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Veröffentlicht am 30.06.2020

Berührendes und tiefgründiges Buch

Bienenjunge
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„...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“

Kai ist mit seinem 6jährigen Sohn Cosmas am Strand der Elbe. ...

„...Regeln waren wichtig für Cosmas, aber er empfand es als dringlicher, im jeweiligen Moment zu schauen, was genau der Junge benötigte...“

Kai ist mit seinem 6jährigen Sohn Cosmas am Strand der Elbe. Der Junge beschäftigt sich im Sand. Schnell wird mir als Leser klar, dass Cosmas ein besonderes Kind ist.
Die Autorin hat einen einfühlsamen Roman über das Leben mit einem autistischen Kind geschrieben. Die Geschichte wird aus der Sicht des Vaters erzählt. Der ist Lehrer und weiß, dass Cosmas autistische Züge zeigt, auch wenn die Diagnosestellung schon mehr als ein Jahr auf sich warten lässt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. In jeder Zeile wird klar, wie sehr Kai seinen Junge liebt und wie viel Mühe er sich gibt, dass es ihm gut geht.

„...Cosmas war Cosmas und er würde niemals jemand anders sein. Und er war genau richtig. Für Kai jedenfalls...“

Was in den vergangenen sechs Jahren passiert ist, bleibt weitestgehend im Dunkeln. Eines aber wird deutlich. Jorinde, Kais Frau und Cosmas Mutter, ist mit der Situation überfordert. Sie kann das Kind nicht so annehmen, wie es ist, und glaubt, es durch Erziehung zu einem normalen Kind zu machen, wobei normal immer ein relativer Begriff ist. Das stellt Kai vor zusätzliche Anforderungen.

„...Jorinde war wie Glas, einerseits hart und glatt, andererseits durchscheinend und zerbrechlich. Und Kai würde sich an ihr schneiden, immer und immer wieder...“

Kai schreibt in den Abendstunden ein Buch. Das ist für ihn eine Art Flucht aus der Realität und schenkt ihm eine gewisse Freiheit. Daraus schöpft er auch die Kraft, Cosmas alles zu geben, was der braucht, und die zerbrechliche Liebe zu seiner Frau nicht infrage zu stellen. Das heißt nicht, dass er alles richtig macht. Aber wer macht das schon in seinem Leben.
Cosmas spricht nicht viel. Doch an einigen Stellen wird deutlich, dass der Junge zu Empfindungen fähig ist, die wir nicht nachvollziehen können. So gibt es Menschen, die er Denkenlampe nennt. Seinem Vater erklärt er, dass diese leuchten. Auch die Depression der Mutter zeigt sich für ihn in bildhaften Farben.
Auf einer Vernissage lernt Kai die Künstlerin Lilith kennen. Ihre Lebensfreude beeindruckt ihn. Trotzdem setzt er seinem Handeln Grenzen, auch wenn er in Gedanken von mehr Nähe träumt.
Als Kai seinen Freund Peter besucht, beobachtet Cosmas die Bienen an dessen Bienenstöcken. Hier zeigt sich sein feines Empfinden für andere Lebewesen. Erstaunlich, wie er ihr Tun interpretiert. Daraufhin beschließt Kai, auf dem Balkon selbst Bienen zu halten. Die Beobachtung der Tiere lässt Cosmas zur Ruhe kommen. Was ihn sonst schnell aufregt, blendet er dabei völlig aus. Kais Gedanken zeigen, wie tief er sich mit der Problematik beschäftigt hat:

„...Vielleicht sollten wir versuchen, uns ihm anzupassen, anstatt ihn der Welt...“

Als Cosmas eingeschult wird und die Integration in der Schule nicht funktioniert, eskaliert auch die familiäre Situation. Jorinde kann ihr Verhalten nicht mehr steuern. Sie lebt zwischen Lethargie und heftigen Ausbrüchen, lehnt aber jede Hilfe ab.
Das offene Ende hat Für und Wider. Einerseits ermöglicht es mir als Leser, die Geschichte weiterzuspinnen, andererseits verlangen insbesondere Jorindes Aussetzer eine schnelle und konsequente Lösung.
Spannend wäre es sicher, das Geschehen aus Jorindes Sicht kennenzulernen. Vielleicht würde ich dann feststellen, dass ich sie falsch einschätze.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Kai ist hin- und hergerissen zwischen seinem Anspruch, das Beste für seinen Sohn zu wollen, den Forderungen der Ehefrau, die Zeit für sich beansprucht und doch seine Nähe scheinbar nicht mehr ertragen kann und fehlenden Hilfsangeboten der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Spannendes Kinderbuch

Das Apfelkuchen-Geheimnis
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„...Wenn ich gewusst hätte, dass Geschwister zu haben bedeutet, dass man nur noch im eigenen Zimmer sicher ist, hätte ich mir niemals welche gewünscht...“

Seit die Zwillinge da sind, läuft das Leben der ...

