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Veröffentlicht am 16.06.2020

ein gelungener Abschluss einer genialen Reihe

Mad about the Medic (Saving Chicago 3)
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„Wir haben uns an der Kreuzung zwischen Liebe und Hass kennengelernt. Zum Glück haben sich unsere Wege dort noch einmal gekreuzt. Und dieses Mal haben wir uns für den richtigen Weg entschieden.“
(Luca ...

„Wir haben uns an der Kreuzung zwischen Liebe und Hass kennengelernt. Zum Glück haben sich unsere Wege dort noch einmal gekreuzt. Und dieses Mal haben wir uns für den richtigen Weg entschieden.“
(Luca über Lauren in Mad about the medic)

Worum geht’s?

Sie hassen sich. Luca und Lauren pflegen seit ihrer Jugend eine ausgeprägte Hassbeziehung. Er ist ein arroganter Typ, der denkt, die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Sie lässt keine Chance aus, ihm mitzuteilen, was sie von ihm hält. Doch dank der Versteigerung für einen guten Zweck müssen die beiden noch miteinander ausgehen. Und als Luca Lauren da vorschlägt, eine Fake-Verlobung zu spielen, um Mutter Bianco ein gutes Gefühl zu geben, möchte Lauren ihn am liebsten umbringen. Zu ihrer eigenen Überraschung lässt sie sich jedoch darauf ein. Und schon bald müssen sich beide eingestehen, dass es gewaltig brodelt – und beide sich nicht mehr sicher sind, ob es noch Hass ist, was sie verbindet…

Mad about the medic ist Band 3 der Saving Chicago Reihe und schließt die Reihe ab. Für das Buch werden nicht zwingend Vorkenntnisse benötigt, da jeder Teil über ein anderes Paar handelt. Jedoch kommen Handlungen und die Charaktere aus Band 1 und 2 vor. Es empfiehlt sich für das volle Verständnis, die Vorgänger gelesen zu haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ziert dieses Mal ein Mann in weißen Tshirt und Jeans. Erneut gibt das Cover wieder keinen Hinweis auf den Beruf des Protagonisten. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und nichtssagend. Der Schreibstil des Autorenduos ist wieder sehr leichtfüßig, locker und humorvoll. Dieses Mal führen Luca und Lauren als wechselnde Ich-Erzähler durch die Geschichte. Das Buch enthält niveauvolle Sexszenen.

Mein Fazit

Here we go again – der dritte Bianco-Bruder ist dran. Hach, wie sehr habe ich Band 1 und 2 geliebt. Unglaublich humorvoll, mitreißend und einfach nur wunderbar waren bereits Mauro und Cristian Bianco. Jetzt ist das Küken Luca dran. Aus den Vorgängerbänden kennt man den Aufreißer bereits und ich war gespannt, welche Geschichte zwischen ihm und Lauren verborgen liegt.

Endlich hat Luca Lauren überzeugen können, das bereits seit Ewigkeiten ersteigerte Date einzulösen. Und er fährt fett auf: Tickets für die Blackhawks! Er weiß genau, dass er Lauren mit soetwas begeistern kann – genauso wie mit der Schokolade, die sie bereits in der Highschool in Massen verputzt hat. Wenn er sie erstmal etwas um den Finger gewickelt hat, kann er ansetzt und ihr endlich seine geniale Idee präsentieren: Eine Fake-Verlobung! Denn Luca möchte, dass seine kranke Mutter entspannt in den OP kann, in dem Wissen, dass alle ihre Söhne in guten Händen sind. Und bei Lauren muss er sich zumindest keine Sorgen machen, dass sie sich in ihn verliebt – zu groß ist der Hass. Als er Lauren die wiese wahnwitzige Idee präsentiert, ist sie mehr als nur schockiert. Und sagt zu. Wieso? Weiß sie selbst nicht so. Aber jetzt hat sie Luca Bianco und die komplette Familie an der Backe. Nur eine kurze Scharade, denken die beiden. Doch als die OP schiefgeht, wird aus einer Woche plötzlich eine verdammt lange Zeit. Und je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr entdecken sie zwischen all den Spannungen ein Kribbeln, was sie nicht leugnen können. Aber Feuer und Öl zusammen? Das kann doch nicht gutgehen, oder?

Wie Luca es für eine gute Idee halten konnte, ausgerechnet Lauren zu fragen, ob sie mit ihm eine Fake-Verlobung durchziehen würde? Nun, das ist eine gute Frage. Ist es, weil seine schwerkranke Mutter Lauren schon immer mochte? Ist es, weil die beiden seit einiger Ewigkeit zwischen Hass und Ehrgeiz einen Kampf führen, der immer wieder in explosiven Wortgefechten endet? Oder ist es vielleicht, weil hinter all den angeblichen „ich kann dich nicht ab“ viel mehr verborgen liegt, als man glauben mag? Richtigerweise ist es vermutlich eine Mischung aus allem. Eins steht aber fest: Luca und Lauren sind die perfekte Hassliebe und eine extrem explosive Mischung! Und das macht dieses Buch so unglaublich lesenswert. Ich finde es toll, wie jeder Bruder seine eigene Geschichte bekommt und sich die Ideen der Geschichten unterscheiden. Hier geht es um eine seit der Highschool bestehende Antipathie der beiden Protagonisten. So glaubt man zumindest. Denn bereits schnell merkt man: Oh weh, was sich neckt, das liebt sich! Die beiden lassen keine Möglichkeit aus, sich böse Sachen an den Kopf zu werfen und ich stand wie ein Cheerleader am Rand, um sie weiter anzufeuern. Doch je mehr die Geschichte in Fahrt kommt und je mehr man erfährt, wieso Lauren so ist, wie sie ist und auf welcher Grundlage ihre Abneigung eigentlich besteht – umso mehr wünscht man sich, dass die beiden erkennen, dass zwischen all dem angeblichen Hass nichts als grenzenlose Liebe und vor allem Angst liegt, verletzt zu werden. Ein wenig haben mir die lebhaften Auseinandersetzungen der Brüder untereinander gefehlt, generell wirkt Mad about the medic ernster und konzentrierter als die beiden Vorgänger. Auch klassische Mädelsabende gibt es nicht mehr, immerhin sind Vanessa und Maddie ausgezogen. Da füreinander sind dennoch alle weiterhin. Und das ist einfach schön anzusehen.

Dadurch, dass Luca und Lauren sich bereits seit der Highschool kennen (und hassen), geht es hier bei diesem Buch natürlich nicht darum, dass sich zwei Charaktere erst kennenlernen müssen. Wobei doch, ein Stück weit müssen sie das, nämlich die jeweils echte Variante. Beide haben Vorurteile übereinander, wobei vor allem Lauren ordentlich gegen Luca und seinen Frauenverschleiß austeilt. Was da wirklich hinterliegt, wieso er Bindungsangst hat und was der Stein des ganzen Übels ist, wird Lauren sehr überraschen. Doch auch Luca enthält Einblicke in Laurens Gedankenwelt, die vor allem dadurch geprägt ist, sich selbst schlechter zu machen als sie ist, weil sie denkt, dass Ehrgeiz unattraktiv ist. Es gibt einige thematisch passenden Szenen hierzu, die mir wirklich wehtaten, weil Lauren so viel Besseres verdient hat. Aber ein Glück steht ja Luca bereit! Die beiden zusammen, ihre Entwicklung, ihre Streitereien, Lucas wahnwitzige Ideen, Laurens trockene Art ihn in die Schranken zu weisen, alles zusammen ist eine klasse Mischung. Das einzige, was ich mir noch etwas gewünscht hätte, wären mehr Einblicke in die Vergangenheit, da die Highschool-Zeit und die Vorkommnisse hier viel auf die Beziehung der beiden eingewirkt haben.

