Ein guter aber durchschnittlicher Roman
One Last DanceRezensionsexemplar
INHALT
Die 22-jährige Gillian wollte nie etwas anderes als Tänzerin werden. Doch das Leben kam ihr und ihrem Traum dazwischen. Gillian muss ihren kranken Vater als Rektorin der renommierten ...
Rezensionsexemplar
INHALT
Die 22-jährige Gillian wollte nie etwas anderes als Tänzerin werden. Doch das Leben kam ihr und ihrem Traum dazwischen. Gillian muss ihren kranken Vater als Rektorin der renommierten New York Music & Stage Academy vertreten. Es scheint vorgezeichnet, was für ein Leben sie führen wird und für ihren Traum ist kein Platz mehr. Als sie den jungen Streetdancer Jaz kennenlernt wird ihr schmerzlich bewusst, welche Leichtigkeit das Tanzen mit sich bringen kann und langsam wird Gillian klar, dass es nie zu spät ist, seine Träume zu verwirklichen…
Als NetGalley verkündete, dass sie ab sofort auch Hörbücher als Rezensionsexemplare anbieten würden, war ich sofort interessiert. Ich höre sehr gerne neben der Hausarbeit oder dem Sport Hörbücher und versinke damit liebend gerne in völlig neue Welten. Deshalb habe ich das Angebot direkt genutzt und „One Last Dance“ angefragt. Herzlichen Dank für das bereitstellen des Hörbuches!
Nicole Böhm als Autorin kenne ich schon sehr lange. Ihre Urban Fantasy Reihe rund um die Seelenwächter hat mich sehr lange begleitet und war, gerade während meiner Blog-Anfänge, ein regelmäßiger Begleiter. Ihr Ausflug in das New Adult Genre habe ich also gespannt verfolgt, allerdings noch keine Zeit dazu gehabt, mir ein Buch davon näher anzuschauen. Da ich Nicoles Schreibstil wirklich toll finde, war es letztlich wirklich nur eine Frage der Zeit, bis die „One Last“-Reihe in meine Regale einziehen.
In der „One Last“-Reihe steht die New York Music & Stage Academy, kurz NYMSA, im Vordergrund. Es geht um Tänzerinnen, Schauspielerinnen und Sängerinnen. Etwas, das ich selbst unfassbar spannend und interessant finde. Noch dazu verarbeitet Nicole Böhm in dieser Geschichte auch eigene Erfahrungen, denn sie selbst hat an einer renommierten New Yorker Academy Musical studiert. Sie kennt sich aus in diesem Gebiet, hat dort selbst vieles erlebt und kann im Prinzip aus erster Hand davon erzählen. Und genau das habe ich auch während des hörens von „One Last Dance“ gespürt. Nicole lebt für diese Thematik, für die Schule und für das Leben dort. Man merkt einfach, dass es ihr wichtig ist und sie involviert ist bzw. war. Und das war einfach wundervoll. Ihr Schreibstil ließ sich auch durch die Sprecherinnen wunderbar genießen. Durch die beiden unterschiedlichen Stimmen wurden mir auch die Charaktere sehr viel näher gebracht. In manchen Situationen hatte ich regelrecht das Gefühl, dass sie direkt im Nebenraum standen und sich unterhielten. Es war wirklich toll und die Vertonung ist sehr gelungen. Beide, sowohl Chantal Busse als auch Ben Hofmann haben einen wirklich tollen Job gemacht. Ich kann euch beide nur ans Herz legen und werde die Augen nach anderen Projekten von ihnen offen halten.
Die Handlung von „One Last Dance“ war für mich allerdings nicht ganz so toll, wie das Setting und die Sprecher*innen. Irgendwie war es teilweise recht anstrengend den Alltag von Gillian und auch das Leben von Jaz zu verfolgen. Sie ist unfassbar reich, ihr Vater einer der berühmtesten Schauspieler überhaupt und leider erkrankte er an Krebs. Gillian ist gezwungen die NYMSA zu leiten. Mit gerade einmal 22 Jahren. Zunächst war mir nicht klar, dass Gillian derart jung ist. Ich musste es nachschauen und habe ihr Alter mit einem Stirnrunzeln wahrgenommen. Für mich hat sie sich viel Älter angehört bzw. angefühlt. All diese Verantwortung ohne jegliche Vorbereitung? Kaum vorstellbar. Noch dazu, wenn sie doch eigentlich den Traum als Tänzerin verfolgen wollte, wie der Klappentext suggerierte. Diesen Traum hat sie jedoch schon sehr viele Jahre zuvor begraben und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so genau, was sie vor der Erkrankung ihres Vaters gemacht hat. Diese Lücke könnte eventuell der erste Teil der Reihe „One Last Song“ beantworten, den ich allerdings nicht gelesen habe. Gerade am Anfang hätte mir das vielleicht geholfen, mich etwas schneller zurecht zu finden. Doch im großen und ganzen kann ich sagen, dass die Bücher durchaus unabhängig voneinander gelesen werden können.