„...Wenn ich gewusst hätte, dass Geschwister zu haben bedeutet, dass man nur noch im eigenen Zimmer sicher ist, hätte ich mir niemals welche gewünscht...“

Seit die Zwillinge da sind, läuft das Leben der 11jährigen Zippa nicht mehr wie gewohnt. Nirgendwo hat sie ihre Ruhe. Und die leckere Pizza, die ihr Vater macht, gab es auch schon länger nicht.
Zippa bäckt mit Begeisterung. Ihr Lieblingskuchen sind Apfeltaler. Dafür hat sie sogar schon einen Preis gewonnen. Trotzdem ist sie mit ihrem Werk nicht zufrieden. Irgendetwas fehlt noch in der Zutatenliste.
Wenn sie ihre Ruhe haben will, geht sie zu ihrem besten Freund Max. Mit dem kann sie über alles reden. Die Gespräche sind altersgerecht und humorvoll.

„...Seit die Sabberlinge da sind, ist mein Leben eine absolute Katastrophe. Ich wette nur, du würdest das keine Woche durchhalten...“

Dann erfährt Zippa, dass ihre Urgroßmutter gestorben ist, die sie Urmila genannt hat. Und dies hat ihnen ein Haus vererbt. Es ist im gleichen Ort, allerdings sehr reparaturbedürftig, was das Innenleben angeht und gehörte zuvor ihrer Halbschwester Anna.. Von der hatte die Familie noch nie gehört.
Die Autorin hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es geht um Familienprobleme, aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt.
Zippa will wissen, wer Anna war und macht sich auf Spurensuche. Hinzu kommt, dass Urmila Zippa einen Brief hinterlassen hat. Er soll mit seinen Rätseln den Weg zum Familienschatz weisen. Und dann gibt es eine betagte Nachbarin, die sich eigenartig verhält. Was hat sie gegen die Familie?
Es bedarf der Hilfe vom Max und einer Menge guter Einfälle, bis alle Probleme gelöst sind.
Das Kinderbuch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das Rezept für Apfeltaler ist ebenfalls im Buch enthalten.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Wie passen die Morde zusammen?

Tödliche Algarve
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„...Wenn ich etwas wissen will, bin ich kaum zu bremsen. Deshalb bin ich vor vielen Jahren Journalistin geworden. Und auch wenn ich in dem Beruf nicht mehr arbeite, hat sich an meiner – übrigens genetisch ...

„...Wenn ich etwas wissen will, bin ich kaum zu bremsen. Deshalb bin ich vor vielen Jahren Journalistin geworden. Und auch wenn ich in dem Beruf nicht mehr arbeite, hat sich an meiner – übrigens genetisch bedingten – Neugier nichts geändert...“

Chefinspektor Joao erhält einen Anruf. Seine Halbschwester Liliana hat sich seit mehreren Tagen bei ihrer Partnerin nicht gemeldet. Das ist ein schwieriges Thema, denn Joao hat Liliana erst bei der Beerdigung seines Vaters kennengelernt, als sie auf dem Friedhof stand und nach dem Erbe gefragt hat. Deshalb blockt er Anabelas Nachfragen unwirsch ab.

„...Zum letzten Mal: Es interessiert mich nicht, was mit dieser Frau los ist. Sie geht mich nichts an und dich erst recht nicht!...“

Das Eingangszitat ist Anabelas Einschätzung über sich selbst. Sie wird also nicht locker lassen.
Auf den gleichen Wanderweg, den Liliana angeblich gegangen war, wird am nächsten Tag eine tote junge Frau gefunden. Sie ist Engländerin, war allein unterwegs und wurde erschossen. Nun steckt Jaoa plötzlich mitten in den Ermittlungen.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi an der portugiesischen Algarve angesiedelt. Die Geschichte hat mich schnell wieder in ihren Bann gezogen, da ich die Protagonisten schon aus anderen Bänden kenne.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er verbindet gekonnt den Kriminalfall mit den persönlichen Befindlichkeiten der Akteure und der zauberhaften Landschaft.
Anfangs konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Jäger der Gegend, später gerät die neue Solaranlage ins Visier der Polizei, denn ein Deutscher von dort ist ebenfalls verschwunden. Natürlich lässt es sich Anabela nicht nehmen, eigene Wege zu gehen. Das wirkt deshalb besonders eindringlich, weil sie in ihrem Handlungsteil als Ich – Erzählerin fungiert.
Ein feiner Humor durchzieht ab und an die Handlung.

