starker Auftakt - lebendige Zeitreise
Die Wunderfrauen* "Ich habe eine andere Idee", sagte sie und ließ ihn gewähren. Dann wagte sie es einfach: "Wie wäre es mit einem Laden?" So, nun war es gesagt. Sie atmete aus. *
Stephanie Schuster fängt den Zeitgeist ...
* "Ich habe eine andere Idee", sagte sie und ließ ihn gewähren. Dann wagte sie es einfach: "Wie wäre es mit einem Laden?" So, nun war es gesagt. Sie atmete aus. *
Stephanie Schuster fängt den Zeitgeist der 50-iger Jahre geschickt ein und trotz durchaus auch mal ernsterer Themen ist "Die Wunderfrauen" ein absoluter Wohlfühlroman.
4 Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, deren Wege sich immer wieder kreuzen, bis sie irgendwann zusammenwachsen und Freundschaften entstehen.
Luise träumt nach dem Tod der Schwiegermutter von einem eigenen kleinen Laden. Selbständig sein, etwas wagen, ihre Träume verwirklichen.... Helga, die lebenslustige Fabrikantentochter möchte nicht länger nur eine gute Partie und vorzeigebrav sein. Sie bricht mit ihrem Elternhaus und geht als Lernschwester ihren eigenen Weg. Annabel, Arztgattin und Mutter merkt wie ihr Mann sich immer mehr von ihr entfernt und sie in einem goldenen Käfig sitzt. Und Marie. Marie, die auf der Flucht aus Schlesien alles verloren hat und einfach neu beginnen möchte, aber ihre Vergangenheit immer im Gepäck hat. .
Was für ein großartiger Roman, der absolut hält, was man sich von ihm verspricht. "Die Wunderfrauen" lässt die 50-iger Jahre herrlich lebendig wieder aufleben. Man fühlt sich sofort hineinversetzt in eine Zeit, die man aus Erzählungen der Eltern und Großeltern kennt. Die Zeit des Wirtschaftswachstums, der wunderbaren Tante Emma Lädchen, in denen man von Milch bis Perlonsöckchen alles bekam, sogar telefonieren konnte und das ganze Dorf hörte mit - aber auch die Zeit, in der Frauen sich ihre Eigenständigkeit und Rechte noch erkämpfen mussten und so manche Nachbarin neidvoll lästerte.
Stephanie Schuster hat mit ihren Charakteren starke, authentische Frauen erschaffen, die ihre Träume und Wünsche haben und doch eigentlich einfach nur glücklich sein möchten. Sie gehen einem nahe und man kann ihr Leben, ihr Denken und Handeln so gut nachvollziehen - auch wenn die ein oder andere sich erstmal ihren Platz und Sympathie erkämpfen muss. Einige Szenen werden dafür aus dem jeweils anderen Blickwinkel kurz wiederholt und der überrascht so manches Mal. Das hat mir sehr gefallen.
Ein weiteres kleines Highlight waren die Notizen und Auszüge aus Luises Kladde, wie Lebensmittelkunde, ein Rezept für Brennsuppe, Ideen für den Verkauf usw. Der Schreibstil ist insgesamt sehr angenehm, flott und leicht und es macht einfach Spaß die vier Frauen auf ihrem Weg zu begleiten.
Fazit: Ein sehr gelungener Auftakt und eine unterhaltsame Zeitreise. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.