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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2020

Wenn die Protagonisten in den Hintergrund rücken und die Dorfidylle für grossen Lesegenuss sorgt...

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und ...

Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und werden gemeinsam auf dem Hof der älteren Dame Dorle eingeschneit. Als diese kurz darauf stirbt, vermacht sie ihren Hof den damals überraschend aufgetauchten Übernachtungsgästen unter der Bedingung, dass Lucy und Ben diesen gemeinsam bewohnen und nach Möglichkeit bewirtschaften sollen.

Weil beide so oder so keinen Halt mehr in ihrem alten Leben haben, stürzen sie sich in dieses neue Abenteuer und werden von der an einem Strick ziehenden Dorfgemeinschaft mit offenen Armen und Herzen empfangen.


Meine Meinung:

Kristina Günak ist es gelungen, mich von Anfang an für sich und ihre Figuren einzunehmen, was mich sehr gefreut hat. Ich habe es geliebt, wie Lucy und Ben sich auf dem Hof einleben (und sich dabei nicht selten auch ein wenig umständlich anstellen) und wie die Bewohner des kleinen Dorfes sich den beiden Stadtbewohnern annehmen. Besonders gut gefallen hat mir als überzeugte Katzenliebhaberin übrigens der träge, liebenswerte Hofhund Helmut, den Lucy und Ben von Dorle übernommen haben und dessen bedächtige Art im ganzen Buch für sehr viele herzerwärmende Momente gesorgt hat.

In zahlreichen amüsanten Szenen hat Kristina Günak gezeigt, wie humorvoll und feinfühlig sie schreiben kann. Da wären zum Beispiel Dorffeste, der kauzige Nachbar Fredo mit seinem grossen Herz, der Kochkurs, bei dem Lucy so gar nichts lernt, aber um so mehr Spass hat oder auch die kleinen und grösseren Arbeiten rund um den Hof. Die sich zwischen Lucy und Ben anbahnende Romanze rückte dabei mehr und mehr in den Hintergrund und hätte in meinen Augen dann auch eigentlich gar nicht mehr sein müssen. Zu unklar ist Bens Vergangenheit und auch nach mehr als 300 Seiten kann ich mir nicht vorstellen, wie die "Protagonisten" aussehen und eigentlich waren alle anderen im Buch vorkommenden Figuren wesentlich interessanter, präsenter und mit mehr Entwicklungspotenzial ausgestattet. Ich würde es mir deshalb wünschen, noch einmal in dieses kleine Dorf zu reisen und mehr über Millie, Fredo, Esat und wie sie alle heissen zu erfahren.


Schreibstil:

Auch wenn das Landleben natürlich ein wenig gar idyllisch daherkommt, hat sich vor allem da gezeigt, wie besonders gut Kristina Günak (be-)schreiben kann. Ich habe die Blüten der Obstbäume, Millies Kuchen und den Jägermeister riechen und fast schon schmecken können und hätte mich am liebsten zu Esat auf die blau gestrichene Bank am Wegrand gesetzt, mit ihm geplaudert, die Post sortiert und auf den nächsten Gemütsausbruch von Fredo gewartet. Auch ist es Günak gelungen, Bens psychische Erkrankung feinfühlig in die Handlung einzuflechten, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen oder - umgekehrt - pathetisch zu werden.

Weniger gut hat mir gefallen, wie Lucys Schreiballtag beschrieben ist. Ihre anfängliche Romanidee verkommt zu einer Farce und muss komplett umgekrempelt werden und auch sie als Figur wirkt für ihr Alter viel zu unbeständig, unreif und auch ein wenig gar unsicher, kann aber dafür mit ihrer feinfühligen Art auftrumpfen.


