Sogar Nonnen wurden der Hexerei verdächtigt...
HexenglutSimone Dorra entführt uns Leser mit ihrem Roman „Hexenglut“ in das Jahr 1555 nach Freiburg. Es ist der 2. Roman um die Nonne Fidelitas vom Kloster Frauenalb. Ich habe „Schierlingstod“ nicht gelesen, aber ...
Simone Dorra entführt uns Leser mit ihrem Roman „Hexenglut“ in das Jahr 1555 nach Freiburg. Es ist der 2. Roman um die Nonne Fidelitas vom Kloster Frauenalb. Ich habe „Schierlingstod“ nicht gelesen, aber hatte keinerlei Schwierigkeiten, in diesen historischen Kriminalroman einzusteigen.
Im Nachwort klärt uns die Autorin darüber auf, dass Nonnen zwar selten der Hexerei bezichtigt wurden, aber anhand zweier historischer Beispiele weist sie nach, dass es eben doch geschehen ist. Ebenfalls im Nachwort belegt sie, welche der Personen in ihrem Roman fiktiv und wer tatsächlich gelebt hat. Ein ausführliches Glossar rundet den Roman perfekt ab.
Fidelitas ist im Kloster als Kräutermeisterin tätig. Nachdem sie den Freiburger Kaufmann Vinzenz Stöcklin nach einem komplizierten Beinbruch gesund gepflegt hat, bittet er sie, ihn nach Freiburg zu begleiten, um seine Frau zu heilen. Bisher konnte kein Medikus eine gesundheitliche Besserung bei ihr erzielen.
Dies gelingt Fidelitas mit ungewöhnlichen Methoden zwar, aber dadurch – und durch zwei vollkommen unerwartete Todesfälle – kommt Fidelitas in den Verdacht, eine Hexe zu sein … und natürlich findet sich sofort ein Neider, der Fidelitas beim Freiburger Rat anzeigt.
Wir LeserInnen müssen um Fidelitas bangen, denn wie soll sie – eingekerkert im Christoffelturm – ihre Unschuld beweisen? Ihr Gönner Vinzenz Stöcklin ist zwar überglücklich und dankbar, dass Fidelitas seine Frau heilen konnte, aber leider erweist er sich als ängstlicher „Hasenfuß“, der sofort einknickt, da die Nähe zu einer Hexe seinem Geschäft (und – na ja – seiner Familie) schaden könnte. Aber bevor wir LeserInnen vollkommen verzweifeln, taucht unerwartete Hilfe und Unterstützung auf... Dazu gehört u.a. auch (in einer „Nebenrolle“) auch Johann Ulrich Zasius, Sprecher des Landes Österreich auf den Reichstagen, späterer Reichstagskommissar und Reichsvizekanzler. Doch mehr sei hier nicht verraten – selbst lesen ist angesagt...
Simone Dorra hat es großartig verstanden, Fiktion mit historisch belegten Ereignissen zu verknüpfen. Wir erfahren viel über die Hintergründe und Methoden der Hexenverfolgungen und wie schnell Frauen in diesen Ruf geraten konnten, wie wenig sie dagegen ausrichten konnten, z.B. die „Wasserprobe“: man warf eine vermeintliche Hexe in tiefes Wasser, ging sie nicht unter, war sie Hexe, ertrank sie, war sie zwar keine Hexe – aber eben leider tot!
Man merkt dem Buch die ausgezeichnete Recherche an, die Figuren wirken alle sehr authentisch und lebendig. Zwischendurch blitzt ab und zu ein leiser Schalk, man kann förmlich spüren, dass die Autorin auch Spaß an / mit ihrer Geschichte und ihren Personen hatte… Frau Dorra schafft es mit leichter Hand, den Spannungsbogen konsequent aufrechtzuerhalten, wir sorgen, zittern und leiden regelrecht mit und hoffen stets auf glückliche Wendungen. Beim Schluss gibt es einen kleinen „Wermutstropfen“, aber auch dieser ist logisch, verständlich und nachvollziehbar, so dass ich nach einer kleinen Trauerminute sehr zufrieden mit dem Buch abschließen konnte – schade eigentlich nur, dass es schon zu Ende war... Einen kleinen Trost habe ich: den Vorgängerroman „Schierlingstod“ werde ich mit Sicherheit demnächst lesen! Und ich habe die große Hoffnung, dass Fidelitas weitere Abenteuer im oder außerhalb des Klosters erleben wird?!
„Hexenglut“ ist ein wunderbares Buch, dass mir schöne, aufregende und berührende Lesemomente beschert hat, ich kann es wirklich nur uneingeschränkt weiterempfehlen!