Leben findet statt, Schokolade hilft
Der SchokoladenpavillonFenja reibt sich für das Familienunternehmen auf und legt ihren großen Traum , einmal Ärztin zu werden, endgültig auf Eis. Damit es wirtschaftlich bald wieder bergauf geht, müssen neue Ideen her, die das ...
Fenja reibt sich für das Familienunternehmen auf und legt ihren großen Traum , einmal Ärztin zu werden, endgültig auf Eis. Damit es wirtschaftlich bald wieder bergauf geht, müssen neue Ideen her, die das Unternehmen moderner und innovativer auf dem Markt erscheinen lassen. Als sich Fenja und Amelie ausgerechnet in den selben Mann verlieben, scheint die Katastrophe vorprogrammiert und die Zukunft der Schokoladenmanufaktur steht auf wackligen Füßen...
Mit "Der Schokoladenpavillon" halte ich Band zwei der Chocolatier-Familien-Reihe in den Händen, aber meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Zwar dreht sich hier auch wieder alles um Schokoladen und Pralinen, aber das Interesse und die Neugier aus Band eins sind verpufft.
Der Roman wird von Anna Jonas schön mit dem aktuellen Geschehen der 1950er Jahre bestückt, die Mode der damaligen Zeit ist auf den Seiten präsent, aber der Zeitensprung von ersten Band hinüber in die aktuelle Geschichte ist einfach zu groß. Immerhin gilt es eine Spanne von 20 Jahren zu überbrücken und in dieser Zeit ist viel passiert. Die Figuren haben sich zwar weiterentwickelt, aber sie bleiben mir trotzdem fremd - sie können mich mit ihren Liebschaften, Eifersüchteleien und dem Hadern nicht richtig für sich begeistern und so betrachte ich alles eher mit Abstand, anstatt mich auf sie einzulassen.
Fenja wirkt geradezu verbissen, wenn sie die Verwirklichung ihrer Idee des Schokoladenpavillons vorantreibt und ein wenig mehr Gelassenheit und Zuversicht würde ihr gut zu Gesicht stehen. Sie wirkt auf mich gehetzt und rastlos. Selbst als sie in Lennart die große Liebe findet, macht sie keinen gelösten Eindruck, sondern es scheint mir so, als würde sie all ihre Ängste , Sehnsüchte und Gefühle auf ihn projizieren, um ja nicht den gleichen "Fehler" zumachen wie bei ihrem Bruder, dem sie nicht mehr helfen konnte.
Auch werden hier immer wieder die zur damaligen Zeit noch herrschenden Vorbehalte von Frauen im Beruf, explizit in Führungspositionen, sehr stark herausgekehrt . Das dämpft ein wenig die Lesefreude und wirkt auf Dauer demotivierend.
Manchmal hat man das Gefühl, in einer Zeitschleife gefangen zu sein, denn irgendwie wiederholen sich die Szenen ständig, nur mit wechselnden Protagonisten.
Der Kampf um die Verwirklichung von Lebensträumen, Abstreifen von alten Denkweisen und das Aufblühen in einer neuen Liebe erscheint ein bisschen getragen und passt in das gediegene Bilder der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ein bisschen mehr Pepp und pfiffige Dialoge hätten das Buch aufgewertet und ihm zu mehr Glanz verholfen.
So bleibt der Roman ein netter Zeitvertreib mit vielen leckeren Pralinenkreationen, aber leider ohne erkennbaren Mehrwert.