Natürlich sind auch die anderen Verrückten wieder dabei. Maddie, Vanessa, Mauro und Cristian sorgen für einige kluge, einige nicht so kluge Ratschläge, für einige Störungen und vielleicht auch für einige Irrungen und Wirrungen. Seit Anfang an sie sind recht präsent – immerhin kommt die Verlobung der beiden Erzfeinde sehr überraschend. Da in diesem Teil die kranke Mutter Bianco aber auch eine sehr große Rolle spielt, geht es generell viel um Familie und Zusammenhalt. Es ist schön zu sehen, wie sich die Beziehungen der Vorgänger weiterentwickelt haben. In diesem Buch geht es aber auch um Laurens Familie, die man kennenlernt und die erschreckenderweise so ganz anders ist als Lauren. Es hat mir regelrecht Bauchschmerzen bereitet, wie sie mit Lauren und ihren Vorstellungen der Rolle einer Frau umgehen. Lauren ist zielstrebig und ehrgeizig und das mag ihre Familie offenbar nur bedingt. Doch auch hier liegt einiges an Entwicklung im Raum.

Die Thematik, dass Luca Sanitäter ist, spielt in dem Buch sogut wie gar keine Rolle. Lauren, die ebenfalls in einem Gesundheitsberuf tätig ist, zieht ihn hin und wieder auf und gelegentlich wird der Schichtdienst erwähnt, ansonsten spielt es nur für ein wenig Drama am Ende eine Rolle. Hat mich nicht unbedingt gestört, war ja bei Crushing on the cop auch mehr so. Generell ist es so, dass nach Flirting with fire der Fokus eher auf dem Privatleben liegt, als tiefe Einblicke in die Berufswelt zu geben. Etwas schade ist es dennoch, da der Aufhänger ja eigentlich die Berufe der Jungs sind.

Anders als in Band 1 und 2 empfand ich diesen Teil als recht sexarm. Ich will mich nicht darüber beklagen, da für mich Intimszenen nicht zwingend nötig sind. Ich fand es jedoch sehr interessant, da gerade diese gewaltige Kraft zwischen Luca und Lauren für mich ein Garant dafür war, dass es hier heiß hergehen wird. Tatsächlich wird sich in meinen Augen aber mehr darauf verlagert, wie die beiden zusammen funktionieren und Einfluss aufeinander nehmen. Die Sexszenen sind daher rar eingebaut und werden teilweise sogar nur erwähnt. Es geht um viel mehr, um Charakterentwicklung, das Erkennen von der Wichtigkeit einer Person an der Seite. Wenn man aber zB auf Band 1 guckt, hatte man das Gefühl, hier wurde die Hälfte des Buches nur auf Sex Bezug genommen. Wir haben uns also stark weiterentwickelt und das überrascht und begeistert mich.

Mad about the medic steht seinen Brüder in nichts nach! Auch Band 3 der Saving Chicago Reihe sit wieder ein unterhaltsames Highlight und überzeugt als geniales Buch für Zwischendurch. Die von Feinden zu Freunden zu Liebenden-Geschichte um Lauren und Luca sorgt für einige entzückende Aws, einige entsetzte Ohs und jede Menge begeisterte Hachs. Ein würdiger, fantastischer Abschluss einer wunderbaren Reihe, auch wenn dieses Mal der Beruf von Luca eher im Hintergrund der Geschichte stand. Lauren und Luca haben es definitiv gerockt! Und ich werde diese Truppe so sehr vermissen. Geniale Buchreihe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2020

süß, mitreißend und unterhaltsam

Find the Girl
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„Das ist wie Cinderella im wahren Leben.“
(Ninas und Nancys Mutter in Find the Girl)

Worum geht’s?

Nancy und Nina könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Nancy die Aufmerksamkeit mag, einen erfolgreichen ...

„Das ist wie Cinderella im wahren Leben.“
(Ninas und Nancys Mutter in Find the Girl)

Worum geht’s?

Nancy und Nina könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Nancy die Aufmerksamkeit mag, einen erfolgreichen Instagram-Account pflegt und zu den coolen Mädchen an der Schule zählt, ist Nina eher zurückgezogen, bevorzugt es allein Klavier zu spielen und kriegt Panik im Rampenlicht. Niemand würde erwarten, dass sie Zwillinge sind – wenn sie nicht eben wie Zwillinge aussehen würden. Doch mit der Zeit haben die Schwestern sich voneinander entfernt. Als jetzt ein Konzert von Nancys Lieblingsband ansteht und Nina unbedingt zu einer Signierstunde ihres Lieblingspianisten will, wittert ihre Mutter eine Möglichkeit, die beiden wieder zueinander zu bringen. Was niemand ahnt: Der Abend wird alles auf den Kopf stellen. Denn vor Ort trifft Nina ausgerechnet Nancys größten Schwarm – den bekannten Sänger Chase. Und Chase ist so fasziniert von Nina, dass er nach ihrer schlagartigen Flucht das ganze Netz nach ihr suchen lässt - Hashtag FindTheGirl. Das kann doch nur im Chaos enden, oder?

Das Buch ist Band 1 einer Reihe um die Zwillinge Nancy und Nina. Das Buch ist jedoch thematisch geschlossen, in Band 2 wird ein anderer Aspekt beleuchtet.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Find the Girl ist recht girly und jugendlich gehalten mit einer bunten Mischung aus Fotos von Zwillingen und Themen, die die Zwillinge ausmachen. Es wirkt süß und passt zum Buch und zum Genre. Das Buch wird durch Nancy und Nina in der Ich-Perspektive erzählt, die Perspektive wechselt mit den Kapiteln. Die Geschichte verläuft linear.
Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm zu lesen, teils sehr humorvoll und energiegeladen, auf jeden Fall für Jung und Alt gleichermaßen geeignet und für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte und ist auch frei von Kraftausdrücken.

Mein Fazit

Manchmal braucht man Bücher, die einfach nur süß sind und einen mitreißen. Das ist für mich der primäre Grund, weshalb ich zwischendurch immer wieder zu Jugendbüchern greife, obwohl ich lange aus der Zielgruppe raus bin. Doch gute Jugendbücher funktionieren auch – mit der entsprechend angepassten Erwartung – für erwachsene Leser. Und dieses Buch gehört für mich dazu: Zwei gegensätzliche Zwillinge, von der ausgerechnet die zurückhaltende Nina sich in einem Star verliebt, auf den eigentlich ihre Schwester steht – Geschichten für perfekte Disney-Channel-Filme oder eben Bücher, die man an einem entspannten Nachmittag wegliest.

