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Veröffentlicht am 14.07.2020

Erschreckend

Fremdes Land
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„Fesselnd“ schrieb die Presse damals, ich sage nur „erschreckend“. Durch Zufall bin ich über diese, relativ alte, Dystopie „Fremdes Land“ gestolpert. Erschreckend, wie nahe wir heute der Erzählung von ...

„Fesselnd“ schrieb die Presse damals, ich sage nur „erschreckend“. Durch Zufall bin ich über diese, relativ alte, Dystopie „Fremdes Land“ gestolpert. Erschreckend, wie nahe wir heute der Erzählung von Thomas Sautner schon gekommen sind.

Überwachung, systematisches Angst machen der Bevölkerung sind nur zwei Beispiele, die uns heute nicht mehr ganz fremd sind. Der gläserne Mensch, der Politiker als Marionette von Lobbyisten sind weitere Bausteine in diesem Buch.

Das einzelne Individuum soll nicht mehr bestehen. Alle sind ruhig und gleich gestellt. Die Menschheit überwacht sich gegenseitig, merkt nicht, wie gefangen sie mittlerweile ist.

Während des Lesens glaubte ich mich in einem Thriller. Leider scheinen einzelne Teile davon schon bis in unseren Alltag vorgedrungen zu sein. Merken auch wir nicht mehr, wie wir manipuliert und klein gehalten werden?

Dieses Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven. Die Gedanken überschlagen sich schon während und auch nach Ende des Werks immer noch.

Dank des flüssigen Schreibstils hätte ich das Buch relativ schnell lesen können, doch der Inhalt zwingt beinahe immer wieder zu kleineren Pausen.

Hoffentlich findet dieses Buch den Weg zu vielen Lesern, damit wir wieder beginnen selbständiger zu denken. In so einer beschriebenen Welt möchte ich nicht leben müssen und wünsche es auch niemanden sonst.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Gefühlvoll und tiefgründig, dabei aber nie trocken

179 Euro 70
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„179 Euro 70“, zählt dieser minimal erbeutete Betrag wirklich als ganz normaler Bankraub? Robin, der gutmütige Bankräuber fragt sich wie er in diese Situation hat kommen können. Warum er nicht einmal einen ...

„179 Euro 70“, zählt dieser minimal erbeutete Betrag wirklich als ganz normaler Bankraub? Robin, der gutmütige Bankräuber fragt sich wie er in diese Situation hat kommen können. Warum er nicht einmal einen vernünftigen Raub zustande bringt und schiebt die Konsequenzen seines Handelns immer weiter von sich. Wird er seine Geiseln in Gefahr bringen oder kann er doch noch Verantwortung übernehmen.

Benita, mit ihrer Fähigkeit die Gefühle anderer Menschen zu fühlen, hat dagegen das Problem, dass sie ihre eigenen Gefühle nicht von denen der andern abgrenzen kann. Ihre Angst, dass es ihr wie ihrer Mutter ergehen wird, ist groß. Schafft sie den Lernprozess und kann mit ihrer Fähigkeit Frieden schließen und ein relativ normales Leben führen?

Die jugendliche Enissa wiederum ist zu angepasst. Als gute, brave Tochter einer türkischen Familie hat sie nur gelernt nett zu sein, und mit den Vorgaben ihrer Eltern zu leben. Kann sie sich wenigstens etwas befreien und zu einer selbständigen jungen Frau werden, oder würden ihre Schuldgefühle sie erdrücken?

Diese drei Hauptprotagonisten finden sich plötzlich auf einer Flucht wieder, die für jeden ein Stück weit eine Reise zu sich selbst werden soll.

Aufgebaut hat Ambra Lo Tauro diesen Roadtrip in geschickten, kurzen Kapiteln, die jeweils aus Sicht einer der Figuren erzählt wird. Die einzelnen Abschnitte tragen als kleine Überschrift den Namen der Figur, sodass der Leser sofort weiß, wer gerade am Erzählen ist.

In dieser Geschichte sind mehrere schwere Themen miteinander verknüpft. Einmal die Sensibilität von Benita, die auch real nicht jeder Mensch glauben könnte, dann die kulturellen Schwierigkeiten von Enissa, und nicht zuletzt Rob, der mit seiner Gutmütigkeit in eine scheinbar ausweglose Situation geraten ist. Der Autorin ist es hervorragend gelungen jedes Thema gefühlvoll darzustellen, zu erklären und zu beschreiben, ohne zu werten.

Der Leser hat hier ein sehr empfehlenswertes, tiefgründiges Roadmovie vor sich, ohne dass es dabei trocken oder langweilig wirkt.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Erotischer Roman der auch Hintergrundfragen anspricht

Bittersüße Qualen | Erotischer SM-Roman
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Ist es rational zu erklären warum sich eine selbständig denkende Frau freiwillig einem anderen Menschen ausliefert? Immer wieder wird dieser Versuch gemacht. Hier habe ich erstmals ein Buch gefunden in ...

Ist es rational zu erklären warum sich eine selbständig denkende Frau freiwillig einem anderen Menschen ausliefert? Immer wieder wird dieser Versuch gemacht. Hier habe ich erstmals ein Buch gefunden in dem diese Frage anschaulich und nachvollziehbar in Form eines erotischen Romans aufgearbeitet wurde.

„Bittersüße Qualen“ wird aus der Sicht von Audrey erzählt. Der Leser kann so ihre Zweifel, ihre Fragen, ihre Leidenschaft, ihre Lust und ihre Liebe hautnah miterleben. Schonungslos spricht Emily Bale den Zwiespalt an in dem sich die Protagonistin befindet.

