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Veröffentlicht am 25.06.2020

Entscheidung zwischen Bleiben oder Gehen

Ich bleibe hier
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Nach der Machtergreifung Mussolinis werden die deutschen Einwohner Südtirols vor die Entscheidung gestellt, entweder nach Deutschland zu gehen, oder zu bleiben – doch dann quasi als Mensch zweiter Klasse. ...

Nach der Machtergreifung Mussolinis werden die deutschen Einwohner Südtirols vor die Entscheidung gestellt, entweder nach Deutschland zu gehen, oder zu bleiben – doch dann quasi als Mensch zweiter Klasse. Trina entscheidet sich bei ihrem Mann Erich zu bleiben, während ihre Tochter Marcia heimlich mit der Familie von Erichs Bruder Lorenz flieht.
Den Krieg in den Bergen versteckt überstanden, holt sie die Vergangenheit rasch wieder ein. Das Projekt Staudamm wird wieder in Angriff genommen und auch die Italiener dominieren weiter die daheimgebliebenen Deutschen.
Dieses Buch zeigt die innere Zerrissenheit zwischen Gehen und Bleiben der Bewohner am Beispiel Trina's Familie sehr deutlich auf, wobei dies auch exemplarisch für die verschiedenen Generationen stehen kann. Wer (seine Heimat aufgeben) kann, zieht nach Deutschland, worin vor allem die Jungen ihre Zukunft sehen. Die die zurück bleiben (müssen), werden in den Mühlen der Politik zermahlen. Was diese Umstände mit den Menschen machen, wird in diesem Buch sehr deutlich. Meines Erachtens ist Marco Balzano damit ein ergreifendes Buch zu einer Thematik gelungen, die vielleicht noch zu wenig bekannt ist. Sehr gern empfehle ich dieses Buch weiter!

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Selbstfindung auf der Insel

Ein Sommer auf Sylt
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Julia reist mit ihrer Mutter sowie deren zwei Schwestern nach Sylt um das Erbe ihres Vaters, ein Haus, anzutreten und den Verkauf selbigen vorzubereiten. Gemeinsam mit ihrem Freund Jo ist das Geld für ...

Julia reist mit ihrer Mutter sowie deren zwei Schwestern nach Sylt um das Erbe ihres Vaters, ein Haus, anzutreten und den Verkauf selbigen vorzubereiten. Gemeinsam mit ihrem Freund Jo ist das Geld für die Erweiterung ihrer Firma eingeplant. Vor Ort erwartet Julia jedoch eine unangenehme Überraschung: im Haus wohnt die Geliebte ihres Vaters.
Die ursprünglich so unkompliziert angedachte Fahrt entwickelt sich für Julia zu einer Findungsreise zu ihrem Ich – mit den Wünschen und Träumen die sie selbst hat, und nicht das, was andere immer von ihr erwarten. Somit hinterfragt sie nicht nur ihr bisheriges Leben, sondern stellt auch ihre Beziehung zu Jo in Frage. Und das liegt nicht nur an dem smarten Hoteliers Mats.
Gesprochen wird „Ein Sommer auf Sylt“ von Sandra Voss, der es wunderbar gelingt durch Stimmlage und Tonierung die Charaktere der Protagonisten herauszuarbeiten. Bei der Schwere der zu bewältigenden Probleme bleibt jedoch auch immer der Gesamteindruck einer angenehmen und heiteren Plauderei. Ich finde es einfach amüsant zuzuhören, wie Julia in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt und es ist köstlich, die überzogenen Gespräche und überraschenden Wendungen zu erleben, erkennt man sich doch oft selbst in ähnlichen Situationen.
Auch wenn das Geschehen ziemlich vorhersehbar ist, habe ich jede Minute dieses Hörbuchs genossen. Eine erfrischende Unterhaltung tut auch mal gut – und dafür ist dieses Buch super geeignet!

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Wertvolles Dokument der Zeitgeschichte

Ich traue dem Frieden nicht
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Die Tagebücher von Werner von Kieckebusch blieben durch glückliche Umstände erhalten und wurden hier in dem Buch „Ich trau dem Frieden nicht“ sehr gelungen wiedergegeben. Die Niederschrift umfasst den ...

Die Tagebücher von Werner von Kieckebusch blieben durch glückliche Umstände erhalten und wurden hier in dem Buch „Ich trau dem Frieden nicht“ sehr gelungen wiedergegeben. Die Niederschrift umfasst den Zeitraum von April 1945 bis Silvester 1946 und ist somit ein bewegendes Dokument der Zeitgeschichte. Dieses Buch liest sich durch die nüchtern gehaltenen Einträge sehr authentisch und berührt mich damit sehr. Vor allem der Wechsel zwischen den emotionslos vorgetragenen Schilderungen der täglichen Grausamkeit und simplem Betrachtungen des weitergehenden, von allem unberührten, Lebens wie beispielsweise in der Natur macht mich sehr betroffen. Sicher ist es eine Art Überlebensstrategie, das Grauen nicht so an sich heranzulassen, oder man ist vielleicht auch bereits abgestumpft. Aber gerade dies macht es so realistisch, da die Eindrücke ungeschönt wiedergegeben werden.
Niemand sollte je vergessen, was geschehen ist - und dieses Buch leistet damit einen wertvollen Beitrag! Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter!

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Schwedische Urlaubsidylle wird zum Alptraum…

Kalte Nacht
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Im idyllischen schwedischen Dorf Hultsjö sorgt ein Autounfall der deutschen Urlauberfamilie Nowak für Aufsehen, denn rasch wird klar, dass hier etwas nicht stimmt: die Leiche der toten Teenager-Tochter ...

Im idyllischen schwedischen Dorf Hultsjö sorgt ein Autounfall der deutschen Urlauberfamilie Nowak für Aufsehen, denn rasch wird klar, dass hier etwas nicht stimmt: die Leiche der toten Teenager-Tochter liegt in eine Decke eingewickelt auf dem Rücksitz und die Mutter ist verschwunden. Nur die jüngere Tochter hat schwer verletzt überlebt, doch aufgrund ihrer Behinderung mit dem Down-Syndrom ist eine Vernehmung schwierig…
Tom Skagen von der Sondereinheit Skanpol unterstützt auf eigene Faust die ansässige Polizei und trifft hier auf seine Jugendliebe Maja, die ebenfalls Polizistin geworden ist. Im so freundlich wirkenden Dorf stoßen sie auf eine – durch den Großgrundbesitzer Ludvig Staffanson beeinflusst - eingeschworene Dorfgemeinschaft. Keiner will Kontakt zu der deutschen Familie gehabt haben und ein Gerücht um das andere macht die Runde. Deutlich wird die ablehnende Haltung deutschen Urlaubern und somit Ausländern gegenüber, die schwedischen Grund und Boden für die Realisierung eines Lebenstraumes erwerben – ein Ferienhäuschen an diesem so traumhaft erscheinenden Ort, wie auch die Familie Nowak. Doch rasch werden Feindschaften, Neid, Missgunst und Rache offensichtlich und auch in der deutschen Familie war die Harmonie nur Fassade…
Nachdem ich bereits den ersten Teil dieser Reihe um Tom Skagen, "Kalter Strand", begeistert gelesen habe, war meine Erwartung an die Fortsetzung dementsprechend hoch – und ich wurde nicht enttäuscht. Anne Nordby ist es mit „Kalte Nacht“ hervorragend gelungen, an den ersten Teil anzuknüpfen. Ein Geflecht von falschen Spuren und Verdächtigungen wird geschickt und überzeugend plausibel ausgelegt, so dass die abschließenden Wendungen dann immer wieder für Überraschung sorgen. Gleichzeitig blickt man in familiäre Abgründe und auch hier ist die sich aufdrängende Meinung nicht die richtige.
Mit Tom und Maja ermitteln mir sehr sympathische Personen, deren Leben außerhalb der Ermittlungen gut dosiert angerissen wird, ohne dass dies die eigentliche Handlung überlagert. Der Leser erfährt über Tom sein Trauma genug, so dass sich dieser Band auch ohne Vorkenntnisse des ersten lesen lässt. Die Handlung ist stimmig und das Buch liest sich sehr flüssig. Eine Geschichte auf 544 Seiten spannend zu halten, ist meiner Meinung nach schon eine Leistung.
Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten und überzeugt, so dass ich es gern weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Zeitloser Klassiker

Kabale und Liebe
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Der Adlige Ferdinand von Walter verliebt sich in die Bürgerliche Luise Miller. Während Ferdinand ungestüm an ihre Liebe glaubt (was später in ihm eine Art Besitzanspruch an Luise auslöst), ist Luise deutlich ...

Der Adlige Ferdinand von Walter verliebt sich in die Bürgerliche Luise Miller. Während Ferdinand ungestüm an ihre Liebe glaubt (was später in ihm eine Art Besitzanspruch an Luise auslöst), ist Luise deutlich realistischer, was die Zukunftschancen angeht. Ferdinand's Vater, Präsident von Walter, hat für seinen Sohn genaue Pläne, gegen die Ferdinand, genauso wie gegen das Verhalten des Vaters, rebelliert. Um diese jedoch trotzdem durchzusetzen, schmiedet der Präsident gemeinsam mit dem (von Luise wegen ihrer Liebe zu Ferdinand zurückgewiesenen) Sekretär Wurm perfide und hinterhältige Intrigen (bezeichnet als "Kabale"), um die Liebenden auseinander zu bringen. Damit wird eine Kettenreaktion aus Vermutungen und falschen Rückschlüssen ausgelöst, die in dem Tod von Luise und Ferdinand gipfeln, in dessen Folge sich der Präsident der Justiz stellt.
Dieses Drama gilt als eines der großen Klassiker der deutschen Dramatik, explizit der Epoche des Sturm und Drangs. "Kabale und Liebe" erschien 1784 und ist aufgrund der damals üblichen Formulierungen, verwendeten Metaphern als auch heute fremd anmutender Bezeichnungen (welche im hinteren Teil des Buches erläutert werden), doch etwas schwierig zu lesen, der Inhalt jedoch trotzdem leicht zu verstehen. Mit fünf Akten folgt der Aufbau der klassischen Gestaltung von Dramen, in der geschlossenen, symmetrischen (Pyramiden)Form mit Vorstellung/Einleitung, Steigerung, Höhepunkt, abfallender Handlung und Katastrophe.
In diesem Trauerspiel greift Friedrich Schiller das klassische Thema der unerfüllten Liebe auf und verarbeitet es mit sozialen Zwängen (Kluft zwischen skrupellosen Adel und rechtschaffendem Bürgertum) zu einem gelungenem Werk, das das Gesellschaftsbild seiner Zeit gut charakterisiert, aber auch kritisiert. Dabei ist die Grundgeschichte so zeitlos, das sie ebenso gut in der Gegenwart spielen könnte.
Die Figuren sind sehr gut, zum Teil überspitzt, gezeichnet. Einige Namen lassen bereits die Charakterzüge der Personen erahnen (z.B. Sekretär Wurm, Hofmarschall von Kalb), dem gegenüber stehen allgegenwärtige Namen wie von Walter oder Miller, welche exemplarisch die Möglichkeit bieten ein breites Spektrum der Bevölkerung zu repräsentieren.
Meiner Meinung nach ist Schiller hiermit ein durchaus lesenswertes Buch gelungen, was auch in der heutigen Zeit nichts an Aktualität verloren hat.

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