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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2020

Oberflächliche Effekthascherei

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Die Kinderkrankenschwester Charlotte Hill hat den Tod ihrer kleinen Tochter Daisy, die bei einer Operation gestorben ist, noch nicht überwunden, als sie ihren neuen Job in einem Kinderhospiz antritt und ...

Die Kinderkrankenschwester Charlotte Hill hat den Tod ihrer kleinen Tochter Daisy, die bei einer Operation gestorben ist, noch nicht überwunden, als sie ihren neuen Job in einem Kinderhospiz antritt und sich dort um den kleinen Hamish kümmert. Als sie auf ihrem Weg nach Hause das Lied „Daisy“ des jungen Straßenmusikers Sam vernimmt, treibt es ihr in Gedanken an ihre verstorbene Tochter die Tränen in die Augen. Sam ist von Charlottes Reaktion und ihrem offenkundigen Schmerz so bewegt, dass er gar nicht anders kann als sie anzusprechen. Obwohl Charlotte noch nicht bereit ist, sich näher auf ihn einzulassen, bleibt Sam hartnäckig und lernt Charlotte behutsam kennen. Doch die langsam aufkeimenden Gefühle zwischen den beiden müssen noch so einige Prüfungen bestehen…
Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ einen Roman vorgelegt, der mit seiner Handlung den Leser durch die gesamte Bandbreite des Gefühlsbarometers jagen möchte, während dieser das Schicksal von Charlotte und Sam mitverfolgt. Der Schreibstil ist sehr gefühlsbetont und detailverliebt, dafür nicht sehr eingängig, was den Einstieg in die Geschichte etwas mühsam macht. Mit wechselnden Perspektiven zwischen Charlotte und Sam gewährt die Autorin dem Leser Einblick in das jeweilige Gedanken- und Seelenleben ihrer Protagonisten, doch der Funke will nicht so recht überspringen, zu sehr wird gewollt auf die Tränendrüse gedrückt, wobei die Protagonisten unnahbar und fremd bleiben und so auch die Emotionen nicht den gewünschten Effekt erzielen. Obwohl der Leser Charlottes Verlust um ihre Tochter ansatzweise nachempfinden kann, wirken die Schilderungen doch recht nüchtern und wenig intensiv, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Die Beziehung zu ihrer Tochter bleibt durchweg abstrakt. Die Arbeit in einem Kinderhospiz ist kein Zuckerschlecken und kommt hier leider auch nicht so zum Ausdruck wie erhofft. Die gesamte Handlung wirkt eher oberflächlich denn tiefgründig, eher wird mit viel Effekthascherei versucht, auf die Tränendrüse zu drücken, was leider nicht funktioniert.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt, ihnen fehlt das gewisse Etwas und vor allem Glaubwürdigkeit, damit der Leser sich gut in sie hineinversetzen und ihnen folgen kann. Charlotte ist eine hilfsbereite Frau, die einen schweren Schicksalsschlag noch nicht verkraftet hat und auch tagtäglich in ihrem Beruf daran erinnert wird. Ihre Erinnerungen und die Trauer hat sie allerdings so sehr in sich verschlossen, dass der Leser das kaum mit ihr teilen kann und meist außen vor bleibt. Sam wirkt wie ein netter Kerl, ist allerdings auch ein großes naives Kind geblieben. Er träumt von einer Musikerkarriere und ist für seinen Bruder, bei dem er sich einquartiert hat, mehr Ballast als Segen. Daisy bleibt das unbekannte Phantom, das über allem schwebt und doch nie greifbar ist, so dass Charlottes Beziehung zu ihrer Tochter auch für den Leser ein großes Fragezeichen bleibt. Der kleine Hamish ist die einzige Lichtgestalt in dieser Geschichte, denn er kann den Leser durchweg überzeugen.
„Jeden Tag ein neuer Himmel“ handelt von großem Verlust, Trauerbewältigung und der Liebe, wobei es der Handlung eindeutig an Emotionalität fehlt und der gewünschte Effekt flöten geht. Für diese oberflächliche und unglaubwürdige Geschichte gibt es keine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.06.2020

Weder Urlaubsfeeling noch Fernweh vorhanden

Kann Spuren von Fernweh enthalten
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Als Lou sich entscheidet, nach dem Abitur für ein Jahr als Au-Pair-Mädchen nach Madrid zu gehen, fallen ihre Eltern Alexandra und Markus aus allen Wolken. Sie können sich nicht vorstellen, dass ihr einziges ...