Schon nach wenigen Seiten hat mich diese unterhaltsame Geschichte für sich gewinnen können. Nina und Nancy sind so unglaublich grundverschieden. Die eine sucht nach steter Bestätigung, gehört zu den coolen Kids, ist immer top gestylt, absolutes Fangirl einer angesagten Band und erfolgreiche Instagrammerin. Die andere scheut Aufmerksamkeit, ist aber unglaublich talentiert am Klavier, was durch enormes Lampenfieber aber zu Problemen führt und auch ihre Tollpatschigkeit macht es nicht besser. Nina und Nacy – Feuer und Wasser, Tag und Nacht. Und dennoch durch ihre Gene miteinander verbunden. Und hier setzt bereits der erste Handlungsstrang an, der dem Buch überraschend viel Tiefe gibt: Nancy schämt sich ein Stück weit für Nina und fürchtet um ihren Ruf. Nina hat kein Verständnis für Nancys Art und ihre Freundinnen. Sie versteht nicht, wieso Nancy zig Selfies macht. Nancy hingegen versteht nicht, wie man so in sich gekehrt sein kann. Und so entwickelt sich Kapitel um Kapitel das Aufeinandertreffen konträrer Einstellungen – aber zugleich die Erkenntnis, dass beide doch etwas füreinander empfinden, nur irgendwo sich leider auseinander gelebt haben. Nina, die ewig Nancys tolle Nägel bewundert. Nancy, die von Ninas Klaviertalent beeindruckt ist.

Doch die verbrannte Erde zwischen den beiden scheint unüberwindbar. Bis ihre Mutter auf eine Idee kommt, die anfangs schrecklich wie unterhaltsam zugleich rüberkommt: Als Nancy unbedingt zu einem Konzert ihrer Lieblingsband möchte, Nina aber zu einer Signierstunde ihres Lieblingspianisten möchte, entscheidet diese, dass beide nur gehen dürfen, wenn sie einander begleiten. Zum Scheitern verurteilt? Da war ich von Anfang sicher. Doch tatsächlich führt dieser Abend zu gleich zwei zentralen Entwicklungen im Buch: Nina trifft auf Chase, dem großen Schwarm von Nancy. Und Nina und Nancy fangen an, wieder eine Verbindung zueinander aufzubauen. Vor allem die geschwisterliche Beziehung und ihre Entwicklung fand ich unfassbar toll mitzuerleben. Die leichten Tendenzen, die immer mehr zu Annährungen und dem Versuch von Verständnis auf beiden Seiten führt, konnte mich sehr begeistern. Im Rahmen der Geschichte geht es aber um viel mehr: Destruktive Freundschaften, die Instabilität von Beliebtheit, falsche Freunde und das eigene Bedürfnis, dazuzugehören. Hier zeigt vor allem Nancys Freundin Layla, wie Freundschaften nicht funktionieren. Diese eingebaute Sozialkritik – auch im Bezug auf die Scheinwelt von digitalen Medien – fand ich überraschend und begrüße sie sehr. Find The Girl wird hierdurch deutlich mehr als nur ein seichter süßer Star-Romance-Jugendroman.

Der andere Aspekt der Geschichte ist natürlich die Geschichte um Nina und Chase: Überraschend treffen sie aufeinander, urplötzlich muss Nina verschwinden und ein fast schon klassischer Cinderella-Story-Moment beginnt: Sie hat ihr Portmonee verloren und Chase fängt an sie zu suchen. Natürlich wahnsinnig modern in Form eines Online-Aufrufes: #FindTheGirl. Aber möchte Nina gefunden werden? Sie hatte nie vor, sich einen Star zu angeln. Viel zu sehr liebt sie es, zurückgezogen und unsichtbar zu sein. Aber als sie erneut auf Chase trifft und feststellt, dass er gar nicht so ist, wie sie es erwartet hat, purzelt ihr Herz schnell in seine Hände. Ein Versteckspiel beginnt, nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern vor allem auch vor Nancy. Denn wie soll Nina ihr erklären, dass sie sich in Nancys große Liebe verguckt hat und dass er nicht so ist, wie Nancy ihn immer gesehen hat? Zu allem Übel ist dann Nancy auch noch überzeugt, dass die Online-Kampagne ihr gilt. Es wird turbulent, es wird süß – aber eben auch wahnsinnig kompliziert. Die gerade erst wieder aufgenommene Freundschaft von Nina und Nancy ist noch bröckelig. Doch Chase tut Nina gut und sie kommt langsam aus ihrem Schneckenhaus, was natürlich niemandem entgeht. Nur warum ist Nina plötzlich so? Das möchte Nancy herausfinden. Man möchte sie fast aufhalten, weil man weiß, dass das nicht gut enden kann.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass Nancy und Nina wirklich gelungen sind. Jede hat ihre eigene Persönlichkeit und ist auch facettenreich ausgestaltet. Man merkt vor allem bei Nancy, die krampfhaft versucht, nach außen hin perfekt zu sein, wie sehr der Einfluss von externen Faktoren einen zu etwas machen kann, was man nicht ist. Doch auch der Blick in ihre Vergangenheit gibt interessante Einblicke. Nina, die man von Anfang an ins Herz schließt, entwickelt sich im Laufe des Buches massiv und es hat mich richtig gefreut, dies zu sehen. Die anderen Figuren im Buch sind gut eingebunden und spiele ihre jeweilige Rolle passend, sie sind jedoch alle recht oberflächlich. Dies umfasst für mich leider auch Chase, der für mich eindimensional und langweilig war, da er nur wie der normale Good-Guy-Superstar-Niemand weiß wie sehr ich leide-Herzensboy ist. Er versucht zwar, möglichst viel aus dem Zirkus Medienbranche zu entkommen, aber wirklich etwas über ihn erfahren habe ich nicht. Schade, zugleich aber auch nicht weiter schlimm, da für mich die Geschichte der Zwillinge mehr Gewicht hatte als die Liebesgeschichte.

Etwas übertrieben kam für mich das Ende daher. Es war zu erwarten, dass hier einiges an (vorhersehbaren) Drama kommen wird, da der schwelende Konflikt für viel Zündstoff sorgt, das Ganze gipfelt in einer überraschenden Wendung, die alles plötzlich unwichtig scheinen lässt und zeigt zwar, dass die Liebe manchmal stärker ist als jeglicher verletzter Stolz, zugleich werden damit aber auch alle noch zu klärenden Konflikte weggebügelt und die Charaktere springen einfach so über ihren Schatten. Andererseits wüsste ich auch nicht, wie man das Buch sonst greifbar beenden könnte, daher: Dick aufgetragen, aber man darf nicht vergessen, dass es ein Jugendbuch ist.

Am Ende kann ich nur sagen, dass Find The Girl ein tolles Buch ist, was mit Humor, ein wenig Tiefe und jeder Menge süßer Momente punkten kann. Niedliche Geschichte mit leichten Cinderella-Parallelen, zwei tolle Zwillinge mit Ecken und Kanten, ein guter Rahmen – das hat Spaß gemacht. Ich freue mich bereits jetzt auf Band 2 und einem Wiedersehen mit Nancy und Nina. Fantastisches Jugendbuch, was aber sicher auch viele Erwachsene zu überzeugen vermag. Geht runter wie warme Zuckerwatte!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 11.04.2020

eine eindrucksvolle Geschichte

Like Day and Night
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„Ich will nicht warten. Und ich will selbst entscheiden können. Mir wurden schon zu viele Entscheidungen abgenommen.“
(Sophie zu Cole in Like Day and Night)

Worum geht’s?

