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Veröffentlicht am 14.07.2020

Zwischen Generationen

Wir holen alles nach
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Ellen, Ende sechzig, lebt alleine mit ihrem Hund. Ihr Mann verstarb schon vor längerer Zeit, die beiden Söhne sind ausgezogen und sie genießt ihr Leben in vollen Zügen, hat einen geregelten Ablauf und ...

Ellen, Ende sechzig, lebt alleine mit ihrem Hund. Ihr Mann verstarb schon vor längerer Zeit, die beiden Söhne sind ausgezogen und sie genießt ihr Leben in vollen Zügen, hat einen geregelten Ablauf und kleine Nebenarbeiten um die Rente aufzubessern. Doch dann tritt der junge, eher schüchterne Elvis in ihr Leben dem sie Nachhilfe geben soll. Beide freunden sich an, denn Elvis hat selbst kaum Freunde, seine Mutter muss viel arbeiten, der Vater hat eine neue Freundin und wohnt weiter weg, der neue Freund der Mutter gibt sich alle Mühe. Doch dann fällt Ellen etwas an Elvis auf und weiss nicht wie und ob sie reagieren kann oder soll…..

„Er wirkt gelöst und fröhlich, eine ganz neue Erfahrung; sie hat ihn bisher immer sehr still erlebt, fast bedrückt, so als trage er eine Last, die zu schwer ist für seine acht Jahre.“ (Seite 64)

Was für ein herrliches Buch welches mich sehr berührt hat. Die Autorin greift in ihrer Geschichte einen Alltag auf den es wohl zig Mal in Deutschland täglich gibt und wirft uns in das Alltagsleben von Elvis mit seiner Mutter Sina und ihrem neuen Freund Torsten. Und Ellen wird neben seiner Nachhilfelehrerin eine ebenso wichtige Stütze für Elvis.

Ich fand das Gesamtbild sehr stimmig, ruhig, und doch konnte man die Unruhe, diese Unvorhergesehene nachvollziehen, manchmal fast mit den Händen greifen. Wie der ein oder andere Protagonist im Buch merkt man schnell selbst dass man von Vorurteilen nicht befreit ist.

Ellen war mir sehr sympathisch, ich mag ihre „minimalistische“ Ansicht auf das Leben. Sie genießt ihren Ruhestand, die Zeit mit ihren Hobbies und Freunden, aber auch die Zeit für sich mit ihrem kleinen Job und ihrem Hund. Es muss nicht immer alles laut, viel und voller Leute und Geschwätz sein, ich glaube dass gerade „ältere“ Leser des Öfteren die Beweggründe von Ellen nachvollziehen können, mir erging es zumindest so.

Sina versucht alles um ihrem Sohn Elvis eine gute Mutter zu sein, natürlich macht man sich als Mutter auch immer Gedanken ob mit dem Kind alles okay ist, gerade wenn man berufstätig ist und nicht jederzeit daheim sein kann um sich um das Kind zu kümmern. Aber was wenn das Kind immer ruhiger wird, sich zurückzieht und mit vielen Situationen nicht klar kommt? Wenn es zu der Betreuung mehr Vertrauen aufbaut als zur eigenen Mutter? Und die Betreuung ihrer Sichtweisen offenbart die man als Mutter gar nicht gesehen hat?

Damit beschäftigt sich dieses Buch, damit beschäftigt sich auch der Leser. Und natürlich hat man immer die eigenen Gedanken im Hinterkopf wie man selbst reagieren würde, was würde man sagen, wie würde man handeln, was ist gerecht, was zu voreilig gesagt? Und es zeigt, in meinen Augen, auch auf wie wichtig es ist dass die Generationen sich austauschen, Zeit miteinander verbringen, dass beide Seiten davon neue Sichtweisen erhalten und voneinander lernen.

Für mich war das Buch ein Stück Kindheit als ich viel Zeit bei den Großeltern verbracht hatte und ich war gerne dort.

Ein Buch was schöne aber auch schwere Momente in der Realität von Familien, ja, der Gesellschaft aufwirft und man ein bisschen überlegt was man selbst eigentlich möchte und was einem gut tut und was nicht. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Tiefe Abgründe

Abgrund
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In einem Lavafeld, eine ehemalige Hinrichtungsstätte, wird ein Toter gefunden. Erhängt, mit einem Nagel der ihm in die Brust gerammt wurde. Als Huldar mit seinem Kollegen die Wohnung des Toten aufsucht ...

