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Veröffentlicht am 19.06.2020

Ein überzeugendes Plädoyer im Kampf gegen den Klimawandel

Zieht euch warm an, es wird heiß!
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Sven Plöger ist Diplom-Meteorologe, sein neustes Buch heißt "Zieht euch warm an, es wird heiß!", das Sachbuch erscheint im Westend Verlag.



Angesichts von Trockenheit und Waldbränden, regionalen Hageleinschlägen ...

Sven Plöger ist Diplom-Meteorologe, sein neustes Buch heißt "Zieht euch warm an, es wird heiß!", das Sachbuch erscheint im Westend Verlag.



Angesichts von Trockenheit und Waldbränden, regionalen Hageleinschlägen und Starkregen, Überflutungen ganzer Städte und Ernteverlusten kann niemand mehr den Klimawandel leugnen. Um die Temperaturziele von 1,5 Grand zu erreichen, muss die CO2-Emission rasch gesenkt werden. Dazu ist aber ein Umdenken der Wirtschaft und der Verbraucher nötig. Das anzustrebende Ziel ist der Green Deal, doch der muss auch von der Allgemeinheit getragen werden.


Zitat: "Die wesentlichen Umweltschäden resultieren dabei immer aus dem Transport der Menschen." Seite 280


In diesem Sachbuch gibt es drei Hauptteile. Wie sieht der Ist-Zustand des Klimas gegenwärtig aus, der Blick aufs Ganze wird im ersten Teil festgehalten. Der zweite Teil wird mit naturwissenschaftlichen Inhalten gefüllt, hier wird erklärt, wie unser Klimasystem funktioniert und welche Antithesen von Kritikern der Klimaerwärmung gerne angeführt werden. Sven Plöger widerlegt diese Behauptungen auf seine ihm eigene sachliche und versierte Weise.



Im dritten Teil werden die behandelten Themen praxisnah vertieft und Lösungsmöglichkeiten, Auswege und Ansätze vorgestellt und diskutiert.


Sachlich, fundiert und informativ, aber auch mit einem Augenzwinkern geht Sven Plöger auf die Thematik ein und beleuchtet Thesen und Fragen sehr eingehend. Obwohl viel Fachwissen enthalten ist, ist dieses Buch nicht nur für Wissenschaftler geeignet. Die Sachverhalte und Zusammenhänge werden mit einleuchtenden Erklärungen aufgezeigt und sind gut verständlich.



Es gibt viele Themen, die Plöger anreißt und in den Konsens zum Klima stellt. Die wichtigste Möglichkeit ist die Senkung der Kohlenstoff-Freisetzung. Aber auch der Schutz der Wälder ist entscheidend für unser Klima und die Erderwärmung.

Rettet die Moore. Schaltet den Energieverbrauch runter und Grünstrom rauf. Und jeder sollte mal überlegen, ob er sich als Kreuzfahrtreisender als Klimaschänder schuldig machen möchte.





Dieses Buch vermittelt Wissen und ist ein gut verständlicher Erklärungsansatz zum Thema Klimawandel. Es öffnet die Augen der Leser über die nötigen Ziele zur Drosselung der Erderwärmung. Es zeigt, worauf es ankommt, was jeder einzelne tun kann und wie wir als Konsumenten umdenken müssen, um unseren Nachfahren noch eine bewohnbare Erde zu hinterlassen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Bitterböse Mischung aus Roman und Krimi mit reichlich schwarzem Humor.

Ladylike
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Mit 73 darf man doch noch etwas vom Leben erwarten, deshalb starten Lore und ihre Freundin Anneliese noch einmal richtig durch. Sie gründen eine Frauen-WG und begeben sich auf eine große Reise durch Deutschland. ...

Mit 73 darf man doch noch etwas vom Leben erwarten, deshalb starten Lore und ihre Freundin Anneliese noch einmal richtig durch. Sie gründen eine Frauen-WG und begeben sich auf eine große Reise durch Deutschland.