Als Lou sich entscheidet, nach dem Abitur für ein Jahr als Au-Pair-Mädchen nach Madrid zu gehen, fallen ihre Eltern Alexandra und Markus aus allen Wolken. Sie können sich nicht vorstellen, dass ihr einziges Kind sich nicht mehr in ihrem Dunstkreis aufhält. Bei Alexandra kommen alte Erinnerungen hoch, als sie selbst als Au-Pair in Madrid war, und die wiegen schwer, weshalb sie die Entscheidung ihrer Tochter nicht so leicht akzeptieren will. Während Lou ihre ersten Erfahrungen in Madrid macht, beginnt für Alex und Markus ein Leben ohne Kind im Haus, und sie müssen bald feststellen, dass sie sich kaum noch etwas zu sagen haben. Alex hat ihren Beruf, doch für Markus als Hausmann bleibt nun nichts mehr zu tun. Ein plötzlicher Schicksalsschlag reißt sie aus ihrer Apathie und bringt Geheimnisse ans Tageslicht, die für einigen Wirbel und ungute Gefühle sorgen…
Birgit Hasselbusch hat mit „Kann Spuren von Fernweh enthalten“ einen Unterhaltungsroman vorgelegt, dessen Titel leider mehr verspricht, als er halten kann. Wer sich eine kurzweilige Lektüre mit Urlaubsfeeling versprochen hat, wird hier auf jeden Fall enttäuscht, denn der Klappentext ist irreführend und hat mit Ferienstimmung absolut nichts zu tun. Der locker-leichte und manchmal etwas flapsig wirkende Erzählstil ermöglicht dem Leser einen schnellen Einstieg in die Handlung. Die Autorin bedient sich wechselnder Perspektiven und Zeitebenen, um ihre Geschichte Stück für Stück, gleich einem Puzzle, an den Leser zu bringen. Durch Lou, Alex, Markus und Christoph sowie die Jahre 1989, 2000 und 2019 erfährt der Leser nicht nur von Alex‘ Au-Pair-Zeit in Madrid und von der ersten Begegnung zwischen Alex und Markus, sondern auch Lous Anfänge in Madrid und dem fast nahezu zum Erliegen gekommenen Eheleben ihrer Eltern. Oftmals gewinnt man als Leser den Eindruck, dass es sich nicht wirklich um Lou und ihre Abnabelung von der Familie dreht, sondern eher um eine Rückschau auf Alex‘ Leben und welche Entwicklungen daraus erwachsen sind, die ihre Handlungsweise bis heute prägen. Die Auflösung am Ende birgt eine gewisse Ironie, allerdings hat sich die Autorin mit falsch gewähltem Titel und einem irreführenden Klappentext bis dahin bereits einige Sympathiepunkte verspielt. Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, doch unter einem heiteren und urlaubsversprechenden Titel erwartet man sich keinen Roman beladen mit gegenseitigem Betrug und alten Schicksalsschlägen.
Die Charaktere sind sehr durchwachsen aufgestellt, weisen menschliche Züge auf und wirken glaubwürdig sowie authentisch. Allerdings fehlt dem Leser durchgängig die Nähe zu ihnen, so dass er ihnen nur als stummer Beobachter durch die Geschichte folgt. Lou ist eine offene und lebenslustige junge Frau, die nach vielen Jahren Schule endlich raus in die Welt und auf eigenen Füßen stehen will. Alex hat die Mutterpflichten ihrem Ehemann überlassen und sich mit ihren Seminaren selbstverwirklicht. Sie ist nicht gerade eine Sympathieträgerin, kommt sie doch recht egoistisch und kühl rüber. Markus hat all die Jahre den Haushalt der Familie geschmissen und sich um Lou gekümmert. Er fühlt sich leer und einsam ohne seine Tochter, seine Frau vermisst er dagegen weniger. Weitere Nebendarsteller sind eng mit der Handlung verbunden, wirken aber trotzdem oft wie Statisten.
„Kann Spuren von Fernweh enthalten“ kann als Roman nicht halten, was er im Titel verspricht. Die Geschichte selbst ist nicht schlecht, allerdings bekommt man als Leser nicht das, was man erwartet hat, nämlich einen kleinen Kurzurlaub vom Alltag mit schönen Bildern im Kopf. Da bleibt einem nur zu sagen: Das war leider nix!