Fazit:

Obwohl die eigentlichen Protagonisten eine stets kleiner werdende Rolle einnehmen und letztendlich gänzlich in den Hintergrund rücken, Lucys Romanidee sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt und wir über Bens Vergangenheit immer noch ganz wenig erfahren, hat Kristina Günak eine herzerwärmende Sommerlektüre geschrieben, welche das idylissche Landleben und den Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft feinfühlig beschreibt. Das Buch kann man lesen, muss es aber nicht, deshalb gibt es keine Empfehlung von mir, sondern einen Wunsch:

Ich wünsche mir eine Fortsetzung, die sich vor allem mit den anderen Bewohnern des kleinen Dorfes befasst und würde sehr gerne in die kleine Dorfgemeinschaft zurückkehren. Evtl. sind sogar genug Ideen für eine Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Romanreihe da?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 11.06.2020

Erschütternd, nachdenklich stimmend, aber moralisch nicht immer ganz über alle Zweifel erhaben

Zahra
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Inhalt:
Zahra ist ein gesundes Kind, aber das Glück ihrer Eltern währt nur kurz. Nach einem Narkosefehler verändert sich das Leben der kleinen Familie von einer Sekunde auf die andere. Die Ärzte geben ...

Inhalt:
Zahra ist ein gesundes Kind, aber das Glück ihrer Eltern währt nur kurz. Nach einem Narkosefehler verändert sich das Leben der kleinen Familie von einer Sekunde auf die andere. Die Ärzte geben Zahra auf. Wenn sie überhaupt überleben werde, werde sie wohl für immer stark behindert bleiben. Aber die Ärzte haben nicht mit Zahras Überlebenswillen und mit der Konsequenz der Mutter gerechnet. Adelheid Schär beginnt, wie eine Löwin um ihre Tochter, um jeden Schritt hin zu einem einfacheren Leben zu kämpfen. Tag und Nacht betreut, fördert und therapiert sie Zahra und wenn sie nicht gerade Ausflüge mit ihr unternimmt, ins Therapieschwimmen geht oder neue Pflegerinnen einstellt, befasst sie sich mit Fachliteratur, Eltern und Ärzten mit ähnlichen Erfahrungen und entwirft neue Therapiepläne. Entgegen jeder Prognose lernt Zahra, gestützt zu kommunizieren und so haben wir nicht nur Erlebnisberichte der Mutter, sondern auch Erfahrungen und Gedanken von Zahra selber überliefert. Aus diesen Berichten wird ersichtlich, wie lernfähig das menschliche Gehirn mit dem richtigen und andauernden Training sein kann. Bisherige Erkenntnisse und Überzeugungen werden widerlegt oder in Zweifel gezogen und dies lässt in vielen Fällen die herkömmlichen Behandlungsmethoden, sowie das Abschieben in Heime in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Mutig und ehrlich schildert Adelheid Schär den Alltag mit ihrer Tochter, die persönlichen Zwiste, das Schwimmen gegen den Strom, den Kampf um jeden Rappen und um einen Ausbildungsplatz und nicht zuletzt auch die Verzweiflung, die eigenen Grenzen und die Ablehnung der Umwelt.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich erschüttert. Natürlich mit seinem Inhalt, aber auch mit der liebevollen und ehrlichen Sprache, in der es geschrieben ist und mit Zahras Worten und Gedanken, die berühren und Einblicke in ein Leben geben, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können.