Freiheit. Dieser Gedanken ...

„Ich will nicht warten. Und ich will selbst entscheiden können. Mir wurden schon zu viele Entscheidungen abgenommen.“
(Sophie zu Cole in Like Day and Night)

Worum geht’s?

Freiheit. Dieser Gedanken kommt Sophie eines Abends, als sie aus dem Fenster auf die Straße guckt. Seit sie denken kann, spielt sich ihr Leben in diesem kleinen, abgeschiedenen Haus ab. Ihre Mutter schottet sie von der Außenwelt ab, Sophie erhält Heimunterricht und darf bis auf wenige Anlässe das Haus nicht verlassen. Heimlich flieht Sophie in die Bücher, die sie eines Tages gefunden hat und erfährt von Geschichten und Gefühlen, die ihre Mutter ihr stets als negativ eingeprügelt hat. Doch wie sieht die wahre Welt aus? Um es herauszufinden, türmt Sophie und springt in das Auto eines Fremden. Cole guckt nicht schlecht, als das junge Mädchen plötzlich neben ihm sitzt und ihn anfleht, zu fahren. Er hört auf sein Gefühl und tritt aufs Gas. Nie hätte er gedacht, dass Sophie sein Leben auf den Kopf stellt. Doch kann sie auch seine eiserne Fassade aus Wut, Selbsthass und Gewalt durchbrechen?

Like Day and Night ist ein Einzelband und in sich geschlossen.


Schreibstil / Gestaltung

Das kontrastreiche Cover in schwarz und weiß mit pinker Schrift steht sinnbildliche für die Gegensätze, die Cole und Sophie symbolisieren. Das Cover ist stimmig und sehr hübsch. Trotz der dezenten Gestaltung ist es ein starker Hingucker. Die Geschichte wird sowohl durch Sophie als auch durch Cole in der Ich-Perspektive erzählt. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt, man merkt jedoch auch am Inhalt, wer gerade spricht. Coles Szenen sind oft von Fluchen und derber Sprache gekennzeichnet. Die Geschichte verläuft linear, gegen Ende gibt es einige Zeitsprünge. Der Schreibstil ist sehr gut lesbar, angenehm und locker. Das Buch lässt sich auch über weite Strecken am Stück lesen. Das Buch beinhaltet Erotikszenen, die jedoch nicht sonderlich explizit und stets niveauvoll ausgestaltet sind.

Mein Fazit

Like Day and Night ist mein zweites Buch der Autorin. Nachdem ich The dreams they stole wirklich gut fand, vor allem auch ob der etwas untypischen Geschichten und der Motivation der Autorin, Klischees zu brechen, war ich sehr gespannt, wie mir diese etwas kurios anmutende Geschichte über zwei Leute, die so gegensätzlich sind wie Tag und Nacht, gefallen wird.

Von ihrer Mutter kleingehalten kennt Sophie nur das Leben, was ihre Mutter ihr zeigt. Sei eine gute Hausfrau, halte dich von Männern fern, verlasse nie das Haus und schlage dir Sachen wie Liebe und Lust aus dem Kopf. Doch die 17-Jährige hat in ihrem Gefängnis eine Möglichkeit gefunden, zu fliehen: Bücher. Und diese Bücher sind es, die sie dazu bringen, ihre Mutter und ihre Lehren zu hinterfragen. Als Sophie eines Abends beobachtet, wie ein Auto an der Ampel vor dem Haus wartet und dies am Folgetag erneut passiert, fasst sie einen radikalen Entschluss: Wenn das Auto wiederkommt, wird sie davonlaufen. Und das Auto kommt wieder. Cole könnte gar nicht verwirrter sein, als das junge Mädchen einfach in sein Auto springt und ihn anfleht, loszufahren. Wer ist sie, wieso ist sie so gehetzt und was soll er tun? Auf sein Herz hörend – und zugleich wohlwissend, dass das eine doofe Idee ist – tritt er aufs Gas. In der nächsten Stadt wird er seine ungewöhnliche Beifahrerin absetzen und ihre Wege sich wieder trennen. Da ist sich Cole sicher. Doch bereits die kurze Fahrt reicht, um Cole zu zeigen, dass Sophie keine Vorstellung von der Welt hat. Ist das sein Problem? Ganz sicher nicht. Denkt er und versucht er, sich selbst davon zu überzeugen. Nachdem er aber Sophie abgesetzt hat und kurze Zeit später feststellen muss, dass sie direkt in ihre persönliche Katastrophe läuft, kann Cole nicht anders und rettet sie. Wer ist dieses Mädchen, wieso hat sie keine Ahnung vom Leben und vor allem: Wieso geht sie Cole so sehr unter die Haut?

Like Day and Night ist eine Mischung aus Good Girl/Bad Buy, Selbstfindung/Selbstzweifel und Verzweiflung/Hoffnung. Cole, gefangen in seiner selbstzerstörerischen Blase, trifft Sophie, ausgebrochen aus ihrer einengenden Blase. Es gibt Momente, die gehen ans Herz. Momente, die gehen an den Versand. Und Momente, die einem die Hutschnur platzen lassen. Man verzweifelt, wenn Cole um sich schlägt. Man schwärmt, wenn er seine liebevolle Seite zeigt. Man ist traurig, wenn man versteht, was Sophie alles entgangen ist. Und man freut sich und lacht mit ihr, wenn sie die Welt entdeckt. Diese Buch braucht keine großartigen Dramen und zig Twists. Es ist ein ruhiges Buch, dessen Stärke im Verborgenen und in der Entwicklung liegt. Es ist eines dieser Bücher, was eher schwer daherkommt, obwohl man es nicht erwartet. Eines der Bücher, was einen nicht so schnell loslässt und dazu bringt, Seite um Seite zu lesen, um zu verstehen, mitzuleiden und sich zu freuen. Erneut zeigt die Autorin, wie gut sie Klischees aufbrechen und eine Geschichte für Hirn und Herz gleichermaßen aufbauen kann.

Die beiden Charaktere Sophie und Cole könnten den Titel nicht passender verkörpern. Sophie, so strahlend unschuldig und unwissend, tapsig und unbeholfen wie ein kleiner Welpe, trifft ausgerechnet auf Cole, düster und gefährlich, wütend auf die Welt und noch mehr auf sich selbst, irgendwo verloren in Selbstgeißelung und Gewalt. Es sind Gegensätze, wie sie im Buche stehen. Wenn diese Welten aufeinanderprallen, kommt es unweigerlich zu Erkenntnissen und Veränderungen. So ist es auch hier. Sophie ist trotz ihrer Unwissenheit sehr liebenswert und mutig, überschätzt sich zugleich aber hin und wieder. Sie ist so besessen davon, das Leben zu erkunden und zu verstehen, dass sie nicht merkt, dass sie sich immer wieder in Gefahr begibt. Aber wie auch? Dafür gibt es zum Glück Cole. Er ist der klassische Bad Boy – denkt man! Denn hinter der Fassade aus zahlreichen Tattoos, endlosen Gläsern Whiskey und der Maske aus Wut steckt ein extrem liebenswerter Kern. Cole ist ein wahnsinnig empathischer Mensch, der sehr bemüht ist, auf die Leute aufzupassen, die ihm etwas bedeuten. Doch immer, wenn Sophie es schafft, seine Mauern etwas zu erklimmen, erinnert er sich selbst wieder daran, dass er das personifizierte Verderben ist. Denn Cole wird von den Geistern seiner Vergangenheit gejagt, die seine Gegenwart stark prägen und so auch auf seine berufliche Tätigkeit Einfluss nehmen. Die Enthüllung, welcher Geist ihn jagt, und auch seine Tätigkeit, die auf diesem Geist und seiner hiermit verbundenen fehlenden Selbstliebe basiert, empfand ich als recht vorhersehbar, aber dennoch stimmig und passend. Sie sorgt zudem für einige actionreiche Momente in diesem Buch, die sich stimmig einfügten. Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es wenige Nebencharaktere. Nennenswert ist dabei aber die sehr quirlige beste Freundin Jules, die mit einer gigantischen Energie durch das Buch fegt. Zwar ist sie hin und wieder etwas anstrengend, aber ihre Präsenz ist für viele Punkte zwingend notwendig, insbesondere auch im Hinblick auf Coles Entwicklung. Ansonsten gibt es vor allem auch noch einen sehr niedlichen Hund als Supporting Act, was sehr gut funktioniert.