Veröffentlicht am 01.06.2020

Liest sich wie eine Zusammenfassung von Wikipedia

Grace und die Anmut der Liebe
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1947. Ihre wohlhabenden und strengen Eltern sind nicht gerade begeistert, als die junge Grace Kelly von Philadelphia nach New York geht, um dort eine Schauspielausbildung zu beginnen. Ehrgeizig verfolgt ...

1947. Ihre wohlhabenden und strengen Eltern sind nicht gerade begeistert, als die junge Grace Kelly von Philadelphia nach New York geht, um dort eine Schauspielausbildung zu beginnen. Ehrgeizig verfolgt sie ihre Pläne und verdient sich als Fotomodell bald schon etwas mehr Unabhängigkeit von ihren Eltern. Nach der Schauspielschule hatte sie einige Theaterengagements, doch erst 1950 sollte Grace Kelly erstmals mit einer kleinen Nebenrolle vor der Filmkamera stehen, wodurch sie in Hollywood endlich wahrgenommen wurde. Nach und nach entwickelt sich Grace‘ Karriere zum Superstar, was ihre Eltern mit Erstaunen quittieren, denn sie haben dies nie für möglich gehalten. Neben ihrem langsamen Aufstieg in der Film- und Theaterbranche sorgt Grace Kelly mit ihren vielen Affären für Gerede, das erst abebbt, als sie 1955 Fürst Rainier III. von Monaco bei den Filmfestspielen in Cannes begegnet, für ihn ihre Karriere als Schauspielerin aufgibt und ihn knapp ein Jahr später heiratet.
Sophie Benedict alias Steffi von Wolff hat mit „Grace und die Anmut der Liebe“ einen teilbiografischen historischen Roman vorgelegt, der Auszüge des Leben der berühmten Filmschauspielerin und späteren Fürstin von Monaco, Gracia Patricia wiederspiegelt und sich über die Jahre 1947 bis 1956 erstreckt. Der Schreibstil ist pragmatisch und nüchtern zu nennen, zählt hauptsächlich altbekannte Fakten auf und gibt dem Leser so einen Überblick über die Entwicklung der jungen ehrgeizigen Grace Kelly, die sich mit viel Durchsetzungskraft, eleganter Erscheinung und einigem Talent von der Theaterschauspielerin zum Oscar prämierten Filmstar hocharbeitete. Das Buch gleicht ehereiner Aufzählung von Lebensstationen und hört leider genau dann auf, als Grace Kellys Leben sich in ein Märchen verwandelt mit der Hochzeit des Fürsten. Benedicts Erzählstil ist eng verknüpft mit der kühlen unnahbaren Art ihrer Protagonistin, wodurch der Leser immer auf Abstand bleibt und das Buch wie eine Art Abhandlung versteht. Da die Fakten um Grace Kelly überall nachlesbar sind, ist dieses Buch nur eine Zusammenstellung, die in großen Teilen sehr langatmig und vor allem langweilig zu lesen ist. Der Titel ist hier völlig irreführend und passt so gar nicht zu dem Inhalt des Buches.
Die Charakterisierung Grace Kellys ist ebenfalls übernommen aus Überlieferungen, der wahre Kern der Frau wird dadurch leider nicht offenbar. Kelly, in einer streng gläubigen und sehr wohlhabenden Familie mit mehreren Geschwistern aufgewachsen, war das schwarze Schaf. Während alle Familienmitglieder sehr sportlich ambitioniert waren, wollte sie schon früh Schauspielerin werden. Dieser Wunsch stieß bei ihren Eltern auf Unverständnis, doch Grace blieb sich selbst treu, verfolgte ihr Ziel unbeirrt, welches sie mit viel Disziplin, Zuverlässigkeit und vornehmer Zurückhaltung erreichte. Als Fotomodell war sie ebenso sehr erfolgreich, allzeit versuchte sie, die Anerkennung ihrer Familie zu erlangen, die ihr erst mit der Hochzeit Fürst Rainiers zuteilwurde.
„Grace und die Anmut der Liebe“ ist leider ein müder Abklatsch von Dingen, die man sich bei Interesse an Grace Kelly selbst anlesen kann, ohne dieses Buch lesen zu müssen. Dieser Roman bringt einem weder neue Erkenntnisse noch die Person näher, zudem sorgt er nicht für unterhaltsame Lesestunden aufgrund der sehr langatmigen pragmatischen Erzählweise. Hier geht der Daumen leider nach unten, keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 21.05.2020

