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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2020

Ein wunderbares Buch

Ein Baum wächst in Brooklyn
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1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern ...

1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern dennoch eine schöne Kindheit zu bescheren, Tanten, Onkel und Großeltern haben Teil am Geschehen, ebenso wie die Nachbarschaft, Lehrer und Arbeitgeber – und das Brooklyn jener Tage.

Episodenhaft erzählt die Autorin Francies Leben, über ihre Familie, die Verhältnisse aus denen sie stammt, ihre Träume und Wünsche, ihre Gedanken und Gefühle, und der Leser wird immer mehr in den Bann gezogen. Francie war mir sehr schnell sympathisch, sie ist die Hauptperson dieses Romans, und sie lernt man am besten kennen. Doch man erfährt auch viel über die Hintergründe der beiden Familien, von denen sie abstammt, begleitet andere Familienmitglieder bereits vor Francies Geburt und bekommt so einen guten Einblick in die ganze Familie. Vor allem Francies Tante Sissy hat einen großen Anteil am Geschehen. Sissy, die sich unbedingt ein Kind wünscht, deren Schwangerschaften aber schlecht enden, die dennoch positiv wirkt und sich wenig um Konventionen schert – auch sie ein sehr liebenswerter Mensch. Die Charaktere sind der Autorin im übrigen durchweg sehr gut gelungen, sie wirken lebendig, und als Leser fühlt man sich schnell als Teil der Familie.

Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, so z. B. Zeiten, in denen die Familie hungert, aber selten hat man das Gefühl von Leid, man hält zusammen, unterstützt sich und versucht, das beste daraus zu machen – zumindest für die Kinder. Als Leser blickt man aber durchaus auch hinter die Fassade, und auch Francie sieht vieles anders, je älter sie wird – das ist nachvollziehbar erzählt. Emotionen schwingen hier viele mit. Oft gibt es, trotz allem, auch einen humorigen Unterton. Dass die Autorin sehr kleinteilig erzählt, trägt zur Atmosphäre und dem Gefühl, dabei zu sein, bei. Ich gehe davon aus, dass viel Autobiografisches in dieses Werk geflossen ist.

Am Ende habe ich den Roman beinahe traurig zugeklappt, ich wollte gerne weiterlesen, mehr über Francies Leben erfahren. Ich war aber auch beglückt, weil ich diesen wunderbaren Roman gelesen habe und sicher so schnell nicht mehr vergessen werde.

Diesen Roman sollte man unbedingt lesen, für mich ein absolutes Highlight, das noch länger nachwirken wird.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Spannend und aktuell

Die Wahrheit
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Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, ...

Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, oder sind noch andere mit im Spiel? Jemand, der die Geschichte der Menschheit in Rauch aufgehen lassen möchte? Maggie Costello, ehemals Mitarbeiterin im Weißen Haus, wird beauftragt, das herauszufinden.

Bereits das Cover ist überaus gut gelungen – künstlerisch und passend. Maggie Costello kenne ich bereits vom Vorgängerband „Der Präsident“, nun habe ich sogar festgestellt, dass es noch zwei weitere Bände mit ihr gibt. Die beiden Bände, die ich bisher kenne, kann man aber sehr gut lesen, ohne die anderen zu kennen.

Eine absolute Horrorvision für mich, dass alle Dokumente, Erinnerungen usw. zerstört werden, sogar Menschen, die überlebt haben, getötet werden, wie das hier schließlich auch noch der Fall ist, das Gedächtnis quasi ausgelöscht. Und doch, kann man sich auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die quasi, wie hier argumentiert, bei Null anfangen wollen, ohne Bürden aus der Vergangenheit. Doch geht so einfach? Ich persönlich bezweifele das.

