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Veröffentlicht am 22.11.2020

Olli Gastronomicus

Ist die Avocado regional? Skurrile Geschichten aus dem Restaurant
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Ollie Riek ist ein Gastronom mit Leib und Seele. Er kennt auch die Schattenseiten im Gastronomiebetrieb aus langjähriger Erfahrung: schlechte Bezahlung, familien-und gesundheitsunfreundliche Arbeitszeiten ...

Ollie Riek ist ein Gastronom mit Leib und Seele. Er kennt auch die Schattenseiten im Gastronomiebetrieb aus langjähriger Erfahrung: schlechte Bezahlung, familien-und gesundheitsunfreundliche Arbeitszeiten und Dauerstress. Dass es dazwischen auch immer wieder zu lustigen, peinlichen und auch anrührenden Begegnungen mit dem Gast kommt, war ein Grund für ihn, seine Erlebnisse aufzuschreiben.

Nun liegt schon sein zweiter Band mit dem Titel „Ist die Avocado regional“ vor und der Titel verrät schon, welche Anekdoten wir erwarten können.

Manchmal musste ich schallend lachen, denn es bestätigt sich immer wieder, dass gegen Dummheit kein Kraut gewachsen ist und eine dicke Börse nicht alles richten kann. Dann wieder konnte ich nur den Kopf schütteln über das Benehmen mancher Mitmenschen Servicepersonal gegenüber. Es wirkt oft so, als ob Ollie Riek seine Anekdoten bereits für Comedy aufbereitet und zuspitzt. Außerdem scheint er den Hang zu haben, seine Gäste zu erziehen und das kommt doch manchmal ein wenig besserwisserisch rüber.

Der Autor schreibt frei Schnauze und die ist ziemlich vulgär. Auch musste ich mich an seine Wortschöpfungen gewöhnen, die er durchgehend verwendet. Der Service ist der Sörwis und das Restaurant immer nur das Restaurang, es gibt Gastiaten und ähnliches. Muss es aber so oft „bumsvoll“ oder „rotzevoll“ sein?

Was ich gut finde: Er setzt sich für Nachwuchs und für den korrekten Umgang mit Azubis im Service und der Küche ein. Auch eine gerechte Bezahlung gehört für ihn dazu und wenn das manche Leser zum Nachdenken bringt, bevor er ein knappes Trinkgeld hinterlässt oder sich über die Preise im Restaurant mokiert, dann ist das schon mal gut.

Mein Eindruck: Die Sprache war mir zu gewollt prollig und im Endeffekt wiederholen sich die Anekdoten.

2,5 Sterne wäre gerecht, aber auf 3 möchte ich nicht aufrunden.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Heikle Fälle

Das Dezernat für heikle Fälle
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Da habe ich jetzt ein Buch gelesen, dessen Autor ich schon lange kenne und schätze und bin ziemlich ratlos, wie ich meine Eindrücke zusammenfassen kann.

Das Dezernat für heikle Fälle ist Malmö angesiedelt, ...

Da habe ich jetzt ein Buch gelesen, dessen Autor ich schon lange kenne und schätze und bin ziemlich ratlos, wie ich meine Eindrücke zusammenfassen kann.

Das Dezernat für heikle Fälle ist Malmö angesiedelt, einen harten Schwedenkrimi darf man aber nicht erwarten. Aber das ist ja schon aus der Beschreibung ersichtlich. Es geht um Menschliches-Allzumenschliches, das McCall Smith in seinen Fällen thematisiert. Ob ein unerklärlicher Messerstich in die Kniekehle eines Markthändlers, der angebliche Mord an einem imaginären Freund oder die seltsamen Begebenheiten um ein einsames Wellnesshotel, so unwahrscheinlich es klingt, so „normal“ ist die Auflösung.

