Eine schöne Geschichte über die verschiedenen Leben mehrerer Generationen
Nachdem Leena während einer Präsentation einen wahren Nervenzusammenbruch erleidet, wird sie von ihrer Chefin zu zwei Monaten Zwangsurlaub verdonnert. Dabei ist die Arbeit das einzige, was sie von der ...
Nachdem Leena während einer Präsentation einen wahren Nervenzusammenbruch erleidet, wird sie von ihrer Chefin zu zwei Monaten Zwangsurlaub verdonnert. Dabei ist die Arbeit das einzige, was sie von der Trauer um ihre verstorbene Schwerster ablenkt. Um zur Ruhe zu kommen, flüchtet sie sich zu Ihrer Großmutter Eileen aufs Dorf. Eileen allerdings sehnt sich mit ihren Ende siebzig Jahren noch nach einer neuen Liebe, die Auswahl in ihrem kleinen Dorf allerdings ist begrenzt. So beschließen sie kurzerhand die Leben zu Tauschen. Während Leena auf dem Dorf zu Ruhe kommt, stürzt Eileen sich in London in die Dating Szene.
Das Cover von „Time to Love“ ist nicht besonders Auffallend, hat aber einen wiedererkennungswert, da er ähnlich Gestaltet ist wie auch schon der Debütroman von Beth O´Leary „Love to Share“. Auch in „Time to Love“ findet man wieder einen wundervoll flüssigen Schreibstil, der einen nur so durch die Seiten gleiten lässt. Details zu Ortschaften und Szenen werden ausreichend aber nicht zu überladen Geschildert und Gedankengänge der Protagonisten sind sehr gut beschrieben und Nachzuvollziehen. Hier haben wir es mit den Protagonisten Leena und Eileen zu tun, Enkelin und Großmutter die ihre Leben mehr oder weniger für einige Zeit tauschen. Abwechselnd bekommt man immer ein Kapitel der beiden zu lesen, die in der gegenwärtigen Ich-Perspektive geschrieben sind.
Mit Leena empfand ich von Anfang an nur sehr viel Mitleid. Sie stürzt sich in Arbeit um nicht in der Trauer um ihre geliebte Schwester unterzugehen, doch auch die Arbeit wird ihr zu viel und sie leidet plötzlich unter einer heftigen Panikattacke die ihr eine Präsentation vollkommen unmöglich macht. Daraufhin wird sie zu Zwangs Urlaub verdonnert. In Yorkshire bei ihrer Großmutter will sie zur Ruhe kommen und sich selbst wiederfinden. Problematisch an er ganzen Sache ist, dass ihre Mutter auch dort in der Nähe wohnt und auf diese hat sie einen Regelrechten hass. Dies war ein Punkt, wo ich nicht wusste, wer mir nun mehr leidtut, die Mutter oder Leena. Man kann Leena verstehen, aber die Beweggründe ihrer Mutter, ihre andere Tochter Carla bei dem Wunsch keine weiteren Therapien zu machen und in Ruhe gehen zu können, versteht man noch mehr. Leenas denken um dieses Thema ging mir ein wenig gegen den Strich. Man hatte das Gefühl einen Teenager zu beobachten, der sich mit allem im Recht fühlt. Natürlich, Trauer und Verarbeitung ist ein komplexes Thema, aber grade in dieser Zeit hätte die Familie einander gebraucht, durch Leenas vorwürfe war aber so gut wie jeder auf sich allein gestellt. Von einer Erwachsenen Frau hätte ich da aber mehr erwartet. Es sollte vielleicht nur Spannung in die Geschichte bringen, aber dennoch war ich damit nicht glücklich.
Eileen ist eine sehr liebevolle und humorvolle ältere Dame die mir mit ihren Denkweisen und ihrer Art gezeigt hat, dass man der älteren Generation manchmal viel zu wenig Verständnis gegenüber bringt und diese ganz anders Wertschätzen sollte als wir es zum Teil tun. Ihre Kapitel waren immer sehr humorvoll und gut durchdacht. Sie ist mir mit ihrer Art sehr ans Herz gewachsen.
Nebenbei lernt man viel über die Unterschiede zwischen dem Leben in einer Dorfgemeinschaft und einer Großstadt. Auch hier findet man viele Punkte die einem zum Nachdenken anregen. In der Großstadt ist einfach jeder sich selbst der nächste, während grade in alten Dörfern ein enger Zusammenhalt besteht. Auch die Nebendarsteller der Geschichte waren zum großen Teil sehr schön gewählt und haben der Geschichte das gewisse etwas verliehen. Dabei hätte man aber auch auf den ein oder anderen verzichten können, wie zum Beispiel Leenas Partner Ethan, der mir von vorne herein zuwider war. Er strotzte nur so vor purem Egoismus und mir wurde absolut nicht klar, was Leena mit ihm will. Der Höhepunkt meines Hasses auf ihn kam dann an dem Punkt, als er versuchte die eigentlich gute Bindung zwischen Leena und Eileen zu zerstören. Dies war auch ein Punkt, den ich absolut nicht nachvollziehen konnte.
Mein Fazit
„Time to Love“ ist ein liebevoller, generationenübergreifender Roman der gemischten Gefühle in einem Auslöst. Auf der einen Seite beschäftigt er sich mit Selbstfindung, grade nach einer Zeit des Verlustes und der Trauer, auf der anderen Seite kommt er sehr humorvoll daher und zeigt grade der jüngeren Generation auf, dass wir die ältere Generation gerne mal falsch verstehen und ihre Bedürfnisse unterschätzen. Ebenfalls zeigt er uns, dass es auch in Großstädten wichtig ist, sich nicht nur um sich selbst zu kümmern, wir sollten uns da doch öfter mal ein Vorbild an den kleinen Dörfern nehmen, wo sich noch jeder kennt und sich umeinander gekümmert wird. Es ist eine wunderschöne Geschichte für zwischendurch die ich gerne jedem weiterempfehle.