Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2020

Bildhafte Beschreibung von Island, aber eine langatmige Geschichte mit zu wenig Spannung und Emotionen

Das Haus am Ende des Fjords
0

Nach dem Tod ihres Bruder ist die Dänin Isving zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle nach Island gezogen, um in dem Städtchen Kópavík ein kleines Bed & Breakfast zu führe. Als sie von Gabrielle im Stich ...

Nach dem Tod ihres Bruder ist die Dänin Isving zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle nach Island gezogen, um in dem Städtchen Kópavík ein kleines Bed & Breakfast zu führe. Als sie von Gabrielle im Stich gelassen wird, die wegen einer neuen Liebe weiter in den Süden zieht, hat Isving die alleinige Verantwortung für Pension und Café, obwohl sie als Geschäftsführerin im Hintergrund bleiben wollte und Gabrielle sich um den Service kümmern sollte. Mit der Hilfe einer Angestellten versucht Isving den Betrieb am Laufen zu halten und hofft, dass die Einnahmen des Sommers die touristenschwachen Wintermonate ausgleichen können.
Eines Sommers quartiert sich der bärtige Jon bei ihr ein, von dem sie bald herausfindet, dass es sich bei ihm um den berühmten Rockmusiker Thór der Band Splendid Pirates handelt, der gerade ein Sabbatical einlegt und eine Schreibblockade hat. Er findet in der rothaarigen Dänin mit den Sommersprossen, die einerseits schüchtern ist, andererseits aber selbst gerne singt, seine Muse. Die beiden verlieben sich ineinander, doch dann erhält Isving eine erschütternde Diagnose und wagt es nicht, Thór von der Krankheit zu erzählen, um der jungen Liebe nicht ihre Unbeschwertheit zu nehmen, zumal sie sich ohnehin nicht sicher ist, ob eine Liebe zwischen weltberühmten Rockstar und einfacher Pensionswirtin eine Zukunft haben kann.


Der Roman ist überwiegend aus der Perspektive der unsicheren Isving geschrieben, die Zeit ihres Lebens mit ihrem Aussehen haderte und ihre Sommersprossen unter Camouflage-Make-up versteckte. Kürzere Kapitel sind aus Sicht von Thór verfasst, der sich in den Westfjorden Islands bewusst eine Auszeit nehmen möchte, um zu neuer Kreativität zu finden.

Durch die bildhaften Beschreibungen der Autorin kann man sich sehr gut nach Island versetzen, diese geheimnisvolle Land der heißen Quellen, einsamen Landschaften, in dem der Glaube an Elfen, Trolle und Fabelwesen alltäglich ist und in dem selbst im Sommer kühle Temperaturen herrschen, die in die Hot Pots locken. Diese besondere Atmosphäre des mystischen Landes mit nur wenigen Einwohnern ist spürbar und liest sich wie eine Liebeserklärung an Island.

Die Charaktere und ihre Geschichte können dagegen weitaus weniger überzeugen. Die beiden Hauptfiguren Isving und Thór waren mir zu nett - Personen ohne Ecken und Kanten, zu süß und lieb und damit schlicht langweilig. Selbst Thór - stereotyp als starker, tätowierter Rockstar - zeigte ausschließlich eine weiche Seite und wirkte damit wenig authentisch. Die Liebenswürdigkeit Isvings passte dagegen schon eher, jedoch fand ich ihren Umgang mit ihrer Krankheit wenig realistisch. Sie wird ganz plötzlich mit der Diagnose Multiple Sklerose konfrontiert und leidet anschließend unter mehreren Schüben, macht sich jedoch kaum Gedanken um ihre Gesundheit oder zeigt nachvollziehbare Ängste in Bezug auf die unheilbare Krankheit. Ihr "Geheimnis" empfand ich zu gekünstelt, um eine drohende Gefahr für die Liebe darzustellen - insbesondere da man von Thór nichts anderes als Verständnis und Hilfsbereitschaft erwarten konnte. Auch die weiteren kleinen Dramen, die aufgrund von Isvings mangelndem Selbstbewusstsein und übertriebener Eifersucht entstehen, sind nicht wirklich ernstzunehmen; die Versöhnungen und körperliche Anziehungskraft zwischen den beiden sehr kitschig dargestellt.

