Gibt es reelle Hoffnung in einer kalten Zukunft?
Eine furchtbare Vision der Zukunft, die einen alles andere als kalt läßt und einem durch alle Schichten der Seele fährt!
Dystopien spiegeln hervorragend die Realität und Gegenwart. Vor kurzem erst hätte ...
Eine furchtbare Vision der Zukunft, die einen alles andere als kalt läßt und einem durch alle Schichten der Seele fährt!
Dystopien spiegeln hervorragend die Realität und Gegenwart. Vor kurzem erst hätte man gedacht, daß SARS - Cov2 ( Covid - 19 ) auch nur eine düstere Dystopie sei, aber nun ist 100 Jahre nach der "Spanischen Grippe" ( die eigentlich "Kansas-Grippe" heißen sollte, weil sie 1918 im Zuge des 1. Weltkriegs von der USA aus nahm ) die Pandemie erneut brandgefährlich aktuell.
Dieses Buch hier ist an Gegenwartsnähe nicht zu übertreffen. Die Klimakatastrophe selber dräut nach wie vor am Horizont. Ein "Vorfall" ereignet sich und Europa ist von Grund auf verändert. Ein Fragment ist nurmehr verblieben und eine repressive autoritäre Regierung und archaische Clans sind tonangebend.
Männer, Jungs, Babys maskulinen Genders sind bedeutender und wichtiger als Frauen und Mädchen. Diese zählen ohne Ehemann und eben Babys mit Zipfel nichts.
Lore ist achtzehn und lebt mit ihrer Familie - Geschwistern und Oma - auf einem landwirtschaftlichen Hof. Weizen wird angebaut und geerntet. Lore muß dafür hart schuften. Sie hat einen heimlichen Freund - Jule.
Nachdem sie nach einem solchen Treffen zurückkehrt, ist alles anders. Ihr einziger Bruder Jame hat Totschlag an einem Mitglied eines verfeindeten Clans begangen. Es bleibt ihr keine andere Wahl, als mit ihm zu fliehen.
Auf ins Gelobte Land? Ein Mythos oder eine reale Destination? Sie wollen es herausfinden und klammern sich an diesem Strohhalm fest. Können sie es entdecken und ein neues Leben in Hoffnung ( Hoop ) beginnen?
Die humane Gesinnung der Autorin, die sie den Protagonisten und ihrer jeweiligen Mentalität angedeihen läßt, ist bemerkenswert, die sich durch ihren liebevollen Umgang mit ebenjenen auszeichnet.
Zuerst befindet sich Lore in einem inneren Zwiegespräch mit sich selbst. Ich sage da immer, daß das mehr ein Dialog als ein Monolog ist, weil wir verschiedene Ichs, Identitäten in uns tragen und diese auf gesunde Art miteinander kommunizieren und diese Mischung multipliziert sich in unseren Charakter.
Sie ist stärker als sie denkt und hat einen unglaublichen inneren Reaktor, aus dem sie solch eine potentielle Energie beziehen werden kann, daß sie über sich hinauswachsen kann und wird.
Die Prämissen ihrer Zwangsmigration sind denkbar schlecht - existentielle Bedürfnisse wie Hunger und Durst, wobei man letzteren vielleicht noch stillen kann, aber ersterer? Dadurch kann der Mensch durchaus seine zivilisierte Hülle im Extremfall abstreifen und unter Umständen sogar Kannibale werden. Das sind fast unmögliche Aufgaben. Gefahren sind allgegenwärtig. Lore muß ihren jüngeren Bruder beschützen, weil sie ihn liebt und sonst keine Familie mehr hat. ( Wie Winchester bei Sam ).
Das Klimaarmageddon hat furchtbare Folgen gezeitigt. Düsternis kriecht alptraumhaft durch die Seiten. Trotz der widrigen Umstände verstehen Lore und Jame ihre Würde zu bewahren, selbst wenn diese nicht mehr viel Wert zu besitzen scheint.
Tenebris tanzt im Turnier des Grauens und wenn die Menschen so weitermachen, tritt dieser Horror noch ein.
Es werden Anklänge an Margaret Atwood geweckt, wenn man bedenkt, wie in diesem Buch hier Frauen wieder von Männern unterdrückt werden.
Das Setting selbst, die Welt und Landschaften, durch die sich die beiden bewegen, ist ein weiterer heimlicher Hauptdarsteller, sehr lebhaft und lebendig geschildert.
Es ist, als ob die Autorin selbst diese sich zunehmend verdichtende Sprache einem immer atemloser, aber durchgehend verständlich wie Kassandra oder die Pythia ins Ohr wisperte und man schaudert ob des Duktus!