Farblose Geschichte

Ein Garten für Ella
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Die bekannte Jazzsängerin Lisa Winwood hat sich mit ihrem Pianisten und Ehemann John einen Traum erfüllt und sich ein Haus im Alten Land gekauft, nachdem sie ihre Karrieren in Kanada gemeinsam beendet ...

Die bekannte Jazzsängerin Lisa Winwood hat sich mit ihrem Pianisten und Ehemann John einen Traum erfüllt und sich ein Haus im Alten Land gekauft, nachdem sie ihre Karrieren in Kanada gemeinsam beendet haben, um dort ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen. Für Lisa ist es nach 40 Jahren auch eine Konfrontation mit ihrer Vergangenheit, denn in all den Jahren ist sie nicht in ihre deutsche Heimat zurückgekehrt und hat den Kontakt zu ihrer Familie die gesamte Zeit vermieden. Nun gestaltet sie mit ihrem Mann nicht nur einen Garten für ihre vor 40 Jahren geborene und verstorbene Tochter Ella, sondern versucht auch, den Graben zu ihrer Familie wieder zuzuschütten, indem sie nach ihrer Schwester sucht, um sich mit ihr auszusöhnen. Wird es Lisa gelingen, ihre Schwester und andere Verwandtschaft zu finden?
Susanne Lieder hat mit „Ellas Garten“ einen Roman vorgelegt, der sich mit Themen wie Trauerbewältigung und dem Bruch innerhalb Familien auseinandersetzt. Der flüssige, leise und eindringliche Erzählstil nimmt den Leser schnell mit in die Geschichte hinein, wo er als Beobachtungsposten Lisa und ihren Mann John dabei begleitet, wie sie sich in ihrem neugewählten Wohnsitz einleben und ihr Leben, das immer und ausschließlich von Musik geprägt war, neu ausrichten, wobei der Garten eine besondere Stellung einnimmt. Neue Bekanntschaften erleichtern ihnen den Einstieg, wobei auch die Musik nicht zu kurz kommt. Vier Jahrzehnte lang hat es Lisa nicht geschafft, die Konfrontation mit der Familie zu suchen und so manches aufs Tablett zu bringen. Leider ist die Auflösung nicht gut gelungen, denn da die Handlung schon eher unaufgeregt erzählt wird, hätte hier ein gut durchdachter Spannungsbogen notgetan, um den Lesefluss konstant und interessant zu gestalten. So wirkt die Geschichte leider sehr langatmig, zäh und pathetisch, was dazu führt, dass schon bald Langeweile aufkommt und der Leser die Seite nur noch überfliegt. Ein wenig mehr Pep steht auch älteren Semestern gut zu Gesicht und hätte hier Wunder bewirkt.
Die Charaktere sind zwar liebevoll gestaltet, wirken jedoch zu glatt poliert und durchgeplant. Ihnen fehlt neben etwas Impulsivität auch das gewisses Etwas, dass sie auszeichnet und unverkennbar macht, was den Leser anzieht und ihn dazu bringt, mit ihnen zu fiebern. Lisa ist eine freundliche und patente Frau, die mit ihrem Mann John eine Einheit bildet, zwischen die kein Blatt Papier passt. John liest seiner Frau jeden Wunsch von den Augen ab, seine eigenen Wünsche bleiben allerdings im Dunkeln. Freundin Harriet ist ein kleiner Lichtblick, da sie unkonventionell ist, leider aber nur kurz Unruhe in das Leben der beiden bringt. Auch die liebe neue Verwandtschaft zeichnet sich nicht durch besondere Charaktereigenschaften aus, wodurch sie austauschbar wirken.
„Ellas Garten“ ist ein Roman über alte Narben und Lebensbrüche, der ein wenig mehr an Spannung und überraschenden Wendungen durchaus vertragen könnte. Die Erwartungen an eine interessante Geschichte werden hier leider nicht erfüllt. Schade!