Gillian ist eigentlich eine sympathische junge Frau, sie kämpft zwar mit den Widrigkeiten, die vor allem das alte Gebäude der NYMSA darstellen, kommt jedoch alles in allem ganz gut damit zurecht. Sie weiß, wie sie Autorität ausstrahlen kann, lässt dies ihre Angestellten aber nicht allzu deutlich spüren. Gerade deshalb hätte ich sie mir etwas älter gewünscht. Sie wirkt so reif, klar und fokussiert. Wenn ich auf mein 22-jähriges-Ich zurückblicke, dann wäre ich angesichts all dieses Drucks und Stresses definitiv zusammengeklappt. Ich weiß nicht, ob ich einfach zu naiv dafür gewesen wäre aber für mich hätte sich die Geschichte definitiv realistischer angefühlt, währe Gillian näher an der 30 als an der 20.
Als sie Jaz kennenlernt spüren direkt die Funken. Sie ist fasziniert von ihm als Tänzer. Er bewegt sich mit solch einer Leichtigkeit und einer Freude, dass sie nicht anders kann, als hinzuschauen. Durch Zufall begegnen sie sich wieder und ein Ereignis auf der Straße schafft so etwas wie eine Verbundenheit zwischen den beiden. Sie treffen immer wieder aufeinander und langsam werden sie vertraut miteinander. Hier hat mir jedoch irgendwie das Verständnis von Gillian für Jaz gefehlt. Sie möchte ihn fast schon gewaltsam in ihre Welt zerren, was er nur langsam und vorsichtig zulässt. Sie wirkt überhaupt nicht so, als hätte sie dafür Verständnis. Als wäre es selbstverständlich jemandem fremdes so viel Vertrauen entgegen zu bringen. In ihrer privilegierten Position ist dies vielleicht eher möglich, doch Jaz hat fast sein ganzes Leben auf der Straße verbracht. Wenn er der falschen Person vertraut, könnte das sehr gefährlich für sein Leben sein und da ist es doch klar, dass er sich nur sehr langsam und vorsichtig öffnet.
Jaz ist ein sehr angenehmer Charakter. Er ist zurückhaltend, fast schon als schüchtern zu beschreiben und das hat mir irgendwie sehr gefallen. Er weiß was er kann und was er hat und ihm ist überdeutlich bewusst, was er alles zu verlieren hat. Für ihn ist das Leben ein stetiger Drahtseilakt zwischen überleben und tanzen. Durch das Tanzen wird sein Überleben gesichert, denn nur mit seinen Auftritten, kann er genügend Geld zusammenkratzen um einigermaßen über die Runden zu kommen.
Gillian und ihre Welt sind für ihn wie ein Traum, dem er sich nicht einfach so hingeben kann und will, denn sollte dieser Traum plötzlich platzen, dann hätte er nichts mehr. Und das ist Jaz immer wieder überdeutlich bewusst. Gerade diese vorsichtige und ruhige Art fand ich toll. Jaz wirkt nicht gekünstelt, sondern echt und greifbar. Ich konnte seine Handlungen immer nachvollziehen und habe gerne aus seiner Sicht gehört, wie er die Dinge wahrnimmt. Ich fand ihn vor allem ab der Mitte der Geschichte sehr viel angenehmer als Gillian, kann es aber nicht hundert pro an etwas festmachen.
Die Liebesgeschichte der beiden entwickelt sich zwar recht langsam und ruhig aber irgendwie konnte ich das nicht so richtig nachverfolgen. Die Gefühle der beiden waren für mich gar nicht greifbar und ich hatte das Gefühl, sie waren bei beiden einfach irgendwann da. Wie mit einem Fingerschnips und dann hatte sich das irgendwie erledigt. Es hat sich einfach nicht richtig echt angefühlt, was ich wirklich schade fand.
Grundsätzlich fand ich die Handlung eher etwas zäh. Vor allem die ständigen Probleme mit dem Gebäude der NYMSA und der noch größeren finanziellen Belastung hat mich eher ermüdet. Letztlich war gerade eines der Probleme doch nur deshalb im Buch, weil es so zu einer Krise zwischen Gillian und Jaz führen konnte, denn sonst hätte es nur wenig Reibungspunkte zwischen den beiden gegeben. Auch die Problematik von der Straße, welche Jaz und seine Clique beschäftigte, fand ich zwar nicht unrealistisch aber zunächst aufgebauscht und dann langweilig abgehandelt. Der große „Knall“ am Ende war viel zu vorhersehbar und die Auflösung wirkte auf mich wie eine Art Notnagel um alles mit einer Person zu verknüpfen. Überhaupt der gesamte Schluss wirkte für mich etwas hektisch und letztlich auch wenig realistisch. Die Ideen von Gillian fand ich grundsätzlich zwar toll aber ich kann mir nur schwer eine realistische Umsetzung dessen vorstellen.
FAZIT
„One Last Dance“ ist für mich ein durchschnittlicher New Adult Roman, der vor allem etwas mehr Spannung gebraucht hätte. Die Handlung ging teilweise sehr langsam und schleppend voran, während vor allem Jaz als männlicher Protagonist unfassbar sympathisch hervorsticht. Gillian als Protagonistin war weniger einfühlsam und hätte in meinen Augen deutlich älter sein müssen. Die Liebesgeschichte der beiden war für mich nicht ganz nachvollziehbar, was schade ist, da ich sie als Paar eigentlich sehr schön zusammen fand. Das Setting der NYMSA fand ich jedoch sehr schön und die Thematik dieser Schule gefällt mir wirklich sehr, deshalb bin ich sicher, dass ich auch die anderen beiden Teile noch lesen werde.