesen habe. Bzw das englische „darling“ oder „honey“ nicht so sehr ins Auge springen wie die deutschen Kosewörter. Ansonsten fand ich die Geschichte super. Es war unglaublich, Joyce auf ihrem Weg der Besserung zu folgen. Und ich habe beim Lesen viele Messages bekommen und Lehren erhalten. Zum einen das oben angeführte Zitat. Joyce hat bewiesen, dass man im
Leben kämpfen muss und nicht aufgeben darf. Egal, um was es geht, seien es die Verfolgung der eigenen Träume oder einfach durch den Tag zu leben. Wir müssen kämpfen. Dieses Zitat dient als Ansporn für mich. Das schönste war, dass das Zitat direkt als erstes angeführt wird, bevor die Geschichte beginnt. Also habe ich mich dementsprechend eingestellt. Leben heißt zu kämpfen! Zum anderen habe ich das folgende Zitat ins Herz geschlossen: „Ich will keinen Mann, der mich so sehr liebt, dass er für mich sterben würde. Ich will einen Mann, der mich so sehr liebt, dass er für mich LEBT!“. Ich glaube, dieses Zitat bedarf keiner weiteren Worte mehr und spricht für sich. Eine gelungene Geschichte, die ein heikles Thema anspricht, weil es leider Gottes viele gibt, die Missbrauch ausgesetzt sind und keine Hilfe bekommen oder einfach zu ängstlich sind, um sich Hilfe zu holen.