Die Freundinnen Lore und Anneliese haben ihre Männer hinter sich gelassen und genießen zu zweit ihre Wohngemeinschaft. Jetzt möchten sie all das nachholen, wozu sie bisher keine Gelegenheit hatten. Als Annelieses Jugendfreund Ewald auf der Bildfläche erscheint, möchten ihn beide für sich gewinnen, die Idylle beginnt zu bröckeln. Erst müssen sie sich um Ewalds schwerkranke Frau kümmern und dann gilt es Ewald dingfest zu machen, denn auch er schätzt seine neu gewonnene Freiheit sehr.

Ingrid Noll erweckt die Charaktere der Frauen regelrecht zum Leben, man nimmt an ihren aufrichtigen Gedanken über Männer, perfekte Figuren, Lebenseinstellungen und geheimen Wünschen teil. Beide arrangieren sich und ihr Leben, lächeln über die Schwächen der anderen, aber wenn ein Mann im Spiel ist, kennen sie kein Pardon.

Ingrid Nolls Erzählweise sorgt für perfekte Unterhaltung, die Handlung ist spannend und die bösen Gedanken und giftigen Teemischungen werden fast beiläufig erwähnt. Nie würde man im wahren Leben hinter diesen zwei liebenswerten Frauen bösen Menschen vermuten. Denn Anneliese kennt sich mit dem Heilkräutern aus, damit lassen sich nicht nur Zipperlein beseitigen, sondern auch Störenfriede.


Ein typischer und perfekter Ingrid Noll-Roman, sie bleibt ihrem Erzählstil treu und es wird gleichermaßen böse wie humorvoll. Alten Menschen traut man selten etwas Böses zu, das ändert sich spätestens nach dieser Lektüre.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Wie das Leben so spielt

Auszeit bei den Abendrots
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Im Fischer Verlag erscheint der Roman "Auszeit bei den Abendrots" von Alexandra Holenstein.

Das kann doch nicht wahr sein, denkt Helene Abendrot, als ihr Mann Josef sie an einer Autobahnraststätte einfach ...

Im Fischer Verlag erscheint der Roman "Auszeit bei den Abendrots" von Alexandra Holenstein.

Das kann doch nicht wahr sein, denkt Helene Abendrot, als ihr Mann Josef sie an einer Autobahnraststätte einfach sitzen lässt. Immerhin hat sie das Auto und er ist zu Fuß abgehauen. Es gibt doch noch Glück im Unglück. Der Grund für diese Aktion und die nachfolgende Eheauszeit heißt Nathalie und ist halb so alt wie Josef. Doch statt Trübsal zu blasen, nutzt Helene die Zeit für sich und unternimmt Seminare und Reisen, die ihrem Leben abenteuerliche Erfahrungen bescheren. Was ist dagegen schon die langweilige Ehe mit Josef?

"...aus der Strohwitwe kann dann auch mal schnell eine Strohblume werden. Die, die man so ewig in einer Vase ohne Wasser lässt und dann vergisst." Zitat Seite 135

Nachdem ich "Das Heinrich-Problem" von Alexandra Holenstein bereits begeistert gelesen habe, konnte mich auch ihr neuer humorvoller Frauenroman absolut überzeugen. Es sind Szenen aus dem echten Leben, genauer gesagt aus einem langjährigen Eheleben. Wieder geht es um eine Beziehungskrise, die die Autorin mit herrlichen Situationsbeschreibungen und abwechslungsreichen Charakteren mit Leben füllt. Pointiert humorvoll und erstaunlich treffsicher zielt ihr Pfeil dabei ins Schwarze, in diesem Fall auf Josef, der sich in seiner Auszeit mit einer jungen Frau vergnügt. Noch etwas benommen von dieser Erfahrung, rät Helenes Freundin ihr als Ablenkung zu Reisen als genussvolle Trennungsschmerz-Verarbeitung. Helene nimmt diesen Rat an und reist in die Provence und in die Toskana, dort besucht sie ein Weinseminar, malt in Aquarell und nimmt an einem Literaturseminar teil. Sie erlebt dort einige amouröse Erfahrungen, allerdings entpuppen sich ihre männlichen Neuentdeckungen recht schnell als echte "Windhunde". Trotzdem gewinnt sie ihre innere Balance und alte Kraft und Stärke zurück. Josef gegenüber gibt sie sich abgeklärt, reagiert mit nüchternen Bemerkungen auf seine erneue Annäherung, denn Nathalie, die flotte Antilope, hat die Liaison mit ihrem väterlichen und alten Doktorvater bald über und Josef merkt auf einmal, was er an Helene hat.