Veröffentlicht am 16.05.2020

Wenig Flair und recht oberflächlich

Inseltage
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Die 23-jährige Franzi Moosbrugger überlegt nicht lange, als ihr das Angebot vom Arbeitsamt für eine Stelle als Servicekraft auf der Nordseeinsel Spiekeroog hereinflattert, denn sie braucht dringend eine ...

Die 23-jährige Franzi Moosbrugger überlegt nicht lange, als ihr das Angebot vom Arbeitsamt für eine Stelle als Servicekraft auf der Nordseeinsel Spiekeroog hereinflattert, denn sie braucht dringend eine Luftveränderung und vor allem Abstand von ihrem sehr vereinnahmenden Freund, der ihr das Leben unerträglich macht. Schnell sind die Sachen gepackt und Franzi von Rosenheim auf dem Weg Richtung neue Erfahrungen. In Meta findet sie schnell eine warmherzige Vermieterin, in deren Domizil sie unterkommt und sich langsam einleben kann. Aber auch die Inselbewohner machen es ihr leicht, sich angekommen zu fühlen. Da ist nicht nur Metas Neffe Tamme, der sich schnell mit Franzi anfreundet. Auch Phililip mit seiner kleinen Tochter, die Franzi als Zufallsbekanntschaft von der Fähre her kennt, läuft ihr immer wieder über den Weg. Wird Spiekeroog für Franzi zur neuen Heimat?
Jette Hansen hat mit „Inseltage“ den Auftakt für ihre Spiekeroog-Reihe vorgelegt, der den Leser mit seinem flüssigen und farbenfrohen Schreibstil nicht nur zu einer Reise an die wunderschöne Nordsee einlädt, sondern auch mit Protagonistin Franzi bekannt macht, deren Leben Kopf steht und der man einen Neuanfang regelrecht wünscht. Die Autorin stellt die Inselbewohner offen, freundlich und als nette Gemeinschaft dar, in der man sich schnell wohlfühlen kann. Die Geschichte beginnt recht hoffnungsvoll, schlägt aber schnell um, denn es werden so einige Klischees mehr als bedient. Eine Protagonistin, die erst recht scheu und zurückgezogen wirkt, um dann als völlig weltfremd und unfreundliche Angestellte aufzuwarten, ist nicht gerade das, was man sich als Leser wünscht. Auch die schnellen Liebesnummern sind einfach eher peinlich und rufen Kopfschütteln hervor, als dass man sie ernst nehmen könnte. Dass sich daraus eine Beziehung fürs Leben entwickeln soll, ist mehr als unglaubwürdig. Die Geschichte ist mehr als vorhersehbar, es fehlt an Spannungsmomenten und überraschenden Wendungen, um den Leser dauerhaft zu fesseln. So liest man eher quer und atmet auf, wenn das Ende erreicht ist.
Die Charaktere sind bleiben an der Oberfläche, wirken bis auf wenige Ausnahmen blass und farblos. Sie strahlen wenig Sympathie aus und wachsen dem Leser so auch nicht ans Herz. Der bleibt eher auf Abstand und beobachtet das Geschehen aus der Ferne. Franzi wirkt zu Beginn eher ängstlich und schüchtern, doch schon bald entpuppt sie sich als recht unfreundliche, wenig einsichtige Frau, die einem nur noch auf die Nerven geht. Sie nimmt sich Dinge heraus, die so im wahren Leben gar nicht möglich sind und sie niemals damit durchkommen geschweige denn einen Job behalten würde. Philip ist Familienvater und stürzt sich Hals über Kopf in eine neue Beziehung, die den Namen gar nicht verdient hat. Auch er wirkt eher oberflächlich und wenig anziehend. Tamme ist ein Raubein, aber hat einen weichen Kern. Meta ist der einzige Lichtblick in dieser Geschichte, denn sie ist freundlich, warmherzig und liebevoll.
„Inseltage“ verspricht viel und hält leider nur sehr wenig. Als Lückenfüller geht das Buch gerade noch durch, aber die 08/15- Geschichte bleibt nicht lange im Gedächtnis.