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Veröffentlicht am 29.06.2020

Ich werde auf dich warten, ganz gleich, wie lange es dauert

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Ich werde auf dich warten, ganz gleich, wie lange es dauert

Die Verlobungsfeier des deutschen Adelssprosses Paul von Gerlau und der französischen Arzttochter Madeleine Tellier findet durch Pauls Einberufung ...

Ich werde auf dich warten, ganz gleich, wie lange es dauert

Die Verlobungsfeier des deutschen Adelssprosses Paul von Gerlau und der französischen Arzttochter Madeleine Tellier findet durch Pauls Einberufung ein jähes Ende. Nachdem während einer äußerst angespannten politischen Lage Napoleon III Preußen den Krieg erklärt hat, stehen Paul und Madeleine plötzlich auf gegnerischen Seiten. Paul arbeitet in seiner Funktion als Stabsarzt an der Front, in ihm schwelt ein ohnmächtiger Zorn über die sinnlosen Gräuel des Krieges. „Er sieht in den Menschen stets nur den Patienten, ohne Ansehen der Person, der Herkunft oder der Vergangenheit.“

Während Paul sich um das Wohlergehen seiner Verlobten sorgt, muss diese einen schweren persönlichen Verlust hinnehmen. Madeleine arbeitet während des Krieges bis zur völligen Erschöpfung als Krankenschwester, ein Loyalitätskonflikt zerreißt sie innerlich. Schließlich ist die große Liebe ihres Lebens nun plötzlich „der Feind“, und besonders Madeleines Bruder Clément würde niemals einen Preußen als Schwager akzeptieren.

Die abrupte Trennung der beiden Liebenden, die kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Heimatländer, Hunger, Krankheit, Erschöpfung und das Grauen in den Lazaretten werden grausame Realität. Paul und Madeleine wünschen sich nichts sehnlicher, als eine gemeinsame Zukunft nach dem Krieg.

Maria W. Peter präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen atemberaubenden, über sechshundert Seiten umfassenden Roman über den Deutsch-Französischen Krieg. Sie beschreibt die Geschicke dreier Familien in einem Zeitraum von 1870 bis 1872, eingebettet in akribisch recherchierte historische Fakten. Ihre Protagonisten Paul und Madeleine erleben nach der geplatzten Verlobung den Ausbruch des Krieges, den Sturz des französischen Kaisers und die Ausrufung der République française. Bis zum Friedensschluss des neuen Deutschen Kaiserreiches mit der neu gegründeten Republik darf man als Leser die Protagonisten begleiten, spürt hautnah die Schrecken des Krieges, die ohnmächtige Wut, den grenzenlosen Hass, die Angst, Unsicherheit und schlimmste Entbehrungen der handelnden Figuren, aber dazwischen auch immer wieder Funken der Menschlichkeit mitten im Elend und in der Not.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir ausgezeichnet gefallen. Sowohl die beiden Protagonisten, als auch sämtliche Nebenfiguren sind vielschichtig dargestellt und besitzen hohe Authentizität. Madeleine und Paul müssen um ihre Liebe und ihr zukünftiges gemeinsame Leben bangen, sie setzen während des Krieges aufopfernd und unermüdlich ihr medizinisches Wissen im Dienst an den Verwundeten ein. Das zierliche algerische Dienstmädchen der Familie Tellier steht Madeleine zur Seite. Die sanftmütige und ruhige Djamila hat eine tragische Vergangenheit, sie sorgt sich zudem um ihren geliebten Bruder Karim. Dieser wird ebenfalls zu einer Schlüsselfigur im vorliegenden Roman – durch ihn lernt der Leser die Trailleurs Algérien kennen, die sogenannten Turcos, die als Söhne der Wüste und unerschrockene Kämpfer der französischen Armee gegen die deutschen Feinde agieren. Der Fokus der Autorin richtet sich jedoch auch auf Madeleines Bruder Clément, einen jungen Jurastudenten mit ungezügeltem Temperament und aufrührerischem Gedankengut. Clément hält nichts von den Idealen seines friedliebenden Vaters, er ist eine getriebene Seele, innerlich zerrissen zwischen hasserfüllten und fanatischen Überzeugungen und der Liebe zu seiner Familie. Sein radikaler Einsatz für die Pariser Kommune bestimmt letztendlich Cléments Denken und Handeln.

