Cover-Bild Frankissstein
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 08.10.2019
  • ISBN: 9783036958101
Jeanette Winterson

Frankissstein

Eine Liebesgeschichte
Michaela Grabinger (Übersetzer), Brigitte Walitzek (Übersetzer)

1816 schreibt Mary Shelley Frankenstein in den Schweizer Bergen. Zweihundert Jahre später, im heutigen Großbritannien, begegnen wir dem transgender Arzt Ry Shelley, der sich in Victor Stein, einen renommierten wie unergründlichen Experten für künstliche Intelligenz verliebt.

Klug und mit unvergleichlichem Witz verbindet Winterson diese beiden Erzählstränge zu einer höchst originellen Geschichte, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz und zwischen biologischer und sexueller Identität verschwinden – eine Geschichte über die Liebe und das Menschsein selbst.

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Veröffentlicht am 08.01.2020

So viel mehr, als nur eine Liebesgeschichte

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Beschreibung

Mary Shelley schreibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeregt durch die Zusammenkunft mit Lord Byron und John Polidori in den Schweizer Bergen den erfolgreichen Schauerroman »Frankenstein«. ...

Beschreibung

Mary Shelley schreibt zu Beginn des 19. Jahrhunderts angeregt durch die Zusammenkunft mit Lord Byron und John Polidori in den Schweizer Bergen den erfolgreichen Schauerroman »Frankenstein«. In ihrem Text geht es um ein groteskes Zukunftsszenario, in dem ein Arzt durch Experimente einem toten Körper neues Leben einhaucht. Ein Jahrhundert später verliebt sich der Mediziner Ry Shelley in Victor Stein, einen unergründlichen Forscher auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. In dieser fortschrittlichen Zeit der Roboter schlägt Victor Stein den Weg in eine revolutionäre Zukunft ohne biologische Gebrechen ein. Doch wie passt Liebe in seine digitale, körperlose Vision?

Meine Meinung

Jeanette Winterson zählt zu den erfolgreichsten englischen Schriftstellerinnen und mit ihrem neuen Roman »Frankissstein«, der für den Booker Prize 2019 nominiert wurde, ist die Autorin nun auch in meinem Buchregal eingezogen. Ich bin sehr froh nun auf die Autorin aufmerksam geworden zu sein, denn ihr moderner und klarer Schreibstil hat mich von der ersten Seite an begeistert – somit zählt Jeanette Winterson zu meinen persönlichen Highlights unter den Autorinnenentdeckungen des Jahres.

Beeindruckend gelingt Jeanette Winterson das Spiel mit den Sexualitäten. Sie spinnt zwischen dem heterosexuellen Wissenschaftler Victor Stein und dem transgender Arzt Ry Shelley, der zuvor eine Mary war, ein Netz aus Anziehungskraft, Lust und Liebe. Die Ambivalenz dieser Liebe ist so faszinierend wie das Licht für die Motten – man möchte sich am liebsten nicht mehr aus der Wärme dieser Gefühle lösen.

Diese außergewöhnliche Beziehung lässt Winterson mit einer Welt kollidieren, in denen die Geschäfte mit Sexrobotern florieren, Bionik-Prothesen auf das nächste Level gehoben werden und die Kryotechnik zur Konservierung des Lebens längst von revolutionäreren Vorgehensweisen abgedrängt wird, zumindest wenn es nach den zukunftsweisenden Forschungen von Victor Stein geht. Besonders schön finde ich den Toleranz-Aspekt an der Geschichte, denn das Thema Transgender wird hier auf den Tisch gebracht und besonders bei einer brutalen Szene in der dargestellt wird, wie respektlos Menschen mit Mitmenschen umgehen, die nicht mit ihrer angeborenen Sexualität leben, hat mich erschüttert.