Ein kurzweiliger und herrlich zu lesender Erzählstil macht das Lesen zum Genuß. Das Eheleben an sich, die Trennung und die liebevoll beschriebenen Charaktere der Seminarteilnehmer sorgen für eine abwechslungsreiche Geschichte, die man einfach nur gern und mit einem Schmunzeln im Gesicht liest. So spielt das Leben, wenn auch nicht immer mit einem zufriedenstellenden Ende.

Dieser Roman lässt sich durch den eingebauten Humor und die trockenen Anmerkungen Helenes einfach nur gut lesen. Ein Frauenroman über eine Beziehungskrise mit dem Geschmack des wahren Lebens, der mich zum Schmunzeln gebracht hat.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Eine überzeugende Frauenfigur vor dem Hintergrund einer interessanten Zeitdarstellung

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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"Die Fotografin - Die Welt von morgen" ist der dritte von vier Bänden der Reihe von Petra Durst-Benning, die im Blanvalet Verlag erscheint.

1911: Mimi und Anton haben beide das Weber-Dorf Laichingen verlassen, ...

"Die Fotografin - Die Welt von morgen" ist der dritte von vier Bänden der Reihe von Petra Durst-Benning, die im Blanvalet Verlag erscheint.

1911: Mimi und Anton haben beide das Weber-Dorf Laichingen verlassen, Anton findet als Kellner in vielen Gaststätten einen Job und Mimi lebt ihre kreative Ader als Wanderfotografin aus. Es ergeben sich immer neue Möglichkeiten und Angebote, die ihr ermöglichen, sich künstlerisch auch weiter zu entwickeln.

Alexander studiert Kunst in Stuttgart, er hat einen Förderer in Mylo, den er auch braucht, denn er hat es unter seinen Kommilitonen und auch bei den Professoren nicht leicht. Auf der Schwäbischen Alb treffen wir auch Bernadette Furtwängler auf ihrer Schaffarm wieder, dort könnten schon bald die Hochzeitsglocken klingeln.

Auch nach einer längeren Pause seit dem zweiten Band konnte ich mich hier schnell einfinden, die Figuren waren mir in den ersten Büchern schon ans Herz gewachsen und ich habe sie hier wieder gern begleitet. Bucheinsteiger sollten zwar die Reihe vorn beginnen, dennoch werden die Personen immer gut eingeführt, sodaß kaum Wissenslücken vorhanden sein werden.

Die Zeiten sind für Wanderfotografen nicht unbedingt rosig, aber Mimi und Anton finden immer neue Ideen und Anstellungen und schlagen sich durch. Mit ihrem Postkartenhandel und dank der inovativen Lithografie ermöglichen sich völlig neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Zur damaligen Zeit war dieses Berufsfeld für eine Frau eine mutige Aktion, denn Gleichberechtigung war noch ein unbekanntes Fremdwort, dem sich die Männer ständig in den Weg stellten. Doch Mimi findet Mitstreiterinnen, andere Unternehmerinnen, die sich gemeinsam ihren Weg erkämpfen.


Petra Durst-Benning hat einen einnehmenden Schreibstil, der bildhaft beschreibend, aber auch erzählerisch abwechslungsreich die Leser unterhält. Die Charaktere entwickeln sich weiter, die Beziehungen ebenfalls und so rundet dieser Band die vorhergehenden wunderbar ab.

Mit situationsbeschreibenden Hintergrundinformationen verdeutlicht die Autorin das Zeitgeschehen. Die Schilderung der Gepflogenheiten im Schwarzwald und der drohende Aufstand der Weber werden authentisch in die Handlung einbezogen, so erlebt man die Charaktere vor realistischer Kulisse.

