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Veröffentlicht am 21.01.2017

Störche klappern zum Abschied leise „Servus“

Das Lied der Störche
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1920. Nachdem ihre Mutter als zweifache Witwe nochmals ihr Glück in einer neuen Ehe mit dem Vetter ihres zweiten Mannes, Erik von Fennhusen gefunden hat, zieht die 11-jährige Frederike mit ihren beiden ...

1920. Nachdem ihre Mutter als zweifache Witwe nochmals ihr Glück in einer neuen Ehe mit dem Vetter ihres zweiten Mannes, Erik von Fennhusen gefunden hat, zieht die 11-jährige Frederike mit ihren beiden jüngeren Halbgeschwistern Gerta und Fritz von Berlin auf das ostpreußische Gut ihres neuen Stiefvaters ein und muss sich erst an das neue Landleben gewöhnen. Während ihre beiden Geschwister den Namen von Fennhusen von Geburt an tragen, ist Frederike eine von Weidenfels, das macht sie grob gesehen zur Außenseiterin, obwohl sie auch von ihrem neuen Stiefvater und den Bediensteten mehr als herzlich aufgenommen wird. Doch auch Frederike merkt aufgrund von belauschten Gesprächen und der Art und Weise, wie ihre Mutter sich ihr gegenüber verhält, dass ihr ein anderes Leben beschieden sein wird, denn sie hat keinerlei Erbrecht, sondern muss auf eine aussichtsreiche Heirat hoffen. Frederike übernimmt schon früh Verantwortung, achtet auf ihre Geschwister, interessiert sich für das Leben auf dem Gut ebenso wie die Arbeit in der Küche. Schon in jungen Jahren lernt Frederike Ax von Stieglitz kennen, einen jungen Gutsbesitzer und erfolgreichen Pferdezüchter, der das Protegé ihres Stiefvaters Erik genießt. Jahre später, nachdem Frederike ihre Ausbildung in Bad Godesberg absolviert hat und nach Gut Fennhusen zurückkehrt, trifft sie erneut auf Ax, der ihr nun den Hof macht. Ist Ax der Mann ihrer Träume?

Ulrike Renk hat mit ihrem Buch „Das Lied der Störche“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der auf wahren Begebenheiten beruht. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, durchsetzt mit ortüblichem Dialekt der einfachen Leute, der dem Ganzen noch mehr Authentizität verleiht. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft, dass der Leser sich alles wunderbar vorstellen kann. Der geschichtliche Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert. Sowohl die politische Lage, die kulturellen Entwicklungen wie die damalige Mode und die Tänze oder die technischen Neuerungen wie Strom erwachen in dieser Geschichte wieder zum Leben und geben dem Leser einen Einblick, wie die Menschen damals gelebt haben. Ebenfalls wird das Treiben auf dem Gut wunderbar beschrieben und vor allem die einfachen Leute im Dienstbodentrakt steuern eine Menge zur Unterhaltung der Geschichte bei. Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten werden genauso thematisiert wie die Stellung der Frau und der Zeitvertreib der damaligen Jugend.

Die Charaktere wurden sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet und von der Autorin in Szene gesetzt. Sie wirken durchweg sehr authentisch und lebensecht. Frederike ist eine sehr sympathische Protagonistin, die schon recht früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister übernimmt und sich für alles auf dem Gut interessiert. Sie ist tierlieb und findet ihr Glück beim Reiten und bei den Dienstboten in der Küche, die sie allesamt ins Herz geschlossen haben. Aber Frederike wirkt oftmals auch einsam und allein, obwohl sie eine gute Freundin in Thea und auch in ihren Geschwistern hat. Doch schon recht früh weiß sie um ihre besondere Position in der Familie, die wie eine Bürde auf ihren Schultern und ihrer Seele lastet. Erik ist ein wirklich netter Stiefvater, der sich auf sehr liebevolle Art um seine Stieftochter kümmert, während Mutter Stefanie gegenüber ihrer Erstgeborenen Frederike gegenüber oftmals kühl und berechnend wirkt. Die Köchin Schneider ist ein richtiges Original, die ihr Herz auf der Zunge trägt und immer wieder Optimismus und Wärme ausstrahlt, der auf die anderen abfärbt. Auch die anderen Protagonisten haben ihren ganz eigenen Platz in der Handlung und bereichern die Geschichte mit ihren Dialogen und ihrem Tun.

