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Veröffentlicht am 06.10.2020

Wer andern eine Grube gräbt....

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller
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…sollte sich von Instantkaffee fernhalten.

Zum Inhalt: Agatha hat endlich ihre eigene Detektei eröffnet, aber die Klienten bleiben erst einmal aus. Doch dann beweist sie ein glückliches Händchen mit dem ...

…sollte sich von Instantkaffee fernhalten.

Zum Inhalt: Agatha hat endlich ihre eigene Detektei eröffnet, aber die Klienten bleiben erst einmal aus. Doch dann beweist sie ein glückliches Händchen mit dem Engagement von Emma, die nicht nur ein Gespür für das höchstmögliche Honorar hat, sondern sich als sehr geschickt im Umgang mit Bagatellfällen wie entlaufene Haustiere und ausgebüxte Jugendliche erweist. Als sich jedoch mit der Bedrohung einer Braut ein interessanter Fall am Detektivhimmel zeigt, reißt Agatha diesen in gewohnter, rücksichtsloser Manie an die eigene Brust. Und löst damit einiges Ungemach aus, welches zur Gefahr für ihr eigenes Leben und das ihrer Freunde wird.

Mein Eindruck:
Endlich wieder ein Fall in Carseley und somit ein Wiedersehen mit alten Bekannten und den Cotswolds, die sich wie eine sanfte Decke um den Agatha-Raisin-Fan schmiegen. Okay, schon eine Decke mit eingebautem Stacheldraht, denn Agatha wäre nicht Raisin, wenn sie ihre Kratzbürstigkeit für sich behalten könnte. Dadurch, dass Beaton ihre Detektivin als wenig lernfähig im Umgang mit den Mitmenschen beschreibt, entwickelt sich der Charakter nicht unbedingt weiter. Da jedoch wenigstens das männliche Objekt der Anbetung in diesem Krimi fehlt, bietet er einige vergnügliche Stunden mit dem gewohnten Personal und einigen skurrilen Todesfällen.
Beatons Schreibstil ist einfach, bildhaft und lässt einen durch die – zugegebenermaßen nicht allzu vielen – Seiten fliegen. Ihr Personal hat boshafte, bisweilen zynische Züge, macht aber Spaß und gute Laune, da diese Züge herrlich überspitzt dargestellt werden und man letztendlich (bis auf die Mörderklientel) niemandem böse sein kann.
Am Ende gefallen zwei Dinge besonders gut: Die Dezimierung der bösen Menschen und der Epilog, der wunderbar das Wesen Agathas und des ganzen Romans komprimiert.

Mein Fazit:
Ein Krimi wie ein Wochenende auf dem Land: Augen zu und genießen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2020

Cui bono

42 Grad
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Zum Inhalt:
Eben war das Wetter noch wunderbar, aber als die Wasservorräte in Deutschland zur Neige gehen, offenbart sich die Hölle der (alb)traumhaft hohen Temperaturen. Doch ist wirklich alles höhere ...

Zum Inhalt:
Eben war das Wetter noch wunderbar, aber als die Wasservorräte in Deutschland zur Neige gehen, offenbart sich die Hölle der (alb)traumhaft hohen Temperaturen. Doch ist wirklich alles höhere Gewalt oder spielen auch menschliche Interessen mit in der Gemengelage um Höchstwerte und Niedrigwasser?

Mein Eindruck:
Wolf Harlander gestaltet seinen Thriller nach dem Vorbild der Klimakatastrophe: Er startet auf leisen Sohlen und unauffällig, um plötzlich seine ganze zerstörerische Kraft zu entfalten, - und dann ist es fast zu spät.
Aus verschiedenen Blickwinkeln und – durch eine Änderung des Schriftbildes für die Lesenden erkennbar – durch unterschiedliche Medien bekommt man einen Eindruck der ersten Vorboten des Wassermangels. Zeitungsartikel, interne Berichte und die Auswirkungen auf Wissenschaft und normale Zeitgenossen vermitteln dabei objektive und subjektive Einsichten. Bei den Charakteren hält sich Harlander eher an das „Game of Thrones“-Prinzip, in dem er mehrere Personen mit Protagonisten-Qualitäten ausstattet. Ein Student und eine Computer-Spezialistin stechen zwar ein wenig vor, zwei Kriminalbeamte, ein Wasserwerker, ein freiwilliger Helfer oder auch eine Mutter werden jedoch fast genauso oft in ihrem Kampf gegen die Umstände begleitet. Harlander hält sich jedoch ausschließlich an die Sympathie-Träger, - die Gegenseite findet nur durch Interaktion mit diesen positiven Figuren statt.
Es verwundert nicht, dass dieses Buch verfilmt werden soll: Abgesehen von der aktuellen Diskussion um das Klima thematisiert es das ganz eigene Süppchen, welches Akteure aus Wirtschaft und Politik kochen, - manipulativ, machtgierig und verschleiert durch die Katastrophe nutzen sie verblendete Aktivisten für ihre eigenen Zwecke.

Mein Fazit:
Sehr nah an der Realität

Veröffentlicht am 27.07.2020

Mord mit Aussicht...

Mörderische Fluss-Kreuzfahrten
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Zum Inhalt:
… und zwar auf die schönen Landschaften, die von einer Flusskreuzfahrt aus zu betrachten sind. Edelgard hat das große Glück, für eine Artikelserie über diese Art von Entspannung auf dem Wasser ...

Zum Inhalt:
… und zwar auf die schönen Landschaften, die von einer Flusskreuzfahrt aus zu betrachten sind. Edelgard hat das große Glück, für eine Artikelserie über diese Art von Entspannung auf dem Wasser engagiert zu werden und nimmt sich mit ihrem Angetrauten Norbert einige der Wasserstraßen vor, - teilweise aus sehr eigennützigen Gedanken, denn Norbert kann nicht schwimmen und Edelgard möchte gerne ihren Beziehungsstatus ändern…

Mein Eindruck:
Der zweite Band von Claudia Schmid, der das mittelalte Pärchen Norbert und Edelgard auf ihren Touren begleitet, bietet eine Krimi-Action, die nicht unbedingt auf die Herzklappen, dafür umso mehr auf die Lachfalten geht. Die einzelnen Kapitel befassen sich immer mit einem Fluss und den anliegenden Stätten, so dass auch einiges über die zumeist deutschen Sehenswürdigkeiten zu erfahren ist und damit das Buch zu einem Mini-Reiseführer mutiert. Edelgard ist die Ich-Erzählerin der meisten Touren oder kommt in der dritten Person als Randfigur zum Tragen, wenn andere Charaktere mörderische Absichten hegen. Gut gefällt, dass die Protagonistin und ihr Gatte Norbert Durchschnittstypen mit Wünschen, Freuden und Vorlieben sind, denen sich – abgesehen von Edelgards Mordlust in Bezug auf ihren Mann – jeder nahe fühlen kann. Dass sich diese Mordlust bis zum Ende hält, hat mich etwas gestört, denn Norbert rettet Edelgard einige Male vor dummen Aktionen und übel meinenden Zeitgenossen, - dafür hätte er das Gnadenbrot (oder den Gnadenkuchen…) verdient gehabt.
Die Art und Weise, wie die meisten Personen zu Tode kamen (oder kommen sollten), erinnerten mich an eine Aussage, dass viele Morde gar nicht als solche erkannt werden, da an Unfall, Suizid oder gesundheitliche Folgen gedacht wird. Dementsprechend gibt es relativ wenig Blaulicht in dem Buch.
Aber wer braucht schon Polizisten, wenn er Edelgard haben kann….

Mein Fazit:
Eine vergnügliche Urlaublektüre, die ihren Weg in die Bibliothek von Flusskreuzfahrt-Schiffen finden sollte

Veröffentlicht am 03.07.2020

Ausgeträumt?

Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers
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Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern ...

Zum Inhalt:
Sarai und Lazlo sind verliebt, aber diese Liebe trifft auf viele Widerstände. Denn leider haben sie in Sarais Schwester Minya eine Gegenspielerin, die ihre Tricks nicht nur beherrscht, sondern auch nutzt. Und so treffen Gaben auf Gaben, - wird Sarai als Muse der Träume ein Mittel finden, Minya aus ihrem ureigenen Alptraum zu befreien und damit Weep und sich selbst den Weg in eine lebenswerte Zukunft ebnen?

Mein Eindruck:
Zuallererst: Dieses Buch ist Teil einer Reihe und kann nicht ohne die Vorgängerbände verstanden werden. Außerdem muss dem Leser klar sein, dass dieses Buch geteilt ist und erst der zweite Teil die Geschichte abschließt.

Aber mit der Vorkenntnis von „Strange the Dreamer“ tut sich eine wunderbar fantastische Welt auf, die Laini Taylor mit ihrem blumigen und bildhaften Schreibstil erschaffen hat. Ihre Figuren leben mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte wirkt dabei nicht nur durch die Magie ihrer (teils) göttlichen Charaktere, - Taylor haucht den verschiedenen Schauplätzen so viel Leben ein, dass ein Gemetzel an einem kalten Strand genauso deutlich vor dem geistigen Auge erscheint wie eine gegen ihren Willen agierende Geisterarmee.
Die Autorin weiß aber nicht nur die inneren und äußeren Zwänge ihrer Figuren brillant darzustellen, - auch der Humor kommt nicht zu kurz, für den meistens Nebenfiguren zuständig sind. Doch auch diese sind mit genügend Tiefe ausgestattet und drücken der Story ihren Stempel auf.
Das Spiel mit unterschiedlichen Zeitebenen und Rückblenden zwingt die Leser/innen zwar zu einer gewissen Sorgfalt,- doch man versinkt sowieso in der Geschichte, bis sich der Buchdeckel wieder geschlossen hat.
Das Einzige, was stören könnte, ist die streckenweise Konzentration auf das Liebesgeplänkel der beiden Hauptcharaktere und die Absicht, politische Korrektheit auch in der Fantasy unterzubringen. Doch hier scheiden sich die Geister – es gibt bestimmt auch Liebhaber dieses Buches, die genau diese Aspekte erfreuen werden.

Mein Fazit:
Poetisch, berührend und märchenhaft schön

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 20.06.2020

Du bist was Du warst

Das Kind in mir will achtsam morden
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Zum Inhalt:
Björn hat das Morden hinter sich gelassen, das Prinzip der Achtsamkeit jedoch weiter verinnerlicht. Aber dann passiert ihm doch wieder ein tödliches Missgeschick und er lässt sich von seinem ...

Zum Inhalt:
Björn hat das Morden hinter sich gelassen, das Prinzip der Achtsamkeit jedoch weiter verinnerlicht. Aber dann passiert ihm doch wieder ein tödliches Missgeschick und er lässt sich von seinem Psychologen beraten. Dieser macht Björn mit dem Prinzip des inneren Kindes bekannt und lässt ihn eine Aussöhnung mit seinem jüngeren Selbst anstreben, - zum Wohle von Björns Ehe, seinem weiteren Leben und Personen, die seinen Weg kreuzen.

Mein Eindruck:
Zwar ist der Humor Dusses nicht mehr so neu und unbekannt, sein zweites Buch packt aber genauso zu wie „Achtsam morden“ und lässt die Muskulatur des Gegenübers nicht so schnell aus den Fängen, - vorzugsweise die Lachmuskulatur.
Wieder einmal nimmt der Autor spritzig die Betroffenheits- und Empörungskultur aufs Korn und hält der politisch korrekten Gesellschaft einen Spiegel vor, der nicht nur zum Lachen, sondern zum Nachdenken anregt. Denn bei aller absurden Komik findet sich nicht nur ein Quäntchen Wahrheit in den Lebensumständen, denen sich ein Anwalt mit Familie, Kindergarten und zwei Verbrechergruppen am Hals ausgesetzt sieht und die man (bis auf die Gangs) durchaus auf die eigenen Probleme anwenden kann. Genau das ist die Besonderheit, die Dusses Krimis aus dem Allerlei der Humor-Kriminalliteratur heraushebt. Der Versuch, mit einem psychologischen Prinzip Lösungsansätze zu finden, die den ganz normalen Wahnsinn erträglich machen. Das innere Kind ist dafür der Katalysator, der das ganze unterfüttert, - und die Chose brüllend komisch macht.
Leider bleibt dabei der Hintergrund des organisierten Verbrechens ein bisschen auf der Strecke; sollte dieser in einem dritten Buch wiederbelebt werden, würde es bestimmt nicht im Regal der Buchhandlung verstauben.

Mein Fazit:
Auch der zweite Aufguss schmeckt