Für mich ist diese Thematik an sich spannend genug, zudem schafft es der Autor in (ironischerweise) schönen, fast poetisch anmutenden Bildern zu beschreiben, wie, trotz massiver Bewachung, weltberühmte Bibliotheken in Flammen aufgehen können. Da muss, im späteren Verlauf, gar nicht (künstliche) Spannung erzeugt werden, indem Maggie – vollkommen unnötig, meiner Meinung nach, im Alleingang Dinge tut, die ganz schnell böse ausgehen könnten. Hier wirkt Maggie sehr unüberlegt und wenig kompetent auf mich, und, wie ich bereits öfter angemerkt habe: Mich langweilt das eher, als dass es mich thrillt. Und das hat dieser Roman eigentlich auch gar nicht nötig, für mich ist er von Anfang an ein Pageturner.

Auch dieser Roman ist dem Autor wieder sehr gut gelungen, er regt zum Nachdenken an, ist – leider – sehr aktuell und lässt sich kaum aus der Hand legen. Ich empfehle ihn uneingeschränkt, weil er ein Thema anspricht, das jeden interessieren müsste, und vergebe volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Unbedingt lesen!

Asterix 37
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Der für Straßen zuständige römische Senator Lactus Bifidus ruft ein Wagenrennen ins Leben, um zu beweisen, dass die römischen Straßen gar nicht so schlimm sind, wie es immer heißt. Alle zum Römischen Reich ...

Der für Straßen zuständige römische Senator Lactus Bifidus ruft ein Wagenrennen ins Leben, um zu beweisen, dass die römischen Straßen gar nicht so schlimm sind, wie es immer heißt. Alle zum Römischen Reich gehörenden Völker dürfen teilnehmen. Zufälligerweise ist Obelix gerade in den Besitz eines Wagens gekommen – also sind er und Asterix auf jeden Fall mit von der Partie. Blöd nur, dass Julius Caesar darauf besteht, dass unbedingt ein Römer gewinnen muss.

Ich liebe die Asterix-Comics seit meiner Kindheit und bin auch sehr begeistert von den neuen Künstlern, die seit ein paar Bänden das Ruder übernommen haben. Hier haben sie sich meiner Meinung nach selbst übertroffen, ich habe selten so viel gelacht und geschmunzelt wie in diesem Band, die Zeichnungen, die Namen, die Sprüche, die Jokes – alles ist perfekt! Es gibt sogar ein Wiedersehen mit Altbekannten, mit denen ich in diesem Zusammenhang gar nicht gerechnet hatte.
Perfekt – mehr kann und muss ich gar nicht sagen, außer: Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 18.05.2020

Macht Appetit!

Kochen wie in Japan
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Schon das Cover hat mich sehr angesprochen, die Farben mag ich und das abgebildete Gericht macht Appetit – ein guter Einstieg.

Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin auch Wert darauf legt, dem Leser ...

Schon das Cover hat mich sehr angesprochen, die Farben mag ich und das abgebildete Gericht macht Appetit – ein guter Einstieg.

Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin auch Wert darauf legt, dem Leser die japanische (Ess)Kultur nahe zu bringen. Das ist interessant zu lesen, wie etwa dass eine ideale Mahlzeit alle Sinne ansprechen soll, und daher aus verschiedenen Farben und Geschmäckern bestehen soll, und diese Prinzipien sogar zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Auch dass in der Regel mehrere Gerichte gleichzeitig serviert werden und das Essen am Tisch wertgeschätzt wird, spricht mich an. Wer japanisch kochen will, sollte es, wenn möglich, auch entsprechend zelebrieren.

Aufgeteilt ist das Kochbuch in sechs Rubriken: Suppen und Nudeln, Reisgerichte, Hauptspeisen, Beilagen und Salate, Hotpot und Streetfood, Süßes. In jeder Rubrik finden sich vielfältige Gerichte, nachvollziehbare Rezepte und ansprechende Fotos.

Das Kochbuch macht ganz klar Lust, sich mit der japanischen Esskunst und -kultur auseinanderzusetzen – empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Sehr gelungener historischer Kriminalroman

Der Teufel von New York
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1845: Eigentlich ist Timothy Wilde ganz zufrieden mit seinem Leben als Barmann. Er hat ein paar Ersparnisse, die ihm bald ermöglichen werden, seiner Traumfrau einen Antrag zu machen. Doch dann bricht ein ...

