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Veröffentlicht am 26.06.2020

Ein unangenehmer Toter

Friesenbrauer. Ostfrieslandkrimi
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Nach einer Bierverkostung wird im Sudhaus der Borkum Brauerei ein Toter gefunden. Es handelt sich um den Brauer Okko Jopp, der mit dem Oberkörper im Biertank hing. Er hatte am Abend vorher ziemlich gebechert. ...

Nach einer Bierverkostung wird im Sudhaus der Borkum Brauerei ein Toter gefunden. Es handelt sich um den Brauer Okko Jopp, der mit dem Oberkörper im Biertank hing. Er hatte am Abend vorher ziemlich gebechert. War er dadurch unvorsichtig, war es ein Selbstmord oder hatte jemand nachgeholfen? Brauereibesitzer Gunter Feldmann ist nicht besonders erfreut über die Ermittlungen, welche die Kommissare Mona Sander und Enno Moll nun einleiten müssen. Okko Jopp war ein Stinkstiefel, der mit niemandem auskam und Feldmann hat sich mit seinen rigorosen Vermarktungsmethoden bei den Borkumer Gastronomen auch nicht beliebt gemacht. Doch reicht das für einen Mord?
Ich habe schon einige Ostfrieslandkrimis von Sina Jorritsma gelesen. Obwohl die Kommissare Mona Sander und Enno Moll nun schon zum siebzehnten Mal ermitteln, habe ich sie nun erst zum zweiten Mal begleiten dürfen. Der Schreibstil liest sich gut und flüssig. Die Atmosphäre der Insel Borkum ist gut zu spüren und macht Lust auf einen Urlaub dort.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und das Team von der Inselpolizei gefällt mir auch gut. Mona und Enno sind sehr unterschiedlich, ergänzen sich aber gut. Während Mona ihr aufbrausendes Temperament immer wieder mühsam zügeln muss, ruht Enno in sich. Er kennt als Einheimischer auch Gott und die Welt. Zwischen den Kommissaren herrscht ein lockerer Umgangston. Es gibt immer wieder neue Verdächtige. Mich hat es ein wenig gestört, wie schnell sich da auf eine Person festgelegt wurde, um sich schon bald beim nächsten Verdächtigen wieder sicher zu sein, bis sich die Verdachtsmomente zerschlugen. Ermittlungen sollten doch wohl in alle Richtungen geführt werden. Egal, der Fall ist spannend und die Ermittlungen sind nicht leicht. Zudem machen die Leute um Brauereibesitzer Feldmann es Mona und Enno schwer und mir als Hobbyermittler natürlich auch. So blieb es bis zum Ende spannend.
Mir hat dieser Ostfrieslandkrimi wieder gut gefallen.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Ein aussichtsloser Kampf

Ich bleibe hier
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Im Zweiten Weltkrieg werden die Südtiroler zum Spielball der politischen Verhältnisse. Hitler und Mussolini treffen eine Abmachung und die Südtiroler sollen wählen, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder ...

Im Zweiten Weltkrieg werden die Südtiroler zum Spielball der politischen Verhältnisse. Hitler und Mussolini treffen eine Abmachung und die Südtiroler sollen wählen, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder auswandern ins „Deutsche Reich“. Viele Wandern aus, aber die junge Trina beschließt zu bleiben. Als ihr verboten wird, weiter als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Sie bleibt in ihrer Heimat. Doch später will ein Energiekonzerneinen Stausee errichten und ihr Dorf soll überflutet werden. Trina leistet Widerstand mit aller Kraft.
Dies war mein erstes Buch des Autors Marco Balzano und es hat mich sehr beeindruckt. Die Beschreibungen lassen Bilder entstehen, die auf mich authentisch, aber auch ziemlich düster wirken. Das Leben in Südtirol ist hart und der Krieg trägt auch noch seinen Teil dazu bei. Als das alles überstanden ist, kommt der nächste Schlag – die Zurückgebliebenen sollen weichen, da ihre Heimat überflutet werden soll.
Das was dort in Südtirol geschehen ist, ist real, wie der Kirchturm beweist, der aus dem Rechensee ragt. Trina allerdings ist eine fiktive Person.
Wer am Rande des Braunkohltagesbaus lebt wie ich, kann gut nachvollziehen, was es bedeutet, wenn einem die Heimat genommen wird. Trina ist tief mit ihrer Heimat verwurzelt. Sie ist eine mutige und starke Frau, die es ihr Leben lang nicht leicht hat und vieles ertragen muss. Doch trotzdem kämpft sie und hat doch keine Chance, denn was können die Menschen schon gegen die wirtschaftlichen Interessen eines großen Konzerns ausrichten. Auch die anderen Charaktere sind authentisch dargestellt.
Diese sehr emotionale Geschichte stimmt sehr nachdenklich und hallt noch lange nach. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Nebelkinder

Nebelkinder
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Welche Auswirkungen haben die Schrecken des Krieges auf die nachfolgenden Generationen? Stefanie Gregg wurde durch ihre eigene Familiengeschichte dazu animiert, sich in ihrem Roman „Nebelkinder“ mit diesem ...

Welche Auswirkungen haben die Schrecken des Krieges auf die nachfolgenden Generationen? Stefanie Gregg wurde durch ihre eigene Familiengeschichte dazu animiert, sich in ihrem Roman „Nebelkinder“ mit diesem Thema zu beschäftigen.
Robert ist Liliths große Liebe und doch reicht es nicht für ein gemeinsames Leben. Er heiratet eine andere. Eines Tages bittet Robert Lilith, dass sie seinen Sohn Aaron aus einer außerehelichen Beziehung aufnimmt, da die Mutter gestorben ist. Lilith fühlt sich dazu nicht in der Lage. Ihre Mutter Anastasia will ihr eine Entscheidung ermöglichen und verlangt, dass sie gemeinsam eine Reise nach Breslau machen. Dort erfährt Lilith so nach und nach, was ihrer Großmutter Käthe und ihrer Mutter Ana im Krieg widerfahren ist. Über dieses Thema wurde zuvor nicht gesprochen und doch war es immer unterschwellig präsent. Lilith beginnt zu verstehen, warum sie so ein distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.
Ich bin selbst ein Kind der Nachkriegsgeneration und kenne dieses Schweigen. Es verfestigt sich und oft ist man erst nach vielen Jahren soweit zu hinterfragen und dann ist es oft zu spät
Käthe hat vieles aufgegeben, um mit ihrer großen Liebe Ludwig zusammen zu sein. Ihr wird viel abverlangt und dann beginnt der Krieg. Sie will nicht weg aus Breslau, weil sie Angst hat, dass sie Ludwig nicht mehr wiedersieht, wenn sie weggeht. Doch ihre Schwester Selma drängt zur Flucht. Ihre Not wird ausgenutzt und Käthe zieht sich immer mehr in sich zurück. So muss Ana vorzeitig erwachsen werden und sich um Käthe und ihre kleine Schwester Leni kümmern. Aber auch in der Nachkriegszeit in München ist es Ana, die viel Verantwortung für ihre Familie übernimmt. Glücklicherweise sind Selma und ihr Sohn Wolfi oft eine Hilfe.
Es ist einfach furchtbar, was die Frauen und ihre Kinder auf der Flucht mitmachen. Diese Erlebnisse müssen Traumata nach sich ziehen, doch man redete nicht drüber und versuchte alles abzuschütteln und nach vorne zu sehen. Ich habe mitgelitten, als ich diese Geschichte gelesen haben, aber irgendwie kamen mir bis auf Ana die Personen nicht nahe. Trotzdem hat mich dieses Buch gepackt.
Es ist eine berührende und tragische Familiengeschichte.

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Veröffentlicht am 21.06.2020

Mythen, Traditionen, Politik und Liebe

Die sardische Hochzeit
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Leo Lanteri ist auf Sardinien angekommen, nachdem er flüchten musste, weil er im Streit einen Faschisten getötet hat. Sein Vater will zu Hause alles regeln, damit sein Sohn und Erbe unbeschadet zurückkehren ...

Leo Lanteri ist auf Sardinien angekommen, nachdem er flüchten musste, weil er im Streit einen Faschisten getötet hat. Sein Vater will zu Hause alles regeln, damit sein Sohn und Erbe unbeschadet zurückkehren kann. Es ist eine politisch unruhige Zeit, weil Mussolini die Macht anstrebt und seine Anhänger nicht gerade zimperlich mit Andersdenkenden umgehen. In diese brodelnde Atmosphäre gerät Leo, als er in Sassari ankommt. Als er dann Gioia, der Tochter eines Gutsherrn, begegnet, ist es um ihn geschehen. Eine Liebe, die nicht sein darf, deen Gioia ist verlobt und die Hochzeit soll in wenigen Tagen stattfinden. Aber auch ehemalige Kriegskameraden laufen Leo wieder über den Weg und holen Erlebnisse hoch, die Leo lieber hinter sich lassen würde.
Die Vorgeschichte zu diesem Buch hatte ich bereits gelesen. Dennoch habe ich mich mit diesem Buch anfangs ein wenig schwergetan, aber schon bald wurde ich dann von dieser Geschichte wirklich gepackt. Die Verhältnisse zu jener Zeit sind hochexplosiv in Italien und ganz besonders auf Sardinien. Die Faschisten wollen Mussolini an die Macht bringen und dabei gehen sie rücksichtslos vor. Die „Bubenarmee“ von Sassari leistet mit ungewöhnlichen Mitteln, aber unerbittlich Widerstand.
Die einzelnen Kapitel beginnen mit Mythen und Sagen der Sarden, die einen großen Einfluss auf das Leben haben. Dadurch begreift man, warum sich die Menschen so verhalten, wie sie es nun einmal tun. Aber der Glaube an diese Mythen kann auch verheerende Folgen haben.
Die Charaktere sind interessant und authentisch beschrieben. Dabei gibt es einige sympathische und viele, die mir nicht gefallen haben. Leo und Gioia mochte ich sehr. Sie fühlen sich auf den ersten Blick zueinander hingezogen. Die beiden verbindet zudem die Liebe zur Musik. Leo hat mir oft leidgetan, weil er so unter den Kriegstraumata leidet. Gioia lebt zwar in privilegierten Verhältnissen, doch ihr Vater ist zum zweiten Mal verheiratet und Gioia stört nur. Dafür hat sie ein besonderes Verhältnis zu ihrer Tante Bonaria Titù. Auch Gavino, der Verlobte von Gioia, ist sympathisch und Leo mag ihn, obwohl er ein Rivale ist. Seine Mutter Teresina Marras ist eine Frau, die für ihre Familie das Beste will, aber sehr hart ist. Bewundernswert sind aber auch Dottore Spanu, die junge Minnià Caddedu und ihr Bruder Mario. Daneben gibt es aber sehr viele unangenehme Personen. Besonders Boi, ein ehemaliger Kriegskamerad von Leo, ist ein furchtbarer Typ – er ist egoistisch und ehrgeizig, manipulierend und rücksichtslos und ihm gilt ein Menschleben nichts. Der Dichter Raffaele D´Avenia ist als Einpeitscher in Sachen Faschismus unterwegs.
Dieses Buch ist mehr als eine Liebesgeschichte, es ist ein Stück Zeitgeschichte und eine Dokumentation über die Sarden, ihr Leben und ihre Mythen. Wenn man sich durch den etwas zähen Anfang nicht schrecken lässt, erwartet einen eine wundervolle und fesselnde Geschichte mit einem überraschenden Ende. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Ein Familiendrama

Goldkind
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Die Zwillingsbrüder Peter und Paul wachsen auf Trinidad auf. Während Peter ein sehr intelligenter Junge ist, kam Paul mit einer Behinderung auf die Welt. Die Mutter Joy sorgt dafür, dass Peter seinen Bruder ...

Die Zwillingsbrüder Peter und Paul wachsen auf Trinidad auf. Während Peter ein sehr intelligenter Junge ist, kam Paul mit einer Behinderung auf die Welt. Die Mutter Joy sorgt dafür, dass Peter seinen Bruder unterstützt. Der Vater Clyde kommt dagegen aber nicht wirklich damit zurecht, dass Paul immer wieder Ärger macht. Dann ist Paul verschwunden. Während die Mutter sehr besorgt ist, macht sich Clyde widerwillig auf die Suche. Nach langem Warten melden sich die Entführer und Clyde muss eine ungeheuerliche Entscheidung treffen.
Die Verhältnisse sind schwierig auf Trinidad. Es gibt viel Gewalt, Drogen und vor allem Armut. Auch Clyde und seine Familie kommen nur schwer zurecht und Clyde muss seinen Stolz überwinden und von Verwandten Hilfe annehmen. Doch das sorgt für Missgunst im Kreis der Verwandten. Es schwelt und dann kocht die Situation über und es passiert etwas, dass alles verändert – auch für die Zwillinge.
Es ist eine Geschichte, die einen erschreckt und teils abstößt, doch von Anfang an wird man trotzdem so gepackt, dass man einfach weiterlesen muss. Man will wissen, wie es endet. Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch, man fühlt sich in diese schwüle und bedrohliche Umgebung versetzt.
Die Charaktere sind gut beschrieben, auch wenn sie mir etwas fremd blieben. Joy und Clyde tun ihr Bestes, um mit Kindern über die Runden zu kommen. Aber immer wieder fällt die große Verwandtschaft von Joy am Wochenende bei ihnen ein und will versorgt werden. Peter fällt alles leicht im Leben und er soll es einmal besser haben. Dank Onkel Vishnu, der Arzt ist, liegt auch Geld auf der Bank, um Peter ein Studium im Ausland zu verschaffen. Doch dann haben die Entführer Paul und verlangen ein Lösegeld. Clyde muss sich entscheiden. Soll er dem einen Sohn seine Chance nehmen oder den anderen opfern?
Mit jedem Satz spürt man, dass die Geschichte auf etwas Schreckliches zusteuert. Dieses Buch nimmt einen emotional mit und doch ist es lesenswert.

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