Ihr rationaler Versand weigert sich zu akzeptieren, dass der dunkle Teil in ihr erwacht ist und sie immer mehr Gefallen an der freiwilligen Unterwerfung findet. Doch schafft sie den endgültigen Sprung in eine völlige Hingabe aus Liebe?

Der Schreibstil ist persönlich, einfühlsam, die Handlungen und vor allem die Fragestellungen und Zweifel der Protagonistin sind real nachvollziehbar. Es gibt weder übertriebenen noch konstruierte Szenen.

Der Leser muss sich aber nicht nur mit Zweifel und Fragen beschäftigen, es finden sich durchaus immer wieder heiße, lust- und schmerzvolle Szenen. Diese werden nicht mechanisch beschrieben, sondern gefühlvoll beleuchtet und ziehen den Leser in den Bann.

Für mich eines der wirklich wenigen Bücher, das sich auch mit den hintergründigen Fragen einer SM-Beziehung auf glaubhafter Ebene beschäftigt ohne dadurch den erotischen Reiz einbüßen zu müssen. Absolut empfehlenswert auch für Leser die SM wenig abgewinnen können, aber einen neutralen Einblick in die Gedankenwelt einer sich freiwillig unterwerdenden Person erhalten wollen.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Romantische, gefühlvolle Geschichte, die auch Trauer nicht verschweigt

Die Seidenvilla
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Tabea Bach hat mit ihrer vorigen Romanreihe ein gewisses Level vorgelegt. Doch mit „Die Seidenvilla“ kann sie problemlos daran anknüpfen.

Angela wird als fest im Leben stehende Frau dargestellt. Auch ...

Tabea Bach hat mit ihrer vorigen Romanreihe ein gewisses Level vorgelegt. Doch mit „Die Seidenvilla“ kann sie problemlos daran anknüpfen.

Angela wird als fest im Leben stehende Frau dargestellt. Auch ein schwerer Schicksalsschlag vermag ihr nicht den Boden zu entziehen – vorerst. Doch kann sie so ohne Weiteres das Leben fortsetzen? Wird sie vielleicht doch noch von Trauer und Verzweiflung eingeholt? Bei ihrer Tante Tess verlebt sie eine wunderschöne Auszeit. Sie stellt sich sogar vor eine alte Seidenweberei zu retten. Will sie wirklich ihren Lebensmittelpunkt verlegen? Ist sie für so einen großen Schritt bereit?

Die Figuren sind plastisch gezeichnet. Sowohl Angela wie auch die anderen Hauptprotagonisten durchleben eine spürbare Entwicklung. Sehr ans Herz gewachsen ist mir Tess. Eine lebenserfahrene alte Frau mit Gespür für das momentan Notwendige, sehr loyal, aber mit einem liebenswerten Dickkopf.

Wie bei der Kamelieninsel auch, so haben die Figuren hier einen sehr guten finanziellen Hintergrund. Die Hauptprotagonisten bewegen sich somit nicht unbedingt in der Mittel- oder Arbeiterschicht, auch wenn Angela sich durchaus gut integrieren kann.

Handlungen der verschiedenen Figuren sind nachvollziehbar, weder überzogen noch unrealistisch gezeichnet. Dialoge fühlen sich ungekünstelt an. Immer wieder werden italienische Worte oder Ausdrücke verwendet, doch Großteils findet der Leser sofort anschließend die Erklärung oder eine sinngemäße Übersetzung, sodass es auch für mich als sprachunkundige Leserin kein Verständnisproblem gab. Die fremde Sprache hat für mich auch den Lesefluss in keinster Weise gestört.

Das Cover wirkt für mich einladend, zart wie Seide, verführerisch und harmonisch.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diesen wirklich gelungenen Roman, der neben der Liebe, Freude und Zuversicht auch die Trauer, Wut und Verzweiflung benennt.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Liebesgeschichte mit Pfeffer

Unverklemmt | Erotischer Roman
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Der Titel „Unverklemmt“ könnte vermuten lassen, dass es sich hier um einen sehr freizügigen Roman handelt. Vielleicht sogar einen, in extremere Spielrichtungen geht. Doch ich bin positiv überrascht. Wir ...

Der Titel „Unverklemmt“ könnte vermuten lassen, dass es sich hier um einen sehr freizügigen Roman handelt. Vielleicht sogar einen, in extremere Spielrichtungen geht. Doch ich bin positiv überrascht. Wir haben hier eine nette Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, gespickt mit erotischen Vergnügungen.

Die Protagonisten kämpfen mit Alltäglichem und Besonderem, bis es zu einer Trennung kommt. Myra lässt sich auf neue Erfahrungen ein, um ihrem geliebten Professor gegenüber nicht als prüde und gehemmt zu erscheinen. Doch kann sie den Fraueneroberer damit halten? Benutzt er sie, oder sind von seiner Seite aus ehrliche Gefühle vorhanden?

Einen kleinen Einblick darf der Leser auch in die Film- und Theaterwelt machen. Inwieweit hier die gezeigten Aktionen einer möglichen Realität nahekommen, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings passen die Szenen hervorragend in den Handlungsablauf.

Die Geschichte von Myra und Adrian ist mit Gefühl und Herz dargestellt. Die erotischen Szenen haben Pfeffer und sind nachvollziehbar. Auch die Handlungen und Gedankengänge von Myra finde ich verständlich.

Jenna Norman hat uns hier einen wunderbar unterhaltsamen und anregenden Erotikroman beschert, der nur empfohlen werden kann.

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