Durchbrochen wird diese futuristisch anmutende und dennoch authentisch gezeichnete Geschichte aus dem 21. Jahrhundert von einer zweiten Ebene, die sich im 19. Jahrhundert zuträgt und die Entstehungsgeschichte des Schauerromanes »Frankenstein« in Kontext bringt. Die dichte Atmosphäre in der Mary Shelley in einer Hütte in den Bergen ihre Geschichte über Doktor Frankenstein niederschreibt, springt förmlich zwischen Jeanette Wintersons Zeilen heraus. Aber das Beste an dieser Erzählebene ist, wie die Autorin durch das Leben und Wirken der Mary Shelley eine weibliche Figur in den Mittelpunkt rückt, deren starke Persönlichkeit ein tolles Beispiel für ein selbstbestimmtes Leben der Frau zu einer von Männern geprägten Zeit abgibt.

Was für Mary Shelley und ihre Freunde noch zu den grausigsten und übersinnlichsten Vorstellungen überhaupt zählte, wird von Victor Stein mit seinen Bemühungen, den Geist eines Menschen von dem biologischen und somit sterblichen Körper zu trennen und diesen auf eine digitale Ebene zu überführen, noch auf die Spitze getrieben.

Die Symbiose aus diesen zwei intelligent erzählten Geschichten wirft zahlreiche Fragen auf und bietet dabei jede Menge Stoff für die eigenen Gedanken. Aus welchem Stoff sind wir geschaffen? Was macht Liebe aus? Kann man sich auch noch verlieben, wenn man über keinen biologischen Körper verfügt und sind die Grenzen der Geschlechter dann Geschichte?

Jeanette Winterson ist es gelungen die Inhalte des Schauerklassikers Mary Shelleys über Victor Frankensteins Monster mit einem modernen Märchen zu paaren und dabei der über ein Jahrhundert alten Essenz einen aktuellen Touch zu verleihen.

Fazit

»Frankissstein« ist ein absolut lesenswerter Roman, der auch über die Liebesgeschichte hinaus einiges zu bieten hat, brillant geschrieben ist und über eine stark feministische Ader verfügt. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Ein Buch wie ein Kaleidoskop

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Ein Buch wie ein Kaleidoskop: Facettenreich und bunt, kleinteilig und doch ein wunderschönes Gesamtbild formend. Frankenstein meets KI - wenn Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschmelzen... Ich bin ...

Ein Buch wie ein Kaleidoskop: Facettenreich und bunt, kleinteilig und doch ein wunderschönes Gesamtbild formend. Frankenstein meets KI - wenn Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschmelzen... Ich bin begeistert und geflashed von diesem Spiel mit Realität und Fiktion, Grenzen des Tu- und Denkbaren - definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin!



Frankenstein hatte ich damals im Englischunterricht als Schullektüre, von der Mutter der Autorin habe ich vor einer Weile "Eine Verteidigung der Rechte der Frauen" gelesen, das als der Beginn des Kampfes für Frauenrechte in Europa angesehen wird - als ich also dieses Buch in der Vorschau entdeckte, war ich begeistert. Mit hohen Erwartungen und Vorfreude begann ich dieses Buch - und wurde nicht enttäuscht, denn es ist...

Facettenreich & bunt
Dieses Buch schien nur darauf gewartet zu haben, jetzt von mir gelesen zu werden, so sehr knüpft es an vieles an, womit ich mich momentan beschäftige. Frauenrechte früher und heute, LGBTIQ, Karl Marx, Identität,Per Anhalter durch die Galaxie, KI, ewige Jugend, Psychiatrie...

Definitiv ist dieses Buch nicht einfach irgendeine Geschichte, die man mal so eben liest, ist sie doch voller Denkimpulse und Material für weitere Überlegungen, Recherchen und Diskussionen!

Zersplittert & bruchstückhaft
Keine kohärente Geschichte, sondern viele Splitter und Fragmente, die lose durch Parallelen, das Frankenstein-Motiv und Zitate zusammengehalten werden. Ganz viel Unklarheit, gerade im offenen Ende, aber auch zwischendurch immer das Gefühl, nur Beobachterin zu sein, nicht Zuhörerin.

