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Veröffentlicht am 25.06.2020

Herrlich!

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger (Die Fowl-Zwillinge 1)
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Die elfjährigen Zwillinge Myles und Beckett Fowl sind alleine zu Hause, beaufsichtigt von der KI NANNI, als der langlebige Aristokrat Teddy Bleedham-Drye sich für etwas auf dem Grundstück der Familie interessiert, ...

Die elfjährigen Zwillinge Myles und Beckett Fowl sind alleine zu Hause, beaufsichtigt von der KI NANNI, als der langlebige Aristokrat Teddy Bleedham-Drye sich für etwas auf dem Grundstück der Familie interessiert, etwas, das ihm ewiges Leben bescheren könnte. Zur gleichen Zeit befindet sich auch Specialist Lazuli Heitz von der Zentralen Untergrund-Polizei in der Nähe und wird in die Geschehnisse verwickelt. Ein actionreiches und irrwitziges Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Fowl, der Name kommt sicher dem einen oder anderen bekannt vor, und ja, die Zwillinge sind die jüngeren Brüder Artemis Fowls, dem der Autor bereits eine Buchreihe gewidmet hat. Artemis ist zur Zeit im All unterwegs, kann sich also nicht in die Geschichte einmischen, und die Zwillinge sind, zusammen mit Nanni, dem Troll Wistleblower und Lazuli auf sich alleine gestellt, während sie es nicht nur mit Bleedham-Drye sondern auch einer (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagfertigen Nonne zu tun bekommen.

Wer die Artemis Fowl-Reihe kennt, weiß schon, was auf ihn zukommt und wird sich köstlich amüsieren. Ich jedenfalls tat es, und zwar von Anfang an. Alleine die Einführung der Charaktere ist bereits ein Highlight, aber auch dabei zu sein, wie die Kinder von einer schier ausweglosen Situation in die nächste geraten – Eoin Colfer erzählt gewohnt humorvoll.

Die Zwillinge sind zudem ideale Partner. Während Myles hochintelligent ist, offenbar sogar noch klüger als Artemis je war, ist Beckett ein fröhlicher Junge, der vor allem sportlich Höchstleistungen präsentiert, aber auch noch andere hilfreiche Fähigkeiten hat. Lazuli muss zuerst damit klarkommen, dass Oberirdische sie gesehen haben, und sich danach an die unkonventionellen Methoden der Fowls gewöhnen. Und Whistleblower? Der ist halt ein Troll, wenn auch ein kleiner.

Auch die Bösen spielen ihre Rollen gut. Der einhundertfünfzigjährige Aristokrat ist ein würdiger Antagonist. Um so alt zu werden, hat er vieles getan, das meiste davon illegal und um jeden Preis. Nun stehen ihm die Jungs im Weg, aber leicht wird er es nicht mit ihnen haben. Dazu kommt noch Schwester Jerónima, die, obwohl Nonne, doch eher den weniger Guten zuzurechnen ist. Wirklich nonnenhaft benimmt sie sich nicht.

Das Ende lässt auf eine Reihe mit den Zwillingen hoffen – ich würde mich sehr freuen.

Die Geschichte ist actionreich, manchmal fast slapstickartig erzählt, aber den Humor muss man schon mögen. Ich habe viel geschmunzelt und fand es auch richtig spannend. Auch wenn der Roman sich wohl eher an Jugendliche wendet, wie schon die Artemis-Fowl-Romane, können auch Erwachsene sehr gut unterhalten werden.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Fünfter Band einer der für mich besten Krimireihen

Zornesbrand
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Kristina hat es endlich geschafft, sich von Henning zu trennen, heimlich hat sie die Wohnung gewechselt, und hofft, dass er sie nicht finden kann, dass sie seinen Psychospielen, seinem Kontrollwahn, seiner ...

Kristina hat es endlich geschafft, sich von Henning zu trennen, heimlich hat sie die Wohnung gewechselt, und hofft, dass er sie nicht finden kann, dass sie seinen Psychospielen, seinem Kontrollwahn, seiner Brutalität entkommen ist.

Jennifer Leitner erlebt eine persönliche Niederlage vor Gericht, die möglicherweise noch ernstere Konsequenzen für sie haben wird. Ihre Beziehung zu Staatsanwalt Oliver Grohmann wird dadurch auch nicht leichter. Und der neue Fall eines Serienvergewaltigers, der schnell eskaliert, ist nicht nur besonders grausam, sondern weckt unschöne Erinnerungen.

Nun hat es doch ein Jahr gedauert, bis ich endlich dazu kam, diesen Roman zu lesen, auf den ich so lange warten musste, nachdem der ursprüngliche Verlag sich von seinen Krimireihen getrennt hatte. Doch die Autorin wusste sich zu helfen, und so ist 2019 endlich Band 5 der Reihe erschienen.

Saskia Berweins Reihe hatte mich vom ersten Band an fasziniert, für mich ist sie eine der besten Reihen des Genres, und so bin ich sehr froh, dass sie weitergeht. Inhaltlich knüpft Band 5 direkt an den Vorgängerband an, und schnell ist die Erinnerung wieder da. Ich kann hier schon sagen, dass mich auch dieser Roman wieder überzeugt hat und ich darauf hoffe, noch viele weitere lesen zu können.

Die Autorin hat ein Händchen dafür, den Leser schnell in ihre Geschichte zu ziehen und ihn emotional an ihre Charaktere zu binden. So leidet man mit Kristina mit und hofft, dass sie ihrem Peiniger endlich entkommt. Freude kam bei mir auf, dass eine ihrer Nachbarinnen Charlie ist, die man bereits in Band 1 kennen lernen konnte, und die meine heimliche Favoritin der Reihe ist. Sie hat hier eine kleine, aber wichtige Rolle. Auf Jennifer reagiere ich immer etwas ambivalent. Einerseits mag ich sie, andererseits ist sie kein einfacher Charakter, und man möchte sie hin und wieder schütteln, wenn sie Dinge tut oder sagt, die man nicht ganz nachvollziehen kann. Dafür hat Oliver schnell wieder meine ganze Sympathie. Überrascht hat mich Jennifers Partner Frank. Alle Charaktere sind gut gezeichnete Typen, die authentisch wirken.

Die Geschichte ist spannend und auch hier ist man schnell emotional beteiligt, auch weil man manche Opfer vorab näher kennen lernt. Manche Szenen sind recht explizit, und daher nicht unbedingt für zarte Gemüter geeignet, aber bis ins letzte Detail geht die Autorin nicht. Insgesamt legt sie auch viel Wert auf die emotionale und psychologische Seite – auch der Täter kommt zu Wort. Außerdem erzählt die Autorin sehr stimmungsvoll, z. B. das erste Kapitel oder die Szenen, als jemand nachts allein im Park unterwegs ist, nehmen einen sofort gefangen – der Roman ist insgesamt sehr atmosphärisch.

Am Ende ist der Fall – mit einem Paukenschlag – aufgeklärt, und dennoch will man unbedingt weiterlesen, denn das Private nimmt ebenfalls einen großen Teil ein, ich mag das. Die Aufklärung ist überraschend, aber nachvollziehbar, und hat meine Gedanken auch noch im Griff. Mir hat sie einen Moment die Luft genommen, und ich finde sie großartig.

Ich bin glücklich, dass die Autorin einen Weg gefunden hat, Band 5 zu verwirklichen und hoffe auf viele weitere Fälle für Leitner und Grohmann. Auch dieser Band hat mich wieder vollkommen überzeugt und mir spannende Lesestunden bereitet. Daher gibt es natürlich eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Fesselnd

Das Reich der Grasländer 1
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„Die Starken haben es nicht nötig, die Schwachen zum Schweigen zu bringen, sie beweisen sonst nur, dass sie die wahrhaft Schwachen sind“ (S. 56)

Prinz Morgan hat sich im Altherzwald verirrt, Graf Eolair ...

„Die Starken haben es nicht nötig, die Schwachen zum Schweigen zu bringen, sie beweisen sonst nur, dass sie die wahrhaft Schwachen sind“ (S. 56)

Prinz Morgan hat sich im Altherzwald verirrt, Graf Eolair wurde gefangengenommen, Tzoja ist geflohen und Miriamel zu einer Hochzeit gereist. Derweil scheinen die Nornen immer aktiver zu werden.

Wie mittlerweile in der Fantasy immer gebräuchlicher (s. z. B. Martin und Rothfuss) werden auch in dieser Reihe die Originalbände im Deutschen zweigeteilt, d. h., dies ist der erste Teil des zweiten Bandes der neuen Reihe.

Tad Williams schreibt sehr komplex, man muss schon ein bisschen aufmerksam lesen und sollte möglichst entweder größere Erfahrung mit Fantasyepen haben oder, noch besser, die Vorgängerbände kennen. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, so dass die meisten Fraktionen abgedeckt werden. Alle Perspektiven sind sehr interessant und spannend zu lesen. Da dies ein erster Teil ist, sollte man aber nicht erwarten, dass am Ende viel aufgelöst wird. Zudem knüpft es direkt am Vorgängerband an, die Bände dieser Reihe gehen ineinanderüber, und erst am Ende wird es wohl eine wirkliche Auflösung geben. Ich liebe so etwas und bin auch hier sofort gefesselt.

Die Charakterzeichnungen gefallen mir gut, man kommt den Charakteren sehr nahe. Der Autor erzählt bildhaft, so dass mein Kopfkino viel zu tun bekommt. Besonders die Passagen um Morgan haben es mir in dieser Hinsicht angetan, hier meint man wirklich dabei zu sein.

Zum besseren Einstieg gibt es zunächst eine Zusammenfassung der Ereignisse der bisherigen zwei Bände der neuen Reihe. Das Glossar am Ende erscheint mir nützlicher, hier werden alle Personen aufgelistet, auch die, die nur angesprochen werden, und es finden sich weitere wesentliche Informationen. Die drei Karten sind nicht wirklich nötig, ergänzen den Roman aber gut.

