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Veröffentlicht am 23.07.2020

Tante Poldi und Dings

Tante Poldi und die Früchte des Herrn
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Es ist Ruhe eingekehrt, fast schon zu viel Ruhe für Tante Poldi. Die Schwermut, die sie und ihre Familie schon überwunden glaubten, ist dabei zurückzukommen. Die Bekanntschaft mit dem feschen Winzer Avola ...

Es ist Ruhe eingekehrt, fast schon zu viel Ruhe für Tante Poldi. Die Schwermut, die sie und ihre Familie schon überwunden glaubten, ist dabei zurückzukommen. Die Bekanntschaft mit dem feschen Winzer Avola wirkt ungemein stimmungsaufhellend. Dass Poldi so in ihren nächsten Fall stolpert, kann sie nicht ahnen. Allerdings nach einer interessanten Nacht, die etwas im Nebel liegt, wird in Avolas Weinberg eine Tote gefunden. Genauer gesagt, Poldi findet sie bei ihrem Morgenspaziergang. Entsetzt muss Poldi feststellen, dass es sich um die sympathische Wahrsagerin Giuliana handelt, welche Poldi erst kurz vorher aus der Hand gelesen hat.

Wie auch im ersten Band fungiert Poldis Neffe, der aus München anreist, als Poldis Chronist. Eigentlich möchte er einen großen Familienroman verfassen, aber Poldi meint, dass er sich viel besser eignet, ihre Fälle aufzuzeichnen. Und so erzählt sie ihm haarklein, wie es diesmal wieder anfing. Wie ihr zwei Todesfälle unterkamen, denen sie unbedingt auf den Grund gehen wollte. Und was mit Kommissar Montana war und dem Dings. Und dass, sie sich an Avola, den mit den Unterarmen, und das Dings nicht so richtig erinnern kann. Der Neffe muss mal wieder über seinen Schatten springen.

Von Phillip Moog hervorragend interpretiert läuft Tante Poldi zu bester Form auf. Vor ihrer exzentrischen Persönlichkeit, der sie mit deutlichen Worten und Schimpfworten Ausdruck verleiht, muss der Fall schon fast in den Hintergrund treten. Und doch kann sie nicht vermeiden, dass sie über Spuren oder Tote stolpert. Der Winzer Avola bietet eine Verlockung, die sie auf Abwege bringen könnte. Ob Montana damit einverstanden sein kann? Oder hängt alles irgendwie ganz anders zusammen. Tante Poldi, die sowohl dem Detektiv spielen und dem Dings nicht abgeneigt ist, stiftet auch andere zum Schnüffeln an und kommt schließlich auf den größeren Zusammenhang. Dabei reißt sie zwar alles an sich, überstrahlt aber auch alles irgendwie. Da muss der Neffe relativ anonym und im Hintergrund bleiben. Ein unterhaltsames Hörbuch, das besonders von der tollen Interpretation des Vorlesers lebt.

Veröffentlicht am 14.07.2020

Stimmung

Unsere glücklichen Tage
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Zufällig treffen sich die Freundinnen Marie und Elsa nach Jahren wieder. Es ist als wäre es gestern gewesen, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben. Wieso haben sie sich überhaupt aus den Augen verloren? ...

Zufällig treffen sich die Freundinnen Marie und Elsa nach Jahren wieder. Es ist als wäre es gestern gewesen, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben. Wieso haben sie sich überhaupt aus den Augen verloren? Vier beste Freundinnen, Elsa, Marie, Fanny und Lenica und etliche gemeinsam verbrachte Sommer in ihrer Jugend. Ja, da war dieser letzte Sommer, der alles veränderte. Der sie alle prägte. Der Sommer und Sean, ein Kinderfreund von Lenica. Elsa ist sehr froh, dass die Freundinnen gemeinsam beschließen nach den langen Jahren wieder ein paar Tage in dem alten Ferienort zu verbringen.

In der Jugend erscheint die Zeit unendlich, die Sommer wärmer und länger. Man glaubt, immer noch Zeit zu haben, um Probleme zu besprechen. Doch in den mittleren Jahren als sich die Freundinnen wieder treffen, wissen sie schon, dass man nicht mehr alles verschieben sollte. Sie wollen den Sommer genießen, aber sie wollen sich auch an jenen Sommer erinnern. Gab es ein Geheimnis, welches sie schließlich dazu gebracht hat, sich voneinander zu entfernen. Es fällt den Frauen nicht leicht, irgendwie ist es so als würden sie den Sommer von damals noch einmal durchleben. Doch auch Neues hält das Leben für die Freundinnen bereit.

