Bewegende Geschichte
Die Sehnsucht der Tulipane„...Seit jenem Tag vor vier Jahren sehnte sie sich nicht mehr nach der Sonne, die irgendwo hinter den leise zischenden automatischen Glastüren strahlte. Es war ihr gleichgültig, ob es regnete, ob Frühling ...
„...Seit jenem Tag vor vier Jahren sehnte sie sich nicht mehr nach der Sonne, die irgendwo hinter den leise zischenden automatischen Glastüren strahlte. Es war ihr gleichgültig, ob es regnete, ob Frühling in der Luft lag oder die Wolken Schneeflocken ausspien...“
Janna verkauft in einem Einkaufscenter Blumen. Jeden Samstag kommt Großvater Gerd, so nennt sie den alten Mann heimlich, um eine Blume für seine Flora zu kaufen. Er zaubert ihr ein Lächeln auf die Lippen. Und das ist selten. Vor vier Jahren hat Janna das Lächeln verlernt.
Am Abend steht sie am Grab ihres Sohnes Nick. Da spricht sie ein Mann an. Sie weiß nicht, was sie von ihm halten soll. Sie macht sich Sorgen, als er sie begleiten will. Dann erklärt er ihr:
„...Du musst dich nicht fürchten, Janna. Gott hat mich zu dir geschickt. Er will durch mich mit dir reden...“
Natürlich glaubt sie ihm nicht. Sie hält ihn für einen Spinner.
Die Autorin hat einerseits ein berührendes, andererseits ein humorvolles Buch geschrieben. Das ist kein Widerspruch. Es gibt Szenen, die bewegen grundlegende Fragen des Glaubens. Andererseits erweist sich der Engel Manuel als humorvoll.
Im Gespräch an der Haustür fordert Janna Manuel ganz schön heraus. Dann lässt sie ihn vor der Tür stehen.
„...Ein Verrückter in einem Kleid, auch das noch. Ein Engel? Die einzigen Engel, an die sie glaubte, waren klein, pausbäckig und aus Kunststein...“
Zu den stilistischen und Inhaltlichen Höhepunkten gehören die Gespräche zwischen Janna und Manuel. Er erlaubt ihr eine neue Sicht auf ihre Trauer und lehrt sie, wieder auf Menschen zuzugehen. Das alles geschieht nicht von Heute auf Morgen. Es braucht Zeit und es gibt Rückschläge. Eines der wichtigsten Zitate ist für mich das Folgende:
„...Denn Gott hat sich dafür entschieden zu lieben. Und man kann nicht lieben und zugleich jede Regung und jeden Wimpernschlag des anderen beherrschen. Er hat die Liebe gewählt und die Kontrolle aufgegeben, denn beides gleichzeitig ist nicht möglich. Er hat euch die Macht gegeben, Nein zu sagen...“
An vielen Stellen arbeitet Manuel mit einer sehr bildhaften Sprache. Doch ich möchte das Buch hier nicht zerreden. Um seine Feinheiten zu entdecken, muss man es selbst lesen und auf sich wirken lassen.