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Veröffentlicht am 28.06.2020

Bau des Freiburger Münsters spannend erzählt

Der Turm aus Licht
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Was für ein Schmöker! Sechzig Jahre verfolgt der Leser den Bau des Freiburger Münsters in Astrid Fritz neuem historischen Roman. Und dies wird wirklich spannend und sehr bildgewaltig erzählt.
Wir beginnen ...

Was für ein Schmöker! Sechzig Jahre verfolgt der Leser den Bau des Freiburger Münsters in Astrid Fritz neuem historischen Roman. Und dies wird wirklich spannend und sehr bildgewaltig erzählt.
Wir beginnen im Jahr 1270. Unter Graf Konrad I von Freiburg soll endlich der Kirchenbau weiter voranschreiten. Zehn Jahre wurde an der Liebfrauenkirche nicht mehr gearbeitet, weil die Befestigung der nördlichen Vorstadt Priorität hatte. Zu diesem Zweck soll Baumeister Gerhard mit seiner Frau Odilie nach Freiburg geholt werden, der bisher als Parlier an der Straßburger Bischofskirche mitgearbeitet hat. Doch nicht alle Bewohner der Stadt stehen dem Weiterbau positiv gegenüber. Als Graf Konrad ein Jahr später stirbt, kommt sein Sohn Egino II an die Macht. Dieser gibt das Geld mit beiden Händen lieber für Raufhandel und Kleinkriege aus und schon bald stoppt der Bau an der Kirche erneut....

Über 60 Jahre dauerte die Vollendung des Münsters - ein Menschenleben. Und so begleiten wir nicht nur Gerhard von Straßburg, sondern auch seinen Nachfolger Erwin von Steinbach mitsamt ihren Gehilfen (Steinmetze, Zimmerer, Bildhauer) über diese Zeit. Im Vordergrund steht immer der Bau der Kirche, doch Astrid Fritz gelingt es mit interessanten Lebensgeschichten einiger Bewohner von Freiburg und den Arbeitern an der Kirche die Geschichte noch lebendiger zu gestalten. Verknüpft mit den historischen Persönlichkeiten dieser Zeit begleiten wir manche Familien über Generationen hinweg bis der Münster fertiggestellt ist. Der Leser erhält informative Kenntnisse über den Bau des Freiburger Münsters, sowie über den Alltag der Menschen zu dieser Zeit.
Alle Figuren sind lebendig und facettenreich dargestellt. Man durchlebt hier sämtliche Gefühle von Freude, Angst, Zorn, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Es fällt einem schwer liebgewonnene Charaktere loszulassen, doch im nächsten zeitlichen Abschnitt findet man immer einige bekannte Gesichter wieder.

Auch die politischen Anteile haben beim Bau Gewicht, denn der Baumeister und seine Gehilfen sind vom Grafen oder den kirchlichen Fürsten abhängig. Zusätzlich sind sich die alten Stadträte, die aus Adeligen und Rittern bestehen, und den neuen Räten, die sich aus Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzen, nicht wirklich grün. Die Meinungen driften hier oftmals auseinander und führen zu Streitereien. Das Streben nach Macht und das Gerangel um Zuständigkeiten bleiben über all die Jahre des Turmbaus bestehen.

Der Roman ist trotz der vielen Protagonisten und der komplexen Handlung nicht unübersichtich, auch wenn mich das umfangreiche Personenregister am Anfang des Buches gleich mal leicht geschockt hat. Aber keine Angst! Dies gilt nur als Nachschlagwerk, sollte man einmal wirklich nicht wissen, von wem gerade die Rede ist.
Die Autorin verwebt alle fiktiven Figuren mit den historisch belegten und kreiert damit einen spannenden historischen Roman über den Münsterbau. Dabei muss man die gründliche Recherche, die sicherlich jede Menge Zeit beansprucht hat, wirklich hervorheben. Die Autorin hat sich gründlich mit der Geschichte des Freiburger Münsters auseinandergesetzt und dieses historische Zeitzeugnis sehr lebendig erzählt. Sie vergisst dabei nicht, dass dieses grandiose Bauwerk von Menschenhand aufgebaut wurde und dies zu einer Zeit ohne jeglicher technischer Hilfsmittel. Man kann nur staunen, was Menschen vor Jahrhunderten bereits geleistet haben. Schaut euch doch bei eurem nächsten Münster- oder Dombesuch die vielen Einzelheiten, wie Wasserspeier, Schnitzereien oder Glasfenster, genauer an.