Paul von Gerlaus unsicherer und weltfremd wirkender Bursche Hagemann, das unbeirrbare Dienstmädchen Schultze Kathrin, die resolute, aber äußerst warmherzige alte Ordensschwester Gertrud und die arrogante und selbstgerechte Mutter von Madeleine sind wichtige Nebenfiguren dieses Buches. In kleinen Gastauftritten begegnet man darüber hinaus historischen Persönlichkeiten wie Henri de Rochefort, Léon Gambetta, Kaiserin Eugénie und Otto von Bismarck.

Der wunderschöne Schreibstil der Autorin und ihre gewählte Sprache haben mich auch in der vorliegenden Neuerscheinung begeistert. Die Kriegshandlungen und die unvorstellbaren Schrecken auf den Schlachtfeldern sowie das große Leid der Verwundeten, aber auch die schlimmen Entbehrungen der Bevölkerung im Zuge der Belagerungen werden dem Leser drastisch vor Augen geführt. Und dennoch dürfen die Figuren der Handlung immer wieder auch Lichtblicke in all dem Grauen erleben – sie erfahren Menschlichkeit und Nächstenliebe, Hilfe unter Einsatz des Lebens inmitten des Krieges. Obgleich die historischen Fakten bekannt sind, birgt dieser Roman einen gewissen Spannungsfaktor und ich brannte förmlich darauf, mehr über das Schicksal der einzelnen Charaktere in Erfahrung zu bringen. Die Einbindung von Dialekten sowie französischer und algerischer Ausdrücke unterstrich die glaubwürdige Darstellung der handelnden Figuren. Ein ausführliches Glossar am Ende des Buches lässt keine Fragen über die Bedeutung bestimmter Begriffe sowie in die Handlung eingebrachte Redewendungen und Ausdrücke in algerischer oder französischer Sprache offen.

Neben der anziehenden optischen Aufmachung dieses Buches mit der Abbildung der Protagonistin Madeleine Tellier auf dem Cover möchte ich auch das Personenverzeichnis und eine detaillierte Karte der Schauplätze der Handlung des Jahres 1870 hervorheben. Ein vierzehn Seiten umfassendes Nachwort entpuppt sich als wertvolle Zusammenfassung historischer Fakten, die Autorin erläutert hier auch ihre eigenen Beweggründe für die Entstehung dieses Buches. Interessante Reise- und Stöbertipps runden das Ganze ab und laden den Leser dazu ein, sich die Schauplätze der Handlung näher anzusehen und auf den Spuren von Madeleine und Paul zu wandeln.

Maria W. Peter hat mir bereits mit einigen Romanen allergrößtes Lesevergnügen bereitet, und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Ich empfand „Eine Liebe zwischen den Fronten“ als interessante Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, als beeindruckende, emotional fordernde, aber auch äußerst tiefgründige Lektüre, die mich voll und ganz in ihren Bann gezogen hat. Die Geschichte einer großen Liebe, tragische Familienschicksale und der Funke der Menschlichkeit inmitten der Gräuel des Deutsch-Französischen Krieges wurden zu einem imposanten Roman verwoben, der noch lange in mir nachwirken wird.

Fazit: Großartige Unterhaltung, lebendige Charaktere, ausgezeichnet recherchierte historische Fakten und ein atemberaubender Inhalt, dargebracht in hervorragendem Schreibstil – absolut begeisterte fünf Bewertungssterne für dieses grandiose Lesehighlight!

„Das Wissen darum, dass alle Menschen gleich sind, das habe ich von meinem Vater. Dass es überall Gute und Schlechte gibt. Und dass gerade auch in dunklen Zeiten nichts wichtiger ist als die Menschlichkeit. Im Übrigen bin ich nicht gewillt, Menschen als Feinde zu sehen, nur weil sie zufällig auf der anderen Seite des Rheins geboren sind und eine andere Sprache sprechen.“ (Madeleine Tellier)


Veröffentlicht am 16.06.2020

Man kann vor der Wahrheit nur eine Zeit lang davonlaufen

Ein neuer Himmel
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Man kann vor der Wahrheit nur eine Zeit lang davonlaufen

„Warum haben wir einen anderen Glauben, Mama? Warum werden wir politisch verfolgt?“ Hannah war ratlos. Wie sollte man eine so irrsinnige Ideologie ...