1845: Eigentlich ist Timothy Wilde ganz zufrieden mit seinem Leben als Barmann. Er hat ein paar Ersparnisse, die ihm bald ermöglichen werden, seiner Traumfrau einen Antrag zu machen. Doch dann bricht ein Feuer aus, und Timothy steht ohne Arbeit, ohne Unterkunft und ohne Ersparnisse da – und findet sich als Mitglied der neugegründeten Polizeitruppe wieder, ein Job den ihm sein Bruder Valentine, den er eigentlich möglichst wenig sehen will, verschafft, und den er widerwillig antritt.

Während eines Streifenganges läuft ein Mädchen in einem blutigen Nachthemd in ihn hinein, was ihn letztlich auf die Spur einer ganzen Reihe toter Kinder führt. Timothy setzt alles daran, den Täter zu finden, muss sich durch menschliche Abgründe und schlimme Gegenden New Yorks kämpfen, und merkt immer mehr, dass Polizist zu sein, so schlimm gar nicht ist, es gibt ihm immerhin eine wichtige Aufgabe.

Ich hatte wirklich Probleme, in diesen Roman hineinzukommen, ohne dass ich so recht sagen kann, woran das lag, und brauchte bestimmt 50 Seiten, bis sich das geändert hat. Dann fühlte ich mich wie mittendrin, und der Roman begeisterte mich mit jeder Seite mehr. Wie gut, dass ich nicht aufgegeben habe!

Timothy, den die Autorin selbst in Ich-Form erzählen lässt, kommt dem Leser sehr nahe, man lernt ihn gut kennen, fühlt mit ihm und mag ihn schnell. Auch die anderen Charaktere gefallen mir gut, z.  B. Bird Daly, das oben erwähnte Mädchen oder Mrs Boehm, Timothys Wirtin. Auch unter den Antagonisten gibt es interessante Charaktere, manch einem wird man vielleicht wiederbegegnen, den dieser Roman ist der Auftakt einer Reihe, zwei weitere Bände gibt es auf Deutsch, auf die ich mich schon freue.

Sehr gut gefällt mir auch der historische Hintergrund. Tatsächlich wurde damals eine Polizeitruppe gegründet, und George Washington Matsell, ihren Gründer, der im Roman eine wichtige Rolle spielt, gab es wirklich. Auch die sozialen Verhältnisse sind nicht erfunden – die kapiteleinleitenden Zitate haben mich teilweise sehr entsetzt. Der Fall, mit dem sich Timothy beschäftigt ist komplex und hat viel mit diesen Verhältnissen zu tun. Im Laufe der Geschichte gibt es gelungene Überraschungen, falsche Fährten und schlimme Erkenntnisse, aufgelöst wird alles nachvollziehbar.

Der Autorin gelingt es perfekt, eine Atmosphäre zu schaffen, die dem Leser das damalige Leben in dem Milieu, in dem auch der Protagonist und sein Bruder verkehren, nahebringt, man fühlt sich mittendrin, sieht alles regelrecht vor sich, glaubt sogar zu riechen und zu hören. Gleichzeitig entwickelt man ein tieferes Verständnis für die New Yorker der ärmeren Viertel und eine große Portion Mitleid, aber auch Erschrecken und Abscheu – auch die historischen Hintergründe werden klarer. Zur Atmosphäre trägt sehr bei, dass die Autorin viele der Charaktere Flash sprechen lässt, eine „Gaunersprache“ ähnlich dem Rotwelsch, für Verständnisprobleme hilft ein Blick ins angehängte Glossar, das meiste wird aber durch den Kontext verständlich.

Lyndsay Faye ist ein spannender, atmosphärischer historischer Kriminalfall gelungen, mit einem sympathischen Protagonisten und einer ganzen Reihe interessanter Charaktere. Dazu gibt es einen Kriminalfall mit Überraschungen und einer gelungenen Auflösung, ein Setting voller schockierender Verhältnisse, aber auch Zusammenhalt und Vertrauen – insgesamt ein gelungener Einstieg in einer Reihe, auf deren weitere Bände ich mich schon sehr freue. Unbedingt lesenswert!

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