Sachlich und medizinisch, aber auch sehr emotional kommt der Schreibstil daher. Es handelt sich aber weder um einen kalten, noch um einen um Mitleid flehenden Bericht. Vielmehr ist es eine ehrliche Dokumentation über Höhen und Tiefen eines sehr kurzen Lebens und zugleich eine medizinische Studie um aufzuzeigen, wie lernfähig das Gehirn sein kann.
Sehr beeindruckend ist die Tatsache, dass Zahre selber auch zu Wort kommt. Sobald sie gestützt kommunizieren kann - sie schreibt, indem eine Therapeutin ihren Arm hält und auf feinste Impulse achtend führt - ist es ihr möglich, ihre Situation zu beeinflussen. Lange Zeit war gar keine Kommunikation möglich später konnte Zahra mit "Ja" und "Nein" antworten und schon bald kam die gestützte Kommunikation dazu. Eine Kommunikation, die es ihr ermöglichte, eigene Gedanken und Gefühle auszudrücken, Wünsche zu äussern und konkrete Forderungen zu stellen.
Diese neue Ausdrucksmöglichkeit zeigt dem Leser aber auch auf, in welcher Lage Zahra sich befindet. Sie ist hochintelligent und realisiert alles, was geschieht und natürlich auch ihre eigene Situation. Diese beschreibt sie auch manchmal als ein Gefängnis. Damit hat sie wohl Recht. Sie ist gefangen in ihrem fast starren Körper und kann sich nur schriftlich und deshalb eher langsam äussern. Der Wunsch nach Freunschaft wird immer grösser in ihr und ihre Einsamkeit und Verzweiflung ging mir wirklich an die Nieren.
Adelheid Schär will mit diesem Buch aufzeigen, dass ein Leben, wie Zahra es führte, durchaus lebenswert sein kann. Dem stimme ich natürlich zu. Wenn man diesen ganzen Aufwand auf sich nehmen kann, ist dieses Leben lebenswert. Zahra hatte sehr viele schöne Momente in ihrem Leben. Vor allem aber gegen Ende ihres Lebens wird klar, wie sehr sie leidet und wie gross ihre Verzweiflung ist. Sie wäre wohl nie an ihrer Grippe gestorben, wenn sie mit 16 Jahren den gleichen Lebenswillen gehabt hätte, wie direkt nach dem Ärztefehler. Deshalb bin ich nach wie vor skeptisch. Ich bewundere Zahra und ihre Mutter um ihren Mut und ihre Kraft. Trotzdem frage ich mich, ob Zahra diese schreckliche Einsamkeit und diese zermürbende Hoffnungslosigkeit vielleicht hätte erspart werden können. Und gleichzeitig verurteile ich mich dafür, dass ich dies überhaupt zu denken wage. Was auf jeden Fall klar ist: so viel Mut müsste besser unterstützt und akzeptiert werden. Wer sich dafür entscheidet, einen Weg zu gehen, wie Adelheid Schär ihn mit Zahra gegangen ist, dem sollten nie und nimmer zusätzlich Steine in den Weg gelegt werden.

Fazit:
Erschüttert und aufgewühlt hinterlässt dieser ehrliche und wahre Bericht den Leser. Er regt zum Nachenken an und tröstet zugleich mit der mutigen Haltung einer Mutter, die das Leben und sich selbst herausfordert und mit der Stärke einer Tochter, die das Unmögliche zwingt, möglich zu werden.

Veröffentlicht am 31.05.2020

Kann man lesen, muss man aber nicht

Ein Tag und eine Nacht
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Meine Meinung:

Oda und Till haben sich seit dreizehn Jahren nicht gesehen, aber Till hat nie aufgehört, an Oda zu denken, obwohl er ein scheinbares Bilderbuchleben lebt. Eine Begegnung aus der Vergangenheit ...

Meine Meinung:

Oda und Till haben sich seit dreizehn Jahren nicht gesehen, aber Till hat nie aufgehört, an Oda zu denken, obwohl er ein scheinbares Bilderbuchleben lebt. Eine Begegnung aus der Vergangenheit konfrontiert ihn mit längst unterdrückten Gefühlen und er beginnt, nach Oda zu suchen. Schnell findet er sie online und ohne gross nachzudenken, willigt er ein, sie zu treffen. Dieses Treffen verläuft nicht ganz einfach und nicht ganz glücklich und schnell wird klar, dass da zwei Menschen zusammensitzen, die in ihrem Leben sehr viele Themen, Menschen und Beziehungen gestreift haben, ihren Platz aber eigentlich immer noch suchen. Dies ist einerseits die grösste Stärke, aber zugleich auch Schwäche dieses Buches. Während Oda und Till so herrlich unperfekt sind und ganz viel Identifikationspotenzial für jegliche Leser*innen bieten, sind sie zugleich auch sehr nachtragend, ein wenig einfach gestrickt und vor allem ängstlich. Wäre ein einziges Mal von Anfang an offen miteinander gesprochen worden, hätte sich diese Geschichte ganz anders - aber natürlich auch wesentlich unspektakulärer - entwickeln können. Immer mal wieder hätte ich die arrogante und absolut kindische Oda sehr gerne geschüttelt, den unentschlossenen und rückgratlosen Till angestupst (oder auch ein wenig getreten), aber obwohl mich die beiden Protagonisten mit ihrer insgesamt sehr anstrengenden Art auch genervt haben, konnte ich doch auch ein wenig nachvollziehen, welche Missverständnisse, Ängste und Lebenssituationen sie zu ihrem jeweiligen Handeln (oder manchmal auch untätigen Herumsitzen) bewogen haben.



Schreibstil:

Die Figuren haben es mir nicht immer ganz einfach gemacht, aber trotzdem war dieses Buch kein totaler Schuss in den Ofen. Die Beschreibungen der Orte waren wundervoll und zeugen von einer tiefen Liebe des Autorenduos zur Lüneburger Heide und Hamburg. Besonders gut gefallen hat mir auch die Erzählweise. Die Kapitel sind nämlich abwechslungsweise aus Odas und Tills Sicht geschrieben und eine kunterbunte, aber nicht zu überzogene Mischung aus Tagebuch, Briefroman und erzählter Handlung. Die einzelnen Personen sind sehr detailliert und äusserst authentisch beschrieben, die Schwierigkeiten und Höhenflüge im Leben einer jeden Figur sind nachvollziehbar und stimmig konstruiert und beim Lesen bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Dennoch werden einige schwierige Themen, wie Krebs, Burn-out, Ehestreitigkeiten und Arbeitslosigkeit gestreift.



Meine Empfehlung:

Dieses Buch kann man lesen, muss man aber nicht. Ich empfehle es allerdings sehr gerne für entspannte Stunden im Zug oder am Strand weiter und bin mir sicher, dass einige von euch sich besser mit Oda und Till verstehen werden, als ich.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2020

Unterhaltsam und kurzweilig aber eher vorhersehbar

Das Glück ist zum Greifen da
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Inhalt:
Anas drohende Abschiebung nach Serbien hängt wie ein Damoklesschwert über ihr und ihren Zwillingen. Die kleine Familie, die doch in Köln so wunderbar integriert ist, wird wohl bald des Landes verwiesen, ...

Inhalt:
Anas drohende Abschiebung nach Serbien hängt wie ein Damoklesschwert über ihr und ihren Zwillingen. Die kleine Familie, die doch in Köln so wunderbar integriert ist, wird wohl bald des Landes verwiesen, weil Ana einfach keinen Job findet. Der Kindsvater, der als Hornist durch die ganze Welt reist und sich seit jeher aus jeglicher Verantwortung gezogen hat, ist auch keine grosse Hilfe. Doch der Klavierlehrer der Zwillinge, Anas beste Freundin Ella und die vielen Nachbarn aus ihrem Wohnblock nehmen Anas Glück in die Hand und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Meine Meinung:
Der Februar ist bei mir buchtechnisch nicht ganz so gut gestartet und ich kam bei vielen Büchern - ich lese ja immer parallel - nicht so richtig vom Fleck, weshalb ich dann schliesslich "Das Glück ist zum Greifen da" als leichte Lektüre zwischengeschoben habe. Das hat wunderbar geklappt und das humorvolle - wenn auch total vorhersehbare Buch - hat mich gut unterhalten. Besonders gut gefallen haben mir der lockere Schreibstil, die Dialoge und der liebevolle Bezug zu Köln, sowie die Verarbeitung einiger eher ernster Themen. Weniger toll fand ich, dass so gar keine Überraschungen anzutreffen waren und dass dieses Buch ohne grosse Umschweife zum Ziel führt. Dass es dabei aber sehr kurzweilig ist, relativiert diesen Aspekt wieder ein wenig.

Schreibstil:
Das Buch liest sich nur so weg und es werden auch ernste Themen intensiv verarbeitet. Obwohl handlungsmässig für keinerlei Überraschungen gesorgt worden ist, wird mit liebevollen Details erzählt. Deloys Liebe zu Köln und zum Erzählen ist in jedem Abschnitt spürbar. Die schrägen und auch sehr charmanten Nebenfiguren sorgen für eine Wohlfühlatmosphäre, Anas Angst vor der Abschiebung, ihre gesamten Existenzängste und die enge Beziehung zu ihren Kindern werden einfühlsam geschildert. Genau so wie die Hilfsbereitschaft der Nachbarn und Freunde, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.

Meine Empfehlung:
Wer sich nicht daran stört, dass ein Buch vor allem mit der Atmosphäre und der liebevollen Erzählsprache punktet, inhaltlich aber nicht sehr originell daherkommt, ist mit "Das Glück ist zum Greifen da" sicher sehr gut beraten. Aus der Masse an unterhaltsamer Literatur herauszustechen vermag das Buch aber nicht wirklich, weshalb es in den offenen Bücherschrank wandern und sicher bei weiteren Leser*innen für kurzweilige Lesestunden sorgen wird.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein wenig zu düster, aber sehr philosophisch

Der andere Ort
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Erste Eindrücke:
Dieses Buch beinhaltet zehn Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge. Besonders zu erwähnen ist die erste Geschichte, welche auch dem Buch den Namen gegeben hat und mit Abstand die längste ...

Erste Eindrücke:
Dieses Buch beinhaltet zehn Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge. Besonders zu erwähnen ist die erste Geschichte, welche auch dem Buch den Namen gegeben hat und mit Abstand die längste Geschichte ist. Auf hundert Seiten entführt uns Stefan Stergiannis in das Leben eines zehnjährigen Jungen, welcher von seinem alkoholabhängigen Vater nur Zurückweisung und Gewalt erfährt und auch in der Schule von seinen Mitschülern gehänselt wird. Als Tom sich einmal wehrt, werden zwei Mitschüler leicht verletzt und er muss als Strafe Freiwilligenarbeit leisten. Seine Aufgabe ist es, den alten Mann Vladjo zu besuchen, dessen Einkäufe in die Mietwohnung zu schleppen und sich mit ihm zu unterhalten. Und die beiden unterschiedlichen Menschen werden bald so etwas wie Freunde und es ist Vladjo, der eine Lösung für Toms Probleme hat. Tom soll lernen, sich an den "anderen Ort" zu flüchten.
In seinen anderen Kurzgeschichten lässt uns Stefan Stergiannis tief in die Gedanken von Bäumen einblicken und er scheint sogar einen heissen Draht zu Gott zu haben. Auch ein Serienkiller aus dem Mittelalter und ein Heckenmonster kommen in den Geschichten vor und lassen jede einzelne Erzählung zu einem schaurig schönen und philosophischen Märchen werden.

Meine Meinung:
Vor allem die erste und längste Geschichte "der andere Ort" gefällt mir sehr gut. Auch einige der anderen Erzählungen wie "0800-Gott" und "die Rast" sprachen mich sehr an. Insgesamt sind mir die Geschichten in Kombination und somit das ganze Buch ein wenig zu düster und fatalistisch. Es fehlen mir dazwischen einige lebensbejahende und hoffnungsvolle Geschichten mehr. Ansonsten muss ich aber den Schreibstil sehr loben. Alles in allem ein Buch, welches ich neben und zwischen anderen Büchern lesen würde um immer wieder genug Pausen zwischen die einzelnen Geschichten machen zu können.
Mein herzlicher Dank gilt noch einmal dem C. F. Portmann Verlag für dieses philosophische Buch.