(Un)Ruhestand in mörderischer Idylle
Der Tag hatte so friedlich angefangen. Schildkröte Hettie will es sich im Schuppen gemütlich machen, als sie über ein Paar kalte Groß-Füße stolpert – eine Leiche! Doch die Senioren-WG, zu der auch Hetties ...
Der Tag hatte so friedlich angefangen. Schildkröte Hettie will es sich im Schuppen gemütlich machen, als sie über ein Paar kalte Groß-Füße stolpert – eine Leiche! Doch die Senioren-WG, zu der auch Hetties Besitzerin gehört, überlegt schon, wie sie die Tote unauffällig loswerden kann. Als kurz darauf auch noch ihre Nachbarin erschossen wird, fangen die WG-Bewohner selber an zu ermitteln. Zwei Morde sind nun wirklich zu viel und die Polizei scheint keinen Durchblick zu haben. Aber einen Mörder zu jagen ist gar nicht so einfach, wenn man schon mit dem Duschen und Anziehen Probleme hat oder auf einen Stuhl steigen muss um etwas zu lesen, weil man die Brille mal wieder vergessen hat und weitsichtig ist …
Leonie Swann schickt nach Schaf Miss Marple und Graupapagei Gray jetzt Schildkröte Hettie und Wolfshund Brexit auf Mörderjagd. Wobei die Tiere diesmal nur die begleitende Rolle der wohl skurrilsten Senioren-WG Englands bilden.
Agnes wollte ihren Lebensabend weder allein, noch im Altenheim „Lindenhof“ verbringen, darum hat sie ihr Haus nach reiflicher Überlegung in eine WG für Gleichgesinnte verwandelt. Schließlich haben sie ähnliche Probleme und können sich im Alltag helfen: Agnes hat Hüfte, Winston sitzt nach einem Berufsunfall im Rollstuhl, Edwina ist verwirrt und redet mit ihrer Schildkröte Hettie, der Marschall wird langsam dement und Bernadette ist blind. Trotzdem sind sie entschlossen, den Mörder zu finden und wenn sie alle brav ihre Medikamente nehmen( oder ab und an einen Joint rauchen und dazu einen gepflegten Gin Tonic trinken), wird das schon klappen, meinen sie.
Für ihre Ermittlungen geben Agnes und ihre Mitbewohner alles. Sie besuchen nach Jahren mal wieder das örtliche Senioren-Kaffeekränzchen, befragen die Nachbarn der Toten und Agnes begibt sich für ihre Ermittlungen sogar in den berüchtigten Lindenhof. Sie befürchtet nämlich, dass sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Leonie Swann schreibt wieder sehr unterhaltsam und trotzdem spannend. Sie streut geschickt (falsche) Fährten und Hinweise, so dass ich bis zum Ende im Dunkeln getappt bin und die Auflösung mich total überrascht hat. Das Miträtseln hat jede Menge Spaß gemacht.
Besonders gut hat mir gefallen, wie die Senioren ihre Gebrechen nicht nur angenommen, sondern zum Teil auch für sich genutzt haben. Agnes ist es z.B. sehr recht, wenn sich bei einem nervigen Gegenüber wieder mal das Pfeifen in ihrem Ohr einstellt und sie ihn nicht hören muss, und der Marschall hat einige Situationen erlebt, die er nur zu gern dem Nebel des Vergessens überlässt. Für mich schreit das Buch nach einer Fortsetzung, Spätestens, wenn Hettie wieder ... (Ach nein, DAS verrate ich jetzt lieber nicht 😉.)
Ich mochte diese ungewöhnliche WG sofort und Anna Thalbach spricht die verschiedenen Stimmen perfekt. Ich bin immer wieder überrascht, wie ähnlich sie ihrer Mutter Katharina klingt. Und obwohl sie in meinem Alter ist, knarrt und knarzt Annas Stimmt genauso, wie man als Rentner dann eben so klingt.
Ich könnte mir übrigens sehr gut vorstellen, meinen Lebensabend später bei Agnes und ihren Mitbewohnern in Sunset Hall verbringen – wenn nur die Morde nicht wären …