Süße Geschichte mit dem ein oder anderen Spannungsmoment
Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion ...
Kerstin Gier’s Jugendbücher ähneln sich von der Atmosphäre her ganz deutlich. Schon während des Einstiegs entsteht dieser typische Charme, den ihr Geschichten stets versprühen. Mit einer großen Portion Humor erzählt sie uns hier die Geschichte der 16-jährigen Liv, die in ihrem Leben nur wenig Beständigkeit kennenlernen darf. Mittels eines einfachen Schreibstils erzeugt Kerstin Gier eine erstaunliche Leichtigkeit, die wiederum in krassem Kontrast zu der Spannung steht, die innerhalb der Handlung herrscht. Eine einfache Wortwahl und die perfekt angepasste Sprache bringen dem Buch eine Menge Lebendigkeit und Realität ein und lassen den Leser nur so durch die Seiten rauschen. Bildhaft und verständlich ist der Stil darüber hinaus ebenfalls.
Für mich hat Kerstin Gier hier wieder einmal bewiesen, dass sie einen ganz wunderbaren Job macht und auch im Bereich Jugendbücher ganz klar punktet. Lockerflockig erzählt aber trotzdem packend und durchweg interessant und spannend; aber eben auf eine eher unterschwellige Art und Weise. Ich denke, dieses Buch steht und fällt einfach mit dem Humor, der Erzählweise und dem Charme der Autorin, nicht unbedingt mit der Storyline an sich.
Die Sprecherin, Simona Pahl, ist mir bis dato noch nicht begegnet. Trotzdem bin ich sehr positiv überrascht von ihrer angenehmen Stimmfarbe. Sie verfügt über eine gewisse Dynamik und Jugendlichkeit, die perfekt zu Liv und der Geschichte ganz allgemein passt. Ihre verschiedenen Tempi und Stimmlagen verleihen dem Buch Höhen und Tiefen und allgemein Lebendigkeit. Für mein Empfinden hat Simona Pahl die Geschichte wirklich wunderbar erzählt und ihr noch einige positive Vibes mitgegeben.
Liv als Protagonistin zu begleiten macht einfach Spaß. Sie ist sympathisch, liebenswert, unterhaltsam und witzig. Für meinen Geschmack vielleicht ein wenig naiv und unreif für ihr Alter, aber das störte mich in der Hinsicht gar nicht – im Gegenteil; ihre Art versprühte Lebendigkeit und Echtheit und vor allen Dingen Charme. Liv ist schlagfertig, extrem neugierig und eine so wunderbar treue, offenherzige Seele. Dabei ging es nur am Rande darum, dass ich mich mit ihr identifizieren konnte oder sie auf ganzer Linie glaubhaft fand; sondern viel mehr darum, dass sie einiges für die Handlung tat. Obwohl es so manche Entscheidung selbst anders getroffen hätte, fühlte ich mich ihr nahe – beinah verbunden und ich fieberte in den entscheidenden Momenten auch mit ihr mit. Was ebenfalls sehr deutlich wird, sind ihre Emotionen. Sie sind einerseits sehr gut transportiert, andererseits sehr schön eingefangen und dargestellt. Sie reagiert auch sehr unterschiedlich, teils mit Ehrlichkeit, teils mit Sarkasmus, was für jede Menge Abwechslung sorgt. Eine richtige Entwicklung kann man dabei nicht erkennen, doch im Groben und Ganzen ist auch das nicht weiter von Belang – es tut der Geschichte schlicht kennen Abbruch.
Weitere Hauptfiguren gibt es, von oben betrachtet, nicht. Dafür einige, tragende Randfiguren, die die Handlung ebenso wie Liv, am Laufen halten. Da wäre zum einen Grayson, der neue Stiefbruder von Liv – oder Henry, der beste Freund von besagtem Grayson. Sie alle waren für mich ausreichend detaillreich dargestellt und tiefgründig genug, um sich ein Bild von ihnen zu machen und eine Meinung zu bilden. Besonders positiv fällt dabei ins Auge, dass manche sehr unscheinbar wirken, bald aber schon die Hülle abstreifen und viel mehr zu bieten haben, als gedacht. Ebenso haben sie alle eine gewisse Undurchsichtigkeit an sich, wodurch man als Leser nie recht sagen kann, woran man bei ihnen ist und ob man ihnen trauen kann. Das imponierte mir sehr und sorgte innerhalb der Geschichte für den ein oder anderen überraschenden Moment.
