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Veröffentlicht am 30.08.2020

Tim Blanck ermittelt auf Mallorca

Verschollen in Palma
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Eine kurze Nachricht per WhatsApp ist das letzte Lebenszeichen von Emma. Tim Blanck, früher ein Polizist in Stockholm, verlässt seine Frau Rebecka und sucht auf Mallorca nach der verschwundenen Tochter. ...

Eine kurze Nachricht per WhatsApp ist das letzte Lebenszeichen von Emma. Tim Blanck, früher ein Polizist in Stockholm, verlässt seine Frau Rebecka und sucht auf Mallorca nach der verschwundenen Tochter. Er folgt jeder noch so kleinsten Spur, scheut kein Risiko, gefährdet seine Gesundheit und sein Leben.
Sein neuer Ermittlungsfall in Sache Familie Kant bringt ihn auf Spuren diverser Verbrechen in eine Welt, in der nur Beziehungen, Macht und Geld regieren und wo ein Menschenleben wenig wert ist. Tim ist überzeugt, Beweise für Emmas Verschwinden gefunden zu haben und bald muss er selbst um sein Leben kämpfen.

In seinem Roman „Verschollen in Palma“ reisen wir mit dem Autor Mons Kallentoft nach Mallorca. Er präsentiert uns nicht nur ein Touristenparadies, wo Sonne, Strand, Spaß und Lebensrausch die Urlaubstage ausfüllen. Er zeichnet auch ein ganz anderes Bild von Mallorca; einer Insel, wo es neben der prächtigen Villas der Reichen und Schönen ganze Siedlungen gibt, wo der tägliche Kampf ums Überleben das menschliche Dasein bestimmt. Er führt den Leser in eine Welt, wo Rausch, Sex, Alkohol, Drogen, Korruption und oft das Verbrechen regieren.
In all diesen Ecken der Palma sucht Tim unermüdlich nach Emma. Ihr plötzliches Verschwinden hat tiefe Wunden bei Tim und Rebecka hinterlassen, sie beschuldigen einander gegenseitig, ihre Ehe zerbricht unter dieser Last. Ihr Alltag wurde von ständigen Erinnerungen an die glücklichen Momente mit ihrer Tochter unterbrochen; all diese Flashbacks gehen tief unter die Haut. Auch den quälenden Schmerz der Eltern und den unbändigen Willen, die vermisste Emma zu finden, kann ich nachempfinden. Der Autor versteht es meisterhaft, diese Gefühlswelt zu übermitteln
Der Schreibstill gefällt mir sehr gut. Der Anfang des Buches ist etwas schleppend, für einen Krimi vielleicht ungewöhnlich, dafür aber sehr emotional und interessant. Mit dem Fall Kant steigt die Spannung immens, es folgen bildgewaltige, energiegeladene Szenen, temporeich und oft brutal. Und es bleibt bis zum Ende sehr spannend.
Der Krimi hat mich überzeugt. Er hat mich sofort in seinen Bann gezogen; ich konnte nicht aufhören zu lesen. Auch Tim Blanck, der ungewöhnliche Ermittler, der nicht aufgeben will, wenn es um die Gerechtigkeit geht, wird lange in meiner Erinnerung bleiben. Es würde mich sehr freuen, wenn es eine Fortsetzung mit ihm gäbe.
Den Krimi „Verschollen in Palma“ kann ich nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Ein fesselnder Auftakt der Reykjavik-Trilogie

Das Netz
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Nach der Scheidung von Adam bleibt Sonja mittellos und kann nicht für ihren Sohn Tómas sorgen. Deswegen bekommt Adam das Sorgerecht für Tomas und bestimmt den Umgang mit ihm. Sonja will unbedingt ihren ...

Nach der Scheidung von Adam bleibt Sonja mittellos und kann nicht für ihren Sohn Tómas sorgen. Deswegen bekommt Adam das Sorgerecht für Tomas und bestimmt den Umgang mit ihm. Sonja will unbedingt ihren Sohn zurückgewinnen; dafür müsste sie aber genug Geld verdienen. Aus diesem Grund lässt sie sich auf Drogenschmuggel ein. Sie will unabhängig sein; deswegen nimmt sie auch kein Geld von ihrer Freundin Agla, mit der sie seit kurzem eine Liebesbeziehung hat.

Auch Agla, eine Bankangestellte in gehobener Position, befindet sich in Schwierigkeiten. Zwar mangelt es ihr an Geld nicht, aber es wurde gegen sie wegen kriminellen Bankgeschäften ermittelt. Von Anfang an ist es klar, dass sie in die illegalen Machenschaften verwickelt ist.

Der erfahrene Zollbeamte Bragi verdächtigt bald Sonja des Drogenschmuggels. Bisher konnte er sich immer auf seine Intuition verlassen und die perfekte Sonja kommt ihm sehr verdächtig vor.


Die Handlung dieses Romans wurde aus der Sicht der jeweiligen Hauptperson fortgeführt. Sonja, Agla und der Zollbeamter Bragi erzählen im Wechsel über die bedeutenden Geschehnisse aus ihren Leben.
Häppchenweise erfährt man, wie die Protagonisten straffällig geworden sind und welch drastische Konsequenzen dies für ihr Leben habe.

Lilja Sigurdardottir versteht es, die emotionalen Bilder des Geschehens anschaulich dem Leser zu vermitteln. Zwar gibt es in diesem Krimi keinen brutalen, blutigen Mord, aber an der Brutalität und dem Verbrechen selbst mangelt es hier nicht. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man in das Netz der Kriminalität gelangen kann und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien.

Die Krimikapitel sind kurz, temporeich, spannend. Sie verleiten förmlich zum Weiterlesen, denn auch die Cliffhänger am Ende der vielen Abschnitte erhöhen enorm die Spannung.

Ich habe mich bei dieser Lektüre sehr gut unterhalten gefühlt. Sonjas Geschichte fand ich besonders spannend; sogar für ihre Straftaten könnte ich etwas Verständnis aufbringen. Agla dagegen erscheint mir noch sehr blass, was vor allem an ihrer Vergangenheit und ihrer unklaren Rolle in dem ganzen Komplott liegt. Eine richtige Überraschung ist der Zollbeamter Bragi, den ich trotz seiner Rolle sympathisch fand.

„Das Netz“ ist das erste Buch aus der 3-teiligen Krimireihe. Sehr gelungen und völlig überraschend ist das Finale des ersten Teils. Auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Oktober 2020 erscheint, freue ich mich jetzt schon.

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Spannende und lehrreiche Lektüre

Goldjunge (Ira Schwarz ermittelt 1)
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Ein grausamer Mord an einem 16-Jährigen erschüttert im September 1967 die Stadt Köln. Sofort beginnt die Polizei mit den Ermittlungen, auch die hiesige Presse interessiert sich brennend für den Fall. Die ...

Ein grausamer Mord an einem 16-Jährigen erschüttert im September 1967 die Stadt Köln. Sofort beginnt die Polizei mit den Ermittlungen, auch die hiesige Presse interessiert sich brennend für den Fall. Die Kriminalhauptmeisterin Ira Schwarz von der Weiblichen Kriminalpolizei unterstützt die Mordkommission bei der Ermittlungsarbeit. Auch der Journalist Ben Weber ist sofort am Ort des Geschehens und versucht auf eigene Faust weiteren Erkenntnisse zu gewinnen. Als Ira Schwarz merkt, dass die polizeilichen Ermittlungen in falsche Richtung gehen, versucht auch sie eigenmächtig die ganze Wahrheit herauszufinden.