„Das Lied der Störche“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der die 20er Jahre wieder aufleben lässt und eine wirklich eindrucksvolle Familiengeschichte erzählt. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight! Wunderschön, Chapeau!!!

Veröffentlicht am 21.01.2017

Schlägt Band 1 um Längen!

Trust Again
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Nachdem sie mit ihrem Ex-Freund so böse auf die Nase gefallen ist, vertraut Dawn keinem Mann mehr. Sie will sich lieber auf ihr Studium in Woodhill konzentrieren und die Vergangenheit hinter sich lassen. ...

Nachdem sie mit ihrem Ex-Freund so böse auf die Nase gefallen ist, vertraut Dawn keinem Mann mehr. Sie will sich lieber auf ihr Studium in Woodhill konzentrieren und die Vergangenheit hinter sich lassen. Die Liebe hat da einfach keinen Platz. Doch sie hat nicht mit dem Blitzeinschlag gerechnet, den Spencer schon bei ihrer ersten Begegnung bei ihr hinterlässt und absolutes Herzrasen garantiert, wenn sie ihn sieht. Dawn will diese Gefühle unterdrücken, aber Spencer ist der hartnäckige Typ, der ebenfalls die Anziehung zwischen Dawn und sich bemerkt hat. Sie ist ihm keinesfalls gleichgültig und er will die Chance nutzen, sie besser kennenzulernen. Bald kann sich Dawn seinem Charme nicht mehr entziehen…

Mit „Trust again“ hat Mona Kasten ihr zweites Buch nach „Begin again“ vorgelegt, einen sehr unterhaltsamen, aber auch romantischen Liebesroman, der beim Lesen schnell eine Sogwirkung entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser als unsichtbaren Schatten hautnah am Leben und den Gefühlen der Protagonisten teilhaben. Die Handlung wird aus Dawns Perspektive erzählt und man erfährt ihre Stimmungslage und ihre Gedanken aus erster Hand. Die Geschichte enthält einige Spannungselemente, die gekonnt in Szene gesetzt wurden. Auch die Dialoge wurden von der Autorin recht lebendig und unterhaltsam mit einer Prise Humor gekonnt platziert.

Die Charaktere sind diesmal absolute „Normalos“, sehr sympathisch und richtig nett. Man hat fast den Eindruck, sie persönlich zu kennen und fühlt sich beim Lesen wie ein geheimer Kuppler, der die zwei endlich als Paar sehen will, während Dawn und Spencer umeinander herumschleichen und sich mit dem entscheidenden Schritt viel Zeit lassen. Aber gerade dadurch wirkt die Geschichte umso glaubhafter und realistischer. Dawn sowie Spencer waren im Buch „Begin again“ eher Randfiguren, doch diesmal spielen sie die Hauptrolle. Dawn ist eine richtig sympathische junge Frau, sensibel und gleichzeitig fokussiert auf ihr Studium und ihr Schreiben. Durch die schmerzhaften Erfahrungen mit ihrem Ex-Freund hat sie das Vertrauen in die Liebe verloren und will sich innerlich vor einer neuen Beziehung verschließen. Nur leider kann man das nicht, wenn das Herz rast und das Kribbeln im Bauch immer stärker wird. Für Dawn sind dies Anzeichen von Gefahr, die sie unbedingt meiden will und dann zieht sie sich zurück. Spencer ist ein sehr charmanter und humorvoller Mann, der ebenso hartnäckig und geduldig sein kann. Aber auch er hat eine Vergangenheit, mit der er klarkommen muss, was ihm aber nicht die Freude am Leben und seinen Optimismus raubt. Auch die Nebenprotagonisten sind liebevoll in Szene gesetzt und untermalen die Grundhandlung mit ihren kleinen Episoden.

„Trust again“ ist ein regelrechter Pageturner, der romantische Stunden verspricht und in dem man mit den Charakteren sämtliche Emotionen durchlebt. Absolute Leseempfehlung – dieser Teil schlägt den ersten Band um Längen!

Veröffentlicht am 15.01.2017

Epochale Zeitreise

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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1891-1909. Der Schicksalsschlag trifft Otto von Briest und seine Geschwister Levin und Amalie völlig unvorbereitet. Paul und Louise, ihre Großeltern, starben in der Schweiz bei einem Zugunglück. Otto, ...

