Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2020

Unterhaltsames Buch zum Mitraten und Dazulernen

Wer weiß denn sowas?
0

Ich schaue mir „Wer weiß denn sowas?“ immer wieder gerne an. Eine unterhaltsame Sendung, die zum Miträtseln animiert und nebenbei noch auf amüsante Weise einiges Wissen vermittelt.
Fast genauso gut gefällt ...

Ich schaue mir „Wer weiß denn sowas?“ immer wieder gerne an. Eine unterhaltsame Sendung, die zum Miträtseln animiert und nebenbei noch auf amüsante Weise einiges Wissen vermittelt.
Fast genauso gut gefällt mir dieses Buch. Fast, weil man hier auf die oftmals witzigen Bemerkungen der prominenten Rateteams verzichten muss. (Das wäre vielleicht ein Verbesserungsvorschlag in Hinblick auf weitere Bände.)
Die 154 Fragen befassen sich mit den verschiedensten Themengebieten und halten eine Reihe interessanter oder überraschender Erkenntnisse bereit. Auch die Umsetzung des eBooks ist gelungen. Die Fragen und Antwortmöglichkeiten finden sich jeweils auf einer Seite, beim Umblättern gelangt man dann zur Antwort einschließlich einer kurzgefassten Erläuterung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.06.2020

Humorvoller Krimi im herbstlichen Kitzbühel

Leichen, die auf Kühe starren
0

In Kitzbühel ist während der Zwischensaison tote Hose? Nicht so in Tatjana Kruses neuem Krimi. Dort kommt es eines schönen Herbstes geradezu zu einem Schaulauf skurriler Gestalten.
So verfolgen die Mitglieder ...

In Kitzbühel ist während der Zwischensaison tote Hose? Nicht so in Tatjana Kruses neuem Krimi. Dort kommt es eines schönen Herbstes geradezu zu einem Schaulauf skurriler Gestalten.
So verfolgen die Mitglieder eines Hansi-Hinterseer-Fanclubs einen geheimen Plan, von dem sie kurzfristig durch eine seltsame Autostopperin mit noch seltsameren Gepäckstücken abgelenkt werden. Auch der Marwardushof, wo die taffe Leo als Zimmermädchen arbeitet, kann mit einer Reihe seltsamer Gäste aufwarten. Darunter beispielsweise Irina, Witwe eines berüchtigten Verbrecherbosses, welche Leo ein überraschendes Angebot macht.
Als auch noch nach und nach diverse Leichenteile auftauchen, laufen einige Dinge vollends aus dem Ruder.

Wie man es von der Autorin gewohnt ist, steht auch diesmal der Humor im Vordergrund. Die Krimihandlung als solches muss demgegenüber in Sachen Spannung und vor allem auch Logik öfters zurückstecken.
Sämtliche auftretenden Figuren sind herrlich komisch ge- und meist überzeichnet, hier treten definitiv keine 08/15-Protagonisten auf. Wenngleich einige Klischees bedient werden, werden vermutlich noch mehr Klischees gebrochen.
Die Lektüre gestaltet sich daher ausgesprochen amüsant. Dazu trägt auch der flotte und lebendige Erzählstil bei. Außerdem sorgen häufige Schauplatzwechsel für einige Dynamik.

Für Fans humorvoller Romane, die keine 100%ig realistische Handlung erwarten, ist dieser Krimi daher absolut empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2020

Innovativer Ansatz

Beute, Ernte, Öl
0

Man kann dieses Buch gleich in zweifacher Hinsicht als innovativ bezeichnen: Schon der Ansatz, den Ian Morris hier zur Erklärung der Menschheitsgeschichte heranzieht, ist faszinierend. Er unterstellt, ...

