Eine Liebeserklärung an London
Alice, wie Daniel sie sahEin schöner Titel und ein atemberaubendes Cover wissen zu bezaubern. Die Inhaltsangabe macht neugierig, so verspricht sie Lesestunden der etwas anderen Art. Jetzt nach Beendigung der Lektüre kann ich sagen, ...
Ein schöner Titel und ein atemberaubendes Cover wissen zu bezaubern. Die Inhaltsangabe macht neugierig, so verspricht sie Lesestunden der etwas anderen Art. Jetzt nach Beendigung der Lektüre kann ich sagen, dass dieses Buch sehr weit von der Komfortzone eines jeden Lesers angesiedelt ist und deswegen einzigartig ist.
Es geht darin um Alice. Sie verliert ihren Vater an den Krebs und muss sich damit rum schlagen, sein Leben aufzuräumen und das Haus zu verkaufen. Gleichzeitig geht es aber auch um den wahren Vater von Alice, der als Obdachloser durch London streicht und dabei doch nur zum Ziel hat seine Tochter Alice zu finden. Die Kapitel werden abwechselnd aus seiner und aus Alice Sicht geschrieben.
Alice ist in meinen Augen ein merkwürdiger Charakter. Ruhe- und rastlos; immer auf den Sprung. Sie liebt und hasst ihre Schwestern gleichermaßen, so fühlt sie doch ganz tief in sich drinnen, dass ihr "Vater" der Chirurg zu ihr ein anderes Verhältnis als zur ihren beiden anderen Schwestern Tilly und Cee hat. Sie kann sich jedoch nicht erklären woran das liegen könnte.
Tilly und Cee mochte ich nicht wirklich, Gott sei Dank bleiben sie auch eher Randfiguren, wobei auch sie so ihre Päckchen zu tragen haben. Dennoch geben sie indirekt Alice die Schuld am Tod ihrer Mutter.
Daniel hingegen ist "anders". Er sieht die Buchstaben und somit die Wörter und Namen in Farben. So ist der Name Alice zum Beispiel eisblau und seiner blaßorange. Diesen Aspekt in der Geschichte fand ich sehr interessant. Auch fand ich es schön, wie Daniel für Alice kleine Gebilde aus weggeworfenen Müll bastelt, um so verschiedene Worte auszudrücken, die er Alice nach und nach bei ihrem Haus ablegt.
Daniel an sich tut mir leid, wobei er sich rückblickend sein Leben doch irgendwie selbst ausgesucht hat.
Ich fand es interessant zu lesen, wie Daniel versucht mit Alice in Kontakt zu treten. Lange Zeit wird jedoch nur davon geredet und nichts passiert. Ich fand die Geschichte hat sehr unter dieser "auf der Stelle treten" Situation gelitten. Die Spannung blieb dabei stellenweise auf der Strecke.
Das Buch an sich ist sehr melodramatisch, einfühlsam und tja eben sehr unbequem. Man sollte sich darüber vor dem Lesen wirklich im Klaren sein. So beinhaltet es doch so ernste Themen wie "Obdachlosigkeit", "Fremd gehen" und auch "Leid". Ich denke für dieses Buch sollte man durchaus in der richtigen Stimmung sein und es wird garantiert nicht für jeder Manns Geschmack sein, so viel steht fest.
Man merkt im Verlauf der Geschichte jedoch, dass die Autorin (wie sie dann auch später in der Danksagung bemerkt) eine Liebesgeschichte an London geschrieben hat. Es werden so viele Straßennamen und Gebäude genannt, es tat mir schon fast leid, das ich dazu nie ein Bild oder einen Stadtplan im Kopf hatte. Für London begeisterte ist dieser Roman wohl ein "Wiedererkennen".
Alles in allem ist "Alice, wie Daniel sie sah" ein Buch der etwas anderen Art. Schwer bekömmlich und zum Ende hin doch so luftig leicht voller Hoffnung.
Einfach austesten!