Wie brutal Geschichte sein kann
Ich bleibe hierMarco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun ...
Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun im Vinschgau. Ein Dorf wie viele, könnte man meinen. Aber dieses Dorf liefert viel Stoff für eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig auch zeigt, wie brutal Geschichte sein kann. Spannend beschreibt Balzano die Geschehnisse rund um das Dorf. Faschisten, Nazis und ein irrsinniger Staudamm, beziehungsweise dessen Bau. Das Dorf wird von allen Seiten gebeutelt. Und als Leser*innen sind wir mitten im Geschehen. Dass dies so gut funktioniert liegt auch am Schreibstil des Autors. Er zeichnet die Szenen perfekt, lässt die Bilder wirken.
„Wir sollten wegziehen von diesem verfluchten Ort, wo nur eine Diktatur auf die andere folgte und man auch ohne Krieg keinen Frieden mehr fand.“ [144]
Eindrucksvoll zeigt Balzano, dass man für seine Sache kämpfen muss. „Der Faschismus wird enden, diese Leute werden wegziehen, und wir werden wieder unser gewohntes Leben führen.“ [56] Einfach die Augen zu verschließen ist keine Option. „Stillschweigend lassen die Leute jeden Tag zu, dass das Grauen seinen Lauf nimmt.“ [79]
Sein Werk gliedert Balzano in drei Teile, lässt die Charaktere mit Fortgang der Geschichte stärker auftreten und zeigt die zerstörerische Wirkung des Hasses, welche das Dorf mit voller Wucht trifft.
„Wenige in Graun konnten lesen, aber keiner verstand diese Sprache, die nur die Sprache des Hasses war.“ [70]