Ein Sanatorium am Meer
Die DünenvillaDer Klappentext: „…Marthaʼs Vineyard 1884: Weil ihn die langen Sandstrände und sanften Dünen an die heimische Ostsee erinnern, wählt der deutsche Arzt Friedrich Böhm die Insel vor der Ostküste der USA ...
Der Klappentext: „…Marthaʼs Vineyard 1884: Weil ihn die langen Sandstrände und sanften Dünen an die heimische Ostsee erinnern, wählt der deutsche Arzt Friedrich Böhm die Insel vor der Ostküste der USA als Standort für sein Sanatorium. Hier will der Auswanderer seiner Familie eine neue Zukunft aufbauen. Doch Böhms Sohn Thomas hat nur widerwillig Medizin studiert, viel lieber würde er sich der aufstrebenden Psychologie zuwenden. Und seine Tochter Sophia sieht mit ihrem gelähmten Bein keine Perspektive im Leben – wozu könnte sie schon nützen, und welcher Mann sollte eine behinderte Frau lieben? Als sie sich jedoch in den Naturforscher Scott verliebt, wird ihr Mut erneut auf eine schwere Probe gestellt, denn Scott will keinesfalls auf Marthaʼs Vineyard bleiben. Sein Herz gehört dem auf immer verlorenen alten Westen der USA mit seinen riesigen Büffelherden und Schwärmen von Wandertauben, die den Himmel verdunkeln. Kann die Zukunft eine Chance haben, wenn man die Vergangenheit nicht loslassen kann?...“
Zum Inhalt: Der Hauptstrang der Geschichte dreht sich um die vierköpfige deutsche Arztfamilie Böhm, Vater, Sohn Thomas, beides Ärzte und die Zwillinge Julia und Sophia. Die Familie Böhm musste von Deutschland nach Amerika auswandern und der Vater wollte sich eigentlich in Savannah als Arzt niederlassen, doch es kommt anders. Durch einen Schiffsbruch stranden sie auf Marthaʼs Vineyard und gründen dort ein Sanatorium an der Küste. Allen Widerständen zum Trotz träumt Thomas von einem Psychologie-Studium, einer umstrittenen Wissenschaft, Julia träumt von einer vorteilhaften Heirat und Sophia wollte eigentlich Künstlerin werden und ist nun etwas verloren, bis der Naturforscher Scott ihr Interesse weckt. Scotts Leidenschaft gilt den amerikanischen Wandertauben, eine Taubenrasse die ursprünglich in riesigen Schwärmen den Himmel über Amerika beherrschte und nun 1884 fast ausgerottet ist, von der Ausrottung der Büffel haben ja die meisten schon etwas gehört, das das gleiche Schicksal auch Tauben betraf war zumindest für mich etwas Neues.
Der Stil: Die Autorin Nicole Winter hat einen sehr angenehmen und leicht lesbaren Schreibstil, allerdings kam es für mich immer wieder zu Sprüngen im Zeitfluss, die mich etwas irritierten. Die Charaktere, allen voran die Mitglieder der Familie Böhm werden sehr lebendig und facettenreich beschrieben und an Hand ihrer Probleme, Träume und Gedanken werden zeitrelevante Themen der Medizin, der Naturwissenschaft und auch der Gesellschaft interessant und anschaulich in die Handlung eingebaut. Gerade das Thema der Psychologie, die damals noch in den Kinderschuhen steckte und die weibliche Hysterie werden sehr plastisch dargestellt. Auch auf die Problematik des Artensterbens wird nachdrücklich hingewiesen und Scotts Kampf gegen die Windmühlen verständlich beschrieben. Wichtige Themen, die in einer unterhaltsamen und abwechslungsreichen Familiensage eingebettet wurden. Erzählt wird in der 3. Person und man begleitet hauptsächlich Sophia, sowie Thomas und Scott, die Personen mit den meisten Konflikten.
Ich danke dem Droemer Knaur Verlag und NetGalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, meine Meinung wurde davon aber nicht beeinflusst.