Ulf Varg geht seine Fälle anders an. Er umkreist sie, lässt seine Gedanken schweifen, greift Gespräche mit seinem Therapeuten auf, bis er zu einer logischen Erklärung kommt. Dabei wird er von einem Team unterstützt, das genau zur Skurrilität der Fälle passt. Das alles beschreibt der Autor mit intelligenten Finten in seiner eleganten Sprache. Seine Figuren sind schon sehr eigen, aber meist sehr menschlich in all ihren Fehlern oder Eigenheiten.
Es ist amüsant für einen gemütlichen und entspannten Nachmittag, es unterhält mit einem Augenzwinkern, aber Spannung sollte man nicht erwarten.

Ich denke, ich werde mir wieder einmal meine alten Mma Ramotswe –Fälle aus dem Regal ziehen.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Leichte Sommerunterhaltung

Nur noch ein bisschen Glück
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Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, denn sie war frisch und kurzweilig, und dass das Thema des Romans nicht besonders neu ist, fiel dabei nicht ins Gewicht.
Stella Wallin wird von ihrem Partner ...

Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, denn sie war frisch und kurzweilig, und dass das Thema des Romans nicht besonders neu ist, fiel dabei nicht ins Gewicht.
Stella Wallin wird von ihrem Partner betrogen und als sie darauf ihre Beziehung beendet, sorgt er dafür, dass sie ihren Job verliert. Sie steht vor dem Nichts und da passt es gut, dass das alte Haus der Großeltern leer steht und sie es verkaufen kann, denn schließlich möchte sie an eine renommierte New Yorker Modeschule und braucht jeden Cent.

Nur steht das Haus fast am Ende der Welt und ein Landmensch war Stella nie, so stöckelt sie also auf High Heels durch die Landschaft, denn Taxis hat das Kaff auch nicht, bis sie von Bauer Thor aufgegabelt wird.

Klar, weiß ich was passiert – aber der Weg dorthin ist durchaus amüsant beschrieben und diverse Missverständnisse zwischen Stella und Thor lassen mich schmunzeln. Die Autorin hat einen flotten Schreibstil, setzt auch ihre Pointen ganz gekonnt und so liest sich die Geschichte wirklich sehr leicht.
Ein paar Klischees weniger (Bauer Thor stellt seinen Körper gern beim Holzhacken oben ohne zu Schau oder lässt die Muskeln in hautengen T-Shirts spielen) hätten mich auch nicht gestört. Die Liebesszenen sind ziemlich heiß, also findet jeder Leser was nach seinem Geschmack.

Insgesamt Unterhaltung ohne Tiefgang, aber mit Unterhaltungswert.

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Veröffentlicht am 13.06.2020

Auge um Auge

Dänische Schuld (Ein Gitte-Madsen-Krimi 2)
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Seit Gitte Madsen von Münster nach Marielyst in Dänemark umgezogen ist, hat sie sich gut eingelebt, sie arbeitet beim örtlichen Bestatter, hat Freunde und Verwandte gefunden. Immer noch hat sie die Suche ...

Seit Gitte Madsen von Münster nach Marielyst in Dänemark umgezogen ist, hat sie sich gut eingelebt, sie arbeitet beim örtlichen Bestatter, hat Freunde und Verwandte gefunden. Immer noch hat sie die Suche nach ihrem vor 18 Jahren verschwundenen Vater nicht aufgegeben. Er war Däne und sie glaubt nicht, dass er seine Frau und Tochter einfach im Stich gelassen haben könnte.

Gitte scheint ungewöhnliche Todesfälle anzuziehen, schon einmal wurde sie in einen Mordfall verwickelt und nun wird sie Zeugin wie im Restaurant ein Gast am Nebentisch jäh verstirbt, waren es die Pilze? Aber schnell stellt sich heraus, dass es ein heimtückischer Mord war. Bei der Vorbereitung zur Bestattung erfährt Gitte, dass die Familie des Mannes schon mehrfach von Tod und Unfall gebeutelt wurde. So sitzt der älteste Sohn der Familie nach einem Fallschirmsprung im Rollstuhl und er gibt Gitte auch den Anlass zu ermitteln. Natürlich sehr zum Missfallen des örtlichen Kommissars Ole Ansgaard. Zwar funkt es zwischen Ole und Gitte, aber Einmischung in seine Arbeit finde er nicht gut und auch privat ist er eher unentschieden.

Das ist der zweite Fall mit der jungen Bestatterin und er schließt zeitlich nahtlos an den Vorläufer an, ist aber völlig eigenständig zu lesen.

Gitte ist eine sehr sympathische, oft spontan agierende Figur, deren Charakterisierung der Autorin gut gelungen ist. Auch das ganze dänische Umfeld gefällt mir gut. Da sich das Buch an deutsche Leser wendet, wird einiges an dänischen Besonderheiten eingeflochten und erklärt. Da geht von den Essgewohnheiten bis hin zu den dänischen Gepflogenheiten des Heizens oder besonderen Regeln im Straßenverkehr. Das ist für zukünftige Dänemarktouristen sicher sehr hilfreich, bremst aber die Spannung des Krimis.

Neben der Krimihandlung ist auch das Verhältnis zu Ole ein wichtiger Handlungsstrang, es knistert zwischen den beiden, aber Ole zögert, sehr zum Missfallen von Gitte. Er scheint immer erst nach ein-zwei Bierchen aufzutauen. Auch hier gibt es eine Erklärung, die gleich mehrfach thematisiert wird.

Der Plot gefiel mir ganz gut, der Schreibstil könnte für meinen Geschmack ein wenig mehr Pep vertragen. Es liegt sicher an den ganzen eingestreuten Exkursen, die Tempo aus der Geschichte nehmen, auch wenn sie durchaus lesenswert sind und illustrieren, wie Gitte langsam in ihrer zweiten Heimat ankommt. Aber vielleicht wäre da weniger mehr gewesen.

Insgesamt ein solider Krimi, der sicher noch weiter geführt wird, denn das Verschwinden des Vaters bleibt weiter offen.

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Veröffentlicht am 06.11.2019

Baumblütenfest

Dunkle Havel
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Neugierig geworden durch viele sehr gute Rezensionen von Tim Piepers Havel-Krimi-Serie, wollte ich mit dem ersten Band „Dunkle Havel“ beginnen.

Es geht um Hauptkommissar Toni Senftleben der in Potsdam ...

Neugierig geworden durch viele sehr gute Rezensionen von Tim Piepers Havel-Krimi-Serie, wollte ich mit dem ersten Band „Dunkle Havel“ beginnen.

Es geht um Hauptkommissar Toni Senftleben der in Potsdam lebt und arbeitet. Sein Entschluss zur Polizei zu gehen wurde durch eine dramatische Begebenheit ausgelöst. Vor 16 Jahren verschwand in der Nacht des Baumblütenfest in Werder seine junge Frau Sofie. Sie waren damals nach einer jahrelangen Weltreise erst wieder in Deutschland ansässig worden, um Sohn Aroon ein gesichertes Aufwachsen zu ermöglichen. Aber Sofie schien nicht glücklich zu sein. War es Selbstmord, wurde sie entführt ? Die Ungewissheit hat Senftleben verändert und die Suche nach ihr wird zu einer Obsession. Nur deshalb hat er die Polizeilaufbahn eingeschlagen. Er betäubt sich mit Alkohol und Tabletten, ist bei Dienstbeginn oft verkatert, sein Sohn wächst quasi allein auf.

Dann ein Routinefall, doch in den Taschen des Mordopfers findet Senftleben ein verblasstes Portrait seiner Frau. So entwickelt sich der Mordermittlung auch zu einer Spurensuche in der Vergangenheit.
Obwohl durchaus spannend geschrieben und will sich durch die vielen Parallelhandlungen für mich einfach kein fesselnder Plot entwickeln, ich bin mit der Geschichte und vor allem mit der Figur von Toni Senftleben nicht recht warm geworden.

Es hat sich bei mir einfach kein Interesse am Fortgang der Ermittlungen einstellen wollen, auch wenn der Autor fast alle Themen einbringt - von Drogen über Menschenhandel – wurde und der wirklich unglaubwürdige Schluss kam mir dann noch völlig an den Haaren herbei gezogen vor.

Einer der wenigen Fehlkäufe, die ich mit einem Emons Krimi gemacht habe.