„...“Warst du mal bei einer Hausschlachtung dabei?“ […] „Also, ich muss das nicht haben. Für mich dürfen die Tierchen gern schon fertig als Schnitzel auf dem Teller liegen, ohne dass ich darüber nachdenke, wie sie dahin gekommen sind“...“

Während für den Tod der Engländerin lange kein Motiv ersichtlich ist, zeichnet sich für den Deutschen eine bewegte Vergangenheit ab, die ihn eingeholt haben könnte. Glücklicherweise wird Anabela bei der Polizei wieder als Übersetzerin gebraucht, so dass sie schneller im Geschehen ist, als sie gehofft hat. Dabei muss sie allerdings ihre privaten Probleme im Aauge behalten. Die Demenz ihres Vater ist immer schwieriger zu händeln und Jaoa ist auch ein Partner, der gern seine Meinung sagt.
Dann entscheidet sich Anabela den Wanderweg zu gehen – und begibt sich damit in Lebensgefahr. Sehr bildhaft werden dabei ihre Eindrücke wiedergegeben.

„...Und was man alles so sieht und riecht, wenn man allein wandert! Keine Ahnung, wie oft ich mich schon nach einer Wildblüte gebückt, einen Schmetterling nachgeschaut oder eine besonders bizarr geformte Baumwurzel bestaunt hatte...“

Am Ende bleibt keine Frage offen. Alles passt zusammen. Der Täter war eine Überraschung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein eher leichter Krimi voller Urlaubsflair.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Hochbrisanter Krimi

Dreckiges Geld
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„...Was hatte ihr Informatiklehrer damals gesagt? Je komplexer die Systeme, desto anfälliger sind sie auch...“

Kommissar Ralf Ziether ist zu einem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Sabine verabredet. ...

„...Was hatte ihr Informatiklehrer damals gesagt? Je komplexer die Systeme, desto anfälliger sind sie auch...“

Kommissar Ralf Ziether ist zu einem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Sabine verabredet. Er will nur noch schnell etwas Geld abheben. Er bekommt noch mit, dass die Geldautomaten Unmengen an Scheinen ausspucken und derjenige, der sie bedient eine Maske trägt. Dann schickt ihn ein Schlag auf den Kopf zu Boden. Nach dem Erwachen geht er trotzdem noch kurz ins Bistro.
Die Nacht allerdings ist aus einem anderen Grund kurz. Um vier Uhr in der Früh wird Ralf angefordert. Am Ufer des Flusses wurde ein Toter gefunden – mit Maske. Martin Dreyer sollte nicht das einzige Opfer bleiben.
Der Autor hat einen äußerst fesselnden und hoch aktuellen Krimi geschrieben. Als Leser ist man im Vorteil, wenn man sich mit Informatik auskennt und Grundwissen über gewisse Bankvorgänge hat.
Schnell kristallisiert sich heraus, dass die jungen Leute die Bankautomaten so manipuliert haben, dass sie nach Aufforderung das gesamte Bargeld auszahlen. Wer aber tötet warum die Mitglieder der Bande? Und das ist nicht die einzige offene Frage!
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er unterstützt die rasante Handlung. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Britt, Ralfs Partnerin, ist noch zu einer Auszeit in Paris. Der Regenbogenpresse werden Fakten zugespielt, die die Arbeit der Polizei eher behindern als fördern. Der zuständige Redakteur setzt sich bewusst über Recht und Gesetz hinweg.
Bald wird klar, dass es auch in den Banken Unregelmäßigkeiten gibt. Hochriskante Spekulationen mit Kundengeldern gilt es zu vertuschen. Wie wurde das so schon formuliert?

„...Ein Mann mit Aktenkoffer kann mehr stehlen als tausend Männer mit Pistolen...“

Als Britt erscheint, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ralf schwierig. Der ist psychisch angeschlagen. Ihn plagen nicht nur Alpträume. Er muss außerdem aufpassen, das seine Aussetzer den Kollegen nicht auffallen. Es würde ihm keiner glauben, dass genau in dem Moment das mögliche kriminelle Geschehen vor seinem inneren Auge abrollt.
Die Hintergründe und Zusammenhänge der Geschichte sind weit aus komplizierter, als es der erste Eindruck vermuten lässt. Es ist nicht nur die Gier, die achtlos Menschenleben auslöscht. Hinzu kommt, dass gekonnt Menschen manipuliert und für eigene Zwecke instrumentalisiert werden – und das von staatlichen Organen. Ralf stellt deshalb fest:

„...Ganz schön pervers, findest du nicht? Was mit den jungen Leuten geschehen würde, war denen schnurzpiepegal...“

Als der Fall dem Ende zustrebt, erscheint plötzlich ein Vertreter des BKA und übernimmt die Ermittlungen. Ralf ist sauer. Verständlich! Und als er von Bananenrepublik Deutschland spricht, hat er meine volle Zustimmung.
Der Autor versteht es, die Emotionen der Protagonisten in den Mittelpunkt zu stellen. Angst und Wut, Trauer und Niedergeschlagenheit sind nur einige davon.
Was technisch so möglich ist, wenn man ein Menschenleben zerstören will, indem man ihm alles nimmt, hat mich erschüttert.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass in der Welt der Hochfinanz, aber auch in der der Geheimdienste eine Menschenleben keine Rolle spielt.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Wer bist du?

König Drosselbart
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„...Wie dem auch sei, ich werde diesen Ball veranstalten und du wirst mit jedem einzelnen Freier sprechen. Ich lasse dir die Wahl. Wähle weise, meine Tochter...“

König Josef herrscht seit vielen Jahren ...

„...Wie dem auch sei, ich werde diesen Ball veranstalten und du wirst mit jedem einzelnen Freier sprechen. Ich lasse dir die Wahl. Wähle weise, meine Tochter...“

König Josef herrscht seit vielen Jahren über Nava. Dem Volk geht es gut, der König wird geachtet. Doch er weiß, dass seine Zeit begrenzt ist. Bei seiner einzigen Tochter Alina hat er nach dem Tod der Mutter die Zügel sehr locker gelassen. Dadurch hat sie sich zu einer arroganten und selbstsüchtigen jungen Frau entwickelt, der nur das Äußerliche wichtig ist. Um das Reich aber regieren zu können, braucht sie einen Gemahl an ihrer Seite. Die obigen Worte ihres Vaters hat sie sich leider nicht zu Herzen genommen. Sie beleidigt die Freier und lehnt sie der Reihe nach ab.
Da schwört der Vater, sie mit dem ersten Mann zu verheiraten, der an die Pforte klopft. Es ist der Spielmann Thore.
Die Autorin hat sich in weiten Zügen an die Vorgabe des Märchen gehalten. Dabei legt sie den Schwerpunkt auf Alinas Wandlung. Dort hat sie die Geschichte phantasievoll ergänzt und ausgeschmückt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gerade in den gut ausgearbeiteten Gesprächen zwischen Josef und seiner Tochter, aber auch in der Unterhaltung es Königs mit Balduin, der ihn mehr Begleiter und Freund als Diener ist, wird die aktuelle Situation klar gekennzeichnet.
Sehr gut gefallen hat mir das Lied, mit dem sich Thore beim König vorgestellt hat. Es bringt Alinas Charakter und ihr Auftreten zu dieser Zeit genau auf den Punkt.
Alinas Abschied vom Vaterhaus fühlt sich so an:

„...Wehmut erfüllte sie und Angst. Sie befand sich auf den Weg ins Ungewisse mit einem Mann, den sie nicht kannte, in eine Welt, die ihr völlig unbekannt war. Die Welt des gemeinen Volkes...“

Schon auf den Weg zu Thores Hütte beginnt für Alina die Schule des Lebens. Der junge Mann ist konsequent. Er macht ihr klar, was die Zukunft für sie bereit hält. Sie verabscheut ihn, muss aber schnell und schmerzhaft erkennen, wie naiv und weltfremd sie ist. Hinzu kommt, dass sich Thore über seine eigene Vergangenheit ausschweigt.
Wie schon zu Beginn legt die Autorin hier erneut Wert auf Gespräche zwischen den Protagonisten, die mir Einblick in ihre Gedankenwelt vermitteln. Es lässt Alina nicht kalt, dass sie von einfachen Menschen Zuwendung erfährt. Sie muss es außerdem lernen, mit Ablehnung zurecht zu kommen, wenn sie Anforderungen nicht erfüllt. Gleichzeitig wandelt sich ihr Blick auf Thore.
Eine Frage, die ihr Thore am Anfang stellt, wird wiederholt aufgeworfen:

„...Wer bist du?...“

Anfangs kann Alina damit nichts anfangen. Später wird ihr klar, dass sie mehr ist als ein schönes Gesicht im Spiegel. Innere Werte, eigene Fähigkeiten und die Idee, anderen Gutes zu tun, gewinnen an Bedeutung.
Gerade als Alina auch innerlich in ihrem neuen Leben angekommen ist, warten neue Kämpfe auf sie.
Die Autorin übereilt nichts. Die Veränderungen sind nachvollziehbar und ergeben sich logisch. Die märchenhafte Grundlage ermöglicht die eine oder andere Überhöhung. Die erotischen Szenen werden einfühlsam dargestellt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Idee wurde gekonnt umgesetzt. Ich bin auf weitere Märchen gespannt.

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