Schreibstil:
Astrid Fritz schreibt lebendig und spannend. Bei ihr fühlt sich das Eintauchen in eine ferne Zeit sehr real an. Trotz der historisch angepassten Sprache lässt sich der Roman wunderbar flüssig lesen. Dazu gibt es zusätzlich ein Glossar am Ende des Buches. Auf der Coverinnenseite befindet sich eine Zeichnung des Turmes. Die etwas mehr als 800 Seiten sind in drei große Abschnitte geteilt: Liebfrauen, Himmelwärts und Glaube, Hoffnung, Liebe.

Fazit:
Ein hervorragend recherchierter und erzählter historischer Roman um den Bau des Freiburger Münsters. Eine intensive Erzählung, die mich bei meinem nächsten Dom- oder Münsterbesuch begleiten wird.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Kann ich empfehlen

Rache an der Riviera
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Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas ...

Mit Luca Ferraro bin ich diesen Monat nach Italien gereist. Doch statt "Dolce far niente" überrascht der Autor gleich auf den ersten Seiten mit einem grausamen Fund. Im Genueser Aquarium werden im Piranhas Becken die wenigen Überreste eines Menschen gefunden. Als Johann Sorbello, deutsch-italienischer Gerichtsmediziner, ein Foto der toten Frau sieht, wirkt er verstört. Die Tote ähnelt einem Opfer aus seiner Vergangenheit. Zusätzlich findet er bei der Sezierung Olivenöl in der Lunge der Toten, was den Mord noch mysteriöser macht.
Das Verhältnis zur hiesigen Polizei, aber vorallem zu Commissario Moreno, ist alles andere als gut. Johann lässt der Fall hingegen keine Ruhe. Er stellt gemeinsam mit Enza, der besten Freundin der Toten, Nachforschungen an und stößt bald auf einen Verdächtigen: Toni, den Verlobten der Toten. Doch dieser ist spurlos verschwunden....

Dies ist mein erstes Buch des Autors und ich bin wirklich begeistert vom komplexen Aufbau der Geschichte. Habt ihr auch Angst vor diesen kleinen Fischen, den Piranhas, die in Sekundenschnelle das Fleisch von deinem Finger knabbern können? Und dann erst eine ganzer Mensch im Piranha Becken....brrr. Sicherlich eine Herausforderung für Gerichtsmediziner Johann Sorbello aus den wenigen Überresten eine genaue Todesursache zu finden. Sebello ist ein außergewöhnlicher "Ermittler", der sich in die Liste von Journalisten, Friedhofsgärtner, Gefängnisärzten und Feldjägern in meiner Bibliothek einreiht. Und ich muss zugeben, dass ich diese Krimis und Thriller oftmals den echten Ermittlern vorziehe.
Der Fall ist fesselnd und man rätselt als Leser gerne mit. Der Autor legt gekonnt falsche Fährten und hält den Spannungsbogen mit überraschenden Wendungen oben.

Die Geschichte ist düster, obwohl sie im sonnigen Süden spielt. Die zusätzlichen Informationen betreffend des Olivenöls, wie auch der leider gängigen "Pantscherei", fand ich sehr interessant. Die Charaktere sind interessant und facettenreich. Sie entwicklen sich weiter. Gut gefallen haben mir auch die Einschübe aus einer anderen Perspektive....die Sicht des Mörders? Als Leser weiß man nicht, um wen es sich handelt. Jedoch wird damit die Spannung erhöht.
Ebenso erfahren wir von Zwistigkeiten zwischen einzelnen Familien, die zurück bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges reichen. Erst am Ende gelingt es Sorbella die Puzzlestücke zusammenzusetzen und in einem gelungenen Showdown den Mörder zu überführen.
Das Buch ist vor einigen Jahren im Selbstverlag erschienen und nun nochmals bei emons neu veröffentlicht worden.