Dieser historische Roman hat einen unterhaltsamen Charakter und zeigt das Erstarken von Frauen in dieser Zeit. Es wird hier sehr gut dargestellt, wie sich Frauen ihren Platz in der Berufsweld erobern mussten. Wir dürfen gespannt sein auf den vierten Band dieser Reihe!

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Wie gewohnt heiter, mörderisch und herrlich skurril!

Leichen, die auf Kühe starren
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"Leichen, die auf Kühe starren" ist ein Alpenkrimi von Tatjana Kruse, der im Haymon Verlag erscheint.

Fünf absolut unspektakuläre Kleinstadtpiefkes mischen das Tiroler Ambiente in Kitzbühel auf, sie ...

"Leichen, die auf Kühe starren" ist ein Alpenkrimi von Tatjana Kruse, der im Haymon Verlag erscheint.

Fünf absolut unspektakuläre Kleinstadtpiefkes mischen das Tiroler Ambiente in Kitzbühel auf, sie sind Fans von Hansi Hinterseer und machen einen Männerausflug. Sie nehmen Irina, eine zufällige Frauenbekanntschaft aus menschlichem Mitgefühl mit in ihre Ferienwohnung, es ist allerdings eine Frau, die mit allen kriminellen Wasser gewaschen ist, weil Witwe eines russischen Oligarchen. Genau sie gibt dem Zimmermädchen Leo einen sattlich bezahlten Job, doch warum? Hat sie etwas mit den Leichen in Kitzbühel zu tun?

"Alles Gute kommt von oben. Heißt es. Ist aber gelogen. Und das betrifft nicht nur Vogelkot..." Zitat Seite 220

Dieser Alpenkrimi führt uns in die Idylle der Kitzbüheler Alpen oder das, was man darunter versteht. Denn genauer betrachtet gibt es hier Reiche, Schöne, Tote und Ganoven, Idylle ist anders. Der schwarze Humor und die kleinen Seitenhiebe von Tatjana Kruse sind schon eine besondere schreibtechnische Gabe, die die Autorin perfekt beherrscht. In diesem Fall findet die Gabe als eine regelrechte Kitzbüheler Gaudi statt, die mich amüsiert und gut unterhalten hat. Gut gelungen sind auch die Kapitelüberschriften, die Wortspielchen und vielen Einfälle, wie man Worte in andere Zusammenhänge bringen kann. Schon mal etwas von Schildkrötentollwut gehört oder von einer weiblichen Version von James Bond? Gibt es alles hier im Buch.

Außergewöhnlich ist auch, wie hier verschiedene Leichenteile Stück für Stück und gut verteilt in der Handlung auftauchen, da kann man schon mal an eine Schnitzeljagd denken. Apropos Schnitzel, auch eine Kuh namens Barbarella hat hier ihren großen Auftritt. Ja, auch in der Namenswahl zeigt sich die Autorin wie immer sehr flexibel und einfallsreich.

Die Ermittlungen durch Inspektor Hugo Köttel und die betagte, aber topfitte Agentin Grizelda Obermoser sind zielgerichtet und laufen erkennbar als roter Faden der Rahmenhandlung ab. Viel mehr interessieren aber die unterschiedlichen Figuren mit ihren skurrilen Eigenarten und davon gibt es eine Menge. Die Schlagermusik von Hansi H. empfinde ich persönlich als etwas grenzwertig, glücklicherweise ist das Buch aber kein musikalisches Hörbuch und so kann ich munter der Fangruppe und ihrem merkwürdigen Auftrag folgen. Zum Flair der Gegend passt die Musik ja auch und

Dieser Krimi ist anders als alle Alpenkrimis und außergewöhnlich dadurch, dass Tatjana Kruse mal wieder ihren Spitzfindigkeiten und mörderischen Gedanken freien Lauf gelassen und hier eine besondere Story gezaubert hat.

Wer die Alpenländische Region und schwarzen Humor mag und keine Angst vor gesägten Leichenteilen hat, findet hier eine mörderische Lektüre vor. Heiter, skurril und gewohnt mörderisch schießt Tatjana Kruse ihre Spitzen ab, es ist fast wie eine Schnitzeljagd.

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