1891-1909. Der Schicksalsschlag trifft Otto von Briest und seine Geschwister Levin und Amalie völlig unvorbereitet. Paul und Louise, ihre Großeltern, starben in der Schweiz bei einem Zugunglück. Otto, der zwar studiert, aber eigentlich lieber Detektiv werden möchte, hängt sich an seinen Freund Edgar Trönicke, der eigenständig Nachforschungen anstellt, weil dieser an Sabotage glaubt. Levin träumt von nichts anderem als Fliegen zu lernen, seitdem er Otto von Lilienthal gesehen hat. Und Amalie, die im Schatten ihrer Brüder steht, trifft auf die schillernde Emma von Schley und schon bald sind die beiden jungen Frauen mehr als nur engste Freundinnen. Jeder der drei Geschwister tut alles für die Erfüllung ihrer Träume, aber haben ihre Träume Platz in dieser Welt, wird es ihnen gelingen, ein glückliches Leben zu führen?

Richard Dübell hat mit seinem Buch „Jahrhunderttraum“ den Nachfolgeband seines Romans „Der Jahrhundertsturm“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und humorig. Ebenso bedient sich der Autor auch einiger Dialekte, die er gekonnt in seine Handlung einfließen lässt, wodurch diese an Authentizität gewinnt. Die gekonnt vorgenommenen Perspektivwechsel zwischen Otto, Levin und Amalie halten den Leser immer aktuell auf dem Stand der Gefühls-, Gedanken- und Erlebniswelt der einzelnen Geschwister. Die geschichtlichen und politischen Hintergründe dieser Zeitepoche des technischen Wandels wurden sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, so dass sich neben den fiktiven Protagonisten auch bekannte Persönlichkeiten in der Geschichte wiederfinden und dem Leser bei der Lektüre das Gefühl vermittelt wird, in diesem spannenden Zeitalter hautnah dabei zu sein. Der früh angelegte Spannungsbogen steigert sich im Laufe der Handlung immer mehr und überrascht am Ende mit einem großen Finale.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in ihrer Zeit verankert, sie wirken sehr lebensecht und authentisch. Otto ist ein sympathischer Mann, der sich für die Ermittlungsarbeit und den Beruf des Detektives interessiert. Während er eher nüchtern und durchdacht auftritt, hat man bei seinem Bruder Levin den Eindruck eines Träumers. Er wirkt immer ein wenig entrückt und unentschlossen. Amalie ist noch sehr jung und etwas naiv, dadurch auch schnell zu beeinflussen. Sie ist allerdings auch bereit, ein großes Risiko auf sich zu nehmen, denn sie verlässt die Konventionen der Zeit und begibt sich in ein Abenteuer, welches sie in größte Schwierigkeiten bringen könnte, sollte es publik werden.

„Der Jahrhundertraum“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame historische Zeitreise in eine der interessantesten Epochen überhaupt und ein würdiger Nachfolgeroman des „Jahrhundertsturms“. Hier kann man Geschichte hautnah miterleben. Man darf gespannt sein auf die nächste epochale Zeitreise aus der Feder des Autors. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.01.2017

Die Sehnsucht nach Leben

Mein schlimmster schönster Sommer
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Die Unternehmensberaterin Isabel Drievers lebt mit ihrem Freund und Kollegen Georg zusammen in München und geht ganz in ihrer Arbeit auf. Doch schon länger geht es ihr schlecht, sie ignoriert die Schmerzen ...