Die Kurzbeschreibung und das Cover haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Die Lektüre dieses Buches hat meine Erwartungen weit übertroffen; sie hat mir viele spannende und lehrreiche Lesestunden beschert.
Es war nicht nur der aufregende Krimiplot, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Es geht bei diesem spektakulären Mordfall um viel mehr als nur um ein Tötungsdelikt, das aufgeklärt werden muss. Denn hinter diesem Verbrechen verbergen sich dramatische Menschenschicksale, die in der Vergangenheit ihre Wurzeln haben.
In diesem Buch spricht die Autorin über tragische Ereignisse aus der Kriegszeit und den Jahren unmittelbar danach, über die unruhige Zeit der 1960-er Jahre, über Frauenstellung in der Gesellschaft und im Erwerbsleben und über vieles an anderes mehr. Ein reales Bild der Stadt Köln aus dieser Zeit mit den Stadtvierteln für Wohlhabende und mit den Notunterkünften für viele Arbeiterfamilien, die oft am Rande der Existenz lebten, entstand vor meinem inneren Auge. Ich fühlte mich in diese Zeit hineinversetzt.
Sehr interessant habe ich die Arbeit der Kriminalpolizei in dem Roman verfolgt. Fast unvorstellbar erscheint es heutzutage, dass sie damals ohne Handys und ohne moderne Technik arbeiten mussten. Damals wurden dringende Anrufe in einer Telefonzelle an einer Straßenecke getätigt, es gab Münzapparate und den VW-Käfer als polizeilichen Dienstwagen. Hervorragend vermittelt dieser Krimi die Realität der vergangenen Zeit.
„Goldjunge“ bietet alles, was das Herz eines Krimi-Fans begehrt: das spektakuläre Verbrechen, spannende Ermittlung, starke, glaubwürdige Charaktere, falsche Fährten und die überraschende dennoch logische Auflösung. Auch die gut recherchierten Bilder der damaligen Umbruchszeit bereichern diese Geschichte unheimlich. MEINE EMPFEHLUNG: unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Bella Italia mal anders

Belmonte
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Völlig unerwartet trifft Simona die Nachricht über den plötzlichen Tod ihrer geliebten Großmutter. Die nonna Franca hinterlässt ihrer Enkelin ein Haus in Italien; dort hat Franca bis zur Auswanderung nach ...

Völlig unerwartet trifft Simona die Nachricht über den plötzlichen Tod ihrer geliebten Großmutter. Die nonna Franca hinterlässt ihrer Enkelin ein Haus in Italien; dort hat Franca bis zur Auswanderung nach Deutschland gelebt.
Simona verliebt sich sofort in das Haus in dem malerischen Ort Belmonte und findet dort Kassetten, die ihre nonna für sie aufgenommen hat. Auf den Kassetten befindet sich Francas Lebensbeichte, aus der Simona viel über die Geschichte ihrer deutsch-italienischen Familie erfährt. Mit viel Mut und Entschlossenheit bei ihrer Recherche nach eigenen Wurzeln stößt Simona auf einige dunkle Familiengeheimnisse und entdeckt schreckliche Wahrheiten.

In ihrem ersten Familienroman „Belmonte“ erzählt Antonia Riepp die Geschichte einer Familie, die ihre Wurzeln in Italien hat. Vor meinem inneren Auge erschien ein idyllischer Ort in Marken, deren Bewohner vor den Unruhen und der Verwirrungen der Zeit nicht verschont geblieben sind. Da gab es Kämpfe und Widerstand gegen die deutschen Besatzer, später die mageren Nachkriegszeitjahre und Auswanderungen nach Amerika und nach Deutschland auf der Suche nach Arbeit. Objektiv und gleichzeitig sehr sensibel erzählt die Autorin über diese schwere Zeit, in der es viele Tragödien, Schmerz, Leid, verletzte Gefühle, sogar Verrat und Tod gegeben hat.
Diese ergreifende Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Sie wurde im Wechsel aus zwei verschiedenen Zeitperspektiven erzählt; die aktuellen Ereignisse wurden gekonnt mit der bewegenden Beichte der verstobenen Großmutter verflochten. Fesselnd und einfühlsam schreibt die Buchautorin über das traditionelle Leben in einem italienischen Dorf, über starke Frauen und Liebe, die nicht immer gelebt werden dürfte. Sehr interessant und behutsam wurden solche Themen wie Heimat und Zugehörigkeitsgefühl behandelt; die Romanheldinnen mussten sich oft entscheiden wie und wo sie ihr Leben weiterführen wollten.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, so sehr haben mich die tragischen Schicksale der Protagonisten und ihren Familien bewogen. Das Buch liefert nicht nur idyllische Bilder der italienischen Landschaft; es gewährt tiefe Einblicke in das tägliche Leben der Dorfbewohner damals und heute. Dieser Roman ist absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Eine Geschichte, die zu Herzen geht

Ich bleibe hier
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Das Bild eines Kirchenturms, der aus dem endlosen Wasser ragt, schmückt das Cover des Buches. Es gibt diesen im See versunkenen Turm wirklich; er ist das Wahrzeichen der Region Vinschgau in Südtirol. Unter ...

Das Bild eines Kirchenturms, der aus dem endlosen Wasser ragt, schmückt das Cover des Buches. Es gibt diesen im See versunkenen Turm wirklich; er ist das Wahrzeichen der Region Vinschgau in Südtirol. Unter dem Seewasser liegen zwei alte Südtiroler Dörfer, Graun und Reschen, begraben. Die Bewohner der beiden Orte müssten für den Bau des Stausees ihre Häuser und Höfe verlassen, sie verloren ihr ganzes Hab und Gut.

Diese bewegende Geschichte erzählt Marco Balzano in seinem Buch. Er holt weit aus, beginnt mit den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Aufstieg von Mussolini und der Zeit des Faschismus. Damals mussten die Dorfbewohner sich entscheiden: ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben wollen. Alles was deutsch war, wurde verboten oder vernichtet. Manche Familien gingen deswegen auseinander, Freundschaften zerbrachen.
Die Erzählerin dieser Geschichte Trina, dürfte trotz des abgeschlossenen Studiums nicht als Lehrerin arbeiten. Sie hat dann Deutsch heimlich in Katakomben unterrichtet, was mit drakonischen Strafen, einschließlich Verbannung, geahndet wurde.
Viele hofften in dieser Zeit auf die deutsche Befreiung.

Auch Trinas Familie ist vom Zeitgeschehen und den Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Das alles wurde in drei Teilen des Buches erzählt, die gleichzeitig die Teile eines Briefes, den Trina an ihre verlorene Tochter schreibt:
1/“Die Jahre“.
2/ „Auf der Flucht“,
3/ „Das Wasser“.

„Ich bleibe hier“ ist eine Geschichte, die tief unter die Haut geht. Trinas persönliches Schicksal, vom Zeitgeschehen geprägt, ist dramatisch. Es hat mich tief erschüttert, als ich erfahren habe, wie und warum Trina und Erich ihre Tochter verloren haben. Wunderschön und bemerkenswert ist die Liebe zwischen Trina und Erich, ihr Zusammenhalt, ihr gemeinsames, alles andere als ein leichtes Leben.

Spannend und ergreifend ist das Schicksal der Südtiroler, die lange noch vor dem Krieg zwischen zwei Fronten standen: wegen ihrer Sprache, ihrer Tradition, ihrer Bräuche. Die Zeitgeschichte brach Veränderungen mit: „Vom ersten Augenblick an hieß es: Wir gegen sie. Die Sprache des einen gegen die des anderen. Die Arroganz der plötzlichen Macht gegen das Pochen auf jahrhundertealte Wurzeln.“ (Zitat Seite 22)

Herzzerreißend ist das Schicksal der Menschen aus den überfluteten Orten, die auf einen Schlag ihre Existenzen und alles was ihnen lieb und teuer war, verloren haben.
Trinas Brief in einem ruhigen, nüchternen Stil gehalten ist voller Emotionen. Es ist eine Geschichte, die zu Herzen geht. Sie lässt die Postkartenidylle des heutigen Reschensees mit dem versunkenen Kirchenturm in der Mitte mit ganz anderen Augen betrachten.

FAZIT:
Der Roman von Marco Balzano ist eine ergreifende Geschichte, die man unbedingt lesen muss!

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