Man kann vor der Wahrheit nur eine Zeit lang davonlaufen

„Warum haben wir einen anderen Glauben, Mama? Warum werden wir politisch verfolgt?“ Hannah war ratlos. Wie sollte man eine so irrsinnige Ideologie wie die Weltanschauung der Nationalsozialisten einem Kind erklären?

Für die Jüdin Hannah Rosenberg wird die Situation im Frühling des Jahres 1939 in Berlin unerträglich. Aufgrund ihrer Abstammung hat die Musiklehrerin und talentierte Geigerin nicht nur ihre Anstellung, sondern auch ihre Wohnung verloren. Gemeinsam mit ihrer dreijährigen Tochter Melina macht sie sich auf den Weg in ein Dorf namens Erlenthal in der Nähe von Würzburg, wo sie auf Unterkunft und Arbeit hofft. Hannah und Melina finden auf dem Sandnerhof herzliche Aufnahme und ein liebevolles neues Zuhause, sie fühlen sich geborgen und werden wie Familienmitglieder behandelt. Doch als der Sturm gegen die Juden losbricht, brennen in den Städten die Synagogen und auch die neue Zuflucht auf dem Land bietet bald keinen Schutz mehr vor der Gewalt der Nationalsozialisten…

Margit Steinborn präsentiert mit ihrem Erstlingswerk die Geschichte einer ledigen Mutter, die in ihren jungen Jahren nicht nur die Liebe ihres Lebens, sondern zudem auch noch ihre Sicherheit, ihre Anstellung und ihr Zuhause verliert. Die Protagonistin dieses Buches begegnet auf ihrem Lebensweg, der beginnend vom Jahr 1932 erzählt wird, Menschen, die stillen Widerstand leisten. Im kleinen Dorf Erlenthal finden sich selbstlose und hilfsbereite Einwohner, die Angehörige jüdischer Abstammung vor den Zugriffen der Nationalsozialisten beschützen, sie verstecken und ihnen zur Flucht ins sichere Ausland verhelfen. Friedrich und Klara Sandner und ihre Angehörigen Konrad, Annie, Maria, Hans und David sowie Pfarrer Simon Petersen verurteilen die menschenverachtende Einstellung der Nazis. Sie sind neben Hannah Rosenberg die wichtigsten Figuren dieses Buches. Der Autorin ist es gelungen, mich mit der Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren sowie den emotionalen Passagen in ihrer Geschichte tief zu berühren. Der Zweite Weltkrieg mit der Verwandlung Deutschlands von einer parlamentarischen Demokratie in eine nationalsozialistische Diktatur, die tödliche Ideologie mit ihrer Rassenlehre, dem Ariertum, der systematischen Ermordung unzähliger Kranker und Behinderter sowie die unfassbare Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung und die Gräueltaten in den Konzentrationslagern bilden einen schrecklichen und beklemmenden Hintergrund. Margit Steinborn lässt die unheilvollen Jahre der Regentschaft des „unberechenbaren Verrückten aus Berlin, den alle unterschätzt haben“ wiederaufleben und erzählt beispielhaft das Schicksal einer Jüdin namens Hannah. Eine nicht unrelevante Rolle in diesem Geschehen spielt Dr. Peter Hagen, der sich in ranghoher Stellung an den furchtbaren Aktivitäten der SS beteiligt. Peters anfänglicher Enthusiasmus, seine Leichtgläubigkeit, seine langsam aufkeimenden Bedenken und Skrupel, und angesichts des vollen Ausmaßes des Grauens schließlich sein Beschluss, dieses Regime zu bekämpfen, werden dem Leser eindrucksvoll vor Augen geführt. Margit Steinborn beschreibt, wie das Leben eines verliebten jungen Mannes, das gerade noch klar und voller Verheißungen vor ihm lag, eine unerwartete Wendung nahm und dass letztendlich sogar Selbstbeschwichtigung und Verleugnung der Wahrheit sein Gewissen nicht mehr beruhigen können. Zu den fiktiven Figuren gesellen sich in diesem Buch auch berüchtigte Persönlichkeiten wie beispielsweise Reinhard Heydrich oder Heinrich Himmler als Hauptorganisatoren des Holocausts und Verantwortungsträger für die Ermordung von Millionen Menschen.

Bereits angesichts der Thematik dieses Buches war mir bewusst, dass Margit Steinborns Roman aufrüttelt, tief bewegt und angesichts der Einblicke in historische Fakten keine leichte Lektüre darstellt. Die Autorin besitzt jedoch einen flüssigen und einnehmenden Schreibstil, ihre Erzählung beinhaltet trotz der schrecklichen geschichtlichen Fakten auch Hoffnung und erzählt von der Liebe ihrer Protagonistin zu ihrer kleinen unschuldigen Tochter, die sie dazu veranlasst, auch die schlimmsten Erfahrungen im Lebens auszuhalten und zu versuchen, um jeden Preis zu überleben. Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, und die Hoffnung auf ein Ende des Krieges durchdringen die Seiten dieses Buches und machen es zu einem beeindruckenden Lese-Erlebnis.

„Ein neuer Himmel“ von Margit Steinborn hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann dafür eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 31.03.2020

Die Wendungen des Schicksals

Gut Greifenau - Goldsturm
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Die Wendungen des Schicksals

Im vierten Band der Buchreihe um das Pommersche Gut Greifenau stehen im Jahre 1919 politische und wirtschaftliche Probleme im Mittelpunkt des Geschehens. Durch die Entstehung ...

Die Wendungen des Schicksals

Im vierten Band der Buchreihe um das Pommersche Gut Greifenau stehen im Jahre 1919 politische und wirtschaftliche Probleme im Mittelpunkt des Geschehens. Durch die Entstehung der ersten deutschen Republik werden die Vorrechte des Adels nach und nach aufgelöst, eine Tatsache, mit der die arrogante und selbstherrliche Gräfin Feodora von Auwitz-Aarhayn sich weder arrangieren kann, noch möchte. Im Streit um die Auflösung des Familienfideikommisses entzweien sich Konstantin, Nikolaus und Alexander von Auwitz-Aarhayn. Konstantin obliegt es als Erbe und neuer Gutsherr von Gut Greifenau, die drohende Insolvenz abzuwenden und den Schuldenberg, den sein verstorbener Vater hinterlassen hat, abzutragen. Das ganze Land stürzt ins Chaos, ein wirtschaftliches Inferno bricht über die Menschen herein und die Geldentwertung führt zu Hunger, Elend, bitterster Armut und millionenfachem Elend. Hannah Caspian entführt ihre Leser nach Pommern, wo sie gespannt das Schicksal der Adelsfamilie von Auwitz-Aarhayn sowie deren Bediensteten mitverfolgen dürfen.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der starke Fokus auf die Geschicke der einzelnen handelnden Figuren gestalteten diesen Roman für mich zu einem wahren Pageturner. Liebevoll gezeichnete Charaktere und tiefe Emotionen zogen mich rasch in den Bann. Nikolaus von Auwitz-Aarhayn und seine Ehefrau Rebecca fungieren als Protagonisten dieses vierten Bandes, sie müssen sich als neue Gutsherren auf Greifenau bewähren. Konstantins Bruder Nikolaus engagiert sich als Putschist, sein abgrundtiefer Egoismus und seine gnadenlose Rücksichtslosigkeit sorgen für Aufruhr und schlimme persönliche Tragödien. Während der selbstherrliche und unverschämte junge Adelige Unfrieden stiftet, entzieht sich sein Bruder Alexander durch ein Musikstudium dem Einfluss seiner Familie. Doch auch in seinem Privatleben gibt es ein brisantes Geheimnis, das um keinen Preis an die Öffentlichkeit gelangen darf. Anastasia von Auwitz-Aarhayn, verheiratete Gräfin von Sawatzki, spielt eine relativ kleine Nebenrolle im Buch. Ihrer Schwester Katharina jedoch wird sehr große Aufmerksamkeit zuteil. Konstantins kleine Schwester „Katja“, wie dieser sie liebevoll nennt, scheint mit dem Bürgerlichen Julius Urban das große Los gezogen zu haben. Sie lebt im Luxus, wird von ihrem Ehemann vergöttert, und nach Strich und Faden verwöhnt. Doch ihre Leidenschaft für die Medizin und ihren großen Traum, Kinderärztin zu werden, konnte sie bis dato nicht umsetzen. Gräfin Feodora von Auwitz-Aarhayn, die Witwe und ehemalige Gutsherrin von Greifenau, wird ihrer Rolle als Antagonistin dieses Buches mehr als gerecht. Ich lernte im Verlauf der Seiten, ihre Niedertracht, ihre gehässige und herablassende Art und die permanenten Demütigungen, mit denen sie ihre Kinder überschüttet, zutiefst zu verabscheuen. Zu meiner Freude schenkte die Autorin jedoch den Bediensteten des Gutshofes sehr große Aufmerksamkeit. Die Geschicke von Albert und Ida Sonntag, Mamsell Ottilie Schott, Eugen Lignau, Wiebke Plümecke, Kilian Hübner, Bertha Polzin und natürlich allen voran des obersten Hausdieners und Butlers Theodor Caspers waren eng mit jenen ihrer adeligen Arbeitgeber verwoben. Einige Figuren aus den Vorgängerbüchern wie beispielsweise Pastor Wittekind oder die Hindemith-Schwestern erhielten ebenfalls kleine Nebenrollen.

Ich fühlte mich durch diese imposante Familiengeschichte nicht nur hervorragend unterhalten, mir wurde nebenbei auch die Situation in der ersten Weimarer Republik eindringlich vor Augen geführt. Anhand dieses Buches erhielt ich nicht nur Einblick in die drastischen Veränderungen für den Adel, ich erlebte auch hautnah das Elend und die Not der armen Bevölkerungsschichten mit.

„Goldsturm“ war ein sehr eindrucksvolles Buch, das mir ausgezeichnet gefallen hat. Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!


Veröffentlicht am 25.03.2020

Zeit der Tränen, Zeit der Umarmungen, Zeit der Hoffnung.

Stärke des Herzens
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Zeit der Tränen, Zeit der Umarmungen, Zeit der Hoffnung.

„Ich hoffe, du wirst immer Mitleid mit denen empfinden, die einen Verlust erleiden, Amos. Das ist das Kennzeichen eines wirklichen Mannes. Jeder ...

Zeit der Tränen, Zeit der Umarmungen, Zeit der Hoffnung.

„Ich hoffe, du wirst immer Mitleid mit denen empfinden, die einen Verlust erleiden, Amos. Das ist das Kennzeichen eines wirklichen Mannes. Jeder Mann mit einem starken Arm kann einen anderen, schwächeren, ist Stücke hauen, aber Mitleid mit den Leidenden ist das Kennzeichen, das Gott sucht.“ (Christopher Wakefield)

Sir Christopher Wakefield, Patriarch der Wakefield-Dynastie, bringt seinen Söhnen Amos und Gavin bei, mutig und gottesfürchtig zu sein. Der liebenswerte und gütige Mann führt mit seiner zweiten Ehefrau Angharad eine glückliche Ehe, die von einer kleinen Nachzüglerin namens Hope gekrönt wurde. Angharad ist eine Frau von tiefem Glauben und großer geistlicher Einsicht, die ihre Familie über alles liebt. Ihrer grenzenlosen Güte ist es zu verdanken, dass ihr auf Abwege geratener walisischer Neffe Evan Morgan in Wakefield die Chance auf einen Neubeginn findet. Unterwegs zu seiner neuen Heimat begegnet Evan der verängstigten und halb verhungerten Waise Jenny Clairmont, die er kurzerhand mitnimmt. Evan und Jenny werden von den Wakefields auf das Herzlichste aufgenommen und erfahren liebevolle Zuwendung. Als Gavins enger Freund und Lebensretter John Bunyan in Bedrängnis gerät, stehen die Wakefields dem Mann zur Seite und versuchen, ihm und seiner Familie zu helfen. Denn in England werden nach Cromwells Tod die Nonkonformisten mit aller Gewalt unterdrückt. Besonders der allseits beliebte unabhängige Wanderprediger John Bunyan ist bestimmten Leuten ein Dorn im Auge…

Im vierten Band dieser beeindruckenden Saga um die Dynastie der Wakefields ist die Zeit der Puritaner mit Cromwells Tod zu Ende, mit dem neuen König Karl II kehrt Unmoral ins Land ein. Kriegerische Auseinandersetzungen mit Holland, der Ausbruch der Pest und das große Feuer in London bilden den geschichtlichen Hintergrund dieser grandiosen Fortsetzung aus der Feder von Gilbert Morris. Der Autor konzentriert sich im vorliegenden Buch auf Christopher und Angharad Wakefield und die Entwicklungen ihrer Kinder Gavin, Amos und Hope. Mit Angharads Neffen Evan betritt eine facettenreiche Persönlichkeit den Schauplatz Wakefield – aus einem gottlosen, stets in Schwierigkeiten steckenden und ruchlosen Herzensbrecher wird durch den positiven Einfluss der Wakefields im Laufe der Zeit ein gottesfürchtiger Mann und eine Bereicherung für die Familie. Eine weitere Hauptfigur ist das zerlumpte Waisenkind Jenny, die in Wakefield ebenfalls liebevolle Annahme und ein neues Zuhause findet. Der eigentliche Protagonist ist aus meiner Sicht jedoch Gavins Lebensretter John Bunyan, der im gesamten Buch eine Schlüsselposition einnimmt. John verdient als Kesselflicker sein tägliches Brot, sein Herz hängt jedoch an seiner Berufung, den Menschen das Evangelium nahezubringen. Als schlichter Redner von bescheidenem Auftreten, begnadet mit einer starken und machtvollen Stimme, benutzt er einfache Beispiele, mit denen die schlichten Leute etwas anfangen können. Als großartiger und feuriger Prediger erweckt er die Bibel zum Leben. Sein Familienleben, sein hartes Dasein in der Zeit der Restauration, seine mit unerschütterlichem Glauben ertragene jahrelange Kerkerhaft und seine unbeirrbare Leidenschaft für Gott bilden das beeindruckende Zentrum dieses Buches. „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ich werde das Evangelium predigen, und wenn ich dafür hängen muss.“
In Will Morgan erhält auch eine wichtige Nebenfigur aus dem Vorgängerband einen kleinen Gastauftritt, während sich ein Handlungsstrang mit Christophers und Angharads Tochter Hope und dem charmanten Rechtsanwalt Darcy Wingate befasst.

Der vorliegende vierte Band thematisiert den Zeitraum zwischen 1645 und 1672, eine Auflistung der für diesen Band relevanten Mitglieder der Wakefield-Dynastie liefert gleich zu Beginn einen kurzen Überblick über die wichtigsten handelnden Personen dieses Buches.

Der einnehmende Schreibstil des Autors, die starke Gewichtung auf den christlichen Glauben sowie die Einbindung hervorragend recherchierter historischer Fakten sorgten für ein faszinierendes Leseerlebnis, bei dem ich Geschichte hautnah erleben und tief in die Zeit der Regentschaft des englischen Königs Karl II. eintauchen durfte. Die kriegerischen Auseinandersetzungen und der Kampf gegen die freien Prediger mit John Bunyan als prominenten Betroffenen sorgen für Aufregung und bringen einen gewissen Spannungsbogen im Buch.

Fazit: Mit dem vierten Band der neu aufgelegten Wakefield-Sage „Stärke des Herzens“ hat der SCM-Verlag mir erneut ein ganz besonderes Lesevergnügen bereitet. Jeder, der historischen Romanen zugetan ist und sich für das Leben in England zur Zeit des Commonwealth, der englischen Restauration sowie die Geschichte des englischen Baptistenpredigers und Schriftstellers John Bunyan interessiert, wird von diesem Buch fasziniert sein. Ich persönlich würde die Einhaltung der Reihenfolge beim Lesen dieser Buchreihe für das bessere Verständnis empfehlen. Die starke Gewichtung auf den christlichen Glauben und die Tatsache, dass Gilbert Morris sich hervorragend gezeichneter Charaktere bedient, machen diesen Roman zu einem absoluten Lesehighlight.

Völlig begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für dieses beeindruckende Buch!