Die Beziehung zwischen Sophie und Cole ist einer der Hauptpunkte in dieser Geschichte. Es ist gewissermaßen ein Hin und Her, denn Cole ist von seinem verzerrten Selbstbild so stark beeinflusst, dass er Sophie regelmäßig von sich stößt. Sophie hingegen ist in ihrem Wunsch so sehr geprägt, zu verstehen, was Liebe und Nähe ist, dass sie von ihren Gefühlen, die Cole in ihr auslöst, überrascht ist. Mangels Wissens kann sie in Cole nichts Schlechtes sehen und mangels Erfahrung kann sie auch nicht verstehen, wieso Cole so schlecht über sich denkt. Dies führt zu einer interessanten und für mich noch nie dagewesenen Beziehungsentwicklung, wenn ein Charakter so unglaublich stark von Unschuld geprägt ist und der andere so sehr von Schuld zerfressen wird. Während es im ersten Moment auf der Hand liegt, dass Cole Sophie rettet – mehr als einmal – und er für sie eine Rettungsinsel in dieser ihr unbekannten Welt ist, muss man sich im Verlaufe der Geschichte aber umso stärker fragen, ob es nicht vielleicht auch anders ist. Ist es wirklich Cole, der Sophie rettet? Oder ist es nicht sogar Sophie, die Cole aus diesem tiefen, düsteren Abgrund zerrt, in dem er seit langer Zeit verweilt? War es Schicksal, dass ihre Wege zueinander geführt haben und war es bestimmt, dass beide einander retten? Dies muss jeder Leser für sich entscheiden.

Ich bin die erste Person, die bei naiven Protagonisten das Handtuch wirft und genervt ist. Doch Sophie hat sich mit so einer Leichtigkeit in mein Herz geschlichen, dass ich es gar nicht gemerkt habe, bis es so sehr wehtat, dass ich nichts als Mitleid und Wut empfand. Sie ist auf einer Art und Weise naiv, die unvorstellbar ist – und vor allem unverschuldet. Sie ist unwissend, weil sie nie lernen durfte, wie die Welt ist. Sie durfte nie ihre Erfahrungen machen, sondern wurde von ihrer Mutter geprägt und konditioniert, wie Sophie die Welt zu sehen hat. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, dass ich dasaß und darüber nachdachte, wie es wäre, meinen Erfahrungsschatz nicht zu haben, als ich sah, wie Sophie mal wieder in ein Unglück lief, aber es nicht ahnen und wissen konnte. Es ist das, was uns ausmacht. Unsere Erfahrungen, unsere Erlebnisse, unsere Lehren. Sie formen unsere Moralvorstellungen, unser Angstgefühl und unsere Hoffnung. Sophie durfte dies alles nicht haben, weil ihre Mutter entschied, aufgrund ihrer eigenen persönlichen Erfahrung Sophie zu einem Einsiedlerkrebs zu machen. Eingesperrt in einem Käfig, der aus mütterlicher Liebe entstand, aber am Ende nichts anderes ist als ein Gefängnis. Sophies Mutter hat ihrer Tochter so viele Jahre die Chance genommen, jemand zu werden, sich zu entwickeln. Und diese Erkenntnisse taten weh und haben mich zutiefst berührt. Doch gegen Ende zeigt sich auch, dass das Handeln der Mutter nicht nur von Liebe geprägt ist, sondern auch von Wahn und ihrem eigenen Trauma. Man möchte sie schütteln und ihr zu verstehen geben, was sie ihrer Tochter antut. Aber das stört die Mutter nicht. Im Gegenteil entscheidet sie sich bewusst dazu, Sophie ihre Entscheidungsfreiheiten zu nehmen und ihr die eigenen Vorstellungen aufzuzwängen. Als sie realisiert, dass ihr Einflussspielraum rapide nachgelassen hat, greift sie zu einem letzten, unfassbaren Mittel – und offen bleibt die Frage, ob aus falschverstandener Mutterliebe oder aus purer Bösartigkeit ob der eigenen Erfahrungen.

Ein Punkt, der aber für mich etwas problematisch ist, ist tatsächlich der Aspekt Intimität in diesem Buch. Das Buch deckt im Hauptteil einen eher kurzen Zeitraum mit seiner Dauer von 7 Tagen ab. Es sind sieben Tage, in denen verdammt viel passiert. Sophie möchte die Welt verstehen und sie möchte verstehen, was die Leute in den Büchern meinen, wenn sie von Liebe reden. Cole ist sehr besonnen und erkennt, dass Sophie unschuldig, unerfahren, unwissend ist. Zugleich herrscht zwischen den beiden aber auch eine gewisse Anziehungskraft, der sich Cole nicht immer entziehen kann. Ich habe mich lange gefragt, ob intime Szenen für die Geschichte notwendig sind oder ob sie sich für mich falsch anführen. Die Szenen sind großartig geschrieben, einfühlsam, niveauvoll. Das ist es nicht. Aber ist es richtig, dass ein so unwissendes Mädchen in so kurzer Zeit so viele Stationen der Erfahrungen durchläuft? Konnte Sophie ihre Einwilligung richtig einschätzen? Es ist etwas, was wirklich lange in mir nachklang. Am Ende bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es für Sophies Weg in die Freiheit hilfreich ist und zugleich diese Schritte auch zeigen, wie selbstbestimmt sie nun sein darf – und sein soll. In dieser Beziehung von Sophie und Cole ist einfach vieles untypisch und so hält es sich auch hiermit.

Das Ende ist bei einem Buch immer der Dreh- und Angelpunkt. So war es auch hier das Ende (bzw. die letzten etwa 50 Seiten), was für viel Zündstoff gewirkt hat und natürlich so manchen Plotstrang über den Haufen wirft. Es war für mich kein sonderlich überraschendes, aber ein zum Großteil stimmiges Ende. Was mich aber etwas gestört hat: Ich hatte das Gefühl, hier mehr zu brauchen. Es werden zwar alle Fragen beantwortet, alles Offene geschlossen und zudem Perspektiven aufgezeigt. Zugleich aber wirkte es zu schnell, zu überrumpelnd. Es wird recht fix eine Überraschung an die nächste gereiht und nicht immer wurden dabei die Motive der Beteiligten in dem Maße klar, wie es hätte sein können. Es bleibt nichts im Dunkeln, wirklich nicht. Aber manchmal hätte es noch mehr Licht sein können, um hier und da mehr zu verstehen. Dafür waren es auch einfach zu gewichtige Entscheidungen, die am Ende getroffen wurden. Das Verhältnis zu einigen anderen Handlungen im Buch ist einfach für mich nicht komplett ausgewogen. Es wirkt beinahe so, als würde die Autorin jetzt noch ein wenig überraschen wollen, aber nicht so ganz Lust darauf haben, alles groß aufzubauen. Deswegen fällt es doch recht flach aus.