Schreibstil:
Luca Ferraro schreibt fesselnd, komplex und bildhaft. Er erzählt aus verschiedenen Sichtweisen und lässt uns verschiedene Gedankengänge seiner Figuren miterleben. Zusätzlich gibt es ansprechende und bildhafte Beschreibungen der Schauplätze.
Über den Kapiteln steht der Wochentag oder welche Tageszeit man gerade hat. So hat man einen kleinen Überblick über das Geschehen.

Fazit:
Ein spannender und komplexer Krimi mit einem schlüssigen Ende und einem etwas anderen Thema. Absolut gelungen! Ich werde auf jeden Fall die weiteren Bücher des Autors verfolgen.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Hat mich wieder völlig in die Welt von Panem katapultiert

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung ...

Wer hat nicht voller Spannung auf das neue Buch von Suzanne Collins zu ihrer Panem Trilogie gewartet? Ich denke viele, viele Leser, die wie ich, die Trilogie geliebt haben. Die Angst vor einer Enttäuschung war groß, aber die ist meiner Meinung wirklich nicht angebracht. Ich war fasziniert von den Ideen und dem Aufbau rund um die Hungerspiele, die damals noch in den Kinderschuhen steckten.

Wir sind bei den 10. Hungerspielen nach dem großen Krieg. Das Kapitol ist als Sieger hervorgegangen, jedoch leiden die Menschen noch immer an den Folgen. Der junge Coriolanus Snow stammt aus einer hochangesehen Familie, doch auch er, seine Großmutter und seine Kousine Tigris leiden Hunger und Not. Umso wichtiger erscheint ihm sein Ziel: das Stipendium für die Aufnahme ans College, das ihnen wieder mehr Ansehen und Geld bringen soll. Als ausgezeichneter Schüler hat er die Chance als Mentor für einen Tribut bei den 10. Hungerspielen zu glänzen und das Stipendium zu erhalten. Ihm wird ausgerechnet ein Mädchen, Lucy Gray Baird aus Distrikt 12, zugewiesen und Coriolanus sieht seine Chancen schwinden. Doch ein Snow landet immer oben....

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Ich war gespannt auf den jungen Snow und wie viele Ähnlichkeiten er bereits mit dem grausamen Spielemacher aus den 74. Hungerspielen hat. Suzanne Collins zeichnet von ihm ein Bild, das ihn doch weit sympathischer macht, als man glaubt. Manche seiner Gedanken konnte ich sogar gut nachvollziehen. Er ist ein intelligenter junger Mann, der weiß, wie man seine Vorteile geschickt nutzen kann. Erst mit der Zeit entdeckt man immer mehr Züge an ihm, die uns an den Snow erinnern, der er in der Trilogie war.

Auch die anderen Charaktere, wie Snows Tribut Lucy Gray oder Sejanus Plinth, sein Freund, sind lebendig gezeichnet. Mit Dr. Gaul hat Collins einen absolut kranken Charakter erschaffen, der mir regelmäßig Gänsehaut beschert hat. Sie ist eine würdige Lehrerin für den späteren Snow.

Die zehnten Hungerspiele stehen noch am Anfang und sind gänzlich anders, als wir sie aus der Trilogie kennen. Man schaut diesmal hinter die Kulissen. Die Arena gleicht kaum der, die wir kennen. Die Beschreibung erinnerte mich eher an ein Fußballstadion. Die Tribute werden ebenfalls noch ganz anders behandelt und schaffen es gesundheitlich oftmals gar nicht bis zum Beginn der Hungerspiele. Aber mehr will ich nicht verraten...

Viele Dinge, die man aus der Trilogie kennt, ergeben nun Sinn oder zeigen auf, wie es dazu gekommen ist. Ich war wirklich beeindruckt von Collins grandiosem Aufbau, der mit diesem Prequel Fragen beantwortet, die man sich oftmals gar nicht gestellt hat. Sie nimmt Bezug auf die Spotttölpel, wie auch auf den Namen Katniss. Immer wieder fallen auch Nachnamen, die einem bekannt vorkommen und in der Trilogie ebenfalls auftauchen. Die Moral spielt hier ebenfalls eine größere Rolle.

Die Autorin schildert die Ereignisse diesmal in der personalen Erzählweise, d.h. sie beschreibt das Ganze aus der Perspektive einer einzelnen oder mehreren Personen. Man fliegt durch die 600 Seiten, die mit überraschenden Wendungen einige Spannung in die Geschichte bringen. Kurz nach der Hälfte gibt es meines Erachtens einige Zeit kleinere Längen, die jedoch in einem dramatischen Finale enden. Die vielen Liedtexte waren ebenfalls nicht unbedingt meins, obwohl ich sonst alles rund um Musik sehr gerne mag und sonst immer zu Büchern mit dem Thema Musik greife.


Man sollte auf jeden Fall vorher die Trilogie gelesen haben, bevor man Panem X zur Hand nimmt.

Collins hat hier nicht mit Muss ein Prequel erschaffen, wie man es oftmals bei anderen Reihen vorgesetzt bekommt. Für mich ist es eine wunderbare Ergänzung, die mich zurück in die Welt von Panem katapultiert hat. Die Geschichte kommt zwar nicht ganz an die Trilogie heran, hat mir aber wunderbare Lesestuden gebracht. Ich habe diese Lesezeit sehr genossen und würde mich über eine weitere Fortsetzung zu Panem X freuen - denke aber nicht wirklich, dass wir nochmals sagen dürfen: Lasst die Spiele beginnen!

Fazit:

Ich bin positiv überrascht und finde die Geschichte des jungen Coriolanus Snow und die Anfänge der Hungerspiele absolut gelungen. Collins hat mit dieser Vorgeschichte viele Bezüge hergestellt und sie in eine spannende Geschichte verpackt, die mich wieder in die Welt von Panem katapultiert hat.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Wohlfühlroman mit Tiefgang in der Stadt der Liebe

Sommerzauber in Paris
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Schon bei den letzten beiden Romanen von Sarah Morgan habe ich festgestellt, dass die Autorin eine etwas andere Richtung einschlägt und sie etwas "erwachsener" schreibt. Die Themen werden ernster und sind ...

Schon bei den letzten beiden Romanen von Sarah Morgan habe ich festgestellt, dass die Autorin eine etwas andere Richtung einschlägt und sie etwas "erwachsener" schreibt. Die Themen werden ernster und sind nicht mehr reine Liebesromane.

Mit "Sommerzauber in Paris" hat die Autorin Figuren erschaffen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und vor einer großen Herausforderung stehen.

Zuerst lernen wir Grace kennen, deren Mann David ihr am 25. Hochzeitstag erklärt, dass er sie wegen einer anderen Frau verlassen wird. Grace kann e snicht fassen und ist vor dem Kopf gestoßen. Sie verkriecht sich voller Trauer in ihrem Zuhause. Zusätzlich hasst Grace Veränderungen, denn Ordnung und Routine gehören zu 100% zu ihrer Welt.

Während David zu seiner jungen Liebe zieht und Töchterchen Sophie demnächst ausziehen wird, um ihren Collegeabschluss in einem anderen Bundesstaat zu machen, sieht sich Grace mutterseelenallein zuhause in Conneticut sitzen. Außerdem ist da noch der romantische Urlaub in der Stadt der Liebe, den Grace für sich und David zur Silberhochzeit gebucht hat. Töchterchen Sophie und Graces Großmutter Mimi, bei der Grace aufgewachsen ist und die in einer Seniorenresidenz wohnt, überreden sie den Urlaub trotzdem anzutreten. Mimi bittet sie noch den kleinen Buchladen "Le Petit Livre" an der Seine zu besuchen und ihr ein Foto davon zu schicken, denn mit dem Buchladen verbindet sie eine ganz besondere Erinnerung. Sie ist in Paris geboren und aufgewachsen und war einst eine gefeierte Tänzerin.

Danach lernt der Leser die 18jährige Audrey aus London kennen. Sie kommt aus einer zerrütteten Familie und steht vor ihren Abschlussprüfungen. Die Legasthenikerin will endlich dem Leben mit ihrer alkoholkranken Mutter entkommen. Als diese plant wieder zu heiraten, hofft Audrey endlich einen Neuanfang wagen zu können. Sie spart schon längere Zeit auf eine Reise nach Paris. Obwohl sie Schwierigkeiten mit dem Lesen hat und kein Wort Französisch spricht, bewirbt sie sich als Aushilfe in einem Buchladen. Maßgebend ist dabei die kleine Wohnung oberhalb der Buchhandlung, wo sie wohnen könnte. Audreys Freundin schreibt ihr im perfekten Französisch die Bewerbung und schon bald macht sich das Mädchen hoffnungsvoll auf in die Stadt der Liebe und Mode....


Wie die beiden Frauen in Paris aufeinander treffen, hat Sarah Morgan sehr gut gelöst. Trotz des Altersunterschiedes werden sie Freundinnen, die sich gegenseitig Mut machen und unterstützen. Die komplett durchorganisierte Grace, die dem Zufall keine Chance geben möchte, und die verstörte Audrey ohne Selbstvertrauen, ergänzen sich perfekt. Bald schon lernen sie gegenseitig voneinander. Während Grace Audrey die französische Sprache lernt und Audrey ihr aufzeigt, dass man auch ohne einem strukturierten Plan den Tag verbringen kann, öffnen sich beide gegenüber der Anderen und lernen sich selbst besser kennen. Audrey lernt endlich, dass sie sich auf jemand anderen verlassen kann und nicht nur auf sich selbst und Grace lernt loszulassen und das Leben etwas lockerer zu sehen.

Die Entwicklung der beiden Charaktere ist der Autorin sehr gut gelungen. Beide finden langsam zu sich selbst. Außerdem zeigt Sarah Morgan auf, dass wahre Freundschaft kein Alter kennt. Zusätzlich hat sie wieder dem Thema Mütter und Töchter Raum gewidmet.

Das französische Flair und die Stadt Paris hat Sarah Morgan wundervoll eingefangen. Man begleitet beim Lesen die beiden Frauen durch die Straßen der französischen Hauptstadt und lauscht verzaubert dem Klavierkonzert von Graces erster großer Liebe Philippe.

Zur Stadt der Liebe gehört auch ein bisschen Romantik. Die ist ebenso vorhanden, aber gut dosiert. Eine Überdosierung an Vorhersehbarkeit und zu viel Kitsch mag ich ja nicht, aber hier passt alles wunderbar. Bis kurz vor dem Ende wusste ich nicht, wie die Geschichte für die beiden Frauen ausgehen wird. Einzig betreffend der Buchhandlung und einem bestimmten Besucher war mir schon vorher klar, was hier dahinterstecken könnte.

Schreibstil:

Der lebendige Schreibstil macht die Geschichte kurzweilig, die abwechselnd aus der Sicht von Grace und Audrey erzählt wird. Später kommen auch noch kleine Einblicke aus der Sicht von Mimi ins Spiel. Eine kleine Prise Humor findet man trotz der Ernsthaftigkeit des Themas immer wieder.

Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und entwickeln sich weiter. Ich habe beide Frauen sehr schnell ins Herz geschlossen.

Fazit:
Wieder ein wunderbarer Roman aus der Feder von Sarah Morgan, der aufzeigt, dass wahre Freundschaft kein Alter kennt. Der Charme und der Flair der französischen Hauptstadt wurde großartig darstellt und die Entwicklung der beiden Charaktere ist ebenso gelungen. Ein Wohlfühlroman mit Tiefgang, den ich sehr gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Mimis Weg in die Zukunft

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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1911. Mimi hat Laichingen den Rücken gekehrt und geht wieder als Wanderfotografin auf Wanderschaft. Diesmal ist sie aber nicht alleine unterwegs, denn Anton Schaufeler hat sich ihr angeschlossen. Als Gastwirtssohn ...

1911. Mimi hat Laichingen den Rücken gekehrt und geht wieder als Wanderfotografin auf Wanderschaft. Diesmal ist sie aber nicht alleine unterwegs, denn Anton Schaufeler hat sich ihr angeschlossen. Als Gastwirtssohn findet er schnell Arbeit, wenn Mimi ihre Aufträge abarbeitet. Doch die Zeiten haben sich geändert und immer mehr Menschen fotografieren selbst. Auch die Ateliers können sich kaum mehr einen Wanderfotografen leisten. Anton sprüht allerdings nur so vor Ideen und arbeitet als Händler auf Wochenmärkten. Es gelingt ihm mit Mimis Fotografien einen florierenden Postkartenhandel zu betreiben. Doch bald steht Mimi vor einer weiteren Entscheidung, denn das Geld reicht nicht aus. Was soll sie zukünftig machen, wenn der Beruf des Wanderfotografen ausstirbt?
Auf ihrer Suche nach Arbeit landen die beiden in Berlin, wo Mimi für Kataloge und Plakate fotografiert und Anton in einer Bar aushilft.
Alexander studiert noch immer Kunst in Stuttgart und wird von Mylo, einem seiner Professoren, gefördert. Mit seinem neuen Künstlernamen "Pion" (Pfau) wird Alexander langsam bekannt und gibt seine erste Vernissage....

Obwohl es etwas länger gedauert hat, bis wir wieder über Mimi Reventlow lesen durften, war ich sofort wieder in der Geschichte und durfte Mimi auf ihren Wegen folgen, die sie schlussendlich wieder auf die Schäbisch Alb führen. Doch bis es dahin kommt haben Anton und Mimi einige turbulente Monate hinter sich.
Statt der Weberei widmet sich die Autorin diesmal der Schafzucht. Bernadette Furtwängler, die Mimi kurz in Band 1 kennengelernt hat und ihr auch in Band 2 über den Weg gelaufen ist, hat sich nach einer geplatzten Verlobung in Münsingen niedergelassen und die Schafzucht ihres Vaters übernommen. Doch ihr Herz schlägt nicht für die Tiere und um den Hof abzusichern, denkt sie an eine Vernunftehe mit Wolfram, einem Schäferkollegen. Was Mimi mit Bernadette zusammenführt, müsst ihr allerdings selbst lesen. Und was Mimi und Anton in Münsingen planen, ebenfalls....

Bernadette ist nicht die einzige Figur, die wir als Leserin derr Romane von Petra Durst-Bening wiedertreffen dürfen. Kurz trifft Mimi auf Clara, der Naturkosmetikerin vom Bodensee (aus "Bella Clara") und in Berlin hilft ihr Josefine, die wir aus "Solange die Welt noch schläft" kennen (mein Lieblingsbuch der Autorin!) an weitere Aufträge zu kommen. Ich liebe es altbekannte Figuren in einem Roman wiederzutreffen.
Generell sind die Charaktere sehr liebevoll ausgearbeitet. Anton entwickelt sich vom "Lausbub", der nur Flausen im Kopf hat, zu einem engagierten jungen Mann, der das richtige Gespür für gute Geschäfte hat. Alexander wird zwar langsam berühmt, aber ist furchtbar einsam. Durch Mylo, den ich im letzten Band sehr sympathisch fand, der mir aber nun viel zu einnehmend wird, geht Alexander in eine Richtung, die mir nicht wirklich gefällt. Mimi ist die Einzige, die sich nicht wirklich weiter entwickelt, obwohl sie sich weiterhin nicht unterkriegen lässt. Sie überlässt jedoch die Führung Anton und kommt mir diesmal etwas zurückhaltender vor. Trotzdem wird das Thema der Gleichberechtigung wieder angesprochen und mit Mimi und ihren Unternehmer-Freundinnen erhält es auch ein Gesicht.
Mit Bernadette wurde ich nicht ganz warm, aber sie hat ja noch im kommenden Band Chancen mein Herz doch noch zu erobern ;)

Zum Ende hin gibt es wieder einen kleinen Cliffhanger, der die Spannung bis zum nächsten Band aufrecht hält. Am liebsten hätte ich gleich weitergelesen....

Schreibstil:
Was soll ich noch zum Schreibstil der Autorin nach etwa 15 gelesenen Büchern von ihr sagen? Das sagt doch bereits alles, auch wenn mich nicht jedes Buch gleichermaßen fasziniert hat.
Petra Durst-Benning gelingt es jedoch immer mich von der ersten Seite an zu fesseln und mich mit den Charakteren mitfiebern zu lassen, egal ob historisch oder in der Gegenwart.

Fazit:
Es war schön Mimi auf ihren weiteren Weg zu begleiten. Mir hat der dritte Teil der Reihe "Die Welt von morgen" wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, dass es noch zwei weitere Bücher zur Reihe geben wird.

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