Für dieses Buch muss man wohl in der richtigen Stimmung sein. Ist man das nicht wirkt der Roman etwas schwülstig und auch nicht sehr wirklichkeitsnah. Zu einer richtigen Liebesgeschichte fehlt etwas Entscheidendes und zu einer tiefgreifenden Tragödie fehlt irgendwie der Tiefgang. Ist man jedoch in der richtigen Stimmung, kann dieses Buch durchaus eine ergreifende Geschichte der Freundschaft der Frauen darstellen. Zugleich bietet das Buch einen Streifzug durch das sommerliche Frankreich und tut damit der Ferienstimmung gut. Man wünscht sich selbst ein Ferienhaus in einer angenehmen Gegend, in der man dann fast schon dazugehört, auch nach Jahren wieder. Man mag mit ein wenig Wehmut auf die Jugend zurückblicken, doch nachdem man ein Resume gezogen hat, kann man auch freudig in die neue Zukunft blicken.

Veröffentlicht am 04.07.2020

Wegen Agla

Das Netz
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Wegen Agla hat Sonja es gewagt, ihre Ehe zu beenden. Ihr Ex-Mann hat Sonjas Beziehung zu einer Freu zum Anlass genommen, für den gemeinsamen Sohn das Sorgerecht zu beantragen. Obwohl der Junge damit nicht ...

Wegen Agla hat Sonja es gewagt, ihre Ehe zu beenden. Ihr Ex-Mann hat Sonjas Beziehung zu einer Freu zum Anlass genommen, für den gemeinsamen Sohn das Sorgerecht zu beantragen. Obwohl der Junge damit nicht glücklich ist, darf er nur einmal im Monat zu seiner Mutter. Diese hat sich allerdings auch von üblen Typen abhängig gemacht, für die sie regelmäßig ins Ausland reist. Dies ist dem Zollbeamten Bragi aufgefallen, seine Spürnase hat angeschlagen, er weiß nur noch nicht, wie er seine Ahnung einordnen soll. Agla hat neben ihrer Beziehung, die sie verheimlicht, berufliche Probleme.

Die Geschichten von Sonja, Agla und Bragi verbinden sich auf unerwartete Weise. Alle drei sind in verschiedenen Arten von Zwangslagen. Sonja unternimmt alles, um mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen zu können. Bragi möchte eine bessere Betreuung für seine kranke Frau. Und Agla versucht, einem Verfahren wegen Wirtschaftskriminalität zu entkommen. Unterschiedlicher könnten sie kaum sein und doch kreuzen sich ihre Wege.

Mit den kurzen Kapiteln und damit schnellen Szenenwechseln kommt sofort Spannung auf beim Lesen. Dennoch dauert es eine Weile, bis man als Leser herausfindet, wie ungefähr die Verbindungen gezogen werden. Ein klassischer Ermittler-Krimi ist dieses Buch nicht, es wirkt eher wie ein Thriller, in dem sich die Anspannung eher aus der Handlung an sich ergibt. Und so kann es sein, dass einem möglicherweise eine Person fehlt, mit der man sich identifizieren kann. Anderseits macht gerade dies auch einen Reiz dieses Romans aus, denn die handelnden Personen sind nicht holzschnittartig gut oder böse. Sie unterliegen den Umständen, die ihnen das Leben auferlegt oder die ihnen von Dritten angetan werden. Der Konstruktion des Buches merkt man an, dass die Autorin auch Stücke für Bühne und Fernsehen schreibt. Als Serie würde sich dieser spannende Thriller, bei dem es sich um den Beginn einer Trilogie handelt, sicher gut machen. Auch wenn man mit den Protagonisten nicht so ganz warm wird, reißt einen die Handlung mit.

Veröffentlicht am 27.06.2020

Floras Küche

Die kleine Sommerküche am Meer
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Flora ist von der heimatlichen Insel Mure im Norden Englands nach London gegangen. Dort arbeitet sie als Anwaltsgehilfin. Schon lange ist sie heimlich in ihren Chef verliebt, doch der sieht sie einfach ...

Flora ist von der heimatlichen Insel Mure im Norden Englands nach London gegangen. Dort arbeitet sie als Anwaltsgehilfin. Schon lange ist sie heimlich in ihren Chef verliebt, doch der sieht sie einfach nicht. Als ihr bedeutendster Kunde Colton Rogers seine Investitionen vorantreiben möchte, soll Flora die Vorhut bilden. Begeistert ist Flora von dem Auftrag nicht, denn bei den Investitionen handelt es sich ausgerechnet um ein Hotel auf Floras Heimatinsel. Dorthin wollte Flora nach dem Tod ihrer Mutter nie zurück. Der Beruf geht vor und so muss sich Flora ihrem Vater und ihren Brüdern stellen.

