Ich habe stellenweise das Gefühl, dass ich diesem Buch gar nicht gerecht werden kann. Es gibt so viel über die Geschichte, den Schreibstil und die Figuren zu sagen, dass ich gar nicht alles aufzählen kann. Egal, wie gut ich dieses Buch auch beschreiben mag: Es kann nur in die Hose gehen!
Bislang war ich eher ein Lesemuffel, wenn es um Bücher von Stephen King ging, mittlerweile habe ich aber so viele interessante Bücher von ihm entdeckt, dass ich dann doch schwach wurde und zu einem Buch gegriffen habe. Die Wahl fiel auf „Joyland“ – und es war eine gute Wahl!
Da ich von King bislang nur ein Hörbuch gehört habe, konnte ich den Schreibstil nie so ganz beurteilen, mir wurde auch des Öfteren gesagt, dass dieser oft ausschweifend sei. Dies ist er tatsächlich, ich muss aber sagen, dass mich dies absolut nicht gestört hat, denn King beschreibt Charaktere und Ortschaften so genau, dass ich mir alles bildlich vorstellen konnte und die Geschichte auf mich dadurch nur noch intensiver wirkte. Da die Geschichte aus der Sicht von Devin erzählt wird, lernt man ihn und seine Gefühle besonders gut kennen.
Devin war mir von der ersten Seite an unglaublich sympathisch. Er beschreibt seine Zeit in Joyland sehr nüchtern, zeigt dabei kaum Emotionen, gibt aber dennoch sehr viel über seine Gefühle zu seiner Exfreundin preis. Auch Tom und Erin, die zur gleichen Zeit wie Devin in Joyland gearbeitet haben, waren mir direkt sympathisch. Sie sind zwar alle drei sehr unterschiedlich, haben sich aber enorm gut ergänzt, was der Geschichte mehr als gut getan hat. Ganz besonders angetan hat es mir aber Mike, ein kleiner Junge, der im Rollstuhl sitzt und Devin am Strand kennen lernt. Auch seine Mutter Annie ist eine sehr angenehme Figur, wenn auch sehr zurückhaltend. Interessant waren ebenfalls die ganzen Mitarbeiter in Joyland. Jeder lebt dort sehr für sich, aber dennoch schaffen sie es dabei, ein Ganzes zu bilden. Die Sprache, die dabei in Joyland angewandt wird, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber dennoch unterhaltsam, da die Figuren dabei von der ersten bis zur letzten Seite sehr authentisch bleiben.
Der Gruselfaktor war jetzt nicht unbedingt der Größte, aber dies habe ich auch nicht erwartet. Mir ging es dabei viel mehr um Devins Gedanken, die sehr interessant waren. Wirklich gruselig waren einige Szenen, in denen Erin Devin sehr detailliert beschreibt, was sie alles über den Mord im Park herausgefunden hat, ansonsten gab es bei mir kaum Gänsehautmomente, was aber auch vollkommen in Ordnung ist. Dafür gibt es aber auch genug andere Emotionen, die man in dem Buch verspüren kann. Devin strahlt eine enorme Melancholie aus, die sich durch das gesamte Buch zieht. Dazu gibt es eine große Portion Hoffnung, Mut, Humor, stellenweise schon fast kitschige Gedanken zum Thema Liebeskummer und jede Menge Entschlossenheit, die ich nur selten in einem solchen Werk vorgefunden habe.
Die Auflösung der Geschichte hat mich sehr überrascht, denn mit einigen Wendungen habe ich nicht gerechnet. Ich hatte so ziemlich jeden Menschen auf der Rechnung, aber nicht die Person, die letztendlich an dem Mord in Joyland beteiligt war. Was ich jedoch ein wenig schade fand, ist die Tatsache, dass man Anhand der Ich-Erzählung bereits im Vorfeld weiß, dass Devin als Hauptfigur nie in wirklicher Gefahr war.
Ein wunderschöner Hingucker ist das Cover, dass den Freizeitpark sehr gut einfängt. Das Schild passt perfekt in die damalige Zeit und auch die Tageszeit gibt der Geschichte das nötige Gefühl. Die Kurzbeschreibung weiß ebenfalls zu überzeugen. Jedoch hätte man diese ein wenig anders ausschmücken können, denn besonders der letzte Satz ist eher ein Witz, wenn man bereits das erste Kapitel aufschlägt.
„Joyland“ hat mich zutiefst beeindruckt und ich werde mit Sicherheit von heute an kein King-Muffel mehr sein. Ein sehr guter Schreibstil, interessante Figuren und ein gut ausgearbeiteter Plot sorgen dafür, dass ich noch viele weitere Bücher von Stephen King lesen möchte. Der sogenannte „Meister des Horrors“ kann definitiv mehr als nur dieses Genre. Absolute Kauf- und Lesseempfehlung!