Alles in allem muss ich sagen, dass Like Day and Night mich auf eine wirklich tolle Reise mitgenommen hat. Es war ein Buch, bei dem ich mit einer gewissen Portion Skepsis eingestiegen bin, mich aber schnell in Sophies Unschuld und Coles Gutmütigkeit verliebt habe. Die beiden sind wie Tag und Nacht, aber Gegensätze sind das, was das Leben interessant macht. Die Geschichte ist innovativ, zugleich bezieht sie aber auch klassische Standardelemente des Genres mit ein. Das Ende war mir leider deutlich zu schnell. Zwar habe ich nicht das Gefühl, noch großartig offene Fragen zu haben, dennoch wirkte es sehr gehetzt und überstürzt. Trotzdem kann ich das Buch sehr empfehlen, da der Weg zum Ende einfach stimmig und mitreißend war.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 05.04.2020

ein guter Abschluss

Duty & Desire – Verdächtig nah
1

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig ...

„Wenn du einen Kuss möchtest, finde einen Weg, um mich wiederzusehen.“
(Danika zu Greer in Duty & Desire 3)

Worum geht’s?

Er ist ihr Ausbilder, sie seine Rekrutin. Er ist ein brillanter Cop und hochgradig arrogant, sie ist ein kluges Nachwuchstalent und ein wahrer Wildfang. Wenn die beiden aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen und sprühen die Funken. Doch Danika ist für Lieutenant Greer Tabu und sowieso – so etwas wie Liebe und Gefühle kennt er nicht. Zu oft hat er in seiner Vergangenheit spüren müssen, dass Gefühle einen nur kaputt machen. Und Danika? Die findet Greer einfach nur beängstigend und fordernd. Doch wieso ziehen die beiden sich immer wieder an und können nicht aufhören, aneinander zu denken?

„Duty & Desire – Verdächtig nah“ ist der dritte Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 1 und 2 kommen jedoch als Nebencharaktere vor.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder ähnlich zu Band 1 und 2 gehalten und vervollständigt die Skyline der Stadt mit der Brookyln-Bridge. Das Cover ist in Blautönen und Lilatönen gehalten., dieses Mal jedoch ausschließlich in Blautönen gehalten. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings wie der Vorgänger keine Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt wieder linear. Die Protagonisten Greer und Danika erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einige erotische Szenen und gelegentliche Flüche.

Mein Fazit

Ich gebe offen zu: Ich hatte Angst vor diesem Buch. Band 1 und 2 fand ich sehr schwach, fast schon lachhaft platt und ohne wirkliche Substanz. Aber bereits seit Band 1 hat mich Greer, der hin und wieder als Nebenfigur vorkam, fasziniert. Nur seinetwegen habe ich Duty & Desire 3 noch eine Chance gegeben. Und ich muss zugeben: Band 3 hat’s gerettet. Hier gab es endlich fast alles, was ich mir von den Vorgängerbänden gewünscht hätte.

Schon seit längerer Zeit herrscht zwischen Danika und Greer eine gewissen Spannung. Danika hasst ihren Ausbilder, vor allem, nachdem dieser sich über ihren besten Freund Jake respektlos geäußert hat. Greer gilt als gnadenlos, brillant und unnahbar. Gefühle hat er nicht. Nicht mehr. Zu viele Verluste in seiner Vergangenheit haben ihn hart gemacht und kalt werden lassen. Wo niemand ist, den er liebt, kann ihn nichts genommen werden, was ihm etwas bedeutet. Doch Danika reizt irgendetwas in ihm. Die beste Freundin seines Bruders ist nicht nur eine fleißige Rekrutin und gut in ihrer Arbeit, sie fährt ihm auch direkt unter die Haut. Als beide zusammen eine Übung machen, scheint es, als knallen endgültig die Sicherungen durch. Denn fortan können beide nicht mehr aufhören, aneinander zu denken. Doch zu viele Schatten auf Greers Seele lassen ihn Danika immer wieder wegstoßen. Er kann ihr nichts bieten, er ist zu sehr Polizist als sich auf jemanden einlassen zu können und seine Angst, wieder jemanden zu verlieren, steht ihm zu sehr im Weg. Als Danika jedoch in großer Gefahr landet, stellt es alles auf den Kopf. Wird Greers Herz über seinen Verstand siegen können? Oder wird der Lieutenant Danika endgültig in die Arme eines anderen treiben?

Anders als bei den Vorgängern fiel mir der Einstieg in das Buch dieses Mal sehr leicht und das Buch hatte mich bereits nach wenigen Seiten etwas in seinen Bann gezogen. Das Aufeinandertreffen von Danika und Greer in der Sporteinheit, ihre Gedanken übereinander, das Mit- und Gegeneinander war einfach von Anfang an extrem unterhaltsam. Endlich hat es mal Sinn gemacht, wieso die Protagonisten des Buches etwas voneinander wollen – was ich bei den Vorgängern ja nie greifbar fand. Und so entwickelt sich auch die Geschichte: Es ist ein stetes Hin und Her, ein Auf und Ab, ein Ja und Nein, ein großes Vielleicht. Danika und Greer machen es einander und auch dem Leser nicht leicht, aber man liebt sie und man fiebert mich und man wünscht ihnen so sehr, dass zwischen all den Neckereien und Spannungsmomenten das Glück liegt, was beide verdienen. Für mich lag der Fokus im Buch deutlich auf Greer, da er der komplizierter Charakter ist und sich dadurch mehr entwickeln muss. Gepaart mit einigen Einblicken in die Polizeiarbeit (ich hätte nach Band 1 und 2 fast vergessen, dass wir hier nicht bei einer weichgespülten Version von Police Academy sind), etwas Spannung, jeder Menge Geständnissen und sogar einige – realistischen! – Schmachtmomenten, liefert Duty & Desire 3 einfach etwas ab, was ich mir gewünscht, aber von Band 1 und 2 nie erhalten habe: Eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, ein interessantes Drumherum, eine Unterhaltung auf Augenhöhe und das Gefühl, nicht zwei hormongesteuerte Teenager zu begleiten. Was natürlich nicht heißt, dass es bei Danika und Greer nicht heiß hergeht. Oh doch, und wie! Aber die Szenen sind wunderbar stimmig, mitreißend und gut platziert. Sie unterstützen die Handlung – und sind nicht die Handlung. Und allein die Tatsache, dass ich dieses Mal mitgefiebert und mitgelitten habe, zeigt, dass hier doch ganz andere Qualität vorliegt. Rückblickend frage ich mich wirklich, was sich die Autorin bei Band 1 und 2 gedacht hat.