Man kann dieses Buch gleich in zweifacher Hinsicht als innovativ bezeichnen: Schon der Ansatz, den Ian Morris hier zur Erklärung der Menschheitsgeschichte heranzieht, ist faszinierend. Er unterstellt, dass das in einer Gesellschaft vorherrschende Wertesystem von ihrer Art der Energiegewinnung abhängt.
Dazu identifiziert er drei große Phasen, in denen die Menschen ihre (letztlich durch die Evolution angelegten) Grundwerte unterschiedlich interpretiert hätten, und konstatiert, dass diese Interpretation mit der jeweils vorherrschenden Wirtschaftsweise – Wildbeuterei, Landwirtschaft oder Nutzung fossiler Energie – zusammenhängt.
So seien beispielsweise bäuerliche Kulturen deshalb hierarchisch organisiert, weil dies im Kontext des Wirtschaftens mit domestizierten Tieren und Pflanzen besser funktioniert als die relative Gleichheit der Wildbeuter, und die zunehmende Emanzipation der Frauen habe ihre Ursache darin, dass es die Fossilienenergie erlaubt, körperliche Arbeiten durch Maschinen erledigen zu lassen.
Schließlich wagt er auch einen Blick in die Zukunft und sagt, ausgehend von der Annahme, dass die gesellschaftliche Entwicklung im 21. Jahrhundert mit derselben atemberaubenden Geschwindigkeit voranschreiten wird wie im 20., vorher, dass sich unsere Werte in den nächsten Jahrzehnten so radikal ändern werden wie nie zuvor in der Geschichte.

Innovativ ist aber auch die Art, wie diese Überlegungen präsentiert werden. Nach einem einleitenden Teil, in dem er seine Thesen ausbreitet, lässt der Autor vier seiner Kritiker zu Wort kommen, bevor er sich im letzten Kapitel noch einmal ausführlich mit deren Argumenten auseinandersetzt und seine eigenen Gedanken ausbaut und präzisiert.
Zwar klingt die Überschrift dieses Kapitels „Meine korrekten Ansichten zu allem“ nicht gerade bescheiden und er ist auch in keinem Punkt bereit, von seiner Meinung abzurücken. Dennoch ist es bemerkenswert, dass jemand in einem derartigen Werk auch seinen „Gegnern“ so breiten Raum gewährt. Die Diskussion verläuft dabei auch zumindest weitgehend sachlich.

So enthält dieses Buch eine Fülle interessanter Ideen, die großteils nachvollziehbar und allgemein verständlich dargestellt werden. Wahrscheinlich kann Morris Theorie nicht alles erklären, was sie zu erklären vorgibt, und einige Themen hätten näher ausgeleuchtet werden sollen. Man muss aber auch bedenken, dass sich der Autor hier teilweise auf Neuland begibt.
Ich finde seine Herangehensweise jedenfalls spannend und die Lektüre eröffnet einen neuen Blickwinkel auf historische Entwicklungslinien. Ein weiteres Forschen in diese Richtung wird möglicherweise noch zu weiteren spektakulären Erkenntnissen führen.

Veröffentlicht am 06.04.2020

Neue Perspektive auf die Entstehung des Menschen

Wie wir Menschen wurden
0

Jahrzehntelang schien die sogenannte „Out of Africa“-Theorie, wonach sich die wesentlichen Schritte hin zur Entstehung des modernen Menschen alle in Afrika zugetragen haben, die unumstrittene Lehrmeinung ...

Jahrzehntelang schien die sogenannte „Out of Africa“-Theorie, wonach sich die wesentlichen Schritte hin zur Entstehung des modernen Menschen alle in Afrika zugetragen haben, die unumstrittene Lehrmeinung der Paläoanthropologie zu sein.
In der letzten Zeit wird diese jedoch mehr und mehr in Frage gestellt – nicht zuletzt durch neue und wiederentdeckte Funde aus Europa und Asien.

Madelaine Böhme war an einigen dieser Entdeckungen selbst beteiligt. Sie schildert hier den aktuellen Forschungsstand und lässt auch persönliche Erlebnisse miteinfließen. So entsteht eine spannende Reise durch die letzten Jahrmillionen, wo eine verwirrende Vielfalt an Vor- und Frühmenschenarten mit sich ständig wandelnden Umweltbedingungen zurechtkommen musste. Dabei begegnen uns unter anderem Eiszeiten, Savannen in Deutschland und ein ausgetrocknetes Mittelmeer und es zeigt sich, wie stark der Zusammenhang und wechselseitige Austausch zwischen Afrika und Eurasien waren.
Einige Kapitel greifen jeweils ein spezielles Merkmal des Menschen heraus (zum Beispiel seine Eignung als Dauerläufer, die Zähmung des Feuers oder die Entstehung von Sprache und Schrift) und spüren dessen Herkunft nach. Auch hier warten einige überraschende Gedanken, etwa, dass nicht so sehr die höhere Eiweiß-, sondern eher die höhere Stärkezufuhr durch die Nahrung das Gehirnwachstum stimulierte.

Die Ausführungen sind allgemeinverständlich gehalten und in einem flotten Stil verfasst. Zahlreiche farbige Bilder und Grafiken veranschaulichen den Inhalt.
Positiv aufgefallen ist mir weiters, dass die „Ghostwriter“ hier ebenfalls am Cover aufscheinen.
Schade nur, dass es kein Stichwortverzeichnis gibt. Gerade bei einem Buch, das mit so vielen interessanten Fakten vollgestopft ist, wäre dies hilfreich.

Alles in allem ist dieses Werk auf jeden Fall empfehlenswert. Es hat natürlich nicht auf alle Fragen eine Antwort und einigen Aussagen würde von anderen Wissenschaftlern wohl widersprochen werden. Gerade das macht aber einen Teil seines Reizes aus. Man ist hier an der Front der aktuellen Forschung und ich bin gespannt, was die nächsten Jahre noch für Erkenntnisse bereithalten werden.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Faszinierende Zeitreise durch Europas Naturgeschichte

Europa
0

Eigentlich eine Schande, dass erst ein Australier kommen musste, um ein solches Buch zu verfassen!

Tim Flannery, geboren in Melbourne, aber großer Europa-Fan, unternimmt hier eine rasante Tour durch die ...

Eigentlich eine Schande, dass erst ein Australier kommen musste, um ein solches Buch zu verfassen!

Tim Flannery, geboren in Melbourne, aber großer Europa-Fan, unternimmt hier eine rasante Tour durch die Vergangenheit dieses Kontinents. Er beginnt vor 100 Millionen Jahren in der Kreidezeit, als das, was später unser Europa werden sollte, noch eine Ansammlung einzelner Inseln in einem tropischen Meer war. Danach folgt er dem Verlauf der Erdgeschichte über Etappen wie Paläozän, Eozän oder Miozän bis hin zu Pleistozän und Holozän, als die ersten Menschen in Europa auftauchten, und danach nichts mehr so war wie zuvor.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Werken über Paläontologie, die sich auf die spektakulären Funde (und bezüglich Europa daher hauptsächlich auf die Grube Messel und die Mammuts) konzentrieren, widmet er sich auch und gerade „gewöhnlicheren“ oder weniger auffälligen Geschöpfen, welche aber oft die wahren Helden der Evolution waren, und zeigt dabei vorzeitliche Lebensgemeinschaften in ihrem Gesamt-Zusammenhang. Auch zwergenhafte Dinosaurier und unscheinbare Kreaturen wie Geburtshelferkröten oder Salamander werden entsprechend gewürdigt.

So entstehen lebendige Porträts der Flora und Fauna vergangener Epochen. Dabei wird immer wieder deutlich, welch wechselhaften Einflüssen Europa im Lauf der Äonen ausgesetzt war, wie sehr es von Einwanderungsbewegungen aus anderen Erdteilen geprägt wurde, wie produktiv es aber auch selbst bei der Hervorbringung neuer Arten war.
Auch der Geschichte des Menschen und den vielgestaltigen Folgen seiner Eingriffe in die Umwelt wird viel Platz eingeräumt. Wie sich dabei herausstellt war allein schon die Entstehung des modernen Menschen komplexer und hatte vor allem mehr mit Europa zu tun, als es lange der Lehrmeinung entsprach.
Ausführlich setzt sich der Autor dann mit den Problemen der Gegenwart auseinander wie Klimawandel und Artensterben. Bei manchen Aussagen und Kritikpunkten geht er allerdings für meinen Geschmack etwas zu hart mit den Europäern ins Gericht bzw stellt unrealistische Forderungen. (Erst recht, wenn man die Situation in Europa mit jener in anderen Weltgegenden vergleicht ...)

Ein paar weitere kleine Kritikpunkte möchte ich ebenfalls nicht unerwähnt lassen: Ich halte es nicht für besonders sinnvoll, ein Buch von ca 320 Seiten in sage und schreibe 44 Kapitel zu unterteilen, die dann eben meist weniger als zehn Seiten umfassen. Dadurch wird der Inhalt zu sehr zerstückelt. Außerdem ist der Text bisweilen in einer übertrieben und unnötigerweise hochgestochenen Sprache verfasst (was vielleicht auch an der Übersetzung liegen könnte) und manche Informationen oder Aussagen finden sich mehrmals, oft innerhalb weniger Seiten.

Alles in allem ist dieses Buch aber jedenfalls absolut empfehlenswert. Es bietet eine Fülle faszinierender Einblicke in Europas Vergangenheit, Gegenwart und teilweise auch Zukunft.