"Clockwork Angel" hat mir sehr gut gefallen. Schon das Setting (das Viktorianische England) hat mich fasziniert und obwohl die Autorin sich einige Freiheiten genommen hat, fand ich die Atmosphäre überzeugend. Besonders mochte ich, wie mit den Geschlechterrollen gespielt wurde - die Schattenjäger geben den Frauen in manchen Bereichen mehr Rechte, was für die Protagonistin Tessa verwunderlich ist, aber dennoch sind sie keineswegs vollkommen gleichgestellt. Dies war für mich interessant, ebenso wie die Auszüge aus dem Codex, durch den wir mehr über die Kultur der Schattenjäger erfahren haben.
Sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und ich konnte zu den meisten von ihnen eine Bindung aufbauen. Besonders gefreut hat mich, dass auch Charaktere, die wir schon aus den anderen Büchern kennen, aufgetaucht sind (Magnus!) oder dass wir ihre Vorfahren kennen lernen konnten.
Die Figurenkonstellation ist auf den ersten und auch zweiten Blick zwar ähnlich wie in den "Chroniken der Unterwelt" und gerade Will hat zu Beginn einige Gemeinsamkeiten mit Jace, doch es gibt auch viele Unterschiede, die im Laufe der Geschichte immer klarer hervortreten. Alle drei Hauptpersonen (Tessa, Will und Jem) haben Stärken und Schwächen, Sehnsüchte und Geheimnisse. Im ersten Band haben wir schon einiges über sie erfahren, doch viele Fragen sind noch offen geblieben. Was genau ist Tessas Abstammung? Kann Jem geholfen werden? Was ist mit Wills Familie passiert? All diese Rätsel machen neugierig auf die nachfolgenden Bände und ich bin wirklich gespannt, wie die Autorin alles zusammenführen und aufklären wird.
Ich muss aber auch sagen, dass ich ein paar Schwierigkeiten mit Will hatte. Er ist mir, genau wie Tessa und Jem, ans Herz gewachsen, aber trotzdem verhält er sich stellenweise viel zu kalt und fast schon grausam, gerade Tessa gegenüber. Es hängt vermutlich mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit zusammen, aber trotzdem ist es nicht richtig und hat dafür gesorgt, dass er mir etwas weniger sympathisch ist als die anderen beiden. Und ich befürchte, dass sein abweisendes Verhalten dafür gesorgt hat, Tessa in Jems Arme zu treiben... dabei hätte ich auf noch eine Dreiecksbeziehung wirklich verzichten können, aber vielleicht werde ich hier auch positiv überrascht werden.
Die Geschichte selbst ist spannend und fesselnd; von Anfang an ist alles geheimnisvoll und verzwickt, sodass mit jeder neuen Enthüllung neue Fragen auftauchen. Zudem gibt es einige Wendungen, mit denen ich gar nicht gerechnet und die mich sehr überrascht haben. Es hat mir gut gefallen, dass die Gegenspieler den Schattenjägern ein paar Schritte voraus sind und somit eine echte Gefahr darstellen. Die Bedrohung durch die Klockwerk-Menschen (diese 'Übersetzung' von Clockwork finde ich wirklich furchtbar) passt gut in die damalige Zeit.
Natürlich gibt es auch ein paar Klischees und kleinere Schwächen, aber diese haben mich nicht gestört. "Clockwork Angel" ist ein guter Einstieg in die Trilogie und ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird.
4,5/5 Sternen