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Veröffentlicht am 06.12.2020

Wie Kinder und Elfen das Weihnachtsfest retten

Das Wunder von R.
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Das Buch ist, wie der Klappentext sagt, eine moderne Weihnachtsgeschichte, die in der nicht näher lokalisierten Stadt R. spielt. Dorthin kommt die Familie Greco-Aiden: zwei Mütter und drei Kinder. Die ...

Das Buch ist, wie der Klappentext sagt, eine moderne Weihnachtsgeschichte, die in der nicht näher lokalisierten Stadt R. spielt. Dorthin kommt die Familie Greco-Aiden: zwei Mütter und drei Kinder. Die Stadt macht keinen herzlichen Eindruck und die Menschen benehmen sich sonderbar. Die Erwachsenen zeigen ein extrem abweisendes Verhalten. Einzig die Kinder scheinen freundlich zu sein. Da sie aber mit den neuen Fremden nicht sprechen dürfen, müssen sie einen Weg finden, um zu kommunizieren. Hier soll ein Brief an den Weihnachtsmann Abhilfe schaffen. Dieser antwortet prompt, hat aber selbst Probleme, die nur von den Greco-Aidens gelöst werden können.

Diese kleine Weihnachtsgeschichte hat alles, was Kinder von diesem Genre erwarten. Elfen, Wunder, Geschenke, den Weihnachtsmann, eine nette Familie mit aufgeweckten Kindern, die das Weihnachtsfest für die ganze Stadt retten. Diese Geschichte will aber noch mehr. Sie möchte für Toleranz werben und für die Selbstverständlichkeit von Lebensgemeinschaften, die nicht der klassischen Familie mit Mutter, Vater und Kindern entsprechen.

Im Vorwort zu ihrem Buch, beschreibt die Autorin ihr Anliegen in einer klaren und kindgerechten Sprache. Innerhalb der Geschichte wird erzählt, dass die Familie aufgrund ihrer Konstellation von zwei Müttern ihre Heimat verlassen musste. Dort drohte ihnen Gefängnis und für die Kinder der Einzug ins Waisenhaus. Diese Vorgeschichte wird aber nur mit wenigen Sätzen angerissen.

Für meinen Sohn spielte dieser Aspekt der Gesichte aber gar keine Rolle. Er hat mit den Kindern mitgefiebert und die wirklich wunderbaren Illustrationen betrachtet, die den Text optimal ergänzen. Dass dies das erste Buchwerk der Illustration ist, mag man gar nicht glauben.

Das Buch liest sich er schön und ist für die Kleinen sehr gut verständlich und nachvollziehbar. Die Figuren sind sympathisch und die eher garstigen Bewohner von R. flößen keine Angst ein.

Mein Sohn hat sich die Geschichte sehr gerne vorlesen lassen.

Für mich wurde jedoch ein Entwicklungsstrang, der wirklich sehr vielversprechend begann, nicht weiterverfolgt. Hier ging es um die Kinder in R., die sich bereits vor der Ankunft der "Fremden" organisiert hatten. Hier hatte ich eine kleine Revolution erwartet, auch im Zusammenhang mit dem "Ding", das sich die Greco-Aidens vom Weihnachtsmann gewünscht haben. Das habe ich wirklich bedauert.

Dennoch ist das Buch eine süße Weihnachtsgeschichte, in der die Gemeinschaft über die Abgrenzung siegt. Die Ausstattung des Buches muss am Ende noch hervorgehoben werden. ein tolles Format, feste Seiten, große Schrift zum Vorlesen, kurze Kapitel und absolut schöne Illustrationen. Vier sehr gute Sterne und eine Lese- bzw. Vorleseempfehlung für die Weihnachtstage.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Die schönste Stadt der Welt - Nicht für Commissario Morello

Der freie Hund
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Wolfgang Schorlau hat gemeinsam mit Claudio Caiolo einen Krimi vorgelegt, der - wie seine Dengler-Serie - politische und gesellschaftliche Probleme anprangert. Für mich kam die Spannung hier etwas zu ...

Wolfgang Schorlau hat gemeinsam mit Claudio Caiolo einen Krimi vorgelegt, der - wie seine Dengler-Serie - politische und gesellschaftliche Probleme anprangert. Für mich kam die Spannung hier etwas zu kurz.

Commissario Morello wird zu seiner eigenen Sicherheit von Sizilien nach Venedig versetzt und muss gleich an seinem zweiten Tag in einem Mordfall ermitteln. Als eingefleischter Sizilianer ist ihm Venedig ein Graus, dennoch will er auch hier sein Bestes geben. Bald tritt er mächtigen Leuten auf die Füße, als er im Milieu der Kreuzfahrtschiffe ermittelt, welche die schönste Stadt der Welt regelmäßig heimsuchen.

Morello ist ein sympathische Typ, der schnell Freundschaften und Bekanntschaften schließt, Musik hört und kochen kann. Schorlau hat eine Figur geschaffen, der man gerne durch Venedig folgt. Die anderen Charaktere bleiben für mich aber ein bisschen blass und oberflächlich.

Der Autor schreibt wie gewohnt sehr kenntnisreich und vermittelt viel Wissenswertes über Venedig, die Mafia, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge in Sizilien, Venedig und Italien allgemein. Es sind viele spannende und für mich auf überraschende Details dabei. Die Problematik um die Kreuzfahrtschiffe, die sich unmittelbar am Markusplatz vorbeischieben, wird ausführlich geschildert, ebenso wie die Folgen des Massentourismus. Geschichtliches und Kunst kommen auch nicht zu kurz. Für mich war es ein bisschen zu viel des Guten, da kaum ein Dialog geführt wird, ohne dass den Lesern gleichzeitig etwas Wissenswertes aus einem der genannten Fachbereiche aufgetischt wird.

Der tiefere Sinn einiger Szenen hat sich für mich nicht erschlossen. Sie stehen irgendwie isoliert in der Handlung, z.B. die flüchtige Begegnung mit Teresa. An Frauenbekanntschaften mangelt es Morello ohnehin nicht. Er ist umgeben von anziehenden Damen: seiner Kollegin, seiner Nachbarin und einer gutaussehenden Journalistin.

Die Handlung spielt über einen Zeitraum von etwas mehr zwei Wochen. Diese 17 Tage sind auch die Kapiteleinteilungen des Buches.

"Der freie Hund" dürfte vor allem Italienfreunde ansprechen. Lokalkolorit gibt es reichlich und Schorlau versteht es, Atmosphäre zu schaffen. Die italienischen Namen, Plätze und Ausdrücke waren mir etwas zu viel und machten das Lesen sperrig. Die Krimihandlung läßt leider - bis auf den Showdown - Spannung vermissen.

Das Buch erhält trotz der Anmerkungen vier Sterne, da es viele interessante Details vermittelt, Atmosphäre schafft und einen sympathischen Commissario vorstellt. Wer allerdings einen spannenden Pageturner sucht, wird enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Schicksal in der DDR- spannend wie ein Krimi

Zwei fremde Leben
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Frank Goldammer hat bisher erfolgreich mehrere historische Krimis veröffentlicht, das merkt man diesem Buch durchaus an.

Die junge Ricarda entbindet 1973 in Dresden ein totes Baby und will sich ihr Leben ...

Frank Goldammer hat bisher erfolgreich mehrere historische Krimis veröffentlicht, das merkt man diesem Buch durchaus an.

Die junge Ricarda entbindet 1973 in Dresden ein totes Baby und will sich ihr Leben lang nicht damit abfinden. Dadurch reißt sie nicht nur sich, sondern zahlreiche Menschen in ihrem Umfeld in eine Spirale aus Misstrauen und Angst. Was ist damals wirklich geschehen? Wurde Ricarda das Kind entzogen und an eine andere Familie vermittelt? Was weiß ihr Mann? Steckt ihr eigener Vater dahinter? Oder ist alles doch nur Einbildung, weil eine Mutter sich nicht mit dem Tod ihres Babys abfinden kann? Doch auch Thomas Rust, einen junger Polizisten, läßt die Nacht, in der Ricarda ihr Kind verlor nicht mehr los. 1989 erfährt die junge Claudia, dass sie adoptiert wurde und geht nach dem Mauerfall über die Grenze. Wird sie je erfahren, wer ihre Eltern waren.

Was zunächst nach einem reinen DDR-Schicksal vor dem Hintergrund der Unrechtsstaatlichkeit aussieht, entpuppt sich ganz schnell als wirklich spannende Geschichte, die durchaus Krimiqualität hat.
Der Autor springt immer wieder zwischen 1973 und dem Mauerfalljahr 1989 und den Jahren kurz danach hin und her, um schließlich 2018 die Handlungsfäden zusammenlaufen zu lassen. Die Geschichte entwickelt sich daher auf zwei Ebenen, wobei der Beginn der Geschichte 1973 langsamer erzählt wird. Thomas Rust agiert 1973 und treibt die Handlung weiter voran, wo Ricarda nichts ausrichten kann und gar nichts von seinen Bemühungen erfährt.
Die Kapitel sind angenehm kurz und der Schreibstil von Goldammer läßt sich hervorragend lesen. Er versteht es, die Stimmungen einzufangen und auf das Papier zu bringen. Die Kälte, die Angst, die Verzweiflung - das läßt sich alles nachempfinden. Als Leser fiebert man mit und ist sofort von der Geschichte gefangen.
Lange weiß man nicht, wie sich die Handlung entwickeln wird, alles scheint möglich.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war hoch interessant und führt noch mal Teile des Staatssystems der DDR vor Augen, das seine Bürger bis ins kleinste überwacht und ausspioniert hat. Goldammer hat diese bedrohliche Atmosphäre sehr gut eingefangen, vergißt aber auch nicht, Alltägliches einfließen zu lassen. Die Krimielemente haben zusätzlich Spannung aufgebaut.
Lediglich zum Ende fiel zu oft die Erklärung, dass bestimmte Spuren nicht früher weiterverfolgt werden konnten, da man jemanden aus den Augen verloren hatte oder nicht finden konnte. Das war für mich leider etwas unglaubwürdig.

Claudia spielt eine eher kleine Rolle in diesem Roman, der Hauptcharakter ist Ricarda. Dennoch ist der Titel „Zwei fremde Leben“ passend, da die Situation aus den unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird. Gelitten haben beide Seiten, Eltern und Kinder. Das Coverfoto gefällt mir sehr, wird aber leider durch den markanten, großgedruckten Titel erdrückt.

Insgesamt kann ich das Buch wirklich empfehlen und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Spannender 11. Teil der Jordan-Hill-Serie

Der Knochengarten
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Bereits zum 11. Mal stehen Carol Jordan und Tony Hill im Mittelpunkt eines Thrillers von Val McDermid. "Der Knochengarten" wird jedoch ohne das Zutun der beiden Protagonisten von der Polizei Bradfield ...

Bereits zum 11. Mal stehen Carol Jordan und Tony Hill im Mittelpunkt eines Thrillers von Val McDermid. "Der Knochengarten" wird jedoch ohne das Zutun der beiden Protagonisten von der Polizei Bradfield ausgehoben.

Man muss keinen der vorherigen Bände gelesen haben, um sich in diesem Buch zurechtzufinden. Die legendäre Leiterin des Major Incident Teams, Carol Jordan, ist nicht mehr im Amt und Profiler Tony Hill, ihr engster Vertrauter im Team, verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe. Der neue Leiter des Teams, ein unsympathischer Typ namens Rutherford, steht mit den alten Kollegen von Jordan vor einem schwierigen und grausigen Fall: Auf dem Grundstück eines leerstehenden Klosters werden vierzig Skelette gefunden. Was geschah in den vergangenen Jahrzehnten, als im Kloster auch ein Kinderheim für Mädchen untergebracht war?

Eigentlich geht es um drei unterschiedliche Fälle, dazu noch die Handlung um Tony Hill im Gefängnis. Ganz schön viel für einen Thriller von knapp 460 Seiten. Zunächst werden mehrere Erzählstränge gestartet, so ist der Prolog gleich dem Täter gewidmet. Die Leser wissen also von Beginn an, dass diese Person, die auch namentlich genannt wird, zumindest beteiligt ist. Weitere Kapitel befassen sich mit Carols Rückkehr ins "normale" Leben und einem Neuanfang, sowie den alten Mitarbeitern im Team, die es nicht nur mit einem neuen Boss, sondern auch mit neuen Kollegen zu tun haben.
Das Buch braucht ein paar Seiten, bis die Spannung einsetzt, aber dann konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Es ist dieses Mal eher eine Verhörarbeit, als eine nervenaufreibende Suche nach dem Täter. Es gibt keine wirklich brenzligen Situationen bei der Verbrecherjagd und es werden auch keine Tathergänge beschrieben. Die Opfer sind bereits alle tot.
Dennoch hat das Buch durchaus einen Spannungsbogen, der bis zum Ende anhält. Die kurzen Kapitel und häufigen Sichtwechsel tun ein übriges.

Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Aufklärung bzw. Nachberichterstattung zur Bearbeitung des Falls der vierzig Skelette gewünscht, das kam am Ende etwas kurz weg.

Val McDermind versteht es einen Thriller zu schreiben, auch wenn der vorliegende etwas schwächer ist. Schnörkellos wird das Geschehen geschildert, es gibt wenig Überflüssiges drumherum. Aber diese nägelkauenden Verbrecherjagden oder das langsame Aufbauen einer extrem bedrohlichen Situation, wenn ein Serienmörder sein Opfer ausspäht z.B. fehlen hier. Das kann die Autorin besonders gut.

Die alten Kollegen, die besonders mit der Verhörexpertin Paula und der Königin der Internetrecherche, Stacey Chen, interessante Persönlichkeiten aufweisen, sind wieder im Einsatz. Für Carol ergibt sich im Lauf der Handlung eine Alternative zu ihrer vorherigen Arbeit als Polizistin und auf Tony wartet nur noch ein knappes Jahr Haft. Die Zeichen stehen gut, dass es auf irgendeine Weise wieder einen gemeinsamen Fall geben wird. Dann wird das alte Dreamteam wieder einen fiesen Serienmörder jagen, so wie es in den vorherigen Bänden war und wie alle Fans die Reihe lieben.
Der 11. Band der Jorden-Hill-Reihe erhält vier Sterne.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Wenn es dunkel wird ...

Nacht
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Mit "Nacht" läßt Bernard Minier seinen Kommissar Martin Servaz aus Toulouse bereits ein viertes Mal Verbrecher jagen. Dieser Band schließt enger an die Ereignisse der ersten beiden Thriller an, in denen ...

Mit "Nacht" läßt Bernard Minier seinen Kommissar Martin Servaz aus Toulouse bereits ein viertes Mal Verbrecher jagen. Dieser Band schließt enger an die Ereignisse der ersten beiden Thriller an, in denen der Serienmörder Julian Hirtmann eine wichtige Rolle gespielt hat. Man kann diesen Band aber auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Ein erstes Todesopfer, das auf einer norwegischen Ölplattform gearbeitet hat, bringt die Suche nach Hirtmann wieder in Gang. Nachdem er jahrelang verschwunden war, scheint es endlich wieder eine Spur des schweizer Serienmörders zu geben. Martin Servaz jagt derweil einen Serienvergewaltiger und wird dabei schwer verletzt.

Hirtmann beginnt erneut ein psychologisches Katz und Maus-Spiel mit Servaz. Langsam wird klar, warum der Verbrecher sich aus seiner Deckung gewagt hat. Eine interessante neue Entwicklung.

Minier lässt seinen Figuren wieder Zeit und Raum, um sich zu entwickeln, zu reflektieren und zu handeln. Das gilt auch viele Nebenfiguren, denen ein umfangreicher Hintergrund zugestanden wird. Dies macht die Figuren lebendiger und glaubhafter. Der Schreibstil hat für mich bei aller Spannung immer etwas Beherrschtes. So stelle ich mir auch die Hauptfigur vor, beherrscht und abgeklärt. Daher empfinde ich diesen Stil als absolut stimmig.

Es passiert sehr viel in diesem vierten Band und die Handlung führt durch mehrere Länder, das fördert das Lesetempo. Reichlich brenzlige Situationen sorgen gehörig für Spannung und die kurzen Kapitel tun ein Übriges. Es wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt, so dass sich die Handlung von mehreren Seiten aus auf das Ende zubewegt. Minier gelingt es auch hier wieder, mit Überraschungen aufzuwarten. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, denn das Ende hat es in sich.

Insgesamt ein sehr spannender Thriller mit etwas Grusel, denn die bedeutenden Ereignisse geschehen in der Nacht, wie der Titel bereits andeutet. Ich habe das Buch rasch durchgelesen und vergebe vier Thrillersterne.

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