Thematisch greift das Buch neben der komplizierten Liebschaft von Danika und Greer auch einige Thematiken auf, die wirklich überraschend für mich kamen. So liegen rund um Greers Tätigkeit recht viele Probleme, die sich auf die Story auswirken. Es werden Themen wie Überbelastung, Verzweiflung und Verlustangst angesprochen, wenngleich leider auch nicht so tief beleuchtet, wie ich es mir gewünscht hätte. Diese komplexen Faktoren spielen in der Polizeiarbeit und auf der Beziehungseben eines Polizisten eine bedeutsame Rolle und ich fand es toll, dass die Autorin sie aufgegriffen hat. So hat der Leser einen Eindruck davon gewinnen können, wie es eigentlich hinter Greers steinernen Fassade aussieht und so manche seiner Handlungen erklärbar gemacht. Denn es kommt öfter vor, dass ich mich über ihn aufgeregt habe, weil er einfach wieder blockiert und Danika weggestoßen hat. Und dann gibt es wieder kleine Szenen, die so unglaublich tief ins Herz gehen, weil sie sehr süß sind, ohne so übertrieben zu sein wie etwa in Band 1. Und das größte Highlight dürfte einfach die ständige Kabbelei zwischen Greer und Danika sein. Hochgradig unterhaltsam, zugleich auch unglaublich niedlich und für den Leser ja offensichtlich, während beide noch ihre Augen vor dem Wesentlichen verschließen. Herrlich! Hier gibt es auf jeden Fall eine gute Beziehungsentwicklung, bei der beide Protagonisten erkennen müssen, dass sie Eigenschaften haben, die ihnen nicht guttun. Das führt sogar zu so wunderbaren Momenten, dass Greer Kuscheln wichtiger als Sex ist. Ja, richtig gelesen! Hätte die Autorin doch Charlie und Jake nur ein wenig so gestaltet, dass sie keine sexbesessenen Biester sind.

Danika geht in diesem Buch für mich ein wenig unter. Sie ist eine taffe Frau, die voller Kraft hinter ihrer Ausbildung her ist, sich mit Greer battelt und zugleich liebevoll ihre Familie umsorgt. Stück für Stück muss sie erkennen, dass sie Greer gegenüber teilweise unfair war, teilweise aber wird sie in ihrer Hoffnung an Greer stark erschüttert. Danika ist ein liebevoller Mensch, dem das Wohlergehen der Leute um sie herum sehr am Herzen liegt. Auch, wenn diese sie wegstoßen. Sie gibt nicht so schnell auf. Dabei vergisst sie aber manchmal, dass sie nicht die ganze Welt schultern kann. Greer ist der typische Lone Wolf. Er lebt für seine Arbeit, er ist gut in seiner Arbeit und hat kein Problem damit, allein zu sein. Im Gegenteil hat er für sich entschieden, dass Alleinsein am besten ist. So kann er niemanden verlieren und sein Verlust niemanden in Trauer reißen. Langsam erkennt er aber, was ihm fehlt. Wärme, Geborgenheit, jemanden für den sich das Aufstehen lohnt. Das kann ihm sein Job nicht geben. Und trotzdem tut er sich wahnsinnig schwer, Danika in sein Leben zu lassen. Seine Ängste sitzen extrem tief und man leidet wirklich mit ihm mit. Greer überrascht aber auch mit vielen Eigenschaften, die man nicht erwartet hätte. Es sind teilweise nur kleine Nebensätze, die offenbaren, wie liebevoll er sein kann. Und wie sehr er sich um andere Leute kümmert, etwa durch seinen Buchclub für Polizisten als therapeutische Alternative. Greer ist vielschichtig und bringt viel Schmachtpotenzial mit, wenn er nicht gerade mit einem Herz aus Stein die Rekruten gängelt.

Zum Ende hin geht dem Buch dann aber doch sehr die Puste aus. Nachdem in guter Weise viele Punkte abgearbeitet wurden und ein großer Knall alles ändert, muss nochmal der Scherbenhaufen aufgekehrt werden. Hier wirkt die Autorin komisch uninspiriert und die sich überschlagenden Gedanken und Erkenntnisse sind bei mir nicht angekommen. Es war für mich nicht ganz erklärbar, wieso auf wenigen Seiten alles über den Haufen geworfen wird und alle plötzlich neue Erkenntnisse haben. Im Zuge dessen sind leider einige Themen auch etwas unter den Tisch gefallen, bei denen ich mir definitiv gewünscht hätte, dass sie noch ihren Abschluss oder zumindest ihre kurze Wirkung finden. Aber nichts Derartiges passiert. Dadurch wirkt das Ende irgendwie etwas überrumpelnd und unfertig. Auch die generelle Herangehensweise, tiefgründige Problematiken auf den Tisch zu werfen (und ja, davon hat Greer einige!) und dann irgendwie wieder halbgar abzuservieren, konnte mich nicht ganz begeistern. Vor allem im Vergleich zu Band 2 war aber zumindest mehr Tiefe gegeben. Greer hätte aber definitiv mehr verdient.

Insgesamt muss ich festhalten, dass Duty & Desire 3 mit wirklich großem Abstand das stärkste Buch der Reihe ist. Wären alle Bände so gewesen, hätte mich die Reihe durchaus begeistern können. So ist es aber, dass Band 1 vermutlich so viele Leser bereits vergrault, dass diese unterhaltsame und mit Abstrichen gelungene Geschichte unterm Radar fliegt. Danika und Greer sind unterhaltsam, kraftvoll, das Buch taucht ausnahmsweise auch etwas in die Polizeiarbeit ab und wirkt insgesamt einfach runder und stimmiger. Man hat das Gefühl, dass es um mehr geht als Sex und auch die Beziehungsentwicklung geht nicht von 0 auf 100 in 2 Seiten. Zwar hat die Autorin auch hier wieder versäumt, das tiefgründige Potenzial voll auszuschöpfen und sich mit eher oberflächlicher Abhandlung zufriedengegeben, aber zumindest hatte man etwas Greifbares. Hier trifft die These „Alle guten Dinge sind 3“ auf jeden Fall voll ins Schwarze.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 10.03.2020

informatives Buch für Zwischendurch

Aussage gegen Aussage
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Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander ...

Worum geht’s?

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander Hold. Stevens hat bereits mehrere Bücher im Real Crime Sektor veröffentlicht, bei denen er von seinen Erfahrungen mit der deutschen Justiz berichtet. In seinem Buch „Aussage gegen Aussage“ möchte er anhand von 7 ausgewählten Fällen die Problematiken aufzeigen, die der Zeugenbeweis mit sich bringt. Denn was tun, wenn es Aussage gegen Aussage steht? Mit umfassenden Erklärungen und Einblicken in die Wissenschaft rund um Glaubwürdigkeit veranschaulicht der Autor, womit zahlreiche Richter täglich zu kämpfen haben.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt den Autor in schwarzem Anzug vor einem schwarz-weißen Hintergrund, sinnbildlich für die beiden Seiten von Aussage gegen Aussage. Es ist ein zurückhaltendes, aber dennoch passendes Cover. Es gibt auf den ersten Blick keinen Hinweis, dass es sich um ein Crime-Buch handelt, lediglich der Untertitel „Urteil OHNE Beweise“ könnte darauf hindeuten. Nach einem knappen Vorwort zur Einleitung folgen die 7 Fälle, die kapitelweise aufgearbeitet sind. Innerhalb der Kapitel stellt der Autor den Fall vor, entweder durch das Vorstellen der Aussage oder der Umstände und führt dann später im Verlauf dazu aus, auf welchen Aspekt er zu sprechen kommen möchte. Von Themen rund um Voreingenommenheit, die Schwierigkeit mit kindlichen Zeugen, Suggestivfragen bis hin zur Problematik um die freie Beweiswürdigung durch Richter sind vielseitige Thematiken Gegenstand des Buches. Die Ausführungen werden teils auch wissenschaftlich untermauert und die Ideen hinter den Erwägungen und ihre tatsächliche Bedeutung erklärt. Der Autor verrät jeweils auch den Ausgang des Prozesses. Das Buch schließt mit einem kurzen Nachwort.