Veröffentlicht am 21.03.2020

Ein Serienmörder in Ostfriesland

Tödliches Fehnland. Ostfrieslandkrimi
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Ein Serienmörder in Ostfriesland

„Das Moor hat schon immer Unglück angezogen!“ (Opa Knut)

Elke Nansen wählt eine ostfriesische Moorlandschaft als gruseligen Schauplatz für ihren achten Krimi aus der ...

Ein Serienmörder in Ostfriesland

„Das Moor hat schon immer Unglück angezogen!“ (Opa Knut)

Elke Nansen wählt eine ostfriesische Moorlandschaft als gruseligen Schauplatz für ihren achten Krimi aus der „Faber und Waatstedt-Reihe“. Nachdem eine frühreife attraktive Fünfzehnjährige während einer Klassenfahrt im Fehntjer Tief spurlos aus der Jugendherberge verschwindet, wird das Moor von einer Hundertschaft unter der Leitung des Polizeihauptkommissars Andreas Suchatzka akribisch durchkämmt. Das Entsetzen ist groß, als gleich mehrere tote junge Frauen gefunden werden, die Angst vor einem Serienmörder ist entfacht. Da Kriminalhauptkommissar Richard Faber in die Polizeiakademie nach Osnabrück abberufen wurde, fungiert seine frisch angetraute Ehefrau Rike Waatstedt-Faber als Interimschefin des Kriminal- und Ermittlungsdienstes in Emden, ihr wird die Verantwortung für den Fall übertragen. Die Toten im Fehnland setzen das Emdener Team in größte Alarmbereitschaft, die Erfahrungen und der ganze Einsatz der Polizeibeamten Rike Waatstedt, Richard Faber, Philipp Schorlau, Laurien Heiligenstadt, Sonja Withuus, und Tamme Hehler sind gefragt.

In gewohnt flüssigem Schreibstil und mit überraschenden Wendungen sorgt Elke Nansen auch in diesem neuen Fall für spannende Unterhaltung. Erste Spuren führen scheinbar ins Leere, einige jedoch in eine völlig unerwartete Richtung. Das aus den Vorgängern bestens bekannte Team um die Protagonistin Rike Waatstedt wird erneut durch den kriminalistischen Spürsinn von Rikes Großvater, dem urigen alten Ostfriesen Opa Knut, unterstützt. Der gutmütige alte Fischer sorgt mit seinem charmanten Ostfriesenplatt unter anderem auch für amüsante verbale Einlagen. Neben der Hauptfigur Rike spielt der ausgezeichnete Mediziner und Chefpathologe Philipp Schorlau eine gewichtige Rolle. Als guter Freund von Faber und den beiden Waatstedts zeigt der ansonsten eher zynische und mürrische Wissenschaftler bei privaten Zusammentreffen auch eine andere Seite. Seine Schwäche für Rike und den alten Knut, zum Ausdruck gebracht durch liebevolle Wortgeplänkel des „Leichenfledderers“ in seiner Funktion als arrogante Nervensäge, bringen Abwechslung und Humor in die Geschichte. Das Umfeld der vermissten Charlotte Krainer wird unter die Lupe genommen, zwei jugendliche Casanovas und ein selbstverliebter „Justin-Bieber-Verschnitt“ sowie zwei minderjährige Quadfahrer halten die Ermittler auf Trab. In einer überraschenden Wendung eröffnet sich letztendlich eine heiße Spur, durch die bildgewaltigen Schilderungen der unheimlichen Moorlandschaft und den Mord an zunächst unbekannten Männern kommen sowohl Grusel, als auch ein zusätzlicher Spannungsfaktor ins Spiel.

Fazit: Den Leser erwartet eine interessante Krimihandlung. Die Ermittlungen führen in eine völlig unerwartete Richtung, die überraschende Auflösung des Falles ist der Autorin hervorragend gelungen. Wie auch dessen Vorgänger punktet „Tödliches Fehnland“ mit den kleinen Macken der sympathischen und schrulligen handelnden Figuren, interessanten Wendungen und einer bildgewaltigen Beschreibung der Moorlandschaften in Nordwestdeutschland.

Diese Neuerscheinung aus der Feder Elke Nansens hat sehr gut gefallen und mir ein spannendes Lesevergnügen bereitet. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter!