Unglaublich emotionale Geschichte
Bus 57 beruht auf einer wahren Geschichte und ist eine Dokumentation über das Leben der beiden Beteiligten, sowie die eigentliche Tat und den darauffolgenden Gerichtsprozess. Die Autorin hat dafür den ...
Bus 57 beruht auf einer wahren Geschichte und ist eine Dokumentation über das Leben der beiden Beteiligten, sowie die eigentliche Tat und den darauffolgenden Gerichtsprozess. Die Autorin hat dafür den Prozess verfolgt und Interviews mit den Beteiligten und ihren Freunden und Verwandten geführt um ein möglichst Komplexes Bild über die beiden Jugendlichen zu ermöglichen.
Im ersten Abschnitt des Buches lernt man Sasha kennen. Sier (Im englischen „they“ (Das Pronomen für die deutsche Übersetzung wurde aber mit Sasha abgeklärt)) identifiziert sich als agender, also weder als Mann noch als Frau und hat deshalb auch ein anderes Pronomen für sich angenommen. Der Leser erfährt vieles über siere Kindheit und das Coming-Out. Unterstützt wird dies durch viele allgemeine Informationen über Geschlechter, Sexualität und Romantik, die manchmal etwas wissenschaftlich wirkten, das Buch aber gut ergänzt haben und zum Teil sehr lehrreich waren, auch wenn ich die meisten Informationen und Begriffe schon kannte. Sasha geht auf eine Privatschule, in der viel Wert auf Akzeptanz gelegt wird und die Tatsache, dass sier sich als agender identifiziert wird von den meisten Menschen in sierer näheren Umgebung als keine große Sache angesehen.
Im zweiten Abschnitt lernt der Leser Richard kennen, der in einer deutlich ärmeren Umgebung aufgewachsen ist als Sasha. Besonders gut gefallen hat mir an diesem Punkt, dass die Autorin die Situation und die beiden Beteiligten nicht einfach in schwarz und weiß dargestellt hat, sondern auch aufzeigt, wie es dazu kam, dass Richard das Verbrechen begangen hat. Richard hat es nicht immer leicht im Leben gehabt, ist aber eigentlich ein fröhlicher Junge, der hofft später mal etwas im Leben zu erreichen. Das Verbrechen meint er eigentlich nicht böse, sondern nur als Witz, doch sorgen seine unüberlegten Aussagen dafür, dass sein Verbrechen als Hassverbrechen eingestuft wird. Richards Buchabschnitt wird durch viele Statistiken zu afroamerikanischen Jugendlichen, Gangs, Schulabbrechern und der Behandlung durch das Justizsystem unterstützt.
In den letzten beiden Teilen werden dann schließlich das Feuer und die anschließende Gerichtsverhandlung behandelt. Dabei merkt man wie viel Unterstützung Sasha von der LGBTQ+-Community, aber auch von den anderen Menschen in sierer Umgebung erhält.
Richard wird währenddessen als Erwachsener angeklagt und die unterschiedliche Behandlung von Weißen und Afroamerikanern im amerikanischen Justizsystem wird verdeutlicht.
Für mich war das Buch einfach mal etwas Anderes. Es ist kein wirklicher Roman, mit einer total spannenden, flüssigen Handlung, sondern geht mehr um die Analyse der beiden Persönlichkeiten und die Frage danach ob man Richard wirklich so hart für seine Tat bestrafen müsste. Es regt definitiv zum Nachdenken an und die vielen Informationen über Gender, Sexualität, Gangs und das Justizsystem ergänzen das Buch gut. Die Geschichte hat mich wirklich berührt, vermittelt aber auch Hoffnung, indem es zeigt, dass Menschen, die „anders“ sind als andere immer mehr Akzeptanz und Unterstützung erfahren.
Lediglich der letzte Abschnitt rund um die Gerichtsverhandlung war mir persönlich etwas zu lang gehalten, weshalb ich dem Buch nur 4.5 Sterne gebe.