In einem Lavafeld, eine ehemalige Hinrichtungsstätte, wird ein Toter gefunden. Erhängt, mit einem Nagel der ihm in die Brust gerammt wurde. Als Huldar mit seinem Kollegen die Wohnung des Toten aufsucht finden sie dort einen Jungen vor, Siggi, der nicht weiß wie er hierhergekommen ist, wo er wohnt, wie seine Eltern mit Nachnamen heißen. Nur seine Bilder lassen für die Kinderpsychologin Freyja auf ein Verbrechen deuten…die Zeit rennt…denn die Mutter von Siggi ist hochschwanger und wie der Vater nicht auffindbar…wie hängen das Verschwinden und der Mord zusammen?



Dies ist der 4.te Thriller mit dem Ermittler Huldar sowie der Kinderpsychologin Freyja. Ich finde man kann die Bände unabhängig voneinander lesen, aber um ein Gefühl für die Protagonisten zu erhalten, auch was sie so erlebt haben würde ich empfehlen alle Bände der Reihe nach zu lesen.

Der Schreibstil ist wie immer gewohnt ruhig, nicht effekthaschend, die Autorin beschreibt ihr Island, die Umgebung, die Geschichte gekonnt mit in ihrem Thriller, schafft so ein schönes und anschauliches Bild. Die Spannung baut sich langsam auf, das mag ich aber an ihrer Schreibart, es knallt nicht alles einem gleich um die Ohren, sondern man geht Schritt für Schritt und relativ schnell zu Beginn wirft hier die Autorin wieder so ein Stückchen der Bildes ein welches den Leser neugierig werden lässt und man somit unbedingt weiterlesen möchte, ja eigentlich will.

Huldar und Freyja habe ich schon bei Band 1 in mein Herz geschlossen, ich mag beide mit ihrer Eigenwart und ja, ihrem Hin und Her ob sie denn nun zusammenkommen sollen oder nicht. Ich hoffe dass sich das mit den weiteren Büchern endlich mal etwas ändert, aber die Autorin räumt dieser kleinen „Schwärmerei und Liebelei“ nicht zu viel Raum ein.

Auch in ihrem 4.ten, gemeinsamen Fall haben die beiden wieder hart zu knappern. Der Mord selbst wird von der Autorin nicht „ausgeschlachtet“, blutig oder brutal niedergeschrieben. Hier geht es um mehr und mit den Protagonisten setzt sie dieses „Mehr“ gekonnt in Szene. Man leidet mit dem kleinen Siggi mit, der nur die Vornahmen der Eltern weiß, was sie arbeiten und alle nach seinem Zuhause oder nahen Verwandten suchen damit er bei ihnen unterkommen kann. Die Bilder die Siggi malt lassen aber einem das Schlimmste befürchten und eine Gänsehaut aufkommen.

In „Abgrund“ beleuchtet die Autorin eine Cliquenfreundschaft die seit der Schule besteht, was aber eine Gruppendynamik in die falsche Richtung ausrichten kann. Auch wie sich diese Dynamik mit den Jahren verändert, was sie mit den jeweiligen Personen anstellt und was daraus entsteht. Gutes wie Schlechtes. Das hat mich doch oft sehr zum nachdenken gebracht, aber auch schockiert wenn man bedenkt dass es sich hier um erwachsene Leute handelt.

Die Auflösung im Allgemeinen war schon überraschend aber verdammt gut. Allerdings setzt die Autorin mit den letzten Seiten noch eine kleine Brise obendrauf und hat mich dann doch sehr sprachlos zurückgelassen. Und doch kann man es, auf der anderen Seite, fast erschreckenderweise nachvollziehen.

Für Thrillerfans die einfach mal was Neues lesen und kennenlernen wollen kann ich Yrsa Sigurdardóttir nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Und dein Herzensspielzeug?

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen - Wo Wünsche wahr werden
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Lenni und Merle sind nun offiziell die Lehrlinge bei Herr Waldo seinem fantastischen Spielzeugladen. Gerade Lenni ist Feuer und Flamme und kümmert sich mit Hingabe um die Spielzeuge, gerade nachts wenn ...