Übrigens – ganz am Rande: mein absoluter Liebling ist und bleibt das Kindermädchen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Eine so witzig-spritzige Persönlichkeit mit ganz verschrobenen Eigenschaften; aber trotzdem auf ganzer Linie sympathisch.
Wie oben schon einmal angeteasert war „Silber – das erste Buch der Träume“ ein Buch, das viel mehr vom Humor und dem Charme der Autorin lebt. Die Handlung ist interessant und stellenweise auch spannend, doch das, was fesselt ist definitiv die lockerleichte Atmosphäre und die herrlichen Dialoge. Die Idee hinter dem Buch ist gut durchdacht, hat Hand und Fuß und glänzt stellenweise sogar durch neuartige Elemente. Entfernt erinnert die Geschichte an etwas, wie „Jumanji“, obwohl nur der Grundgedanke ähnlich ist. Trotzdem habe ich das Grundkonstrukt des Buches gemocht. Es ist abwechslungsreich und unterhaltsam, ist spannend und voller Leben. Ganz im Stil von Kerstin Gier fehlt allerdings auch in diesem Reihenauftakt ein wenig die klare Linie. Manches ist recht kompliziert und sprunghaft erzählt, manches ein wenig zu durcheinander. Während des Einstiegs herrscht noch eine sehr eindeutige Klarheit, doch schon ab der Mitte fühlte ich mich manchmal vom Auseinanderhalten von Traum und Realität überfordert. Irgendwann hat man als Leser den Bogen raus – doch bis dahin dauert es. Dieser Umstand kann auch der Tatsache geschuldet sein, dass es sich hier um das Hörbuch handelte. Ob das in der gedruckten Version ersichtlicher ist, kann ich nicht sagen.
Der Einstieg ist also noch sehr verständlich, äußerst interessant und schon mit humorvollen Zwischenfällen gespickt. Die eigentliche Storyline beginnt erst nach dem Sprung in in die Geschichte, nimmt dann aber recht schnell an Fahrt auf. Es ist weiterhin interessant, man möchte am Ball bleiben und man möchte unbedingt und um jeden Preis erfahren, wie es Liv in ihrem neuen Zuhause und in ihrer Traumwelt ergeht. Zugegeben, es passiert recht wenig actionreiches und rasantes, die Spannung brodelt also eher unterschwellig. Erst gen Ende zieht Kerstin Gier das Tempo an und spielt noch einmal mit den Lese-Eindrücken des Lesers. Es folgt die erste und einzige wirklich überraschende Wendung und läutet ein sehr explosives Schluss-Teil ein. Da konnte mich die Autorin tatsächlich noch so richtig überraschen und mitreißen. – hätte ich ja nicht gedacht. So freut man sich definitiv auch gleich noch auf Band 2 – obwohl: wenn man es recht bedenkt, wurden hier in Band 1 eigentlich schon alle offenen Fragen geklärt.
FAZIT:
Der erste Band der „Silber-Trilogie“ von Kerstin Gier ist wieder einmal sehr nette Unterhaltung – und das ist absolut positiv gemeint. Zwar birgt dieses Buch keine großen Überraschungsmomente oder mitreißende Spannung, ist dafür aber umso humorvoller und spritziger erzählt. Allein die Protagonistin Liv bringt mit ihrer schusseligen, ungeschickten Art jede Menge Charme in die Geschichte und verleiht ihr zudem auch noch eine gehörige Portion Lebendigkeit. „Silber – das erste Buch der Träume“ ist nichts, was man nicht schon mal gelesen hätte; aber wer Lust auf kurzweilige, lustige Unterhaltung mit ausreichend Spannung und interessanten Elementen, hat, der wird nichts besseres finden als dieses Buch. Ich freu mich jedenfalls auf Band 2 der Trilogie und werde mich sicher nicht lange bitten lassen.