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Veröffentlicht am 21.07.2020

modernes Märchen

Das Mädchen mit den meerblauen Augen
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Mich hat erst mal dieses unglaublich schöne Cover angezogen. Und die Beschreibung des Inhalts klang magisch und verträumt. Eine andere Rezensentin hat es als sehr französisch bezeichnet. Das trifft es ...

Mich hat erst mal dieses unglaublich schöne Cover angezogen. Und die Beschreibung des Inhalts klang magisch und verträumt. Eine andere Rezensentin hat es als sehr französisch bezeichnet. Das trifft es tatsächlich ganz gut. Ich musste beim Lesen an Bücher von Anna Gavalda und David Foenkinos denken. Gemeint ist damit nicht unbedingt der Schreibstil sondern der "französische" Unterton, den ich gespürt habe. Ist schwierig zu erklären. Es ist ein Buch über die Liebe und den Verlust, über Sehnsüchte und über das einfach Leben an der bretonischen Küste. Ich könnte es mir gut vorstellen, das Buch dort am Strand zu lesen, innezuhalten und aufs Meer zu blicken, so wie die Hauptdarstellerin, die dort einen letzten Blick auf ihren Vater erhaschen möchte, den die See ihr genommen hat. Und dann kommt - gar nicht metaphorisch sondern sehr real - von oben ein Mann geflogen.

Ein kleines bisschen hat mir zur perfekten Geschichte gefehlt. Ich hätte mir gerne mehr und intensivere Dialoge zwischen den Protagonisten gewünscht. Es war alles in allem ein modernes Märchen mit Darstellern, die teilweise sehr seltsam waren. Oder halt doch typisch südfranzösisch.

Veröffentlicht am 06.07.2020

gute und solide Unterhaltung

Nordseedämmerung
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Nordseedämmerung“ ist der Erstling von Christian Kuhn. Es spielt auf der kleinen überschaubaren Insel Juist. Der amtierende Bundespräsident, Jochen Bramberger, verbringt dort seinen Sommerurlaub. Als hoher ...

Nordseedämmerung“ ist der Erstling von Christian Kuhn. Es spielt auf der kleinen überschaubaren Insel Juist. Der amtierende Bundespräsident, Jochen Bramberger, verbringt dort seinen Sommerurlaub. Als hoher Beamter des Staates hat er ein ganzes Team an Personenschützern um sich, die im Urlaub noch um den versierten Tobias Velten und sein Spezialteam aufgestockt werden. U.a. weil Bramberger politisch unbeliebt ist und man einen Anschlag fürchtet.

Der Thriller hat alles, was eine gute Sommerlektüre braucht. Eine große Portion Nordseefeeling, einen integren, etwas sperrigen Hauptdarsteller, gleich eine ganze Handvoll Verdächtiger (in der Mehrzahl Frauen, was ich sehr unterhaltsam fand), eine ansteigende Spannungskurve und für den aufmerksamen Leser zumindest in Teilen die Möglichkeit, den Attentätern und einem Spitzel auf die Schliche zu kommen.

Der Erzählstil ist knapp und kommt schnell auf den Punkt. Ein, zwei Wendungen bringen die nötigen Aha-Effekte, die das Genre ausmachen. Das Buch liest sich schnell, leicht und ohne große Logikfehler. Gute solide Unterhaltung. Die Lektüre eignet sich hervorragend für den Urlaub, wenn der auch noch in der Ecke stattfindet, um so besser.

Veröffentlicht am 19.06.2020

Fürs Herz

Mit dir für alle Zeit
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Obwohl es sich um eine Art Genre-Mix handelt hatte ich nicht das Gefühl, dass ich bei „Mit dir für alle Zeit“ in einer Fantasy-Geschichte bin. Die Tatsache, dass Nora jedes Jahr am selben Tag an der Grand ...

Obwohl es sich um eine Art Genre-Mix handelt hatte ich nicht das Gefühl, dass ich bei „Mit dir für alle Zeit“ in einer Fantasy-Geschichte bin. Die Tatsache, dass Nora jedes Jahr am selben Tag an der Grand Central Station erscheint, immer im gleichen Alter und ohne, dass sie ein wirkliches Leben während des restlichen Jahres geführt hätte, nimmt man mit dem verliebten Joe einfach hin. Es geht um eine große Liebe, die unerfüllbar scheint. Um zwei junge Menschen, die in einer nicht wirklich rosigen Zeit das kleine Glück suchen und doch vor einem schier unlösbaren Problem stehen.
Die Story ist sehr emotional aber wohltuend kitschfrei. Ich mochte es, dass Joes Leben und Noras Problem dem Ganzen einen sehr melancholischen, ja über Phasen traurigen, Unterton geben. Bittersüß trifft es ganz gut. Vor allem, als der zweite Weltkrieg heranzieht und der Altersunterschied langsam spürbar wird. Die Frage, wie diese Zeitschleife zu überlisten ist, schwelt natürlich im Kopf des Lesers. Ich hatte aber von Anfang an das Gefühl, dass es eine Lösung geben könnte und dass das Buch trotz allem ein Happy End verdient hat. Wie es ausgeht, verrate ich natürlich nicht. Ich habe es jedenfalls gerne gelesen und kann es empfehlen. So richtig etwas fürs Herz.

Veröffentlicht am 19.06.2020

schöner Histo

Unter den Linden 6
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Im Jahr 1907 hakt es an den deutschen Universitäten noch ziemlich mit der Gleichberechtigung. Auch wenn es auf dem Papier möglich ist, so wird den meisten Frauen der Zugang zu einem Studium schwer bis ...

Im Jahr 1907 hakt es an den deutschen Universitäten noch ziemlich mit der Gleichberechtigung. Auch wenn es auf dem Papier möglich ist, so wird den meisten Frauen der Zugang zu einem Studium schwer bis unmöglich gemacht. Die meisten Männer trauen den Frauen nicht genug Ausdauer und Verstand zu. Vor allem in den Naturwissenschaften sind sie nicht erwünscht. Aber es gibt junge Frauen, die sich nicht aufhalten lassen wollen. Die nach Wissen dürsten. Die so schlau und hartnäckig sind, dass sie die Widerstände nicht schrecken. Drei von ihnen stehen im Mittelpunkt der Geschichte „Unter den Linden 6“. Auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein könnten was Herkunft und Stand anbelangt, so werden sie doch zu Freundinnen und unterstützen sich gegenseitig. Eine jede findet einen eigenen Weg für sich, um der Erfüllung der eigenen Träume näher zu kommen.

Die Autorin, Ann-Sophie Kaiser, hat einen sehr frischen und ungezwungenen Erzählstil, der gut zu den drei jungen Frauen passt. Man merkt dem Buch die gute Recherche an. Es macht Spaß zwischen den erfundenen Lebenswegen die realen Ereignisse und einige sehr bekannte deutsche Persönlichkeiten kennen zu lernen. Dass Bildung für jeden Menschen, egal welchen Geschlechtes und welcher Gesellschaftsschicht, zugänglich sein muss, ist in unseren Tagen ja meist gut umgesetzt in Deutschland. Aber das Thema ist dennoch aktuell, denn in Pandemie-Zeiten und in vielen anderen Ländern müssen noch immer viele Mädchen – und auch Jungen - hart kämpfen, um die Schule ihrer Wahl erfolgreich besuchen zu können.

Ein schöner historischer Roman mit einem ansprechendem Cover, einer interessanten Geschichte und sympathischen Darstellern.

Veröffentlicht am 16.06.2020

Freiburger Kirchbau

Der Turm aus Licht
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"Der Turm aus Licht" erzählt auf 800 Seiten vom Bau des Freiburger Münsters und seinem wunderschönen Turm.

Viele Sachen haben mir gut gefallen an diesem Buch, wie z.B. das schöne Cover und auch der Schreibstil ...

"Der Turm aus Licht" erzählt auf 800 Seiten vom Bau des Freiburger Münsters und seinem wunderschönen Turm.

Viele Sachen haben mir gut gefallen an diesem Buch, wie z.B. das schöne Cover und auch der Schreibstil an sich, der sich gut lesen lässt und auch komplexe bautechnische Abläufe gut und nachvollziehbar erklärt. Man merkt schnell, dass die Autorin die lange Bauphase und die damit einhergehenden politischen und stadtpolitischen Geschehnisse gründlich recherchiert hat und angenehm in die Geschichte einfließen lässt. Es ist faszinierend, wie lange sehr viele Menschen über mehrere Generationen für diesen Kraftakt, den Bau einer so großen prächtigen Kirche, zusammen geplant und gearbeitet haben. Jahrzehnte gehen da ins Land, um dieses Werk für die Ewigkeit zu bauen. Man bekommt große Lust, die Kirche in Freiburg endlich selber zu besuchen und den schönsten Turm der Welt zu bewundern.

Neben der realen ist da noch die teilweise fiktive Geschichte der Bauherren, Arbeiter und ihrer Familien. Hier ist es auch, wo ich manchmal etwas unglücklich war. Denn trotz interessanter und gut gezeichneter Charaktere wurde mein Lesefluss immer wieder von Zeitsprüngen unterbrochen. Dabei hatte ich weniger mit der Länge von 2, 3 Jahren sondern vor allem mit der Häufigkeit zu kämpfen und damit, dass viele Geschehnisse dazwischen, die durchaus tragisch oder wichtig waren, nur im Rückblick kurz erzählt werden. Diese Erzählweise, die natürlich vor allem der langen Bauzeit geschuldet ist, hat mir nicht so gut gefallen. Mir wären größere Zeitsprünge, und dafür seltener, lieber gewesen. Ich akzeptiere natürlich, dass es in dieser Geschichte vor allem um die geschichtlichen Abläufe und den Bau der Kirche geht. Da ist es sicherlich schwierig 60 Jahre in ein einziges Buch zu Packen.

Ich habe den Roman gerne gelesen, fühlte mich historisch sehr gut unterhalten. Emotional hatte ich ein paar Durststrecken. Dennoch eine Geschichte, die sich zu lesen lohnt. Ich schätze die Autorin und ihre Freude am Fabulieren.