Die Unternehmensberaterin Isabel Drievers lebt mit ihrem Freund und Kollegen Georg zusammen in München und geht ganz in ihrer Arbeit auf. Doch schon länger geht es ihr schlecht, sie ignoriert die Schmerzen bis es nicht mehr geht und sie sich in die Hände von Ärzten begibt. Diese teilen ihr nach vielen Untersuchungen mit, dass sie Krebs hat. Bevor man mit der Behandlung beginnt, soll Isabel sich einen Urlaub gönnen. Kaum hat sie das Krankenhaus verlassen, steht sie vor einem gelben VW-Bus, der zum Verkauf steht. Kurzentschlossen mietet Isabel den VW-Bus samt Eigentümer Rasso Liebermann, einen Hippie mit Rastalocken, der von einer Musikerkarriere träumt und sich gerade von seiner Freundin und Bandsängerin Caro getrennt hat. Schnell packt Isabel ein paar Sachen und lässt ihr Handy auf dem Küchentisch liegen. Sie will frei sein von allem und nur in den Tag hinein leben. Bevor die ungeplante 14-tägige Reise in die Provence beginnen kann, muss Rasso noch die Urne seiner Mutter abholen. Es beginnt eine ungeplante Rundreise mit Camping im Freien, einem Bankraub, merkwürdigen Jesu-Anhängern, einem Schuss im Wald, einer Begegnung mit einem vertrauten Fremden und einem Ausgang, den man so nicht erwartet hätte.

Stefanie Gregg hat mit ihrem Buch „Mein schlimmster, schönster Sommer“ einen sehr unterhaltsamen, aber auch berührenden Roman vorgelegt, der einen sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken anregt. Der Schreibstil ist schön flüssig und recht schnell findet sich der Leser als Isabels unsichtbarer Schatten wieder, bei dem ihm ihre Gedanken und Gefühle offenbar werden. Die Handlung wird hauptsächlich aus Isabels Sicht erzählt, allerdings gibt es auch einige Kapitel, die Isabels Lebensgefährten Georg zu Wort kommen lassen, und auch Piet, einer Zufallsbekanntschaft werden einige Abschnitte eingeräumt. Viel Wert legt die Autorin auch auf Rückblenden, geheime Wünsche und Träume von Isabel, die deutlich machen, wie sehr sie sich von diesen entfernt hat und mit welcher Sehnsucht ihr diese nun wieder vor Augen stehen.

Die Charaktere sind sehr differenziert und ausgesprochen liebevoll gezeichnet. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, so dass man das Gefühl hat, den einen oder anderen von ihnen zu kennen. Isabel ist eine junge Frau, die sich eher einer Karriere als Ehe und Kindern verschrieben hat. Nachdem sie die ärztliche Diagnose bekommen hat, stellt sie ihr ganzes Leben und ihre Entscheidungen in Frage. Isabel wirkt eher vernünftig und gradlinig, doch gerade jetzt hat sie das Gefühl, ausbrechen zu müssen und die Zeit sinnvoller nutzen zu müssen. Die spontane Entscheidung einer ungeplanten Reise mit einem VW-Bus hätte sie sich wohl am wenigsten selbst zugetraut. Ihre Wandlung während der Reise und im Umgang mit den Menschen, die sie jeden Tag kennenlernt, ist von der Autorin sehr schön ausgearbeitet und wirkt absolut glaubhaft. Rasso ist ein Mann, der in den Tag hinein lebt. Der ewige Student oder Gelegenheitsarbeiter, solange er Geld genug hat, sich seinen Traum von einer Musikerkarriere zu erfüllen. Er ist nicht sehr anspruchsvoll, weiß aber das Leben zu genießen. Rasso ist ein Optimist, sieht immer das Positive in allem und macht aus jeder Situation ein Happening. Georg ist ein nüchterner Geschäftsmann, der sich niemals damit auseinander gesetzt hat, welche Gefühle er wirklich für Isabel hegt. Er hat das Zusammenleben mit ihr als selbstverständlich hingenommen und nun muss er sich mit der neuen Situation abfinden und sich über seine Beziehung zu Isabel klar werden. Piet ist ein netter Kerl, der als Biologe in der Forschung tätig ist. Er hat ganz bestimmte Vorstellungen von seiner Traumfrau, die es seiner Meinung nach doch nicht gibt. Doch dann begegnet er ihr eines Tages…

Mit witzigen Dialogen und nachdenklichen Gedanken macht die Autorin das Lesen dieses Romans zu einem richtigen Highlight. „Mein schlimmster, schönster Sommer“ ist ein Roman über verpasste Chancen, neugewonnene Neugier auf das Leben und echte Freundschaften, die in der Not so wichtig sind. Dieses Buch ist ein Herz- und Seelenwärmer, das einem zeigt, wie unverhofft und ungeplant das Leben sein kann. Einfach wunderschön und herzerfrischend, absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 09.01.2017

Abschied von den Lessings

Das Versprechen der australischen Schwestern
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1910. Die drei Schwestern Elsa, Carola und Minna, Enkelinnen von Emilia und Karl Lessing, sind inzwischen erwachsen und haben jede ihr eigenes Leben. Während Carola im deutschen Hamburg ein relativ behütetes ...