Für meinen Geschmack fehlte es dem Roman trotz ernster Themen wie Isvings Krankheit, den Diskussionen um nachhaltigen Tourismus oder Walfang an Emotionen und Spannung. Die Geschichte plätscherte unterbrochen von ein wenig Melodramatik gleichförmig dahin und konnte nur durch den reizvollen Schauplatz Island mein Interesse aufrechterhalten. Im Vergleich zu "Das Haus am Ende des Fjords" hatte der Vorgängerroman der Autorin "Islandsommer" weitaus mehr Charme zu bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2020

Ein Buch über Neid, Rache und Selbstjustiz - zu Beginn spannend, dann verwirrend, aber letztlich eine oberflächliche Geschichte mit blutleeren Charakteren

Wozu wir fähig sind
0

Alina und Patrick sind bereits seit Schulzeiten ein paar und studieren inzwischen an derselben Universität. Robin ist einer ihrer Freunde, der nicht wie sie aus der gehobenen Schicht stammt, sondern mit ...

Alina und Patrick sind bereits seit Schulzeiten ein paar und studieren inzwischen an derselben Universität. Robin ist einer ihrer Freunde, der nicht wie sie aus der gehobenen Schicht stammt, sondern mit Hilfe eines Stipendiums studieren kann. Hannah ist die Tochter eines Staatsanwalts und in Maximilian verliebt. Ihr Vater verbietet ihr jedoch den Umgang mit ihm, da der Sohn eines Sporttrainers und Schuhverkäufers angeblich nicht standesgemäß ist.
Als Alexander an den Campus kommt und sich der Clique nähert, fühlt sich Alina zu ihm hingezogen. Sie kann ihre Gefühl aber nicht richtig einordnen, schließlich ist sie doch schon so lange mit Patrick zusammen und auch weiß sie nicht, wie sie die Schülerin Leonora einordnen soll, mit der Alexander zusammenhängt.
Alexander scheint mehr über die Clique zu wissen, als den Studenten bewusst ist, spinnt seine Fäden und bringt das Gleichgewicht durch Intrigen durcheinander.

Das Buch beginnt mit einem spannenden Prolog und verspricht damit einen aufregenden Thriller. Das Ereignis, das darin geschildert wird, kann jedoch lange nicht mit der Clique aus Studenten in Verbindung gebracht werden. Die Figuren bleiben zudem unnahbar und da sie - bis auf Alexander - alle keine herausragenden Eigenschaften haben, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Zudem wechseln die Perspektiven nicht nur häufig, sondern sehr abrupt, so dass der Lesefluss immer wieder ins Stocken gerät.
Durch Rückblenden in die Vergangenheit kann man ab der Hälfte des Buches Alexanders Absichten durchschauen, was zwar einerseits hilfreich ist, um seine Intrigen zu verstehen, dem Roman aber andererseits einen Teil der Spannung nimmt.
Es werden jedoch noch zwei weitere Handlungsstränge eröffnet, die ebenfalls Bezug auf vergangene Taten nehmen und andere Figuren ins negative Licht rücken. Diese werden jedoch so oberflächlich abgehandelt, dass darin keine wirkliche Spannung entstehen kann.

Das Buch handelt von Taten in der Vergangenheit, die bisher ungesühnt geblieben sind. Alexander tritt dabei als Racheengel auf, der in einem Akt von Selbstjustiz die in seinen Augen Schuldigen auf seine Weise bestraft. Es geht aber auch um Neid und Einschränkungen aufgrund der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen sozialen Schichten.

Mir war das Buch lange zu verwirrend und als ich die Handlung durchschaute, war ich enttäuscht, wie oberflächlich die Geschichte und blutleer die Charaktere am Ende blieben. Zudem fand ich die Herangehensweise und Unwissenheit der handelnden Personen nur schwer nachvollziehbar und teilweise schlicht unrealistisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2020

Fünf Kurzgeschichten über unglückliche Frauen und ihre dramatischen Liebesgeschichten

Die Liebe im Ernstfall
0

Der Roman handelt von fünf Frauen, die freundschaftlich, familiär oder über die Beziehung zu einem Mann miteinander in Verbindung stehen. In Form von fünf Kurzgeschichten, die sich durch einzelne wenige ...

Der Roman handelt von fünf Frauen, die freundschaftlich, familiär oder über die Beziehung zu einem Mann miteinander in Verbindung stehen. In Form von fünf Kurzgeschichten, die sich durch einzelne wenige Episoden überschneiden, werden die Geschichten jeweils aus der Perspektive der im Fokus stehenden Frau erzählt - fünf Geschichten über die Liebe zwischen Paaren, aber auch über Mutterliebe.
Da ist Paula, die um ihr verstorbenes Kind trauert und deren Ehe daran zerbricht; Judith, praktizierende Ärztin, die einsam ist und zwanghaft nach einem Partner sucht. Die unglücklichen Dates lassen sie noch einsamer und verzweifelter zurück. Brida ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und steht vor der Entscheidung zwischen Familie und Beruf. Malika sieht seit Kindertagen in Konkurrenz zu ihrer jüngeren Schwester, fühlt sich ungeliebt von ihren Eltern und klammert sich an die Liebe eines Mannes. Ihre ältere Schwester Jorinde führt ein auf den ersten Blick perfektes Leben, ist gefeierte Schauspielerin, verheiratet und liebende Mutter, doch der Schein trügt.

Fünf unterschiedliche Frauen mit fünf unterschiedlichen Erwartungen an ihr Leben, die vom Schicksal ernüchtert worden sind oder vor einem Scheideweg stehen. Alle Frauen sind auf ihre Art unglücklich oder unzufrieden, verhalten sich passiv oder versuchen dagegen anzugehen.

Aufgrund der Diversität der fünf Biographien ist der Episodenroman abwechslungsreich und aufgrund der verschiedenen Problemstellungen und unterschiedlichen Lösungsansätzen interessant zu lesen, auch wenn ich mich mit keiner der Frauen identifizieren konnte. Ihre Schicksale sind authentisch und aus dem Leben gegriffen, jedoch fehlte dem Buch eine Frau mit weniger Dramatik, um den Roman abzurunden - schließlich sind nicht alle Partnerschaften unglücklich und zum Scheitern verurteilt und nicht jede Frau in einem kompromisslosen Zwiespalt zwischen Mutterschaft, Ehe und Beruf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2020

Verpasste Chance und die ewige Suche nach der Liebe - der RomCom fehlte es für meinen Geschmack an Charme und Esprit

Dein Lächeln um halb acht
0

Die 29-jährige Nadia wohnt und arbeitet in London und nutzt auf dem Weg zur Arbeit die Northern Line um halb acht. Dies schafft sie meistens nur montags, wenn die guten Vorsätze für die Woche noch frisch ...

Die 29-jährige Nadia wohnt und arbeitet in London und nutzt auf dem Weg zur Arbeit die Northern Line um halb acht. Dies schafft sie meistens nur montags, wenn die guten Vorsätze für die Woche noch frisch sind. Sie ahnt nicht, dass sie dabei von Daniel beobachtet wird, dem die hübsche und intelligente Londonerin aufgefallen ist. Selbst ist er zu schüchtern, sie anzusprechen und gibt deshalb eine Anzeige in der Rubrik "Missed Connections" auf, um die Unbekannte auf diese Weise zu kontaktieren. Nadia ist ein Fan der romantischen Inserate und antwortet dem "U-Bahn-Typ". Da sie es aber weiterhin nicht schafft, den Zug regelmäßig pünktlich zu erwischen, bleibt es zunächst bei einem Nachrichtenaustausch. Eine spätere Verabredung zu eine, Date scheitert, als Daniel Nadia wegen einer dringenden Familienangelegenheit versetzt. Anschließend herrscht Funkstille. Und auch wenn sich Nadia und Daniel unabsichtlich immer wieder (fast) begegnen, scheint es unmöglich, dass die beiden zueinander finden.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Nadia und Daniel beschrieben, so dass man Einblicke in beider Leben erhält. Neben der Suche nach dem bzw. der Unbekannten stehen vor allem der hippe Lifestyle in London mit After Work-Drinks sowie ihre Freundeskreise im Vordergrund. Die Protagonisten bleiben allerdings ein wenig blass. Nadia ist eine unsichere, chaotische, aber offenbar intelligente junge Frau mit einem lukrativen Beruf. Auch Daniel zählt als Consultant eher zur Upper Class, ist ebenfalls attraktiv und dabei sehr sensibel und empathisch. Ihre Freunde stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und dienen dazu, dem Roman durch die angesprochenen Themen Feminismus, sexuelle Vielfalt und #Metoo vermeintlich mehr Tiefgang zu geben.

Hauptaspekt der Geschichte sind jedoch die ewige Suche, die knapp verpassten Begegnungen und Dating-Hürden sowie Unsicherheit der Millennials, wodurch sich der Roman etwas künstlich in die Länge zieht. Ein Prickeln zwischen den Figuren ist nicht spürbar, da weder das Kennenlernen noch die ersten Schritte einer Beziehung eine Rolle spielen.

"Dein Lächeln um halb acht" ist ein durch die Social Media-Komponente moderner Roman mit ein paar unterhaltsamen Episoden, der sich leicht liest, aber keine romantische Liebesgeschichte im eigentlichen Sinn. Der Epilog macht diesbezüglich viel kaputt, da er Nadias und Daniels ungewöhnlichen Beginn einer Beziehung ausschließlich sachlich und nüchtern beschreibt sowie statt einer emotionalen ihre berufliche Verbindung unangemessen in den Vordergrund rückt.
Die Geschichte hatte Potenzial für eine spritzige RomCom. Für meinen Geschmack fehlt es ihr jedoch an Charme und Esprit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2020

Geschichte über eine gescheiterte Existenz, die in ihre Heimat zurückkehrt und mit vergessenen Gefühlen konfrontiert wird - etwas uninspiriert und vorhersehbar

Der Sommer der Sternschnuppen
0

Als Grace ihre Arbeitsstelle verliert und ihre Wohnung in New York aufgrund eines Wasserschadens unbewohnbar ist, kehrt sie vorübergehend in ihre Heimatstadt nach Dorset zurück, wo sie wieder bei ihren ...

Als Grace ihre Arbeitsstelle verliert und ihre Wohnung in New York aufgrund eines Wasserschadens unbewohnbar ist, kehrt sie vorübergehend in ihre Heimatstadt nach Dorset zurück, wo sie wieder bei ihren Eltern einzieht. Einen Aushilfsjob findet sie in einer Fahrradwerkstatt, zu der sie das alte Fahrrad ihrer verstorbenen Schwester Renny gebracht hat. Ordnungsfanatikerin Grace soll die Werkstatt innerhalb von zwei Wochen auf Vordermann bringen und im Gegenzug wird ihr das nostalgische Fahrrad, an dem so viele Erinnerungen hängen, restauriert. Der Sohn des Werkstattinhabers, Mitch, ist alles andere als begeistert über Graces Belehrungen und macht es ihr nicht einfach anzukommen.
Wie der Zufall es so will, ist ihr Jugendschwarm Peter, der Regisseur in Hollywood ist, derzeit für Dreharbeiten in Dorset. Grace findet ihn immer noch attraktiv und versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen, um die auch eine ehemalige Mitschülerin buhlt. Dabei nähert sich Grace der gut aussehende Schauspieler Sean an...

"Der Sommer der Sternschnuppen" ist eine schon oft in ähnlicher Form gelesene Geschichte über eine gescheiterte Existenz, die in ihren Heimatort zurückkehrt und dort auf alte Bekannte trifft und mit lang vergessenen Gefühlen wieder konfrontiert wird.

Grace ist dabei eine Protagonistin, die es dem Leser nicht leicht macht, Verständnis für ihre Probleme und Gefühlslage aufzubringen. Sie verhält sich nicht dem Alter einer 33-jährigen Frau entsprechend, sondern wie ein pubertierender Teenager. Ihre Aktionen um Peter zu erobern sind zum Fremdschämen - egal ob sie sich in ein viel zu knappes Kleid zwängt oder handgreiflich wird, um Zugang zu den Dreharbeiten zu bekommen. Sie agiert unüberlegt, chaotisch und naiv und man fragt sich, wie sie in New York allein zurecht gekommen ist.

Auch wenn die Geschichte mit dem viel zu frühen Tod der älteren Schwester einen traurigen Hintergrund hat und gleich drei potenzielle (neue) Lieben für Grace bereithält, weiß der Roman nicht zu berühren. Bis auf Graces beste Freundin Cluny bleiben die Nebencharaktere, insbesondere die attraktiven Männer farblos und langweilig. Die Geschichte ist uninspiriert und vorhersehbar, wenn auch durchaus unterhaltsam zu lesen.

"Der Sommer der Sternschnuppen" verspricht eine charmante Liebesgeschichte mit dramatischem Hintergrund, die jedoch vom pubertären Verhalten der Hauptfigur verdrängt wird. Das Buch eignet sich als leichte Urlaubslektüre, wird mir jedoch nicht länger im Gedächtnis bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere