Cover-Bild Das Tor
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 13.04.2020
  • ISBN: 9783453320468
Basma Abdel Aziz

Das Tor

Roman
Larissa Bender (Übersetzer)

Im post-revolutionären Orient bestimmt das Tor über das Schicksal der Menschen

Ein nicht näher benanntes Land im Nahen Osten: Seit der Niederschlagung der Revolution brauchen die Bürger für jede noch so kleine Kleinigkeit in ihrem Leben – sei es die Überweisung zum Arzt oder die Erlaubnis, Brot zu kaufen – die Genehmigung des Staates. Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen, das angeblich jeden Tag nur einer gewissen Anzahl an Anträgen stattgibt. In Wirklichkeit aber öffnet sich das Tor niemals, und die Schlange der Menschen, die in der glühenden Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass das Tor eines Tages aufgehen wird ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2020

Eine hoffnungslose Situation

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„Das Tor“ ist ein bedrückendes und nicht einfach zu lesendes Buch der ägyptischen Autorin und Psychiaterin Basma Abdel Aziz.

Im Mittelpunkt des Buches steht das Tor. Die Bürger eines fiktiven arabischen ...

„Das Tor“ ist ein bedrückendes und nicht einfach zu lesendes Buch der ägyptischen Autorin und Psychiaterin Basma Abdel Aziz.

Im Mittelpunkt des Buches steht das Tor. Die Bürger eines fiktiven arabischen Staates benötigen für alles eine Genehmigung. Den Antrag können sie stellen, wenn sich das Tor öffnet. Deswegen sammeln sich die Menschen davor und warten. Jeder geht mit der Situation anders um und es werden verschiedene Schicksale der wartenden Menschen geschildert. Je länger die Menschen warten, desto verzweifelter werden sie, aber sie warten weiter.
Die Stimmung ist düster und bedrückend. Die Hoffnungslosigkeit, die sich in jedem einzelnen Schicksal widerspiegelt ist greifbar und nachvollziehbar. Die Menschen werden eingeschränkt und kontrolliert, sie leben lediglich von der Hoffnung.

Der Schreibstil ist lebendig, aber ich fand ihn anstrengend, da die Autorin zwischen den einzelnen Charakteren hin- und herspringt, die Perspektive häufig wechselt und die arabischen Namen meinen Lesefluss gebremst haben. Die düstere Grundstimmung ist zermürbend, man wartet mit den Menschen vor dem Tor darauf, dass etwas passiert und fragt sich wann, was und ob etwas geschehen wird.

Leider erfährt man wenig von dem, was sich außerhalb der Menschenmenge vor dem Tor ereignet und bekommt durchgehend nur ein sehr eingeschränktes Blickfeld – genau wie die Menschen vor dem Tor.
Obwohl ich das Buch nicht einfach und auch sehr anstrengend zu lesen fand, finde ich, dass es der Autorin gut gelungen ist sozialkritische Themen wie Verfolgung, Bestimmung, Unterdrückung, Einschränkungen und Willkür unterzubringen.

Es ist ein mutiges und kritisches Buch, das totalitäre Systeme angreift und Missstände aufzeigt. Allerdings hat es mich ein wenig ratlos zurückgelassen, da es mir lediglich einen Einblick in eine hoffnungslose Situation gegeben hat und mir nur einen kurzen Ausschnitt ohne Ausweg gezeigt hat.

Ein schwieriges Buch, das im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Düster und beklemmend

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Lange Warteschlangen, maskierte Gesichter, kein Vorwärtskommen. In Tagen wie diese, bekommt „Das Tor“ der ägyptischen Autorin Basma Abdel Aziz eine erschreckend reale Bedeutung. Worum geht es?
Seit der ...


Lange Warteschlangen, maskierte Gesichter, kein Vorwärtskommen. In Tagen wie diese, bekommt „Das Tor“ der ägyptischen Autorin Basma Abdel Aziz eine erschreckend reale Bedeutung. Worum geht es?
Seit der mit Gewalt niedergeschlagenen Revolution brauchen die Bürger eines nicht genannten arabischen Landes für jede Kleinigkeit die Genehmigung des Staates. Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen. Die Schlange der Menschen, die in der Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass sich das Tor eines Tages öffnen wird.
Auch Yahya reiht sich mit einer blutenden Wunde in die Schlange ein. Denn er trägt eine „staatliche Kugel“ im Körper. Zum Extrahieren und Entfernen der Kugel braucht er eine Genehmigung. Angeschossen wurde Yahya bei Zusammenstößen von Sicherheitskräften und Demonstranten. Yahya ist damit gleichzeitig Kronzeuge und Beweisstück der sogenannten „Schändlichen Ereignisse“, die laut Regierung nie stattfanden.
Basma Abdel Aziz zeichnet in ihrer Dystopie das Bild eines Regimes, in der die Bürokratie und absurde Unterweisungen die Menschen zermürbt. Anhand von diversen Einzelschicksalen schildert die Autorin die Gedanken und Gefühle der Menschen, deren Freiheiten immer mehr eingeschränkt werden sowie die fortschreitende Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus.
Mich hat die Geschichte sofort an Ägypten erinnert. 2011: Der Arabische Frühling. Sommer 2012: Mubarak gestürzt, Mursi zum Präsidenten gewählt. Dann 2013 der Militärputsch von as-Sisi. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Auch, wenn mich das Ende etwas zwiespältig zurücklässt.