Lenni und Merle sind nun offiziell die Lehrlinge bei Herr Waldo seinem fantastischen Spielzeugladen. Gerade Lenni ist Feuer und Flamme und kümmert sich mit Hingabe um die Spielzeuge, gerade nachts wenn alle Spielzeuge lebendig werden! Doch Lenni sucht noch immer sein einzig wahres Spielzeug damit er auch ein guter Spielzeughersteller wird. Und als wäre das nicht schlimm genug verschwindet Sir Richard, eine Lieferung aus der Spielzeugfabrik kommt nicht an und Lenni soll das ganze Pluspulver aus Herrn Waldo Wunders Spielzeugladen an einen Erpresser ausliefern….

„Stille umfing Lenni, doch es war keine gewöhnliche Stille, nicht die Stille von Nichts, sondern die Stille von Etwas. Etwas Lebendigem. Es war ein Kribbeln, ein Vibrieren. Ein Abenteuer lag in der Luft, und Lenni jagte ein vorfreudiger Schauer über den Rücken.“ (Seite 6)

Ich war schon ganz begeistert vom ersten Buch zu Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen und war etwas skeptisch ob man dies noch steigern könnte, aber die Autorin Anne Scheller kann es. Auch hier wieder ein sehr spannendes und tolles Abenteuer mit lebendigen Spielzeugen!
Die Illustrationen sind wieder sehr liebevoll, unterstützen die kleinen und großen Leser, die Kapitel sind nicht zu lang, die Schrift schön groß, es eignet sich hervorragend zum Vorlesen sowie selbstständigen Lesen.

Um die Geschichte und vor allem Lenni und Merle mit Herrn Waldo kennenzulernen denke ich schon dass man das erste Buch gelesen haben sollte. So ergeben sich keine Fragen zum zweiten Band und man ist schon etwas in der Materie drin.

Wer wünscht sich nicht nachts in einem Spielzeugladen zu stehen und alle Spielzeuge sind lebendig? Hier ist es möglich und es kurbelt natürlich auch gerade die Fantasie der jüngeren Leser an. Aber nicht nur dass der Spielzeugladen durch Merle und Lenni geführt wird, nein, wir erfahren auch woher die ganzen Spielzeuge überhaupt kommen, wie sie hergestellt werden, wie sie dann zum Leben erwachen. Das war eine neue Erfahrung, was die Augen aber zum Leuchten bringen wird da die Autorin ein absolutes Händchen dafür hat die Dinge und Begebenheiten toll zu beschreiben.

Doch natürlich ist auch in diesem Buch wieder Gefahr im Verzug und Lenni und Merle müssen sich auf ein weiteres Abenteuer begeben. Diesmal möchte jemand das Pluspulver um seine Macht zu demonstrieren zu können. Die jungen Leser werden gefordert und müssen überlegen warum diese Person dies macht, es ist spannend und eine kleine Detektivarbeit. Ich denke es ist auf jeden Fall ein Buch für Mädchen und Jungs.

Ein Herzensspielzeug – ein Spielzeug bei dem der Bauch vor Schmetterlingen flattert, das Herz schneller schlägt, man weiss – dieses Spielzeug ist mein wahrer Freund und hört mir zu, ist für mich da, egal was kommt. Nicht nur Lenni sucht und wünscht es sich, sondern viele Leser werden dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen können. Und die älteren Leser werden vielleicht wieder ihr altes Kuscheltier oder Spielzeug suchen und sich an die gemeinsame Zeit erinnern. Alleine das macht dieses Buch so einzigartig und liebevoll.

Zum Ende gibt es wieder ein paar interessante Tipps und Rätsel und ein leckeres Rezept welches man mit den Eltern ausprobieren kann.

Ich hoffe es wird noch einige Bücher über Waldo Wunders Spielzeugladen geben denn ich kehre immer wieder gerne dorthin zurück und werde für ein paar Lesestunden wieder zu einem Kind welches sich durch die Spielzeuge faszinierend lässt. Eine ganz klare Lessempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Aufmunterungsversuch

Das mittelgroße Aufmunterungsbuch
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Gute Laune, ganz ohne Sport- na wenn das mal keine Aussage ist!

Vorweg – Humor ist immer eine ganz eigene Sache. Es gibt Menschen die können über alles in diesem Buch lachen, andere über ein paar andere ...

Gute Laune, ganz ohne Sport- na wenn das mal keine Aussage ist!

Vorweg – Humor ist immer eine ganz eigene Sache. Es gibt Menschen die können über alles in diesem Buch lachen, andere über ein paar andere Sachen und dann eben welche die es überhaupt nicht witzig finden. Aber jeder hat mal die kleine bis mittelgroße Verstimmung und da könnte dieses Buch sehr hilfreich sein.

Tino Bomelino macht Poetry – Slam. Vielleicht hat ihn der ein oder andere schon im Fernsehen oder Internet gesehen.

Ich persönlich bin ein großer Fan von Poetry – Slam geworden da er oft überspitzt, aber mit Ironie, Humor, Satire, oft Irrsinn und manchmal null Sinn alles nach oben treibt und die Dinge beim Namen nennt. Und das kann man auch gut und gerne auf dieses Buch überschreiben.

Das Buch hat insgesamt 10 Kapitel. Mit interessanten und lustigen Zeichnungen nimmt uns Tino Bomelino mit in den alltäglichen Wahsinn. Von „auf der Party hat man das gleiche an wie jemand anders“, über Schmerzen und „Aua“, Kinder, wenn einen Leute tierisch nerven, die liebe Arbeit und Kollegen, Liebe und Sex, Trennung und einiges mehr.

Dieses Buch oder ja, Comic, folgt keiner Reihenfolge, keiner Logik. Es ist nicht aufgebaut wie „ein normales Buch oder ein Comic“ sondern man kann die Bilder, manche in Folge, lesen wie und wo man möchte. Man kann es zu jeder Situation immer wieder aufschlagen, nachschlagen und lachen. Oder sich im nachzeichnen von Händen und Co probieren. Oder sich in schweren Zeiten einfach an den leichten und einfachen Dingen des Lebens erfreuen und mal laut lachen.

Hier und da treibt es Tino Bomelino auf die Spitze, trifft die Freunde des sehr schwarzen Humors, aber auch das muss genehmigt sein, auch hier darf man einfach mal lachen. Dabei ist es nicht so dass der Autor schnelles Geld machen möchte, nein, er lässt einen über Dinge die einen im ersten Moment aufregen, lachen und nachdenken. Das Buch bietet vor allem schlagfertige Antworten für die eine oder andere Situation was ich persönlich sehr genial finde.

Humor im Alltag, zusammengefasst in diesem Buch des mittelgroßen Versuches uns aufzumuntern. In meinen Augen ist es dem Autor auf jeden Fall gelungen und ich werde das Buch immer wieder zur Hand nehmen, es gerne auch verschenken und über Dinge lachen können.

Oder wie Tino Bomelino sagt : „ Das Leben ist schön, und dann stirbt man und kann nix mitnehmen.“ (Seite 111)
Wer Humor hat und liebt kommt hier auf seine vollen Kosten.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Eine Kindheit im Krieg

Der Hütejunge
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„Oft meinte er die Anwesenheit der Einsamkeit körperlich zu spüren. Eine alte Frau war sie, triefäugig und mit roter Nase. Sie hielt den Blick stets gesenkt und trug einen langen dunklen Rock, den sie ...

„Oft meinte er die Anwesenheit der Einsamkeit körperlich zu spüren. Eine alte Frau war sie, triefäugig und mit roter Nase. Sie hielt den Blick stets gesenkt und trug einen langen dunklen Rock, den sie schwer hinter sich herschleifte, so dass sich kleine Äste und Tannenzapfen in seinem Saum verfingen. Hüstelnd ging sie ihrer Wege, grüßte niemanden, und keiner wollte etwas mit ihr zu tun haben. Das war die Einsamkeit, und sie hatte die Langweile mit dabei, die klebte an ihren Schultern, zäh wie hundertjährige Spinnweben.“ (Seite 121)

1934 wird der „Junge“ geboren. Er trägt den Namen des vor kurzem verstorbenen Vaters. Doch der Schmerz sitzt bei der Mutter so tief dass sie den Namen nicht über die Lippen bekommt. Der namenlose Junge ist das Nesthäkchen und Kind Nummer 6, wirkliche Beachtung erhält er nicht, aber das stört ihn nicht mal sonderlich. Der Junge kann sich sehr gut alleine beschäftigen, er fällt in der Gemeinschaft des Dorfes gar nicht groß auf. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verändert auch die Gemeinschaft des Dorfes.

