Massenkarambolage zwischen Dallas und Denver
Das Bradford Family Estate, kurz Easterly genannt, thront hoch oben auf dem größten Hügel Charlemonts, Kentucky, in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bradford, eine Familie mit Tradition, steht für ...
Das Bradford Family Estate, kurz Easterly genannt, thront hoch oben auf dem größten Hügel Charlemonts, Kentucky, in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bradford, eine Familie mit Tradition, steht für Macht und Erfolg, Reichtum und gesellschaftliches Ansehen. Seit 1778 hat sich die Bradford Bourbon Company hier einen Namen gemacht. Wie jedes Jahr zum Charlemont Derby, tummelt sich auch dieses Mal beim Brunch auf Easterly alles, was nur irgendwie Rang und Bedeutung hat. Die ausschweifenden Feierlichkeiten werden jedoch durch eine Kette unschöner Ereignisse torpediert. Vor allem Mitglieder der Familie, aber auch der ein oder andere Bedienstete wird involviert. Hauptfiguren sind William Baldwine, ein Mann ohne Skrupel, Little V. E., die Dame des Hauses, die nur noch vollgepumpt mit Medikamenten in ihrer Suite anzutreffen ist, die Kinder Edward Westfork, Maxwell, Virginia Elizabeth und Jonathan Tulane. Nachdem sich J. R. Ward im ersten Abschnitt des Buches vor allem ausgiebigen Beschreibungen des Anwesens und der Hierarchien Easterlys widmet, kristallisieren sich im Folgenden drei Schwerpunkte im ersten Band der Bradford-Dynastie heraus: Die ganz und gar nicht standesgemäße Liebelei zwischen Lizzie King, angestellte des Hauses Bradford Baldwine, und Lane. Sie führen eine Art on/off-Beziehung voller erdenklicher Dramen und leidenschaftlicher Höhepunkte. Im Grunde handelt es sich sogar um ein Dreieckskonstrukt, denn Lane ist offiziell mit Chantal Blair Stowe verheiratet. Edward, einst ein ernster und sehr aggressiver Geschäftsmann, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Seitdem er eine Entführung in Südamerika nur knapp überlebt hat, hat er sich von der Familie zurückgezogen und fristet sein Dasein unter ständigem Alkoholeinfluss auf dem Red & Black Gestüt, ein durchaus erfolgreicher Zucht- und Rennbetrieb. Sein Herz gehört Sutton Smythe, der Tochter des größten Konkurrenten, die Sutton Distillery Corporation. Auch in diese Richtung sind Komplikationen vorprogrammiert. Virginia, kurz Gin, ist kein Kind von Traurigkeit. Mit siebzehn Jahren bekam sie Ihre uneheliche Tochter Amelia, die allerdings nunmehr als sechzehnjähriger Teenager nichts von ihrer Mutter wissen will. Gin hat im Grunde nie gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen. Ohne den finanziellen Rückhalt der Familie ist sie aufgeschmissen. Es sei denn, sie findet eine lohnenswerte Alternative, um ihr Leben im Luxus zu sichern. Der Angebetete, zugleich Vater ihrer Tochter, hegt allerdings kein Interesse an ihrem Heiratsantrag. Plan B muss her! Über Max erfährt die Leserschaft nicht allzu viel. Hier und da werden vage Andeutungen über seine Person gemacht. Diese reichen von der Teilnahme im Kirchenchor zu düsteren Machenschaften. Ein konkretes Bild lässt sich daraufhin noch nicht formen. Das schlimmste Übel von allen ist allerdings William Baldwine. Seinetwegen gerät das gesamte Imperium gehörig ins Verderben … Viele Figuren und zahlreiche Vorkommnisse halten den Leser auf Trab. Dank der durchaus eingängigen Schreibweise der Autorin und immer neuen Hiobsbotschaften in parallelen Handlungssträngen, schreitet das Geschehen schnell voran. Im Nu sind fünfzig Kapitel vorüber und ein kleiner Ausblick wie die Bradford-Saga weitergeht, tröstet bedingt über die Wartezeit bis zum Erscheinen von BOURBON SINS im Sommer hinweg.
BOURBON KINGS erscheint als Paperback bei LYX. Das Cover ziert ein adretter, junger Mann. Die Farbgebung in knalligem Pink ist sicher Geschmackssache. Auffallend ist das Buch so allemal.
J. R. Ward zieht mit dem Auftakt ihrer BOURBON Reihe sämtliche Register: Liebe, Lust und Leidenschaft treffen auf Geheimnisse und Intrigen sowie Wirtschaftskriminalität und Tod. Ein Aufmarsch an Charakteren übertrumpft eine Welle diverser Handlungsstränge, torpediert von allerhand Dramen und Emotionen. Ein Buch wie eine Massenkarambolage zwischen Dallas und Denver – einige Menschen schauen genauer hin, andere wenden sich erschrocken ab. ;o)