Fazit: Düstere Vision über Macht und Kontrolle eines fiktiven totalitären Staates. Erschreckend real.

Veröffentlicht am 18.06.2020

Bedrückend und beklemmend - trotz oder gerade wegen des distanzierten Schreibsitls

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In einem unbekannten Land im Nahen Osten wird das Leben der Bürger bestimmt durch das endlose Warten auf verschiedenste Genehmigungen. Für jede Kleinigkeit brauchen diese die Erlaubnis des Staates, welche ...

In einem unbekannten Land im Nahen Osten wird das Leben der Bürger bestimmt durch das endlose Warten auf verschiedenste Genehmigungen. Für jede Kleinigkeit brauchen diese die Erlaubnis des Staates, welche sie nur hinter dem Tor einholen können. Doch das Tor öffnet sich nicht und die Anzahl der wartenden Menschen steigt von Tag zu Tag an. Hitze und Erschöpfung setzen ihnen schwer zu, doch die Hoffnung, dass das Tor die Menschen doch noch eines Tages durchlässt, treibt sie an...

Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein junger Mann, welcher bei Ausschreitungen schwer verletzt wurde und dringend die Genehmigung für eine lebensrettende Operation braucht. Weitere Protagonisten reihen sich um ihn herum auf - unter anderem wären da sein bester Freund, ein neugieriger Journalist oder aber eine nicht ganz systemkonforme Lehrerin.
Die Darstellung der einzelnen Figuren ist recht komplex und vielschichtig, dennoch ist alles logisch nachvollziehbar und in sich schlüssig.
Durch den distanzierten und nüchternen Schreibstil der Autorin scheinen ihre Gedanken und Gefühle fast schon objektiv und ich hatte teilweise einige Schwierigkeiten, eine wirkliche Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Das ist aber nichts zwingend Negatives. Ich vermute, dass dies fast schon als eine Art rhetorisches Mittel eingesetzt wurde, um die Wirkung und Brutalität des totalitären Staates, in welchem sich alles abspielt, besser erfassen zu können. Dies finde ich sehr gelungen.

Viel mehr negativ aufgefallen ist mir die mangelnde Tiefe der Dystopie. Ich hätte gerne etwas mehr über die Vorgänge hinter dem Tor erfahren und wäre gerne tiefer in die Verstrickungen und Ereignisse eingetaucht, die zu dessen Errichtung geführt haben. Stattdessen jedoch erhält man als Leser einige lose Handlungsstränge, die in einigen Passagen sehr willkürlich erscheinen. Dadurch fiel mir das Lesen ein wenig zäh, auch wenn ich sagen muss, dass sich ein Durchhalten lohnen kann. Wer Wert auf Symbolik und eigene Gedankengänge in Büchern legt, wird mit "Das Tor" vielleicht fündig.

Ich persönlich bin ein wenig zwiegespalten. Auf wirklich emotionaler Basis konnte mich das Buch nicht erreichen, dafür ging es umso mehr an die gedankliche Ebene.
3,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Das Tor

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Meine Meinung

"Nagi hatte erwartet, dass wenigstens einer die Regeln brechen würde, dass wenigstens einer der Wartenden die Halbstarken unterstützen oder zumindest mit ihrem Aufruf zur Revolte gegen diese ...

Meine Meinung

"Nagi hatte erwartet, dass wenigstens einer die Regeln brechen würde, dass wenigstens einer der Wartenden die Halbstarken unterstützen oder zumindest mit ihrem Aufruf zur Revolte gegen diese kuriose Situation sympathisieren würde, aber nichts geschah." (ZITAT)

Das Buch sticht sofort mit seinem auffallenden Titel und Cover ins Auge. Der Autor demonstriert in "Das Tor" eindrucksvoll die Machtlosigkeit und den Kontrollverlust der Menschen in einem totalitären Staat. Ein Buch, welches nicht so einfach ist zu lesen und den Überblick zu behalten.

Das Buch spielt in einem näher benannten Land im Nahen Osten.

Seit der Niederschlagung der Revolution brauchen die Bürger für jede noch so kleine Kleinigkeit in ihrem Leben – sei es die Überweisung zum Arzt oder die Erlaubnis, Brot zu kaufen – die Genehmigung des Staates.

Um die zu erhalten, müssen sie sich vor einem riesigen Tor anstellen, das angeblich jeden Tag nur einer gewissen Anzahl an Anträgen stattgibt. In Wirklichkeit aber öffnet sich das Tor niemals, und die Schlange der Menschen, die in der glühenden Hitze warten, wird länger und länger, ihre Verzweiflung immer größer. Und doch will keiner von ihnen die Hoffnung aufgeben, dass das Tor eines Tages aufgehen wird.

Die Idee dahinter ist sehr gelungen. Man merkt als Leser die beklemmende Stimmung. Es ist fesselnd und dennoch hat mir trotz des flüssigen Schreibstils die Umsetzung nicht komplett überzeugen könnnen.


Basma Abdel Aziz wurde 1976 in Kairo, Ägypten, geboren. Sie arbeitet als Künstlerin, Schriftstellerin und Psychiaterin, wobei sie auf die Behandlung von Folteropfern spezialisiert ist. In ihrer Heimat setzt sie sich unermüdlich für den Kampf gegen Unterdrückung und Verletzung der Menschenrechte ein. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Kairo.

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Veröffentlicht am 19.05.2020

Starke Symbolik auch über den Inhalt des Buches hinaus

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Die Autorin Basma Abdel Aziz lässt mich nach der Lektüre von “Das Tor” in einem etwas hilflosen Zustand zurück. Und doch passt dieser Zustand auf erschreckende Art und Weise wunderbar zur Thematik des ...

Die Autorin Basma Abdel Aziz lässt mich nach der Lektüre von “Das Tor” in einem etwas hilflosen Zustand zurück. Und doch passt dieser Zustand auf erschreckende Art und Weise wunderbar zur Thematik des Buches: Die Autorin entwirft eine dystopische Geschichte rund um das Tor, zu dem die Bürger des nicht näher benannten Landes wegen jeder Kleinigkeit müssen, um sich eine Genehmigung des Staates zu holen – und zwar für fast alle Aspekte des Lebens, begonnen bei der Erlaubnis Brot zu kaufen bis hin zur Erlaubnis lebensrettender Operationen. Das Problem: Das Tor hat sich seit Niederschlagung der Revolution nicht mehr geöffnet und die Schlange vor dem Tor wird von Tag zu Tag länger.

Die Autorin kreirt eine sehr starke Symbolik, um die Zustände des totalitären Staates zu versinnbildlichen. Diese Symbolik scheint aber weit über die im Buch beschriebenen Aspekte hinauszugehen und auch das nicht-gesagte zu umfassen: Ein Aspekt ist das Nicht-Wissen der Protagonisten, das tägliche Hoffen und Bangen auf die Öffnung des Tores, das Nicht-Wissen um die Wahrheit hinter unterschiedlichen Anschlägen und der Funktion des Systems aber auch das Nicht-Wissen des Lesers. Als Leser erfährt man in einem recht nüchternen, berichtenden Stil über die Ereignisse vor dem Tor oder rund um einige der Protagonisten, aber keine weiteren Hintergründe.

Auch ein anderer Aspekt fiel mir bezüglich der starken Symbolik des Buches auf: Das Warten an sich (vermutlich heißt das Buch daher auch im Englischen “The Queue” – die Warteschlange); sowohl das Warten in der Warteschlange für die Protagonisten im Buch, als auch das Warten auf Beantwortung der vielen Fragen, die sich während des Lesens ergeben. Für den Leser werden diese Fragen aber auch bei Beendigung des Buches nicht zufriedenstellend beantwortet und sorgen somit bei mir für einen zusätzlichen Nachhall des Buches und einen enormen Interpretationsspielraum. Ich kenne bisher kaum ein Buch, dass auf diese Art mit der Symbolik spielt – wirklich sehr beeindruckend!

Bei diesem Buch handelt es sich aber keines Falls um leichte Lektüre. Thematisch handelt es sich um einen sehr anspruchsvollen Roman, der eine allumfassende trostlose, bedrückende und sehr einnehmende Stimmung verbreitet und sehr zum Nachdenken anregt. Aber auch der nüchterne Schreibstil der Autorin gestaltet die Lektüre nicht immer leicht. Manche Passagen empfand ich als sehr schwer zu lesen und auch sehr schwer zu verstehen oder thematisch einzuordnen, was aber auch an der Übersetzung aus dem arabischen liegen kann. Zudem bin ich über ein paar logische Ungereimtheiten gestolpert, die meinen Lesefluss doch etwas gestört haben.

Trotz einiger Schwächen in der Umsetzung kann ich das Buch aufgrund der großartigen Symbolik empfehlen. Die vollständige Wirkung hat sich bei mir allerdings erst nach Beendigung des Buches eingestellt ;) Also: unbedingt durchhalten!

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