Überraschend neue Adaption der Artus-Saga
Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend ...
Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend neu ist.
Im Mittelpunkt steht hier Nimue, eine 16jährige Fey, deren Dorf von den Roten Paladinen überfallen und vernichtet wird, und die in den Besitz eines besonderen Schwertes kommt. Neben Nimue gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere der Artus-Saga: Merlin, Uther Pendragon, Arthur, Morgan(a), Percival, Lancelot, Gawain, Guinevere – alle in Rollen, in denen man sie so nicht kennt. Merlin ist schon fast eine Karikatur seiner selbst, versoffen, seiner Magie beraubt, Arthur nicht der strahlende Held, als den man ihn kennt – über die anderen könnt ihr selbst lesen.
Auch hier wird das Verhältnis der alten Religionen zur neuen, dem Christentum, thematisiert. Die Roten Paladine jagen und vernichten alles, das nicht in ihre Religion passt, und das äußerst brutal. Ganz oben auf der Liste stehen die Fey – und diese sind dem Autor phantastisch gelungen, die verschiedenen Ausprägungen sind interessant und phantasievoll und stehen dem Leser schnell bildlich vor Augen. Dass sie gejagt werden, ist umso tragischer.
Leider bleiben alle Charaktere ziemlich blass und kommen mir wenig nahe, und das ist sehr schade. Gerade zu Nimue hätte ich mir mehr Verbindung gewünscht. Am interessantesten, je mehr ich über ihn las, wurde für mich Merlin. Als weniger interessant als zunächst gedacht, entpuppte sich der Weinende Mönch, auch wenn er eine Überraschung birgt. Seine Entwicklung gegen Ende konnte ich bei allem, was er vorher tat, nicht ganz nachvollziehen.
Es brauchte etwa ein Drittel des Romans, bis er mich packen konnte, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Ich denke, das lag u. a. daran, dass ich mit den Charakteren nicht warm wurde, aber auch an den abschreckenden Taten der Roten Paladine, die sehr explizit beschrieben wurden.
Die größte Überraschung war für mich das Ende, das nicht nur offen, sondern cliffhangermäßig ist, und nach einer Fortsetzung verlangt. Dass es diese tatsächlich geben wird, konnte ich der Danksagung des Autors entnehmen, vorher hielt ich den Roman für einen Einzelband. Dass Netflix aus der Geschichte eine Serie entwickelt hat, die noch 2020 ausgestrahlt hat, wusste ich dagegen schon vorher – ich bin gespannt.
Erwähnenswert sind natürlich noch Frank Millers Illustrationen, die sicher nicht jedem gefallen werden, die dem Roman aber einen ganz eigenen Touch verleihen. Innerhalb der Geschichte sind sie schwarzweiß, am Ende finden sich ein paar in Farbe.
Der Roman konnte mich nicht sofort packen, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Er ist eine überraschend neue Adaption der Artus-Saga, die ich interessant finde. Man darf gespannt sein, was sich der Autor für die Fortsetzung einfallen lassen wird. Wer die Artus-Saga kennt und offen für bekannte Charaktere in anderen Rollen ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen.