Wie "Golden Cage" - nur in Silber
Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)Die Story von Faye, die in „Golden Cage“ erst von ihrem Mann arglistig hintergangen wurde und dafür umso arglistiger Rache an ihm übte, geht weiter, und ich kann schon so viel verraten: Wer den ersten ...
Die Story von Faye, die in „Golden Cage“ erst von ihrem Mann arglistig hintergangen wurde und dafür umso arglistiger Rache an ihm übte, geht weiter, und ich kann schon so viel verraten: Wer den ersten Band mochte, der wird auch diesen mögen – wer nicht, der nicht. Denn beide Romane ähneln einander sehr: in Aufbau, Duktus, Luxuslabel-Namedropping und expliziten Erotikszenen.
Auch in diesem Roman finden sich unterschiedliche Handlungsstränge: Fayes Kosmetikmarke, die sie in „Golden Cage“ mithilfe eines Netzwerks aus betrogenen und enttäuschten Frauen aufgebaut und in Blitzgeschwindigkeit zu Weltruhm gebracht hat, ist in Gefahr. Ein anonymer Käufer strebt nach der Aktienmehrheit, Fayes Aktionärinnen, deren Loyalität sie sich eigentlich sicher war, verkaufen unerklärlicherweise eine nach der anderen. Fayes Verbleib in der Firma ist in Gefahr, und so sucht sie fieberhaft nach einer Lösung. Währenddessen leben Fayes totgeglaubte Mutter und Tochter in Fayes luxuriösem Haus in Italien, geheim und unerkannt, doch glücklich. Doch ihr unbeschwertes Dasein gerät in Gefahr, als Fayes für den Mord an der gemeinsamen Tochter verurteilter Mann mit einem Mitinsassen aus dem Gefängnis ausbricht. Und dann ist da noch dieser attraktive Geschäftsmann, den Faye in einer Hotelbar kennenlernt und der ein mehr als platonisches Interesse an ihr hat – und sie an ihm. Ach ja: auch Fayes Kindheit und Jugend wird, wie schon im ersten Band, in zahlreichen Rückblicken thematisiert, und auch diese Enthüllungen zeichnen alles andere als das Bild einer unbeschwerten Kindheit.
Das klingt nach ziemlich viel Handlung für einen einzigen Roman? Ja, das ist es auch. Und vielleicht liegt es an dieser Fülle der Ereignisse, dass Fayes Schicksal mich persönlich – genau wie in „Golden Cage“ – alles in allem leider ziemlich kaltließ, denn hier wie dort blieb Faye für mich als Person wenig greifbar und als Charakter leider ohne nennenswerten Tiefgang. Und auch wenn ein Roman nicht zwangsläufig realitätsnah gestaltet sein muss: Wie zielstrebig und erfolgreich Faye auf ihren Stilettos hier durch den tiefen Sumpf unzähliger Schwierigkeiten schreitet und sie eine nach der anderen resolut angeht, ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass ich selbst mit dem größten Wohlwollen so manches Mal entnervt aufseufzte.
Des ungeachtet lässt sich „Wings of Silver“ locker wegschmökern und ist insgesamt auch durchaus unterhaltsam. Und ich muss zugeben: der Cliffhanger am Ende des Romans macht mich doch neugierig, wie es wohl weitergeht …