Die Essenz einer epischen Geschichte
Dieses Buch ist mir sofort ins Auge gesprungen und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, landete es direkt auf meiner Wunschliste.
Doch Achtung, obwohl der erste Satz aus dem Klappentext danach klingt, ...
Dieses Buch ist mir sofort ins Auge gesprungen und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, landete es direkt auf meiner Wunschliste.
Doch Achtung, obwohl der erste Satz aus dem Klappentext danach klingt, ("Die größten Liebesgeschichten werden mit Blut geschrieben!") ist es definitiv keine Lovestory. Diese Thema spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Es konzentriert sich viel mehr auf wichtige und dauerhaft brisante Themen, wie die Meinungsfreiheit und der Umgang mit der Angst sich nicht zu fügen.
Doch wie zeigt sich Mut? Welches Risiko ist zu groß? Welche Konsequenzen sind zu erwarten?
All dem begegnen die Protagonisten dieser Geschichte und müssen sich entscheiden wie weit sie für ihre Freiheit gehen.
Der Einstieg in diese Erzählung hat mich sofort gepackt man lernt die verschobenen Machtverhältnisse kennen und wie dominant und gnadenlos die Königin regiert. Hier ist kein Platz für Widerspruch, nicht konforme Schriften oder gar Rebellen.
Doch genau diese finden sich - sie stammen aus verschiedenen gesellschaftlichen Positionen, Frauen wie Männer und unterschiedlichen Alters. Es hat mich beim Lesen immer wieder erstaunt, wie viele Bereiche zu dieser Thematik abgedeckt werden, unter anderem wird Religion und Glaube aufgegriffen. Jedoch ist dies alles auf eine größere Anzahl von Charakteren verteilt. Hier wurde es stellenweise etwas viel und forderte eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen. Im Zentrum stehen Elodea, eine Studentin, Avian, ein Mann der Kirche und dessen Schwester, Lionel, der Bruder der Königin, der fahnenflüchtlinge Elliott, Gräfin Isobel und viele weitere. Trotz der hohen Anzahl an Charakteren bekommt jeder einzelne eine gewisse Aufmerksamkeit und durch die deutlich unterschiedlichen, wenn auch etwas komplizierten, Namen lassen sich diese gut zuordnen und merken. Jedoch wird etwas Spannung genommen, da man immer neuen Personen begegnet. Das Vermitteln der unterschiedlichen Ansichten und Verhältnisse formt eine gelungene Stimmung und meistens, doch nicht immer, spürbare Emotionen. Die vielen Beweggründe, Meinungen und Ansichten geben immer wieder Denkanstöße.
Zwischen den bedrückenden und angespannten Szenen finden sich kostbare Momente der Leichtigkeit, Zeit für ein paar wenige Scherze, etwas Freundschaft und vielleicht ein kleines bisschen Romantik.
Das Setting lässt sich mit einer Zeit irgendwo zwischen Mittelalter und vor der Industrialisierung vergleichen, durchzogen mit Magie.
Insgesamt werden sehr viele Themen angesprochen, dies geht auf Kosten der Tiefe. Etwas weniger Breite hätte mir für ein Jugendbuch völlig ausgereicht. Um die, mit so viel Einfallsreichtum und Liebe gestalteten, Charaktere völlig auszuschöpfen und die Emotionen weiter zu vertiefen dürfte es, meiner Meinung nach, verzwickter sein, durchzogen mit Verrat und Misstrauen - dann über zwei oder mehrere Bände verteilt. Selten habe ich eine Geschichte gelesen die noch so viel mehr hergegeben hätte, obwohl sie bereits gut ist. Im Nachhinein wirkt es auf mich wie die Essenz einer epischen Geschichte.
Der Schreibstil ist anspruchsvoll, doch sehr passend zu dieser Erzählung.
Das Debüt von Theresa Jeßberger hat mir trotz meiner Kritikpunkte gefallen. Ich fand die Geschichte interessant und werde definitiv weitere Titel der Autorin lesen.