Der Schreibstil ist relativ locker, gut verständlich und der Autor spricht den Leser oftmals auch direkt an, etwa durch (rhetorische) Fragen. Jeder Fall ist anders aufgebaut und beleuchtet andere Aspekte rund um die Frage der Wahrheitsfindung. Die Ausführungen sind zwar teils wissenschaftlich, verlassen jedoch nie den Bereich des Verständlichen. Der Autor war sehr bedacht darauf, alles verständlich und nachvollziehbar zu erklären.

Mein Fazit

Alexander Stevens ist mir bereits dank seiner anderen Bücher bekannt, ich habe sowohl Sex vor Gericht als auch 9 ½ perfekte Morde gelesen und durchaus gemocht. Der Autor hat eine recht entspannte, nicht allzu sachliche Art, durch seine Bücher zu führen. Daher war ich durchaus gespannt, wie er sich mit dem schwierigen Thema rund um kritische Situation der widersprechenden Zeugenaussagen beschäftigt.

Nach einem sehr kurzen Vorwort, wo der Autor ein wenig dazu ausführt, was die Idee hinter dem Buch ist, geht es direkt mit dem ersten Fall los. Das Buch umfasst 7 Fälle, allesamt aus dem deutschen Raum, reale Fälle aus dem deutschen Gerichtsalltag. Thematisch sind die Fälle primär im Bereich Sexualstrafrecht und Gewalt- bzw. Tötungsdelikte angesetzt. Nur ein Fall tanzt aus der Reihe, hierbei geht es um ein Strafverfahren gegen einen Anwalt, der in den Augen des Gerichts falschen Vortrag gemacht hat. Die Auswahl der Fälle ist in meinen Augen zwar gelungen, da die Fälle durchaus interessant sind und verschiedene Schwerpunkt abdecken, zugleich hätte ich mir etwas mehr Abwechslung in den Delikten gewünscht. Klar zieht Mord und Sex immer und vor allem im Sexualstrafrecht liegen typischerweise die größten Probleme in der Aussage-gegen-Aussage-Konstellation, aber das Strafrecht hat mehr zu bieten.

Die Fälle sind mit viel Herzblut aufgearbeitet. Es werden zahlreiche Punkte eingeführt und es steht dem Leser zu jeder Zeit frei, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Teilweise animiert der Autor bewusst auch dazu, sich ein Urteil zu bilden. Es führt verschiedene Möglichkeiten des Verfahrensausganges an, erklärt die relevante Beweislage in Bezug auf jedes Variante und präsentiert dann das Endergebnis. Es wird so manche Überraschungen geben, manchmal aber auch nicht. Auf dem Weg zur Aufklärung gibt es sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen des Strafrechts und des Gerichtsalltags. Es wird ausführlich erklärt, was Suggestivfragen sind, es gibt Einblicke in den „Kriterienkatalog“ für Aussagen und die Erklärung, wieso der so nicht wirklich hilfreich ist, es geht um das Summieren von Aussagen, Zeugen von Hörensagen und die Zweifel am Beweismittel Zeuge. Denn Zeugen sind von Natur aus ein schwieriges, beeinflussbares, unsicheres und unstetes Beweismittel. Der Autor hat hier gute Arbeit geleistet, ist informativ ohne zu erschlagen, erklärt ohne zu belehren. Durch die recht übersichtliche Kapitellänge von zumeist 30-40 Seiten kann man wohldosiert das Buch genießen. Ich habe meist 1-2 Fälle am Abend gelesen.

Das im Buch Gesagte ist natürlich auch geeignet, einiges an Angst zu schüren, der Autor gibt sich aber große Mühe, alles so verständlich und greifbar zu erklären, dass es einen zwar nachdenklich stimmt, aber zumindest nicht beunruhigen sollte. Naturgemäß landen in solchen Büchern ja nur Grenzfälle, die unproblematischen Themen ja nicht. Das sollte sich der Leser auch stets vor Augen halten. Die angeführten Lehren von Glaubwürdigkeit, Lügen, Beeinflussung und Prozesstaktiken sind jedenfalls geeignet, auch im Alltag Anklang zu finden. Man kann das ein oder andere an Information mitnehmen, was einem helfen könnte oder den Blick etwas schärft, ohne im Strafrecht tätig zu sein. Das hat mir sehr gut gefallen und ist neben den durchaus interessanten Fällen ein guter Bonus des Buches. Durch die freie Gestaltung und der Auflösung am Ende hat der Leser zudem die Möglichkeit, etwas „mitzuraten“, wobei der Autor natürlich hier und da direkt und indirekt auf die Lösung hindeutet.

Was mir nicht ganz so zugesagt hat, ist, dass der Autor im Buch teilweise wild verweist. Regelmäßig bezieht er sich auf bereits vorangestellte oder später folgende Kapitel, was ich etwas störend fand, insbesondere wenn die Kapitel noch kommen. Da kam ich mir manchmal so vor, als würde der Autor dem Leser nicht zutrauen, behalten zu haben, was bereits kam. Nach hinten verweisen ist zudem immer schwierig, wenn der Leser an dieser Stelle bereits gerne etwas erfahren möchte, aber warten soll. Ebenfalls hat mich teilweise die Art des Autors gestört, die mir in den anderen Büchern bisher nicht so präsent herüberkam. Es wird fleißig offenkundig oder zwischen den Zeilen gegen alle Justizbeteiligten geschossen – außer gegen die Strafverteidiger. Diese Seitenhiebe hätte es sicher nicht gebraucht, insbesondere da Herr Stevens ja selbst manchmal feststellen darf, dass die festgestellte – und von ihm verteidigte – Wahrheit nicht die tatsächliche Wahrheit sein muss. Jeder in diesem Justizuniversum hat einen harten, schwierigen Job und sicher kann man ankreiden, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dennoch sollte man auch anerkennen, dass alle Beteiligten nicht frei von Fehlern sind.

Insgesamt ist „Aussage gegen Aussage“ erneut ein starkes Buch des Autors mit interessanten und vielseiteigen Einblicken. Der Leser kann vereinzelt Lehren aus dem Gesagten mitnehmen. Der lockere Schreibstil fängt den Leser schnell ein und die nachvollziehbare Darstellung von Fällen und Lehren sind für alle geeignet, egal ob juristisch visiert, Gelegenheits-Leser oder Real-Crime-Neuling. Das Buch ist kurzweilig und in meinen Augen keine schwere Kost wie manch andere Bücher aus dem Real Crime Bereich. Gutes Buch für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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