Die Provence im Schnee
Dieser 7. Fall für Capitaine Roger Blanc ist ein wenig ungewöhnlich. Zum einem spielt der Krimi im Winter, nicht, weil das Verbrechen Winterurlaub macht, sondern weil wir es gewöhnt sind, uns in der sommerlichen ...
Dieser 7. Fall für Capitaine Roger Blanc ist ein wenig ungewöhnlich. Zum einem spielt der Krimi im Winter, nicht, weil das Verbrechen Winterurlaub macht, sondern weil wir es gewöhnt sind, uns in der sommerlichen Hitze und der von Touristen überlaufenen Provence aufzuhalten. Zum anderen dauert es diesmal einige Zeit bis die erste Leiche auftaucht.
Allerdings, und das macht den Krimi für mich sehr spannend, greift Cay Rademacher ein derzeit brandheißes Thema auf: Die Rückkehr der Wölfe, die zwar den Naturschützern, nicht aber den Schäfern Freude macht.
So muss sich Roger Blanc in der stillen Zeit nach dem Jahreswechsel um gerissene Schafe kümmern. Die Wölfe spalten Vernègues in zwei Lager und zwischen den Fronten schleichen Sonderlinge durch den Wald und die Ruinen des von einem Erdbeben zerstörten Vieux Vernègues. Da ist zum einen die Seismologin, die in den Trümmern des alten Dorfes ihre geophysikalischen Messungen vornimmt und ihr Ex-Mann, der sich vom seriösen Astrophysiker zum Ufologen entwickelt hat und mittels Hightec-Drohne auf ein Zeichen außerirdischen Lebens hofft sowie ein Experte für Nostradamus‘ Prophezeihungen, der im Auftauchen der Wölfe und des drohenden Erdbebens die Ankündigung des Endes dieser Welt sieht.
Und tatsächlich gibt es dann auch ein menschliches Opfer.
Capitaine Blanc und Lieutenant Tonon alle Hände voll zu tun, die schießwütigen Bürger des Ortes von ihrem Rachefeldzug gegen die Wölfe abzuhalten ...
Meine Meinung:
Mit hat der Ausflug in die winterliche Provence gut gefallen. Das Leben ist retardiert, leise, gedämpft durch Kälte und Schnee. Herrlich ist beschrieben, wie wenig die Menschen auf diese Straßenverhältnisse vorbereitet sind. Nur ein Dienstauto der Polizei hat Winterreifen und so schlittern wir mit Roger Blanc über vereiste Straßen.
Das Thema „Wolf“ wird derzeit von einigen Autoren aufgegriffen. Rund um diese Tiere lassen sich herrlich mörderische Konflikte der Gegner und Befürworter der Wiederansiedlung spinnen. Cay Rademacher flicht auch immer wieder gehörte/gelesene Vorurteile ein.
Die Mär vom blutrünstige Werwolf, der Menschen reißt hält sich hartnäckig und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sowohl in Krimis und Romanen als auch in Wirklichkeit Jagd auf die Wölfe gemacht wird, obwohl diese äußerst intelligenten Tiere die Menschen meiden. Natürlich entstehen durch Wolfrisse Schäden am Weidevieh, doch rechtfertigt das die abermalige AUsrottung der Tiere? Wer mehr über Wölfe und ihre Lebensweise erfharn will, dem sei das Buch „Er ist da - Wölfe kehren zurück“ von Klaus Hackläder empfohlen.
Cay Rademacher versteht es wunderbar, dieses untypische Stimmungsbild der Provence einzufangen und lässt das Team um Roger Blanc auch im kalten Winter wie gewohnt ermitteln.
Fazit:
Ein spannendes und humorvolles Lesevergnügen, dem ich gerne 5 Sterne gebe.