Erst mal besticht die Autorin Ulrike Blatter mit ihrem absolut tiefgehenden und fantastisch umgesetzten Schreibstil. Sie hebt Dinge hervor wo wir darüber hinwegsehen würden, sie lässt die Umgebung bildlich entstehen und gibt Einblicke in die Dorfgemeinschaft in der Eifel. Auch der Dialekt bringt viel Realismus hinein und ist eine feine Beigabe zu diesem Buch.

Obwohl der Name bis zum Ende hin erst mal namenlos bleibt so konnte ich ihn doch sofort in mein Herz schließen und empfinde ihn als sensible und ruhige Seele. Der Junge hat dieses Talent zuzuhören, genauer hinzusehen, er kann sich an den verschiedenen Farben seiner Natur erfreuen, hat eine lebhafte Fantasie und hält sich eher im Hintergrund. Als Nesthäkchen läuft er so mit, ich bewundere ihn dass er dies so hinnimmt und damit leben kann. Hier erhält man als Leser auch die tiefe Möglichkeit sich ausgiebig mit dem Jungen zu beschäftigen.

Das Leben auf dem Land ist nicht immer leicht, trotz Schule und Hausaufgaben hat man daheim anzupacken, schon recht früh gehen die Kinder einer Tätigkeit nach die ihnen etwas Geld oder Lebensmittel ermöglicht um die Familie zu unterstützen.

Die Veränderung durch die Machtergreifung von Hitler und seinen Nationalsozialisten macht auch vor dem Dorf nicht Halt. Davor war man nicht unbedingt glücklicher, aber man konnte frei heraus reden und sagen was man denkt. Das Leben war nicht einfach aber doch frei. Durch die Umstände des Zweiten Weltkrieges entsteht eine Blase die das Dorf von der Außenwelt abgrenzt, das Misstrauen erstarkt zwischen Nachbarn und Bekannten, Familie und Freunden. Trotz der ganzen Entwicklung, auch dass ihre Männer und Söhne eingezogen werden ist die Beschaffungen von Informationen dürftig.

Der Junge wird genau in diesen weltumgreifenden Konflikt hineingeboren. Er bekommt in jungen Jahren mit als die älteren Brüder in die HJ gehen, von einem Soldatenleben schwärmen, unbedingt in den Krieg ziehen möchten, als Held zurückkommen mit Ruhm und Geld in der Tasche. Hoffentlich hält der Krieg noch so lange an bis ich auch Soldat werden kann….

In ihrem Buch spricht die Autorin viele Themen die man sich heute so gar nicht mehr vorstellen kann. Nicht nur die Gemeinschaft des Dorfes, das Leben in einer Großfamilie. Nein, auch welche Rolle, eine sehr wichtige Rolle, die Kirche damals spielte, man stellte viele Dinge, die man gesehen aber für ungerecht gehalten hatte, nicht in Frage.

Die Frauen waren oft alleine, ohne ihre Söhne und Männer, haben den Hof bewirtschaftet, die Familie zusammengehalten, ernährt, sind an ihre Grenzen gestossen und waren doch nur die Frauen die daheim bleiben sollen, keine Rechte, keine Anerkennung für die Arbeiten die sie geleistet haben.

Die Jahre des Krieges waren für alle schwer, nicht auszuhalten, begrenzt an Möglichkeiten, Freiheit und Chancen. Zu Beginn ist der Junge noch Feuer und Flamme für den Krieg, für das Soldatenleben…dies ändert sich jedoch, spätestens als Bombenangriffe auch das Dorf erreichen, man mit Kriegsgefangenen in Kontakt kommt, Flüchtlingsströme durch das Dorf ziehen.

Mit Bildern, die Aufstellung der Familie des Jungen, einer Zeittafel und Glossar kann sich der Leser rund herum absichern, fallen lassen, die Geschichte in sich aufnehmen.

Ein Buch über die Kindheit im Krieg und ein Buch an unsere Zeit die eben auch aufzeigt – wir sollten uns glücklich schätzen dass wir jeden Morgen aufwachen ohne Bomben in der Nacht, in Freiheit und Demokratie, dass wir die Möglichkeiten haben, die wir heute haben. Ich bin von diesem Buch sehr bewegt und angetan und empfehle es daher dringend weiter!

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