Eilfertiger Wohlfühlroman - nicht aus der Hand zu legen
Stellt euch vor, Ihr verlasst die Anonymität der Großstadt und zieht in ein kleines Dorf, in welchem jeder jeden kennt. Wäre das was? Falls ihr euch nicht sicher seid 😉, lest doch erst mal das Buch „Die ...
Stellt euch vor, Ihr verlasst die Anonymität der Großstadt und zieht in ein kleines Dorf, in welchem jeder jeden kennt. Wäre das was? Falls ihr euch nicht sicher seid 😉, lest doch erst mal das Buch „Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ von Kristina Günak.
Die Geschichte beginnt damit, dass sich Lucy (Übersetzerin, Schriftstellerin) und Ben (Arzt) zu Weihnachten zu einer Fahrgemeinschaft zusammenschließen und auf Grund eines plötzlichen Wintereinbruches das Fest bei Dorle – einer sehr betagten Dame – zu Hause im Nirgendwo zwischen Hamburg und Husum verbringen. Nach einigen Monaten erhalten beide einen Brief. Der Hof, plus eine ausreichende Summe Geld (für ca. ein Jahr) ist den beiden von Dorle vererbt worden. Was machen? Keine schwere Entscheidung?! Da Lucy die Wohnung gekündigt wurde und Ben Probleme in der Arbeit hat, beschließen die beiden auf den Hof zu ziehen – natürlich nur als WG; gleichzeitig adoptieren sie noch Helmut (Dorles Hund). Beide werden direkt sehr herzlich von der teils einnehmenden Dorfgemeinschaft aufgenommen. Zu welchen weiteren Verstrickungen und mitreisenden Wendungen es im Laufe der Geschichte kommt, und warum im Buch ein Fuchs eine gewissen Platz einnimmt müsst Ihr selbst herausfinden.
Einladend, dezente Farbgestaltung – das Cover. Wie schon beim vorherigen Buch („Das ist meine Lieblingsfarbe“) ist die Aufmachung der allerersten Seite gelungen. Der Fuchs und der Blütenzweig passen gut zur Geschichte. Die unterschiedlich stilisierten Kreise, wie die Wahl des geschwungenen, mittig gesetzten Buchtitels bilden ein harmonisches Cover.
Wie schon geschrieben befindet sich der Hof zwischen Hamburg und Husum. Versucht euch daher als Setting einen alten Hof vorzustellen. Bauernhaus, Scheune, Streuobstwiese, Wald und „Ruhe“. Auch spielt die Küche, welche gut in einem der ersten Kapitel beschrieben ist, eine große Rolle.
Zu Sprache und Schreibstil kann ich euch nur beten, bildet euch selbst eine Meinung. Ich mag die locker, leichte, humorvolle Sprache von Kristina und durch ihren Schreibstil fliegen bei mir – leider 😉 – die Seiten nur so dahin. Ich möchte nur mal solche „Schlangenwörter“ wie Rechtschreib- und Zeichensetzungsdomina und Depressionsauslösehölle erwähnen – zeugt das nicht vom Humor im Buch.
Naiv, noch immer von Helikoptereltern umgeben, nicht wissen was man will – Lucy. Sie erscheint mir nicht so recht im Leben angekommen zu sein. Zunächst beschwert sie sich über ihre Einsamkeit und dann scheint es ihr zu viel zu sein auf dem Land. Was die Liebe angeht, so hatte sie bisher kein Glück. Vielleicht jetzt in der „WG“, wenn man sich nicht gewisse eigen erstellte Regeln auferlegt? In Helmut findet sie einen treuen Begleiter.
Ben – Arzt – man denkt: „Der hat was im Kopf!“, wohl eher im Kopf, was in seiner bewegenden Kindheit die Ursache zu haben scheint. Im griesgrämigen Fredo – ihren Nachbarn- findet er jemanden, der ihn in Sachen Hof an die Hand nimmt und erkennt, dass er zunächst sein Herz befreien muss.
Die Dorfgemeinschaft – alle kennen jeden, jeder weiß alles – manchmal kann das echt anstrengend sein, aber wenn es darauf ankommt gilt der allgemeingültige Muskeltiersatz: „Einer für alle – alle für einen“.
Dies ist wieder einmal ein sehr gelungener Roman, welcher nur so vor Lebensweisheiten und Momenten zum Schmunzeln gespickt ist.
„Es ist nicht die Länge des Lebens, es ist die Summe der Dinge, die wir erleben.“
Das Lesevergnügen war großartig! In Anlehnung an ein Zitat aus dem Buch rate ich euch:
„Lest, lest mehr, (was?) schon zu Ende“
Meine Rezension endet mit einer Leseempfehlung, der Vergabe von 4,5 von 5 Sternen (da manche Punkte im Buch doch zu vorhersehbar waren und auch ein seltsamer Traum auftauchte) und dem Ratschlag:
Wenn ihr unter Einsamkeit leidet, stellt euch eine blaue Bank für die Haustüre 😊.