1910. Die drei Schwestern Elsa, Carola und Minna, Enkelinnen von Emilia und Karl Lessing, sind inzwischen erwachsen und haben jede ihr eigenes Leben. Während Carola im deutschen Hamburg ein relativ behütetes und glückliches Leben zusammen mit Werner führt, ist sie doch in engem Briefkontakt mit ihren Schwestern in Australien, denn sie vermisst ihre Verwandten sehr. Minnas und Elsas Leben ist deutlich beschwerlicher, aber auch diese beiden versuchen, sich ihre Träume und Wünsche auf ihre eigene Art zu erfüllen. Minna hat in Pfarrer William ihre große Liebe gefunden, die beiden heiraten endlich, während Elsa sich zu einer erfolgreichen beruflichen Frau in einer Werbeagentur entwickelt hat, die insgeheim immer noch darauf hofft, dass sie eines Tages doch noch mit ihrem Cousin Otto in Liebe vereint eine Familie gründen kann. Als das Familienoberhaupt, Großvater Carl Gotthold Lessing stirbt, leidet gerade Carola sehr darunter, ihn nicht noch einmal gesehen zu haben. Dann bricht der erste Weltkrieg aus und plötzlich leben die Schwestern in verfeindeten Ländern. Werden sie sich irgendwann doch noch einmal wiedersehen?

Ulrike hat mit ihrem Buch „Das Versprechen der australischen Schwestern“ den 3. Teil ihrer historischen Trilogie über die Familie Lessing vorgelegt, der seinen beiden Vorgängerromanen in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist wunderschön flüssig und bildhaft, schnell findet sich der Leser an der Seite der Hauptprotagonistinnen wieder und erlebt abwechselnd, welche Gedanken und Gefühle sie umtreiben und welche Abenteuer sie in ihrem täglichen Leben zu bewältigen haben. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr farbenfroh beschrieben, so dass der Leser sich von den Örtlichkeiten und den Lebensumständen ein sehr gutes Bild machen kann. Besonders interessant weiß die Autorin auch über die Aborigines zu berichten, die zum Teil eng mit dem Hause Lessing in Australien verknüpft sind durch langjährige Hausangestellte, die inzwischen als Teil der Familie gelten und ebenso Generationen mit einander verbracht haben. Besonders hervorzuheben ist, dass es die Familie Lessing tatsächlich gegeben hat und man sie durch die aufs Papier gebrachte dreiteilige Romanerzählung der Autorin richtig kennenlernen darf. So bildet sich schnell ein Band zwischen Leser und Charaktere, und man darf sich fast selbst als Teil der Familie fühlen, so sehr wachsen sie einem ans Herz.

Die Charaktere wurden sehr differenziert ausgearbeitet und ausgesprochen liebevoll in Szene gesetzt. Gerade aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit und familiären Verbundenheit wirken sie sehr authentisch und lebendig. Schnell hat der Leser das Gefühl, den einen oder anderen zu kennen. Die Frauen sind in ihrer Persönlichkeit allesamt sehr verschieden, doch sie alle eint eine Kraft und Stärke, ein besonderer Mut und die Energie, auch vor ausweglosen Situationen nie den Kopf in den Sand zu stecken, sondern anzupacken und sich hilfsbereit gegenseitig zu stützen und Trost zu spenden. Die Liebe zueinander ist regelrecht spürbar und rühren das Herz des Lesers bis ins Innerste. Besonders schön war die Entwicklung eines jeden Charakters innerhalb dieser Trilogie zu beobachten, die nun leider ihr Ende gefunden hat.

„Die Versprechen der australischen Schwestern“ ist ein wunderschöner und würdiger Abschluss der historischen Trilogie von Ulrike Renk. Der Abschied von den zauberhaften Lessings fällt sehr schwer, sie werden noch lange im Gedächtnis bleiben, denn sie zu begleiten war ein absoluter Gewinn, den man als Leser nicht missen möchte. Alle, die historische Familienromane mögen, werden die Lessings lieben. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight!!!