Wie ist es, wenn man dort geboren wurde, wo andere Leute Urlaub machen? Floras Mutter Annie wollte immer, dass ihre Tochter alle Möglichkeiten hat. Flora sollte lernen und in die Welt hinausgehen. Wie viele junge Leute von der Insel ist sie gegangen. Nicht unbedingt in die Welt, aber doch ins hippe London. Ob sie dort glücklich ist? Immerhin hat sie ein paar Freunde und ihren unerreichbaren Chef. Ihre Rückkehr stellt sich Flora schwierig vor, allerdings ist es bald so als sei sie nie fort gewesen. Ihre Mutter fehlt jedoch immer noch sehr. Die Männer im Haus sind mit dem Haushalt völlig überfordert und die alten Streitereien gehen auch gleich wieder los.

Kaum daheim übernimmt Flora den Haushalt, sie putzt und kocht und kümmert sich um ihre kleine Nichte. Wozu hat sie dann die Ausbildung gemacht, fragt man sich. Ist sie doch nur ein Heimchen am Herd, das mit der Heimkehr die wahre Bestimmung findet. Ganz so ist es nicht, denn Flora gelingt es durchaus, etwas zu bewegen. Sie erfährt mehr über ihre Familie, sie findet neue und alte Freunde. Dabei wirkt sie allerdings etwas sprunghaft. Zwar bekommt man den Eindruck, dass ihre Geschichte etwas sehr konstruiert und süßlich nach alten Mustern gestrickt ist. Gleichzeitig ist sie aber auch warmherzig und liebevoll geschildert. Man hätte sich Flora moderner gewünscht, aber die tollen Beschreibungen der nordenglischen Landschaft machen einfach Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 24.06.2020

Apollo

Der Freund
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Bei Apollo handelt es sich um eine Dogge. Eine Schriftstellerin in New York hat ihn geerbt. Ein Erbe, dass es ihrer Meinung nach besser nicht gegeben hätte, denn es bedeutet, dass ein guter Freund gestorben ...

Bei Apollo handelt es sich um eine Dogge. Eine Schriftstellerin in New York hat ihn geerbt. Ein Erbe, dass es ihrer Meinung nach besser nicht gegeben hätte, denn es bedeutet, dass ein guter Freund gestorben ist. In ihrer Wohnung darf sie auch keine Tiere halten und Doggen sind nicht gerade Kleintiere, die unbemerkt bleiben. Natürlich gibt es Nachbarn, die die Ankunft des Hundes nicht nur bemerkten, sondern auch melden. Die Autorin ist unsicher, ob sie den Hund behalten kann, doch das liebenswerte Tier mag sie auch nicht wieder abgeben. Wahrscheinlich hat sich der Freund etwas dabei gedacht.

Frau und Hund überwinden den Verlust eines lieben Menschen. Doch ist es so einfach mit der Trauer. Wenn ein lieber Mensch stirbt, ist es einfach schmerzlich. Apollo trauert auf seine Weise und die Frau auf die ihre. Bei ihrem Beruf bietet es sich an, zu schreiben. Und so reflektiert sie über Tod und Verlust, über Hunde und ihre außergewöhnlichen Beziehungen zu ihren Menschen. Zunächst trauern Frau und Hund für sich, dann trauern sie gemeinsam und schließlich gewinnen sie wieder Freude am Leben. Doch liegt in diesem Beginn nicht wieder ein Abschied. Große Hunde haben leider häufig keine große Lebenserwartung.

Diesem Roman liegt wirklich eine ansprechende Idee zugrunde. Die Vorstellung, dass sich Hund und Frau gegenseitig trösten und über den Tod des Freundes und Herrn hinwegkommen, ist einfach schön, unabhängig davon, ob es tatsächlich geschehen kann. Doch irgendwie entsteht während des Hörens der Eindruck, die Autorin habe mehr das Bedürfnis, übers Schreiben zu schreiben oder über fremde Geschichten zu referieren, so dass manchmal nicht so viel übrig bleibt, von der vermeintlichen eigentlichen Idee des Buches. Und dann beginnt man nach der Geschichte zu suchen und man verzettelt sich letztlich irritiert. Nichtsdestotrotz hat das Buch sehr schöne Momente und Frau und Hund können die erste Trauerphase überwinden. Gerade diese hebt die Vorleserin Vera Teltz äußert gekonnt hervor.