Die Dunkelheit, dein Retter
Paradise CityDie Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt ...
Die Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt sie einer brisanten Angelegenheit auf die Spur, welches sie in keinerlei Hinsicht mehr loslässt.
Medikamente wurden vom Markt genommen, „weil es die Krankheiten, die sie heilen sollen, nicht mehr gibt.“ [239] „Nur Gesundheit und Produktivität zählen.“ [269] Es gibt eine Geburtenkontrolle. Das kennt man schon von Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“. Zoë Beck führt diesen Gedanken, in dem Roman „Paradise City“, weiter, fügt technologische Komponenten unserer Zeit hinzu, geht dabei auf brandaktuelle Themen ein. Dies sind unter anderem Fake News und die ständige Überwachung, beziehungsweise Kontrolle durch Staatsschutz, Geheimdienst, Regierung, aber auch der Datenüberwachung durch Apps. In diesem Fall wäre dies eine Gesundheits-App, die weitreichende Folgen mit sich bringt. Aber wie im richtigen Leben, ist den meisten Bewohnern egal was mit ihren Daten passiert, welche durch Apps gesammelt werden.
Sofern man sich dem System fügt, haben weder Presse noch Bewohner etwas zu befürchten.
Wie man sieht, hat sich Beck viele Themen vorgenommen und ansprechend aufgearbeitet. Hier hätte ich mir gewünscht, wenn der Roman noch tiefer gegangen wäre und es ein paar Seiten mehr gewesen wären. Ich schreibe bewusst Roman, denn für einen Thriller war es, in Bezug auf die Spannung, nicht sonderlich atemberaubend spannend. Jedoch entschädigen die Ausführung der oben genannten Themen dafür. Beck schafft es, dass dieser Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft sehr realistisch und atmosphärisch zu den Leser* innen transportiert wird. Die gegensätzlichen Beschreibungen der Megacity Frankfurt und der verlassenen Ortschaften ist sehr faszinierend.
Der Schreibstil ist direkt, kurz und prägnant. Ich hatte das Gefühl, als würde ich den Charakteren wie in einer Reportage folgen. Deswegen bleiben sie auch etwas unnahbar. Die Themen standen für mich im Vordergrund und so bleibt auf jeden Fall auch das Ende spannend, wie sich das beschriebene Szenario weiter entwickeln wird.