Gleichzeitig alles stimmig; so muss es sein. Das Ende wie die losen Fäden. Denn es geht nicht wirklich um Ry und Viktor, Ron, Claire und Polly, oder auch um Mary Shelley und ihr Monster nicht - sondern um die abstrakten Konzepte dahinter.Die automatisierte Zukunft und was das für uns bedeutet. Freiheit? Rechteverlust? Ewiges Leben? Gefühlslosigkeit?

Wunderschön & voller Kanten
Gerade der Schreibstil macht dieses Buch zu der Ungewöhnlichkeit, das es ist - ohne starre Kapitelstruktur, sondern in Sinnabschnitten, mit Perspektivwechseln und Zeitsprüngen,verwebt die Autorin nicht nur Realität und Fiktion auf meisterhafte Weise, sondern auch poetische Schönheit und vulgär-derbe Sprache.

Ein Buch voller Kontraste - nüchterne Wissenschaft und emotionsgeladener Kraftausdruck, Biologie/Anatomie und Lyrik, Kunst und Natur...Und wie bei einem Kaleidoskop gehören alle diese kantigen Bruchstücke doch zusammen, formen ein wunderschönes Ganzes. Je nach Blickwinkel, sieht jede*r etwas anderes und doch auch immer das Gleiche.

Auf dieses Buch muss mensch sich einlassen (können)- es ist kein Fernrohr und keine Glasscheibe, sondern ein Kaleidoskop. Die Autorin zeichnet kein klares Bild der Zukunft, ja nicht mal der Gegenwart und erlaubt auch keinen unverzerrten Blick auf die Vergangenheit.Stattdessen verwirrende Fragmente voller Schönheit und Kanten.Ich glaube, dieses Buch gehört zu jenen, die mensch entweder liebt oder hasst.

Nachdem ich mich über die Autorin und ihre anderen Bücher belesen habe, wurde mir klar, woher diese verrückte Verschmelzung von christlichem Glaube, futuristischer Wissenschaft und (sexueller) Selbstbestimmung kommt. Und ja, im Untertitel nennt sich das Buch "Eine Liebesgeschichte". Das ist das Buch und doch auch nicht (nur) - Dystopie und erschreckender Gegenwartsroman, gesellschaftskritisch und dann wieder "nur"Liebesgeschichte. Lest es einfach selbst ;)

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Was für ein Roman!

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Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Kein & Aber (8. Oktober 2019)
ISBN-13: 978-3036958101
Originaltitel: Frankissstein
Übersetzung: Michaela Grabinger und Brigitte Walitzek
Preis: 24,00 €
auch als E-Book ...

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Kein & Aber (8. Oktober 2019)
ISBN-13: 978-3036958101
Originaltitel: Frankissstein
Übersetzung: Michaela Grabinger und Brigitte Walitzek
Preis: 24,00 €
auch als E-Book erhältlich

Was für ein Roman!

Anfang des 19. Jahrhunderts schreibt Mary Shelly ihren berühmten Roman Frankenstein.

Zweihundert Jahre später verliebt sich der Transmann Ry Shelly in den Arzt und Forscher Victor Stein, dessen Ziel es ist, Gehirne zu digitalisieren, sodass auf einen Körper schließlich ganz verzichtet werden kann.

Jeanette Winterstein springt zwischen diesen beiden Erzählebenen hin und her, streut außerdem noch andere kurze Fragmente ein, die auf den ersten Blick gar nicht unbedingt etwas mit der Geschichte zu tun haben.

Auch wenn dadurch der ganze Roman sehr zerrissen wirkt und nicht einfach locker zu lesen ist, bin ich doch schnell seinem Sog erlegen. Es gibt einfach zu viele Anregungen für eigene Recherchen und eigene Gedanken.

Die Parallelen und Gegensätze zwischen den beiden Erzählungen runden die Geschichte im Endeffekt schön ab.

★★★★☆