Wer komplexe und epische Fantasy mag, kann mit dieser Reihe nichts falsch machen. Man sollte sie aber am besten von Anfang an lesen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Ein wunderbares Buch

Ein Baum wächst in Brooklyn
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1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern ...

1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern dennoch eine schöne Kindheit zu bescheren, Tanten, Onkel und Großeltern haben Teil am Geschehen, ebenso wie die Nachbarschaft, Lehrer und Arbeitgeber – und das Brooklyn jener Tage.

Episodenhaft erzählt die Autorin Francies Leben, über ihre Familie, die Verhältnisse aus denen sie stammt, ihre Träume und Wünsche, ihre Gedanken und Gefühle, und der Leser wird immer mehr in den Bann gezogen. Francie war mir sehr schnell sympathisch, sie ist die Hauptperson dieses Romans, und sie lernt man am besten kennen. Doch man erfährt auch viel über die Hintergründe der beiden Familien, von denen sie abstammt, begleitet andere Familienmitglieder bereits vor Francies Geburt und bekommt so einen guten Einblick in die ganze Familie. Vor allem Francies Tante Sissy hat einen großen Anteil am Geschehen. Sissy, die sich unbedingt ein Kind wünscht, deren Schwangerschaften aber schlecht enden, die dennoch positiv wirkt und sich wenig um Konventionen schert – auch sie ein sehr liebenswerter Mensch. Die Charaktere sind der Autorin im übrigen durchweg sehr gut gelungen, sie wirken lebendig, und als Leser fühlt man sich schnell als Teil der Familie.

Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, so z. B. Zeiten, in denen die Familie hungert, aber selten hat man das Gefühl von Leid, man hält zusammen, unterstützt sich und versucht, das beste daraus zu machen – zumindest für die Kinder. Als Leser blickt man aber durchaus auch hinter die Fassade, und auch Francie sieht vieles anders, je älter sie wird – das ist nachvollziehbar erzählt. Emotionen schwingen hier viele mit. Oft gibt es, trotz allem, auch einen humorigen Unterton. Dass die Autorin sehr kleinteilig erzählt, trägt zur Atmosphäre und dem Gefühl, dabei zu sein, bei. Ich gehe davon aus, dass viel Autobiografisches in dieses Werk geflossen ist.

Am Ende habe ich den Roman beinahe traurig zugeklappt, ich wollte gerne weiterlesen, mehr über Francies Leben erfahren. Ich war aber auch beglückt, weil ich diesen wunderbaren Roman gelesen habe und sicher so schnell nicht mehr vergessen werde.

Diesen Roman sollte man unbedingt lesen, für mich ein absolutes Highlight, das noch länger nachwirken wird.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Spannend und aktuell

Die Wahrheit
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Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, ...

Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, oder sind noch andere mit im Spiel? Jemand, der die Geschichte der Menschheit in Rauch aufgehen lassen möchte? Maggie Costello, ehemals Mitarbeiterin im Weißen Haus, wird beauftragt, das herauszufinden.

Bereits das Cover ist überaus gut gelungen – künstlerisch und passend. Maggie Costello kenne ich bereits vom Vorgängerband „Der Präsident“, nun habe ich sogar festgestellt, dass es noch zwei weitere Bände mit ihr gibt. Die beiden Bände, die ich bisher kenne, kann man aber sehr gut lesen, ohne die anderen zu kennen.

Eine absolute Horrorvision für mich, dass alle Dokumente, Erinnerungen usw. zerstört werden, sogar Menschen, die überlebt haben, getötet werden, wie das hier schließlich auch noch der Fall ist, das Gedächtnis quasi ausgelöscht. Und doch, kann man sich auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die quasi, wie hier argumentiert, bei Null anfangen wollen, ohne Bürden aus der Vergangenheit. Doch geht so einfach? Ich persönlich bezweifele das.

Für mich ist diese Thematik an sich spannend genug, zudem schafft es der Autor in (ironischerweise) schönen, fast poetisch anmutenden Bildern zu beschreiben, wie, trotz massiver Bewachung, weltberühmte Bibliotheken in Flammen aufgehen können. Da muss, im späteren Verlauf, gar nicht (künstliche) Spannung erzeugt werden, indem Maggie – vollkommen unnötig, meiner Meinung nach, im Alleingang Dinge tut, die ganz schnell böse ausgehen könnten. Hier wirkt Maggie sehr unüberlegt und wenig kompetent auf mich, und, wie ich bereits öfter angemerkt habe: Mich langweilt das eher, als dass es mich thrillt. Und das hat dieser Roman eigentlich auch gar nicht nötig, für mich ist er von Anfang an ein Pageturner.

Auch dieser Roman ist dem Autor wieder sehr gut gelungen, er regt zum Nachdenken an, ist – leider – sehr aktuell und lässt sich kaum aus der Hand legen. Ich empfehle ihn uneingeschränkt, weil er ein Thema anspricht, das jeden interessieren müsste, und vergebe volle Punktzahl.

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